Protocol of the Session on January 31, 2001

Zu einer realistischen Wahrnehmung der Situation an unseren Theatern gehört ebenfalls die Feststellung, dass unsere Theater in ihrem Selbstverständnis als Stätten der Hochkultur keinen Schaden genommen haben. Wer will, dass dieses so bleibt –

(Zuruf von Steffie Schnoor, CDU)

die SPD-Fraktion bekennt sich nachdrücklich dazu –, der darf sich als Politiker gerade in schwierigen Situationen nicht aus der Verantwortung herausnehmen.

(Beifall Heidemarie Beyer, SPD, und Angelika Gramkow, PDS)

Herr Dr. Jäger, und ich sage mit gutem Grund,

(Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Dr. Armin Jäger, CDU)

der Kultusminister hat sich dieser Verantwortung seit seinem Dienstantritt gestellt, und das mit Sachkenntnis und Umsicht.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Aber zu merken ist da nichts. – Sylvia Bretschneider, SPD: Sie wollen ja nichts merken! Manchmal merken Sie auch nichts! – Zuruf von Steffie Schnoor, CDU)

Es mag ja sein, dass Ihnen das nicht so deutlich geworden ist. Ich sage nur, fahren Sie raus an die Theater, sprechen Sie mit den für Kultur Verantwortlichen in den Kommunen,

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

dann wird Ihnen diese Aussage, die ich zur Tätigkeit des Kultusministers hier getan habe, dort bestätigt werden.

(Beifall Heidemarie Beyer, SPD, und Reinhard Dankert, SPD)

Meine Damen und Herren! Zu einer realistischen Wahrnehmung der Situation unserer Theater gehört die Feststellung, die uns von außerhalb unseres Landes immer wieder gesagt wird, und zwar dass Mecklenburg-Vorpommern ein Land mit einer überdurchschnittlich hohen Versorgung mit Angeboten der Theater und Orchester auf die Einwohner bezogen ist.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das möchten wir gerne behalten. – Heidemarie Beyer, SPD: Wir auch.)

Da stimme ich Ihnen zu.

Ich sage dieses nicht als Rechtfertigung für Reduzierungen bei Mitteln für die Theater und beim Personal. Das will niemand. Ich unterstelle das niemandem. Ich sage dieses, um dem Eindruck entgegenzuwirken, Mecklenburg-Vorpommern stehe vor einem Zusammenbruch seiner Theaterlandschaft. Das ist nicht der Fall.

(Beifall Heidemarie Beyer, SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Na, na! – Steffie Schnoor, CDU: Siehe Rostock. – Harry Glawe, CDU: Wir sind ja auch ein Urlaubsland.)

Meine Damen und Herren! Zu einer realistischen Einschätzung der Theaterlandschaft gehört die Feststellung, dass sich die Theater, die Kommunen und das Kultusministerium den Herausforderungen unserer Theater und Orchester gestellt haben und sich immer wieder stellen. Der Minister hat dazu Ausführungen gemacht. Die SPDFraktion nimmt den Zwischenbericht über Entwicklungstendenzen der Theater- und Orchesterstrukturen im Lande Mecklenburg-Vorpommern zustimmend zur Kenntnis.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Meine Damen und Herren! Die SPD-Fraktion kennt die finanziellen Sorgen unseres Landes sehr genau, von denen die Sorgen der kulturellen Einrichtungen nur ein Teil und die der Orchester und Theater wiederum nur ein Teil sind. Von den Zuwendungen des Landes zur Förderung der gesamten Kultur in Mecklenburg-Vorpommern erhalten die Theater und Orchester mehr als 50 Prozent.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das stimmt.)

Das löst bei den Vertretern der anderen Künste und kulturellen Einrichtungen immer häufiger die Frage nach den Gründen dieser „ungerechtfertigten Mittelvergabe“ angesichts der Beschäftigtenzahlen und der Besucherresonanz in den Theatern einerseits und den anderen Kulturstätten andererseits aus. Die SPD bekennt sich zu diesen hohen Zuwendungen an die Theater und Orchester und wird sie auch in Zukunft nicht in Frage stellen. Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat in zehn Verhandlungen im Rahmen der Haushaltsberatungen für dieses Jahr erreicht, dass die Zuwendungen an die Theater und Orchester des Landes auf dem hohen Niveau von 70 Millionen DM pro Jahr erhalten bleiben.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wo ist denn da verhandelt worden?)

In Zeiten allgemeinen Sparens ist die Garantie der Zuwendung an die Theater bis zum Jahr 2004 auf diesem Niveau eine anerkennenswerte Leistung. Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen, viele Politikbereiche in diesem Lande wären froh, wenn sie die Gewissheit hätten, dass sie Zuwendungen des Landes vom heutigen Niveau bis zum Jahr 2004 behalten werden können. Wir können diese Garantie nicht geben. Der Kultusminister hat sich vertraglich verpflichtet, dieses bis zum Jahr 2004 einzuhalten. Dieses ist eine hoch anzurechnende Leistung.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ach!)

