Protocol of the Session on April 5, 2006

Ich danke Ihnen für Ihren Redebeitrag.

Ich rufe jetzt als nächsten Redner den Abgeordneten Heinz Müller von der Fraktion der SPD auf.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den letzten Tagen hat eine Veröffentlichung für erhebliche Furore gesorgt, nämlich eine gemeinsame Erklärung zur Verwaltungsreform im Lande Mecklenburg-Vorpommern, die die Industrie- und Handelskammern zu Neubrandenburg, zu Rostock und zu Schwerin, die Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern, der Deutsche Gewerkschaftsbund Bezirk Nord sowie der DBB Beamtenbund und Tarifunion, Landesbund Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam der Öffentlichkeit übergeben haben.

Der Ministerpräsident hat in seiner Rede schon darauf hingewiesen, dass es keine alltägliche Konstellation ist, dass hier gesellschaftliche Gruppen, die sich im Tarifstreit als Kontrahenten einander gegenüberstehen, gemeinsam eine solche Erklärung verabschieden. Umso mehr ist es meines Erachtens interessant zu schauen, was diese Gruppen in ihrer Erklärung formulieren. Ich möchte deshalb am Anfang meiner Rede Auszüge dieser Erklärung zitieren. Da heißt es: „Im Interesse der Sicherung der Zukunftsfähigkeit und Eigenständigkeit des Landes Mecklenburg-Vorpommern erachten wir es als unabdingbar, eine umfassende, grundlegende und weit reichende Reform der Verwaltung durchzuführen.“

(Angelika Peters, SPD: Hört, hört! – Dr. Armin Jäger, CDU: Das meinen wir auch.)

Ich lasse etwas aus und dann geht es weiter im Zitat: „Wir begrüßen ausdrücklich das von der Landesregierung mit dem Verwaltungsmodernisierungsgesetz verfolgte Ziel, die öffentliche Verwaltung in Mecklenburg-Vorpommern auf allen Ebenen umfassend zu reformieren und eine bürgerfreundliche, moderne und leistungsstarke Verwaltung zu gewährleisten.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Die unterstützen wir auch.)

„Wir unterstützen daher die im Rahmen der Verwaltungsreform geplanten Maßnahmen wie den Abbau von Vorschriften, die Verringerung der Anzahl von Landesbehörden,“

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Alles unstrittig. Alles unstrittig.)

„die Straffung der Landesorganisation, den Einsatz von eGovernment sowie insbesondere die Funktionalreform und die damit untrennbar verbundene Kreisgebietsreform. Diese Maßnahmen bilden einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung, zur Steigerung der Leistungskraft der Verwaltung, zur Beseitigung von Parallelstrukturen und Doppelzuständigkeiten und zum Abbau vermeidbarer Bürokratie. Die Maßnahmen sollen die Selbstverwaltung stärken, zu mehr Bürgernähe und Bürgerfreundlichkeit, zu vorteilhaften Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten und damit zu einem besseren Umfeld für die Unternehmen im Land führen.“ Dieses, meine Damen und Herren, sind Teile der gemeinsamen Erklärung, die hier vom Unternehmerlager wie vom Gewerkschaftslager in unserem Land veröffentlicht worden sind.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

Ich glaube, diesen Worten kann man eigentlich nur vollkommen und uneingeschränkt beipflichten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Und wie soll das weitergehen?! – Zuruf von Siegfried Friese, SPD)

Und wenn wir uns einmal anschauen, welches Echo diese Erklärung in der, man sagt ja gern, veröffentlichten Meinung, ich sage, vielleicht im öffentlichen Denken spielt, dann darf ich einen Kommentar aus der „Schweriner Volkszeitung“ vom 31.03., also wenige Tage alt, auszugsweise zitieren. In dem Beitrag von Stefan Koslik heißt es: „Niemand wird mehr behaupten können, Rot-Rot hätte gegen den Willen großer Kräfte im Land diese Reform einsam durchgedrückt. Das ist das Wesentliche an der gestrigen Veranstaltung.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

„Harald Ringstorff hat es geschafft, das Land hinter sich und seine Reform zu vereinen.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Schauen wir mal. Das sehen wir bei der Wahl, was die Leute machen.)

