Medien sind ein Mittel der Demokratie und Teil der demokratischen Kultur und eben nicht ausdrücklich Ware.
Gerade der Dokumentarfi lm ist auf öffentliche Förderung angewiesen, soll er nicht gänzlich aus den kleinen Kammerkinos – in den großen läuft er ja oftmals schon gar nicht mehr – verschwinden. Das geforderte Konzept für ein Film- und Medienland Mecklenburg-Vorpommern sollte Vorschläge enthalten, wie dem auch entsprochen werden kann. Und den Dokumentarfi lm als Kinofi lm zu erhalten ist vielleicht für Mecklenburg-Vorpommern eine zu stemmende kulturpolitische Aufgabe.
Auch deshalb muss Sorge dafür getragen werden, dass die dokumentART Neubrandenburg wieder in vollem Umfang arbeiten kann.
Meine Damen und Herren Abgeordnete, mit Sorge sehen wir, wie schwierig es gegenwärtig ist, Stoffe zu verfi lmen, die formal provokant sind und sich gar kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Das aber gerade soll kulturelle Filmförderung ermöglichen. Deshalb halten wir es für richtig, ausdrücklich für richtig, insbesondere bei der Drehbuchförderung anzusetzen, um das kreative Potenzial von Autorinnen und Autoren vor allen Dingen aus unserem Land besser zu nutzen und einen Freiraum zur Entwicklung jenseits von Marktzwängen zu schaffen. Zugleich sollen Anreize für Produzentinnen und Produzenten verstärkt werden, Projekte von Autorinnen weiterzuentwickeln und sie auf den Markt zu bringen.
Zu einem zweiten Schwerpunkt, den wir als Fraktion der Linkspartei.PDS für wichtig halten in einer künftigen Konzeption der Film- und Medienförderung in MecklenburgVorpommern, ja, für unverzichtbar, der im vorliegenden Antrag der FDP zum Teil angedeutet wird und wofür wir uns auch künftig einsetzen wollen: Wie Lesen und Schreiben zu den fundamentalen Kulturtechniken gehören, so gehört mittlerweile das Verstehen von Filmen und das Erkennen ihrer formalen Sprache zur Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts.
Medienkompetenz der Einwohnerinnen und Einwohner muss dringend gefördert werden, um eine weitere Spal
tung der Gesellschaft zu verhindern. Der Umgang mit neuen Medien muss vor allem in der Schule vermittelt werden, damit nicht nur jene Kinder und Jugendlichen Medienkompetenz erwerben, deren Eltern sich die entsprechende und in rasanter Entwicklung befi ndliche Technologie leisten können. Bei der Medienbildung darf sich der Staat nicht ausschließlich auf Sponsoring der freien Wirtschaft verlassen, weil so eine kaum noch rückholbare Abhängigkeit entsteht. Bildung bleibt aus Sicht der Linkspartei.PDS eine zentrale Aufgabe des Staates. Deswegen ist der Zugang für alle zu Informations- und Kommunikationstechnologien eine Voraussetzung für eine allgemeingesellschaftliche Medienkompetenz.
Dazu gehört die Fähigkeit von Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung. Es geht um die Fähigkeit, sich in unserer immer stärker werdenden medialeren Welt gut zurückzufi nden. Zurückzufi nden – richtig formuliert, denn manch einer lebt ja nur noch in dieser medialen Welt und geht vom Rechner weg, um zu essen und zu trinken.
Die Förderung von Medienkompetenz der Einwohnerinnen und Einwohner ist auch in Mecklenburg-Vorpommern deshalb eine zentrale bildungs- und wirtschaftspolitische Herausforderung. Sie ist eine Voraussetzung zur Gestaltung zukunftsfähiger Arbeitsplätze und für Chancen im wirtschaftlichen Wettbewerb von Regionen. Der Erwerb von Medienkompetenz als komplexes Bündel von Schlüsselqualifi kation gewinnt somit im Prozess des lebenslangen Lernens der Menschen in unserem Land eine immer größere Bedeutung und muss aus unserer Sicht in dieser Konzeption, der Film- und Medienkonzeption, und Förderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine wichtige Rolle spielen.
Das erfordert, Medienbildung eben als übergreifend, also als Querschnittsaufgabe zwischen Schule, Freizeit, Aus- und Weiterbildung, Forschung und Wirtschaft zu organisieren und hierfür auch ressortübergreifende Strukturen zu ihrer Koordinierung zu schaffen.