Wir hören, dass uns durch diese Festschreibung von 70 Millionen DM pro Jahr für die Theaterstandorte von den Theatern selber gesagt wird, dadurch wird unsere Planungssicherheit in wesentlichen Punkten stabilisiert. Wir sind dankbar dafür. Der Vorwurf, die Landesregierung schweige angesichts der finanziellen Not der Theater und Orchester und schaue zu, wie die Theaterlandschaft veröde, ist ungerechtfertigt.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Meine Damen und Herren! Es wird gerade im Bereich von Schwerin die Frage der Gründung einer Theater GmbH erörtert.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Lassen Sie mich dazu Folgendes sagen: Ich habe mich bei den Verantwortlichen eines Theaters in unserem Lande, welches in eine GmbH umgewandelt wurde,

erkundigt. Dabei habe ich erfahren, dass diese Umstrukturierung nicht leicht war, jetzt aber erhebliche Vorteile gegenüber der Eingliederung der Theater in die Verwaltungs- und Verantwortungsstruktur einer Stadtverwaltung bringe. Dieses Theater möchte in jedem Fall den GmbHStatus beibehalten und nicht zurück zur alten Einbindung in die städtischen Strukturen. Wenn die Gesellschafter einer GmbH verlässliche Partner sind, kann eine GmbH Vorteile bringen.

Meine Damen und Herren! Man muss anerkennen, dass die Stadt Schwerin im Vergleich mit anderen Städten in Deutschland ein 3-Sparten-Theater unterhält, das ihre finanziellen Möglichkeiten seit langem schon, aber jetzt insgesamt überfordert. Die Stellenstreichungen im Theater und im Orchester werden zu Recht als schmerzhaft empfunden. Davon sind persönliche Biografien und Lebensplanungen betroffen, die keinem Stadtvertreter, dessen bin ich mir sicher, die Entscheidung leicht gemacht haben und auch mich und meine Kolleginnen und Kollegen nicht gleichgültig lassen. Die Reduzierung der Zahl der Orchestermusiker muss – und das sollte mal geprüft werden – aber nicht unbedingt einen Verlust an künstlerischer Qualität des Orchesters bedeuten,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Oh! – Zuruf von Steffie Schnoor, CDU)

wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Das Schweriner Theater hat unter dem großen Dirigenten Masur mit 66 Musikern hervorragende Orchestertätigkeit geleistet. Ich weiß, dass ein Orchester, das mehr Musiker hat, mehr leisten und vielfältiger arbeiten kann.

(Präsident Hinrich Kuessner übernimmt den Vorsitz.)

Aber es ist ein Unterschied, ob man hier den Untergang damit verkündet oder ob man sagt, in schwierigen Zeiten ist dieses eine Maßnahme, die man mittragen muss.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das haben wir schon anders gehört.)

Meine Damen und Herren, was ist zu tun? Wir sollten anerkennen, dass die Summe von 70 Millionen DM Landesmittel …

(Angelika Gramkow, PDS: Den kommunalen Finanzausgleich nicht vergessen!)

Schön Dank, Frau Kollegin.

… bis zum Jahr 2004 festgeschrieben wird.

Frau Kollegin, unter uns ist ja ohnehin unstreitig, dass diese Summe im kommunalen Finanzausgleich festgeschrieben wird.

(Gerd Böttger, PDS: Na das haben Sie doch genauso gemacht. – Harry Glawe, CDU: Na dann können Sie es ja besser machen.)

Ich habe heute erstmals zur Kenntnis genommen, dass die CDU diese Festschreibung im FAG nicht mehr in Frage stellt.

(Unruhe bei Harry Glawe, CDU, und Gerd Böttger, PDS)

Nun kann natürlich sein, dass Frau Schnoor noch ans Pult kommt und diese FAG-Zuweisung wieder in Frage stellt, ich hoffe, sie tut es nicht. Frau Schnoor, wenn Sie es dennoch tun, …

(Steffie Schnoor, CDU: Muss ich mir jetzt meine Reden von Ihnen genehmigen lassen, Herr Friese?)

Ich will Ihnen nur einen guten Rat geben, Frau Kollegin, wenn Sie erlauben. Es gibt nämlich kein Theater in diesem Lande, das in dieser Frage Ihre Meinung teilt. Sie stehen sehr alleine da.

(Heiterkeit bei Steffie Schnoor, CDU – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Es mag ja für eine Politikerin mitunter sehr ehrenhaft sein, alleine dazustehen. Ich will Ihnen nur sagen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Außer Ihnen glaubt das keiner.)