„Ein riesiges Plus im Wahlkampf. Nun droht der CDUOpposition, als ewig Gestrige dazustehen.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Jaja! – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

„Reformunfähig und vielleicht sogar noch als schlechter Verlierer in der Demokratie.“

(Egbert Liskow, CDU: Ja, eine Einzelmeinung war das.)

„Nicht nur wegen des gestrigen Appells wäre sie gut beraten, ihre Ablehnung der Reform noch einmal zu überdenken.“

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS)

So weit Stefan Koslik. Er hat vollkommen Recht.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Glückwunsch, Herr Müller!)

Sie sollten die Ablehnung dieser Reform noch einmal überdenken, denn dem Appell kann ich mich nur anschließen. Aber wenn ich mir anschaue, was wir gerade in den letzten Sitzungen des Sonderausschusses von Ihnen gehört haben, dann darf ich jetzt – und das wird ein sehr kurzes Zitat, das verspreche ich Ihnen – Armin Jäger zitieren, der diesen Gesetzentwurf, bei dem die Unternehmer und die Gewerkschaften sagen, er muss beschlossen werden, der diesen Gesetzentwurf mit einem einzigen Wort klassifiziert, das heißt „Schrott“.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das stimmt.)

Das ist die Position der CDU zu dem,

(Volker Schlotmann, SPD: Hört, hört!)

was nach Meinung der Tarifpartner für dieses Land dringend notwendig ist, das ist nach Meinung der CDU und ihres Vorsitzenden „Schrott“.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig, richtig. Was unbrauchbar ist, das nennt man Schrott.)

Das, meine Damen und Herren, ist in der Tat ziemlich undifferenziert. Ich glaube, es ist ziemlich an der Sache vorbei,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig.)

wenn man dieses Reformvorhaben einfach als „Schrott“

bezeichnet, Herr Dr. Jäger.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Überhaupt nicht. Ich bin ja mal gespannt, was Sie machen, wenn Sie neu beraten müssen, wer Ihnen dann hilft. – Wolfgang Riemann, CDU: 85 Kreistagsabgeordnete! Warten Sie mal ab, wenn die Handwerker ihnen mit Baugenehmigungen die Türen einrennen!)

Herr Riemann, im Moment...

(Unruhe bei Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Warten Sie es mal ab, wo da die Bürgernähe bleibt, wie die Unternehmer dann urteilen! – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Herr Riemann, Sie können laut dazwischenrufen, nur beim Zuhören haben Sie vielleicht Schwierigkeiten. Nun hören Sie mir auch mal zu!

(Siegfried Friese, SPD: Nun hören Sie mal zu! – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Im Augenblick haben die Unternehmer zunächst einmal geurteilt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Welche denn? – Egbert Liskow, CDU: Welche? Welche?)

Sie haben nicht allein geurteilt, sondern in der Vereinigung mit anderen, nämlich den Gewerkschaften. Ich glaube, Sie sollten sich die Mühe machen, dieses wenigstens einmal zur Kenntnis zu nehmen

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das haben wir getan.)

und nicht Ihre eigene Überzeugung mit der Realität zu verwechseln!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das haben wir getan. Das haben wir getan.)

So, meine Damen und Herren, wenn wir feststellen, Herr Dr. Jäger ist hier nicht...

(Wolfgang Riemann, CDU: Sie kennen die Realität doch gar nicht. Sie schaffen es nicht mal bis zum Kreistag. – Zurufe aus der SPD: Oh! – Volker Schlotmann, SPD: Herr Riemann disquali- fiziert sich selbst. Er disqualifiziert sich selbst. – Dr. Armin Jäger, CDU: Wir werden noch mal Anlauf nehmen!)

Herr Riemann! Herr Riemann! Herr Riemann, hören Sie mir bitte zu!

(Unruhe bei Abgeordneten der SPD und CDU – Rudolf Borchert, SPD: Ach, lass es! Lass es!)

Herr Riemann, hören Sie mir bitte zu, weil Herr Dr. Jäger dieses Argument ja so gerne bringt,