Die Fachverbände schätzen ein, dass die vorhandene Infrastruktur für Medienbildung – sowie im Bereich Schule und Lehrerbildung als auch in den Bereichen Forschung und Wirtschaft – jedoch gegenüber den Herausforderungen der Wissens- und Informationsgesellschaft und im bundesweiten Vergleich Defi zite aufweist. Deswegen ist die Förderung von Medienkompetenz als bildungs- und wirtschaftspolitisches Handlungsfeld in Mecklenburg-Vorpommern an sich zwar erkannt und es werden auf den unterschiedlichen Ebenen im Bildungs-, im Jugend- und Freizeitbereich sowie im Wirtschaftsbereich Angebote vorgehalten, aber insbesondere die Möglichkeiten der Vernetzung von schulischen und außerschulischen Medienangeboten und Bildungsangeboten sind aufgrund struktureller Kompetenzprobleme zwischen Schule, L.I.S.A. und Freizeitbereichen, konkret Jugend und Kultur, und manchmal auch aufgrund mangelnder inhaltlicher Konzepte beschränkt.
Meine Damen und Herren, wir wissen, dass die Diskussion um die Weiterentwicklung der Filmförderung im Land bereits seit Jahren anhält. Wenn ich jetzt versuche,
mit Blick auf eine von meiner Fraktion geforderte Konzeption – und deswegen unterstützen wir den Antrag der FDP – in Mecklenburg-Vorpommern ein Fazit zu ziehen, so geht es meines Erachtens um Folgendes:
Erstens. Die Leistungsfähigkeit von Film- und Medienunternehmen muss mit einem solchen neuen Konzept gestärkt werden. Die Branchenansiedlung muss intensiviert werden und damit auch zur Erschließung neuer Arbeitsplätze beitragen.
Zweitens. Die kulturelle Vielfalt und Qualität im Film- und Medienbereich muss durch verbesserte, auch materielle, Voraussetzungen erhalten und weiterentwickelt werden.
Drittens. Die Wirtschaftskraft des Landes im Medienbereich ist zu erhöhen und damit die Ausbildung und Beschäftigung der bereits dort Tätigen zu sichern und wenn möglich auszubauen und zu erweitern.
Viertens. Die Medienkompetenz ist deutlich zu erhöhen und die Entwicklung des künstlerischen Nachwuchses im Lande ist durch geeignete Maßnahmen zu sichern.
Fünftens. Die Qualität, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Film- und Medienproduktionen und -projekten aus dem Lande ist weiterzuentwickeln.
Sechstens. Die Erschließung und Pfl ege des fi lmgeschichtlichen Erbes des Landes, das es nämlich auch gibt, ist im Lande zu sichern. Aber, so haben wir zumindest im Ausschuss vernommen, was das Bewirtschaften des Landesfi lmarchivs betrifft, gibt es gute Entscheidungen, die eine tragfähige Lösung darstellen.
Also, meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie uns nach Vorlage der Konzeption der Landesregierung – so hoffen wir alle – zum September 2007 weiter darüber diskutieren und unsere Auffassungen und Gedanken austauschen. Dafür bietet auch der vorliegende Antrag der FDP-Fraktion eine ganz gehörige Menge an Anregungen. Deshalb wären wir sehr dafür, ihn in den federführenden Bildungsausschuss zur weiteren Beratung zu überweisen. – Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
Zunächst erst einmal vielen Dank, Herr Minister Tesch, für Ihre Darstellung des Sachstandes zur Konzepterarbeitung für die Förderung des Film- und Medienstandortes Mecklenburg-Vorpommern.
Und nun zu Ihrem Antrag, sehr geehrte Dame, sehr geehrte Herren von der FDP-Fraktion! Ich werte Ihren Antrag ausdrücklich als sehr konstruktiven Beitrag zu den Diskussionen um ein gutes Konzept...
Wenn Sie den Ausführungen des Ministers zu den Perspektiven eines Film- und Medienlandes MecklenburgVorpommern gut zugehört haben, konnten Sie feststellen, dass eine ganze Reihe Ihrer Gedanken und Forderungen aus dem Antrag auf Drucksache 5/585 dort bereits eingefl ossen sind.
Sehr geehrter Herr Kreher, Sie waren dabei, als sowohl der Minister als auch der Staatssekretär in der vergangenen Woche im Ausschuss einen Sachstandsbericht gaben,
Perspektiven und Möglichkeiten für ein Film- und Medienland M-V eröffneten und auch zum Ergebnis der Prüfung der Finanzen des MV Film e.V. sprachen. Dies taten beide ohne Beschlussvorgabe eines Termins durch den Ausschuss.
