Protocol of the Session on July 12, 2007

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Nun zum letzten Punkt meiner Kritik. Es fehlt völlig ein Hinweis auf eine künftig angemessene Vergütung von Erzieherinnen und Erziehern. In den letzten Tagen gab es dazu mehrere Presseberichte, zuletzt die OZ vom 05.07. und die TAZ heute im „Medienspiegel“. Ich empfehle Ihnen diese Lektüre sehr. Diese Presseberichte machen deutlich, dass der niedrigste Stundenlohn einer Erzieherin in Mecklenburg-Vorpommern 6,96 Euro beträgt.

(Harry Glawe, CDU: Ja.)

Das ist ein Bruttogehalt von 1.170 Euro für eine 40-Stunden-Woche pädagogisch intensiver Arbeit. Und die meisten Kolleginnen und Kollegen, wenn es denn Kollegen im Kindergartenbereich überhaupt gibt, arbeiten aber nur 20 bis 25 Stunden. Wir sind hier wohl auch in einem Bereich, wo ein gesetzlicher Mindestlohn angebracht und notwendig wäre. Sie hätten deshalb an den ersten Satz Ihrer Begründung, ich zitiere, „Die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in unserem Land entspricht in großen Teilen nicht den aktuellen Herausforderungen an ihre Arbeit“, einen weiteren Satz anfügen müssen, der lautet: „Die Bezahlung auch nicht.“

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Dann, aber nur dann, würden die von Ihnen postulierten Forderungen, wie die Steigerung der Attraktivität des Berufsfeldes

(Harry Glawe, CDU: Wir können nicht alles auffangen, was Sie über Jahre alles falsch gemacht haben. – Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

sowie die Erhöhung des Anteils der Erzieher in den Kindertageseinrichtungen, wirklich erreicht werden.

(Harry Glawe, CDU: Na, das ist doch wahr! Das kann einen doch aufregen.)

Ich kann Ihnen nur empfehlen, meine Damen und Herren, die dafür geltenden Kriterien konkreter zu fassen.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Dazu haben wir einen Änderungsantrag vorgelegt oder aber, wir setzen nur das um, was der Minister hier heute schon als Optionen angezeigt hat. Vielleicht warten Sie doch auf die Empfehlung der Bildungskommission.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Vielen Dank, Herr Vizepräsident Bluhm, für die Rede.

Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Herr Vierkant von der CDU.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor ich zu den Hintergründen unseres Antrages und zu den gegenwärtigen

Feststellungen etwas sage, sehr geehrter Herr Kollege Bluhm, muss ich Ihnen sagen, dass Sie acht Jahre hier im Land regiert haben,

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Ach, das ist doch kalter Kaffee.)

acht Jahre lang und nichts ist auf dieser Strecke passiert.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU – Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Das stimmt doch gar nicht! – Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Das ist doch wohl nicht wahr!)

Und wenn Sie jetzt verlangen, dass wir das hier in einem halben Jahr reparieren, dann ist das unredlich.

(Unruhe und Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Rudolf Borchert, SPD: Nein.)

Meine Damen und Herren,

(Rudolf Borchert, SPD: Nein, oh nein.)

in deutschen Kitas bekommen die Kinder, …

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Heiterkeit bei Rudolf Borchert, SPD – Andreas Bluhm, DIE LINKE: War das jetzt eine Kritik an Ihrem Koalitionspartner? – Barbara Borchardt, DIE LINKE: Wahr- scheinlich. – Zuruf von Hans Kreher, FDP)

Ich habe Sie angesprochen, Herr Bluhm, und Sie sind bildungspolitischer Sprecher seit vielen Jahren

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Richtig, richtig.)

und das ist Ihr Ressort.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Der Bildungsminister kam immer von der SPD. – Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und DIE LINKE)

„,In deutschen Kitas bekommen die Kinder keinerlei pädagogische Förderung beim Rechnen und Schreiben.‘“

(Zuruf von Heike Polzin, SPD)

