Ich möchte Ihnen gerne berichten, wie es die Upländer Bauernmolkerei geschafft hat, als Anbieter regionaler Biomilch in Nordhessen einen fairen Preis zu erhalten. Geplant war im Jahr 2002, 5 Cent je Liter Milch mehr von den Kunden zu bekommen, die direkt an die Milchviehbe
triebe ausgezahlt werden sollten. Vorab machte man eine Umfrage unter den Kunden in Supermärkten und Naturkostläden mit erstaunlichem Ergebnis: 80 Prozent der Verbraucher waren bereit, diesen Aufschlag von 5 Cent pro Liter auf regionale Biomilch zu zahlen.
Da ließ man also Klebemarken mit der Abbildung eines 5-Cent-Stückes drucken, die der Kunde an der Kasse abgeben konnte. Diese 5 Cent wurden dann direkt über die Lebensmittelgeschäfte an die Molkerei weitergereicht,
und die konnten dieses Geld an die Mitglieder, also an die Milchproduzenten auszahlen. Parallel wurden die Kunden in einer großen Kampagne informiert.
Das Ergebnis ist wirklich überraschend. Auch die Molkerei war überrascht. Der Absatz ihrer fairen Biomilch stieg deutlich an, sodass danach alle Produkte bis heute als faire Produkte vermarktet wurden. Und, ganz spannend, der Literpreis, den die Upländer Bauernmolkerei an ihre Bauern auszahlt, liegt bei 50 Cent. Das sind die Produktionspreise, die wir brauchen, um auch im Gewinn arbeiten zu können. Ich bin gerade bei Milch- und Molkereiprodukten der festen Überzeugung, dass sich hier eine Direktvermarktung und Regionalvermarktung geradezu aufdrängen.
Herr Backhaus, Sie haben es am vergangenen Samstag leider Ihrem Staatsekretär überlassen, auf der BIO-Landpartie die Milch- und Käsestraße Mecklenburg-Vorpommerns zu eröffnen, und haben stattdessen lieber einen Gemüsebetrieb besucht.
Sehr schade, dass Sie diese Gelegenheit ungenutzt gelassen haben, sich mit alternativen Produktions- und Vermarktungskonzepten auseinanderzusetzen. Die handwerklichen Käsereien im Land kommen mit ihrer Produktion kaum hinterher, so groß ist die Nachfrage. Und ich bin mir sicher, dass Qualitätsprodukte aus Mecklenburg-Vorpommern auch in Hamburg und in Berlin gut vermarktet werden können.
Ein ganz existenzielles Problem für die Milchbauern ist auch die Vertragsgestaltung mit den Molkereien. Es dürfte in Deutschland wohl einmalig sein, dass derjenige, der den Rohstoff, in diesem Fall die Milch, an den Verarbeiter, nämlich die Molkerei, liefert, erst Wochen später erfährt, welchen Preis er dafür bekommt. Und er hat keinerlei Einfluss auf die Preisgestaltung.
Wir sind ein großer Fan des Genossenschaftsgedankens. Die großen Molkereigenossenschaften jedoch, die überwiegend international agieren, haben mit dem ursprünglichen Genossenschaftsgedanken rein gar nichts mehr zu tun. Mitbestimmung, Solidarität und Teilhabe sind in den meisten Molkereigenossenschaften Fremdworte geworden.
Das einzelne Mitglied hat praktisch keine Einflussmöglichkeiten mehr auf die Geschäftsführung seiner Genossenschaft.
Die Molkereien haben überhaupt keinen Anreiz, bei den so oft zitierten Verhandlungen mit dem Handel einen möglichst hohen Preis herauszuholen. So wie bei jedem anderen weiterverarbeitenden Unternehmen sind auch die Molkereigenossenschaften daran interessiert, die Rohstoffpreise so gering wie möglich zu halten, also den Milchlieferanten so wenig für die Milch zu zahlen wie möglich. Und weil die Genossenschaftsmitglieder am Ende einfach das bekommen, was nach Abzug aller Kosten und des Gewinns für die Molkerei noch übrig bleibt, ist auch das Interesse, bei Verhandlungen mit dem Einzelhandel möglichst hohe Preise für Molkereiprodukte zu erzielen, vergleichsweise gering. Die Molkerei und damit die verhandlungsführende Geschäftsleitung trägt dabei nämlich nur ein geringes wirtschaftliches Risiko, ihre Einnahmen bleiben sicher.