Meine Damen und Herren, wir haben gehört, dass sich bezüglich des Standortes Wismar Anfang des Jahres eine Arbeitsgruppe gebildet hat, an der auch der MV Film e.V. beteiligt ist. Da für den Film e.V. die Immobilien der Bürgermeisterhauptstraße in Wismar zu groß sind und er diese nur zu geringen Teilen nutzen kann, ist eine Neuausrichtung auch für den gesamten Standort mit weiteren Partnern sinnvoll. Dazu erarbeitet die Hochschule Wismar derzeit einen Businessplan. Ich stelle weiterhin fest, dass eine drohende Insolvenz, das sprach der Minister vorhin an, des MV Film e.V. verhindert wurde. Vielen Dank an den Bildungsminister, der sehr wesentlich dazu beigetragen hat. Ich stelle auch fest, dass, obwohl mehrfach von Vertretern des Vereins und anderen Akteuren behauptet, zu keinem Zeitpunkt eine Liquidation des Vereins angestrebt wurde oder wird. Einen Trägerwechsel haben wir zwar noch nicht geschafft, aber auch daran wird im Ministerium und in der Hansestadt Wismar tatkräftig gearbeitet.
Meine Damen und Herren, an dieser Stelle sage ich jedoch klar und deutlich, die Perspektive für mich kann nur eine Trägerschaft sein, die sich selber trägt – ohne Wenn und Aber. Eine dauerhafte Alimentierung beziehungsweise Bevorzugung eines einzelnen Vereins der Branche, so wie bisher, ist nicht nur anderen gegenüber ungerecht. Dies trage ich für meinen Teil auch nicht mit und dies geben auch unsere Richtlinien einfach nicht her. Ich fi nde es bemerkenswert, dass im Bildungsministerium Möglichkeiten für eine Überbrückungsfi nanzierung bis zum Trägerwechsel gefunden wurden. Dies ist meines Erachtens mehr als großzügig. Jetzt liegt es aber auch am Film e.V., die seitens des Ministeriums vorgebrachten möglichen Perspektiven beziehungsweise Tätigkeitsbereiche konzeptionell zu unterfüttern.
Ich möchte heute nur zwei mögliche Perspektiven benennen: Da sehe ich zum einen die Betreuung des Filmarchivs in Wismar. Dies wurde bislang dort sehr gut wahrgenommen und natürlich auch vom Land fi nanziell unterstützt. Zum anderen kann ich mir eine Beratertätigkeit in der Filmszene gut vorstellen. Die vorhandene Kompetenz sollte bei der Qualifi zierung von Anträgen zur kulturellen Filmförderung genutzt werden. Möglichkeiten sehe ich auch beim Ausbau der Medienkompetenz. Herr Bluhm hat sehr ausführlich dazu Stellung genommen. Ähnlich der Medienarbeit an den Standorten Rostock
und Neubrandenburg könnte auch am Standort Wismar durch den MV Film e.V. ein Medienkompetenzzentrum entstehen. An dem Standort könnte dann sowohl für die Hansestadt Wismar als auch für die Region gearbeitet werden.
Meine Damen und Herren, im Ausschuss haben wir auch über die zwei Ebenen der Filmförderung gesprochen, die kulturelle und die wirtschaftliche Filmförderung. Ich fi nde es gut, dass sich unsere Landesregierung für deren Weiterentwicklung einsetzt und engagiert und dass heute hier noch einmal von dieser Stelle her bekräftigt hat. Hier sehe ich Potenziale vor allem bei der wirtschaftlichen Förderung, zum Beispiel bei der Vermarktung des Drehstandortes Mecklenburg-Vorpommern beim Location Service.
Sehr geehrte Damen und Herren, wer von mir hier und heute jetzt hochgestochene kulturpolitische Visionen für unser Land erwartet hat, den muss ich enttäuschen. Ich sehe uns in Mecklenburg-Vorpommern weder als zweites Hollywood noch als M-Vollywood. Ich bin Realist, eine Konkurrenz zu Berlin, Brandenburg und Hamburg ist für mich unrealistisch.
Ich sehe jedoch große Chancen mittendrin, zwischen Berlin und Hamburg, und zwar bei der Entwicklung des Drehstandortes M-V, bei der Förderung der Produktionen, der Dienstleistungen, bei der Förderung von jungen Filmemachern und bei der Förderung von Drehbüchern. Lassen Sie uns diese Chancen im Fokus behalten seitens des Parlaments und auch seitens der Landesregierung. Genau diese Schwerpunktsetzungen werden mit Sicherheit in die Konzeption einfl ießen. – Vielen Dank.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und CDU – Andreas Bluhm, Die Linkspartei.PDS: Aber überweisen hätten Sie ihn ja können.)