„,Man sagt, sie könnten sich nicht länger als eine Viertelstunde pro Tag konzentrieren.‘“ Das sagt Magali Bordas, eine Französin. „Sie hat an einem Erzieherinnenaustausch teilgenommen“ und berichtet „bei einer Podiumsdiskussion des Deutsch-Französischen Jugendwerks in Berlin Ende April von ihrer schockierenden Begegnung mit deutschem Kindergartenalltag. ,… was soll mein Kind denn lernen, wenn es nur jemanden beobachtet, der es beobachtet?‘“, wird sie von einem Zwischenrufer ergänzt. „Kindergärten in Deutschland – mehr soll es geben“, vor allem mehr Plätze soll es geben, „besser sollen sie werden. Doch je heftiger sich die Debatte über den Ausbau der Betreuungsangebote“, Sie wissen das, vor allem in den alten Bundesländern, „entfacht“, je mehr sich die Fragen nach der Quantität entfachen, „desto mehr rückt die Frage in den Mittelpunkt:“ Was ist mit der Qualität? „Was ist eine gute Kita? Und was müssen jene können, die vier, fünf, bis zu neun Stunden täglich Kleinkinder begleiten: die Erzieherinnen und Erzieher in den Kindergärten?“

Und weil wir, meine Damen und Herren, diese Fragen beantworten wollen und schnellstens auch müssen, um Konsequenzen daraus zu ziehen, liegt nun dieser Antrag vor Ihnen. „,Wir haben die Kinder in Deutschland jahrzehntelang systematisch unterfordert‘, sagt Fabienne Becker-Stoll, Leiterin des Münchner Staatsinstituts für Frühpädagogik …,“

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Angelika Gramkow, DIE LINKE: Wir sind in Mecklenburg-Vorpommern. – Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)

„,wir müssen dem unglaublichen Forscherdrang der Kinder von Anfang an adäquat begegnen.‘“

(Zuruf von Torsten Koplin, DIE LINKE)

„An einer École maternelle, dem französischen Kindergarten, geschieht das. Die Kinder kommen früh in Kontakt mit dem Alphabet, werden an die Schule herangeführt und von Erzieherinnen mit Hochschulabschluss betreut.“

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Aha!)

„Die entscheidenden Weichenstellungen“, da sind wir auch gar nicht weit voneinander entfernt, an dem Punkt, …

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Wunderbar! – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das war doch seine Botschaft.)

Die Kritik eingangs ging in eine ganz andere Richtung. Das wissen Sie ganz genau.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Ach! – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das haben wir nicht verstanden. – Heiterkeit bei Andreas Bluhm, DIE LINKE, und Gabriele Měšťan, DIE LINKE)

„Die entscheidenden Weichenstellungen für die Entwicklung eines Kindes erfolgen in den ersten Lebensjahren. Gerade für Kinder mit Migrationshintergrund ist diese Phase entscheidend. ,Wer bei der Einschulung die deutsche Sprache nicht beherrscht, hat im Grunde keine Chance mehr‘“. Ich bin davon überzeugt, dass „,langfristig alle Erzieherinnen eine Hochschulausbildung (brau- chen).‘“

Meine Damen und Herren, wer seine Kinder jeden Tag in die Kita bringt, kann es sehen: Die Anforderungen sind enorm. „,Eine Erzieherin muss eine Gruppe von 25 Kindern von zwei bis sieben Jahren, manchmal aus … verschiedenen Kulturen‘“, beaufsichtigen und den Bildungsprozess vorbereiten, unterstützen und nachbereiten können. Viel „häufi ger als früher“ muss eine Kindergärtnerin die „fehlende Unterstützung durch das Elternhaus kompensieren. Um eine Entwicklungsdiagnostik zu erstellen und richtig anzuwenden, brauchte man aber wissenschaftliches Know-how“, Didaktik- „und Methodenkenntnise, die nur an Hochschulen vermittelt“ und erworben „werden“ können.

(Irene Müller, DIE LINKE: Aha!)

„Doch in Deutschland haben gerade mal 2,6 Prozent der Kita-Mitarbeiter studiert“, meine Damen und Herren, „65 Prozent haben einen Fachschulabschluss.“

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

„Die Ausbildung greife zu kurz, so Becker-Stoll. An Fachschulen lerne man beispielsweise zwar, dass es Möglichkeiten gibt, Sprachentwicklung zu beobachten und zu messen, aber nicht, das richtige Instrument dafür auszuwählen.“

Doch es hat sich auch schon einiges getan. Erste Bachelorstudiengänge für Erzieher sind entstanden beziehungsweise sind noch im Entstehen. „Die Profi le der Angebote sind sehr unterschiedlich.“