Protocol of the Session on March 17, 2011

(Vincent Kokert, CDU: Ja, weil sie nicht funktionieren, das ist es ja. – Birgit Schwebs, DIE LINKE: Ja, ja.)

Und dass sie einfach ausgeschlossen werden sollen, das ist völlig unwissenschaftlich und ruft jeden seriösen Biologen und Ornithologen auf den Plan.

Die Fachleute Ihres Ministeriums, sehr geehrter Herr Minister, selbst geben an, dass Krähenvögel nicht nachweisbar als Seuchenüberträger festgestellt wurden, und wenn, dann wären die nach den Abschussattacken übrig gebliebenen Krähenvögel ja auch in dem gleichen Verdacht, Seuchen zu übertragen. Folgt man dieser Unlogik, müsste man ja gleich alle Kulturfolger bejagen. Diese Begründung ist an den Haaren herbeigezogen, meine Damen und Herren.

Auch die restlichen angeführten Begründungen, die uns angeblich zur Bejagung von Aaskrähen und Elstern zwingen, klingen recht abenteuerlich. Rabenvögel zerstören Gelege, erbeuten Jungvögel, dezimieren einzelne Niederwildarten – ja, wie jeder Adler, wie jeder andere Raubvogel das eben tut, ebenso, wie diese gejagten Tiere sich wiederum von anderen Wirbeltieren und Wirbellosen ernähren. Schwindet die Spezies Raubvögel, so wer

den Marder, Fuchs, Waschbär, Marderhund diesen Job sicherlich übernehmen.

(Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

So ist es eben in der Nahrungskette. Dies als Begründung herzunehmen, ist mehr als merkwürdig, zumal der Antwort auf die Kleine Anfrage meiner geschätzten Kollegin Schwebs auf Drucksache 5/4117 zu entnehmen war, dass es keinerlei belegbare Erkenntnisse für irgendwelche von Rabenvögeln ausgehende Bestandsgefährdungen von Niederwild gibt.

(allgemeine Unruhe)

Sie können ruhig zuhören. Sie wollten doch zuhören, Herr Kokert.

(Vincent Kokert, CDU: Ich habe zugehört.)

Ja, das ist gut.

Und wenn es dann doch so sein soll, warum gibt es dazu keine Untersuchungen durch die Landesregierung? Sind Rabenvögel eine besondere Spezies, bei der man sich auf mittelalterliche Gruselgeschichten verlässt, wie in vielen Märchen zu lesen war?

(Torsten Renz, CDU: Da bin ich schon gespannt, was der Minister dazu sagt. – Irene Müller, DIE LINKE: Vor allen Dingen klauen Elstern ja Gold.)

Ebenso bringt mich die Behauptung der Landesregierung zum Erstaunen, dass diese schwarzen Vögel, also ich meine die Rabenvögel, regional bedeutende Schäden in der Landwirtschaft verursachen. Auch dies ist mir und mit keinerlei Fakten unterlegbar, siehe die vorhin erwähnte Antwort auf die Kleine Anfrage von Frau Schwebs.

(Irene Müller, DIE LINKE: Die gehen über das Feld und hinterlassen Tapsen. – Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Übrigens gibt es dort auch nichts Konkretes zu von Rabenvögeln verursachten Tierseuchen.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Unter uns Menschen würde man bei solchen Begründungen mit Sicherheit von Hörensagen, übler Nachrede und Verleumdung sprechen. Das sind Zustände aus grauer Vorzeit. Wenn die Landesregierung so massiv in den Naturhaushalt eingreifen will, denn für mich ist die Bejagung einzelner Arten ein massiver Eingriff und das bleibt es auch, dann soll sie gefälligst ihre Hausaufgaben machen und ihre sogenannten Begründungen auch konkret und wissenschaftlich unterlegen. Aus diesem Konvolut von Mutmaßungen eine gesetzliche Regelung zur Bejagung von Rabenvögeln herzuleiten, ist für meine Begriffe unseriöses Regierungshandeln.

Meine Fraktion und ich fordern jedenfalls von Ihnen, Herr Minister Backhaus, auf die geplante Änderung des Paragrafen 1 der Jagdzeitenverordnung in dieser Form zu verzichten und damit die Aaskrähen und die Elstern nicht dem Jagdrecht zu unterstellen.

