Protocol of the Session on October 22, 2009

Wie soll man das verstehen? Am 3. September wendet sich Deutschland an seinen neuen Freund, die Sowjetunion. Zitat: „Würde es die Sowjetunion für wünschenswert erachten, daß die russische Armee im geeigneten Augenblick gegen Polen vorgeht und ihr Gebiet besetzt?“ – „Wir sind einverstanden“, sagt Außenminister Molotow, der zweite Mann der Sowjetunion, „doch die Zeit ist noch nicht gekommen.“

Der 8. September: Die Deutschen stehen vor Warschau. Die Polen kämpfen verzweifelt. Molotow an Ribbentrop: „Überbringen Sie bitte meine Glückwünsche …“

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ja, eben, Molotow und Ribbentrop. Jetzt haben Sie es. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Molotow an Ribbentrop, ja: „Überbringen Sie bitte meine Glückwünsche an die Regierung des Deutschen Reiches.“ Ribbentrop an Molotow: „Wann beginnt aber die sowjetische Intervention?“ – Molotow: „Die sowjetischen Kriegshandlungen beginnen in einigen Tagen.“

(Michael Andrejewski, NPD: Ja, aber die Sowjetunion ist völlig unschuldig.)

Doch die Deutschen rücken sehr schnell vor. Stalin muss einen geeigneten Vorwand finden. Er findet ihn: die slawischen Brüder vor der faschistischen Barbarei retten.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: So, so.)

Und so beginnt am 17. September um 5.30 Uhr der heimtückische Angriff der Sowjetarmee gegen Polen mit 54 Infanteriedivisionen, 13 Kavalleriedivisionen, 18 Panzerbrigaden,

(Stefan Köster, NPD: Da schweigt der Bolschewist.)

13 Regimentern der Artillerie und der Luftwaffe. Insgesamt 2.000 Flugzeuge,

(Michael Andrejewski, NPD: Da wären Sie gern dabei gewesen, nicht? Das wäre schön gewesen.)

4.000 Panzer und 5.000 Geschütze kamen zum Einsatz.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Als man meldete, dass die Sowjetarmee auch angreifend vorrückt,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das wissen wir doch alles. Was ist daran neu? Das weiß jeder.)

fragte der völlig überraschte deutsche General erschrocken: Gegen wen? Er fürchtete,

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Nichts ist daran neu. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

er fürchtete,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Was wollen Sie denn eigentlich?)

dass die Rote Armee gegen die Deutschen kämpfen würde.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Faschist, was willst du eigentlich, sag mal!)

Hitler hatte seine Generäle nicht von der geheimen Teilung Polens unterrichtet,

(Stefan Köster, NPD: Ja, Herr Mauermörder.)

Stalin übrigens auch nicht.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Der polnische Staatspräsident Kaczynski hob hervor, dass die polnischen Soldaten den deutschen Angreifern noch Widerstand leisteten,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wie bitte? Können Sie das noch mal wiederholen? Können Sie das noch mal bitte wiederholen und belegen, ja?)

als die Rote Armee am 17. September 1939 in Ostpolen einmarschierte.

(Michael Andrejewski, NPD: Ist doch scheißegal.)

Herr Abgeordneter, ich muss Sie noch mal unterbrechen.

Und zwar erteile ich dem Abgeordneten Herrn Ritter einen Ordnungsruf für diesen Zwischenruf, genauso dem Abgeordneten Herrn Köster erteile ich ebenfalls einen Ordnungsruf.

Und, Herr Abgeordneter Borrmann, ich muss Sie gleich darauf aufmerksam machen, dass jetzt eigentlich die Einbringungszeit zu Ende ist.

15 Minuten?

Ich gestatte Ihnen noch einen Satz des Abschlusses der Einbringung.

15 Minuten waren das jetzt?

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: 15 Minuten? – Angelika Peters, SPD: Ja, da ist eine Uhr.)

Nach Ansicht …

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das waren zwar 15 Minuten zu viel jetzt, aber das ist egal. – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Nach Ansicht vieler polnischer...

Nein, dann korrigiere ich mich, Sie haben noch fünf Minuten Einbringungszeit.

(allgemeine Unruhe)

Nach Ansicht vieler polnischer Historiker ist der Zweite Weltkrieg nicht allein von Nazideutschland verschuldet worden, auch das

sowjetische Regime habe seinen maßgeblichen Anteil daran.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, ja.)

Mir ist da vieles unverständlich geblieben, Bürger.

(Ilka Lochner-Borst, CDU: Das wundert keinen. – Helmut Holter, DIE LINKE: Das merkt man. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Der kürzeste, bequemste und geradlinigste Weg von Deutschland in die UdSSR führte über Polen. Polen war der dünnste Teil der Schutzmauer, die die friedliebende Sowjetunion von dem aggressiven Deutschland trennte. Als Hitler sich im August an Stalin wandte, nahm dieser den Vorschlag begeistert an. Hitler kann man ja noch verstehen, aber Stalin?

Es wird immer wieder gesagt, Stalin hat sich Zeit vor dem deutschen Faschismus verschaffen wollen. Doch vor dem Molotow-Ribbentrop-Pakt und dem Dolchstoß der Sowjetunion in den Rücken Polens gab es keine unmittelbare faschistische Gefahr für die Sowjetunion.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Nein, nein. – Helmut Holter, DIE LINKE: Nein, überhaupt nicht.)

Es lagen mehr als 300 Kilometer zwischen beiden Staaten und das unabhängige Polen.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Das ist unglaublich.)