Protocol of the Session on May 30, 2002

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Oh, oh, oh! – Harry Glawe, CDU: Das geht nicht! – Glocke des Vizepräsidenten)

Ich nehme den Ordnungsruf jetzt gern in Anspruch. Wissen Sie, es reicht langsam.

(Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Frau Ministerin, für das Wort „blöd“ hätte ich Ihnen einen Ordnungsruf erteilt, wenn Sie als Abgeordnete gesprochen hätten.

(Wolfgang Riemann, CDU: Ich will es ja nicht mit Gleichem vergelten. – Steffie Schnoor, CDU: Wo sind wir hier eigentlich?!)

Ich nehme das gern in Kauf, ja, weil es einfach mal Not tut.

Einwohnerrückgänge haben wir all die Jahre gehabt und all die Jahre, auch in Ihrer Zeit, waren Einwohnerrückgänge bei den Steuereinnahmen dann zu berücksichtigen gewesen. Und wir machen es schon immer prophylaktisch, ganz einfach weil wir uns nicht von den Ergebnissen überraschen lassen wollen. In Sachsen und Thüringen sind die Relationen in den Einwohnerrückgängen genauso hoch und auch dort wird das berücksichtigt. Gucken Sie sich das doch mal an!

(Wolfgang Riemann, CDU: Die haben aber weniger Arbeitslose. – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Herr Riemann, die haben in Sachsen geringfügig weniger Arbeitslose und in Thüringen, das wissen Sie doch auch, woran das liegt. In Sachsen ist es nur noch marginal,

(Angelika Gramkow, PDS: 0,4 Prozent.)

was die weniger an Arbeitslosen haben. Also Sie können doch jetzt nicht …

(Wolfgang Riemann, CDU: Bei uns gehen die Leute in den Westen. Dann haben wir weniger Arbeitslose.)

Herr Riemann, lassen Sie mich zufrieden mit Ihren blöden Äußerungen!

(Unruhe bei den Abgeordneten – Harry Glawe, CDU: Das geht so nicht weiter, Frau Ministerin!)

Das Zweite ist …

Frau Ministerin, ich bitte die Würde des Hauses zu beachten.

Ja. Aber ich würde vorschlagen, Herr Riemann macht das auch mal.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Angelika Gramkow, PDS)

Das Zweite ist Personal- und Einstellungsstopp. Wir haben ganz bewusst jetzt per Anfang April einen Einstellungsstopp verhängt. Das fällt den Ressorts schwer und da sind auch durchaus Einschnitte zu verzeichnen. Und diese Einsparungen, die wir da haben, sind zusätzlich. Das hatten wir nicht vorher schon irgendwie eingeplant, sondern das müssen die Ressorts zusätzlich erbringen. Und das ist nicht irgendwie etwas, Herr Riemann, was Sie sich auf Ihre Fahnen schreiben können.

(Wolfgang Riemann, CDU: 40 Millionen haben Sie vergangenes Jahr nicht rausge- geben an Personalausgaben, oder 60 sogar.)

Gucken Sie sich doch jetzt mal an per 30.04., wie wir dastehen im Verhältnis zur Planung,

(Wolfgang Riemann, CDU: Dann gucken Sie sich das am Jahresende an, Frau Keler!)

und dann werden Sie sehen, dass wir sehr zeitnah geplant haben!

(Beifall Heidemarie Beyer, SPD)

Ich wünschte mir, Sie hätten Recht in der Frage.

Das Schönste aber, was Sie hier immer wieder darstellen, Herr Riemann, ist Ihre Aussage, dass Sie für den Mittelstand eintreten und dass Sie hier für die kleinen Leute eintreten,

(Reinhard Dankert, SPD: Genau.)

obwohl es bei Ihren Steuervorschlägen eindeutig nur darum geht, den Spitzensteuersatz abzusenken.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU – Jörg Vierkant, CDU: Sie wissen’s doch besser.)

Herr Riemann, wer zahlt denn hier im Land diesen Spitzensteuersatz und für wen kämpfen Sie hier eigentlich? Das ist doch die Frage.

(Wolfgang Riemann, CDU: Für die kleinen Leute, die das Geld an der Tankstelle lassen müssen. – Heidemarie Beyer, SPD: Jetzt ist aber genug! – Zurufe von Angelika Peters, SPD, und Angelika Gramkow, PDS)

Ja, für die kleinen Leute, die der Spitzensteuersatz von 40 Prozent und darüber interessiert.

(Harry Glawe, CDU: Aber die kleinen Leute interessiert der Steuersatz von 15 Prozent.)

Herr Riemann, da wird es eigentlich ganz deutlich, für wen Sie hier eintreten. Nicht für die kleinen Leute, sondern für die Besserverdienenden. Ganz eindeutig!

(Harry Glawe, CDU: Nein, Sie brin- gen ja wieder alles durcheinander.)

Nein, wir bringen gar nichts durcheinander.

(Harry Glawe, CDU: Sie lesen nur die Hälfte. Sie lesen nur die Hälfte.)

So, und jetzt noch eine Sache,

(Harry Glawe, CDU: Sie lesen nur das, was Ihnen Spaß macht.)

weil Sie mich noch mal falsch interpretieren wollten.

(Harry Glawe, CDU: Das ist nicht falsch.)

Also, meine sehr verehrten Damen und Herren! Entschuldigung, Frau Ministerin. Ich bitte Sie doch, zumindest den Redner hier am Pult so reden zu lassen, dass man den Ausführungen auch vernünftig folgen kann, und nicht permanent durch Zwischenrufe zu unterbrechen. Der eine oder andere Zwischenruf ist ja in Ordnung, aber Sie sollten bitte schön eine vernünftige dialogische Führung der Debatte hier ermöglichen.

(Harry Glawe, CDU: Wir sind hier schon zwei- mal mit relativ unflätigen Begriffen belegt worden. – Sylvia Bretschneider, SPD, und Heinz Müller, SPD: Oh, oh, oh!)

Diese Bemerkung habe ich auch gerügt, Herr Glawe. Und keine Kritik bitte an der Amtsführung!

(Heinz Müller, SPD: Mir kommen gleich die Tränen. – Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Das Steueraufkommen im Land bei der Umsatzsteuer beträgt per 30.04. plus 7,3 Prozent, Herr Riemann.

(Wolfgang Riemann, CDU: Ja, weil alles teurer ist.)

Entschuldigung, Herr Riemann, Sie müssen sich mal ansehen, wie jetzt die Inflationsrate berechnet wird.

(Wolfgang Riemann, CDU: Über vier Prozent haben wir die Inflationsrate. Und das trifft die kleinen Leute, das trifft die kleinen Leute.)

Und Sie dürfen sich jetzt nicht von der DIW-Berechnung irritieren lassen. Bei der DIW-Berechnung geht es einzig und allein um die Lebensmittel. Und die Lebensmittel sind im Warenkorb mit 11 Prozent beteiligt. Und dort gibt es ein Plus von 14 Prozent.

(Wolfgang Riemann, CDU: Gönnen wir uns jeden Monat ein Auto und einen Kühlschrank.)