Gemeinsam mit meiner Kollegin Reese nahmen wir, und der Herr Minister war ja auch dabei, an der Delegiertenkonferenz des Landesjagdverbandes am 05.03. in Klink teil. Ich habe mich hier mit den Jägern unterhalten, was sie denn dazu meinten. Sie haben gesagt, na gut, ab und zu schießen wir auch mal eine Krähe,

(Vincent Kokert, CDU: Hoffentlich bis jetzt noch nicht. Sie dürfen das noch nicht.)

weil es vielleicht auch mal Spaß macht. Aber hierfür eine gesetzliche Verordnung zu schaffen, weil man glaubt, diese Vogelart damit dezimieren zu können, halten selbst die Jäger für keine ausgewogene und kluge Geschichte.

(Vincent Kokert, CDU: Das glaube ich Ihnen nicht. Da müssen Sie sich mal die Stellungnahme des Landesjagdverbandes ansehen.)

Ein anderer Jäger hat gesagt, es würde vielleicht ein bisschen Spaß machen, auf diese Tiere zu schießen.

(Vincent Kokert, CDU: Ja, ja.)

Aber, meine Damen und Herren und liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werben dafür um Ihre Zustimmung, dass dieser Paragraf, der Paragraf 1, nicht so umgesetzt wird wie geplant. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Danke schön, Herr Griese.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 60 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Backhaus.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Herr Griese, ich kann das ja irgendwie verstehen, aber das wäre ein abendfüllendes Programm, jetzt darüber zu reden, was diese Landesregierung in den letzten Jahren für den Natur- und Umweltschutz getan hat.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Ich will nur daran erinnern, dass wir Steigerungsraten haben im ökologischen Landbau. Wir sind das Bundesland mit dem größten Anteil, was Agrarumweltmaßnahmen anbetrifft, wir haben einen zusätzlichen Naturpark auf den Weg gebracht. Ich will das gar nicht alles aufzählen.

(Rudolf Borchert, SPD: Und ein schönes Moorschutzprogramm.)

Und das Größte und Beste ist natürlich, wenn in einer Umfrage im Lande Mecklenburg-Vorpommern der Natur- und Umweltschutz gerade von der Bevölkerung in unserem eigenen Bundesland hochgradig anerkannt wird. Ich glaube, da verkennen Sie einen,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Genau deswegen sollten Sie darauf verzichten.)

da verkennen Sie,

(Zuruf von Wolfgang Griese, DIE LINKE)

da verkennen Sie die Tatsachen.

Frau Schwebs, dass Sie jetzt auch noch anfangen zu krähen,

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und DIE LINKE)

das habe ich mir gedacht. Ich meine das auch nicht böse. Sie bereiten sich ja wahrscheinlich jetzt schon auf Ihre Widerrede vor. Da kann ich auch sehr gut mit umgehen, aber irgendwie verstehe ich die ganze Welt nicht mehr.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Vom Prinzip her müssten wir ja auch sagen, eigentlich ist das, was Sie jetzt gemacht haben, ein Plagiat. Sie haben nämlich abgeschrieben vom BUND

(Vincent Kokert, CDU: Genau.)

oder von den Naturschutzverbänden. Das kann ich auch irgendwie nachvollziehen,

(Vincent Kokert, CDU: Ich nicht.)

weil Sie ja versuchen, nun auch da herumzufischen oder herumzujagen,

(Irene Müller, DIE LINKE: Ich glaube, mit dem Wort „Plagiat“ sollte man ein bisschen sachlicher umgehen.)

herumzujagen, Frau Müller, Sie vielleicht auch noch. Aber eines ist doch klar, wir haben noch gar keine gesetzliche Grundlage. Ich verstehe das nicht. Wir haben das Landeswaldgesetz noch gar nicht beschlossen und selbstverständlich ist es gute fachliche Praxis, wenn eine Landesregierung ein Gesetz in der Bearbeitung hat und dieses Hohe Haus irgendwann – hoffentlich bald im Übrigen – darüber entscheiden wird, dass dann in dem Zusammenhang auch die Verordnungsentwürfe vorgelegt werden. Das sind Entwürfe, ich betone das.