Protocol of the Session on September 25, 2015

Selbstverständlich darf es nicht dabei bleiben, den Rückbau in Städten mit wenig Leerstand vorerst nur auszusetzen, vielmehr müssen diese und weitere oft über Jahre leer stehenden Wohnungen auch hergerichtet werden und schnell wieder in Nutzung gehen. Jede Wohnung, meinen wir, ist allemal besser als ein Zelt oder ein Container. Die Botschaft der Landespolitik muss sein: Wir bauen Wohnraum, wir reißen nicht ab, wo Wohnraum fehlt.

(Rainer Albrecht, SPD: Machen wir auch nicht.)

Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. Meine Fraktion und ich beantragen daher – wahrscheinlich gibt es doch noch ein paar Unklarheiten, das ist mir deutlich geworden aus den Zurufen – eine Überweisung in den Wirtschaftsausschuss und in den Finanzausschuss.

(Zuruf von Rainer Albrecht, SPD)

Wenn die SPD denn Neubau ernsthaft will, dann, meine ich, findet man auch einen Weg.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Genau.)

Gerade weil gestern Abend beim Treffen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin 500 Millionen Euro für den sozialen Wohnungsbau bereitgestellt wurden für die Länder, sollten wir zumindest erst mal diesen Weg gehen. Und wir meinen, das ist genau der richtige. – Danke.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Rainer Albrecht, SPD)

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 60 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Ums Wort gebeten hat der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus Herr Glawe.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Auch in dieser Landtagssitzung versucht die Opposition wieder einmal, die Landesregierung vorzuführen und ihr Versagen zu unterstellen.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Das ist beschämend, wenn Sie es so empfinden.)

Wir brauchen diese „gut gemeinten“ – in Anführungsstrichen! – Vorschläge so nicht.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ach, Herr Glawe! – Regine Lück, DIE LINKE: Konstruktiv und sachlich.)

Frau Lück, ja, die Sachlichkeit liegt aber nicht darin, dass Ihnen einfach nicht bekannt ist, dass es in MecklenburgVorpommern 50.000 leer stehende Wohnungen gibt.

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ist Ihnen das nicht bekannt?

Nehmen wir gleich mal den ersten Punkt. Sie wollen ein Sonderprogramm. Sonderprogramm! Sie wollen ein Zeichen setzen. Ja, das hilft ja alles nicht, sondern wir brauchen strategische Ausrichtungen, wie wir insgesamt mit den Problemen umgehen wollen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Was ist denn der Unterschied zwischen „strategischer Ausrichtung“ und „Zeichen“, Herr Minister? Was ist denn da der Unterschied?)

Sie wollen ein Sonderprogramm zum Neubau von Mietraumwohnungen für Ober- und Mittelzentren aufle

gen, in denen weniger als drei Prozent der Wohnungen leer stehen. Schaut man sich einmal die Wohnungsleerstände in unserem Land an, kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass diese Forderung sehr einseitig ist. Wo im Land sind Leerstände denn so gering?

(Regine Lück, DIE LINKE: Das habe ich ja gesagt.)

Sie haben ein Beispiel, Rostock, genannt. Ich darf die Damen und Herren der Opposition daran erinnern, dass wir im Land immer noch einen Leerstand von über sechs Prozent haben.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

In unseren 23 Ober- und Mittelzentren liegt der Leerstand lediglich bei vier Städten niedriger als drei Prozent. Meine Damen und Herren, von daher stellt sich die Frage nach einem Sonderprogramm eigentlich nicht. Wir müssen punktuell gucken, wie wir damit umgehen. Da gebe ich Ihnen durchaus recht,

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Was ist denn das sonst?)

aber dazu ist dieser Antrag, den Sie jetzt gerade formuliert haben, wenig geeignet. Wir haben im Land 880.000 Wohnungen, und davon stehen 50.000 Wohnungen leer. Nehmen Sie das bitte mal zur Kenntnis, falls es sozusagen über Ihren Horizont von Rostock hinausgehen sollte!

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Also! – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Also, Herr Glawe!)

Ja, so ist es. So ist es. Es wird immer nur Rostock als Beispiel angebracht.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hat sie doch gar nicht. – Rainer Albrecht, SPD: Schönes Rostock!)

Da haben Sie Frau Lück nicht zugehört. Oder habe ich nicht zugehört?

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Sie haben nicht zugehört. – Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie haben nicht zugehört, ja. Es wurde immer wieder Rostock genannt.

Meine Damen und Herren, neue Wohnungen werden auch ohne Förderung gebaut.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Es geht um sozialen Wohnungsbau.)

Im Jahr 2014 sind es 4.170 neue Wohnungen gewesen, Frau Gajek. Wollen Sie die Zahlen bezweifeln? Wollen Sie die bezweifeln?

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Können Sie mal in einem anderen Ton mit mir reden? Also!)

Dann werde ich mit Ihnen jetzt rumfahren

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

und werde Ihnen die Wohnungen zeigen, wenn Ihnen das nicht reicht.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist ja nicht auszuhalten. Mann, Mann, Mann, Mann, Mann!)

Zudem wurden von den Bauaufsichtsbehörden im Jahr 2014 für weitere 2.500 neue Wohngebäude Anträge eingereicht und 4.300 Wohnungen insgesamt genehmigt, das heißt, es kommen weitere 4.300 Wohnungen im Jahr 2015 auf den Markt,

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Haben Sie sich mal angeguckt, in welchem Preissegment?)

nur mal so für Ihren Hintergrund.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch mal den Blick darauf lenken, dass weiterhin Neubau von Wohnungen in Mecklenburg-Vorpommern stattfindet, und zwar …

(Heiterkeit bei Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ja, die Frage ist doch, wo.)

Ja, es findet statt im Privatbereich, es findet statt auch in Rostock.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ach, nö?! – Zuruf von Dr. Hikmat Al-Sabty, DIE LINKE)

Ja, ist Ihnen nicht bekannt?

(Peter Ritter, DIE LINKE: Nicht nur in Rostock, auch in anderen Städten.)

Ja, ich nenne noch mal Rostock. Auch hier stehen wir mit Darlehensprogrammen zur Seite, das hat Frau Lück vorhin schon gesagt,