Ich kann hier nur an die Landesregierung appellieren, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass der Preis für Rohmilch schon vor der Lieferung an die Genossenschaft ausgehandelt werden muss. Auch ist die Andienungspflicht abzuschaffen.
„Schön wie Models“, nannte Herr Tietböhl die Kühe, die als Vertreter ihrer Art bei der Eröffnungsveranstaltung der MeLa in diesem Jahr das Tier der MeLa repräsentierten, das Deutsche Holsteinrind. Ich fand das sehr treffend. Diese Kühe entsprechen tatsächlich einem Schönheitsideal, das an das menschlicher Models erinnert. Und Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters.
Nun geht es bei Kühen weniger um Schönheit, sondern um Robustheit, Gesundheit und die erstaunliche Fähigkeit, Gras in Milch umzuwandeln.
Auch wenn sich in den letzten Jahren die Zuchtziele von der Höchstleistung hin zu mehr Gesundheit verschoben haben, ist die Konzentration auf wenige Merkmale bei einer einzigen Rasse mehr als bedenklich.
Meine Damen und Herren, die Milchkrise muss überwunden werden. Wir müssen raus aus der Fokussierung auf den Markt …
… und stattdessen müssen wir auf Qualität und Regionalität setzen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Das Wort hat der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Herr Dr. Backhaus. Bitte.
möchte ich mich erst mal entschuldigen, Frau Karlowski, dass ich auf der verkehrten Veranstaltung war.
Ich finde das schon spannend, dass Nutzer- und Schützerverbände sich mittlerweile in Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen haben und sich einig geworden sind, um mit einem stärkeren Gewicht als Nutzer und Schützer gemeinschaftlich aufzutreten.
Zum Zweiten war ich dann auf den Landeswildtagen in Ludwigslust, im Übrigen eine tolle Veranstaltung mit über 10.000 Besucherinnen und Besuchern, wo es gerade um Regionalität, Saisonalität und dann noch diese wunderbaren Wild- und Fischprodukte geht. Und danach war ich im Gemüse-Garten Gresse. Das ist der größte Biogemüsegarten, Frau Karlowski, den es in Deutschland gibt, ja.
Das müssen Sie mir schon überlassen, wie wir das innerhalb des Hauses steuern, wo wir denn hinfahren.
als es nämlich auf dem Bauerntag darum ging, mit den Bauern über die Sorgen, Probleme, Nöte zu reden. Das muss ich Ihnen hier in dem Hohen Hause wirklich ehrlich sagen, ich war bitter enttäuscht, und nicht nur ich, sondern die etwa Tausend Anwesenden. Aus meiner Fraktion war Thomas Krüger da, Professor Tack war da, nicht einer aus Ihrer Landtagsfraktion.
Nicht ein, nicht ein Landtagsabgeordneter hält es für nötig, auf den Bauerntag zu kommen, um sich dort die Probleme, die Sorgen und die Nöte – Frau Schlupp war ja auch da – anzuhören.
Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn man das hier hört, dann will ich auch gleich an den Anfang stellen, wie ernst...
Ihre Leute aus den Bundesländern. Ich habe den Bundesminister aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, wie wir denn hier aus der Milchkrise herauskommen, und nicht nur aus der Milchkrise – deswegen springt der Antrag auch viel zu kurz –, sondern wir haben beim Schweinefleisch ein noch viel größeres Problem.
Dann haben wir einen Sondergipfel durchsetzen können. Es werden immerhin 500 Millionen Euro für Europas Bauern bereitgestellt, im Übrigen sowohl für die Milchvieh- als auch für die Schweinehalter und vor allen Dingen auch und insbesondere für die, die von der Dürre betroffen sind. Das mag Sie alles nicht interessieren.
(Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das ist eine Unterstellung. – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)
Ich nehme zur Kenntnis, auch das will ich hier der Öffentlichkeit sagen, diejenigen, die auch Verantwortung in den anderen Ländern tragen, das sind insbesondere Ihre Kollegen, die Sie sehr gut kennen, Herr Remmel von den GRÜNEN aus Nordrhein-Westfalen – nicht anwesend, Herr Meyer aus Niedersachsen – bei der Sonderagrarministerkonferenz nicht anwesend, Herr Habeck aus Schleswig-Holstein – nicht anwesend,