Denn seit vielen Jahren sind doch Lehrermangel und Schülerzuwachs absehbar durch das Ausscheiden der Babyboomer unter den Lehrern und, ja, natürlich auch wegen der Zuwanderung. Anders als die AfD wollen wir doch auch die zugewanderten Schüler beschulen, wir wollen sie doch nicht als Problem begreifen, sondern wir wollen sie als Herausforderung begreifen. Ja, natürlich spielt das auch eine Rolle, das verkennt hier auch keiner, aber, liebe Personen von der AfD, wir sehen das
anders als Sie, wir wollen ihnen hier auch ein Zuhause bieten und sie gut beschulen. Das ist uns allen wichtig, außer Ihnen.
Aber wo, Herr Rabe, waren denn Ihre Prognosen für mehr Lehrer und Schulen und mehr Referendare in den vergangenen Jahren? Sich schlicht darauf zu verlassen, dass Referendare natürlich gern nach Hamburg kommen … Hamburg ist eine supercoole Stadt, das kann man ja denken, aber das kann doch nicht alles sein. Nun wird es noch Jahre brauchen, bis die Schüler von den Neuerungen, die Sie hier vorstellen, profitieren können. Unterrichtsausfall, überfüllte Klassenräume bleiben vielfach bitterer Alltag. Und das ist eine Bildungsmisere erster Klasse, das können Sie hier auch nicht schönreden.
Und es ist ein sehr, sehr verspäteter Beitrag für bessere Bildung. Immerhin, das konzediere ich auch, haben Sie erkannt, dass es fünf vor zwölf ist. Quereinstieg, Rückholung von pensionierten Lehrern halte ich für sinnvoll, aber sie verhindern doch eigentlich, wenn wir ehrlich sind, nur das Schlimmste, nämlich noch mehr Unterrichtsausfall, der gerade in sozial schwachen Gebieten, Frau Boeddinghaus hat es angesprochen, die sowieso unter Druck stehen, Lehrerpersonal zu finden,
ohnehin zu hoch ist. Dort gibt es mittlerweile Schulen, wie wir immer wieder lesen können, wo die Lehrer gar nicht hingehen wollen. Das sind die wahren Probleme, über die und nichts anderes wir hier unbedingt reden müssen.
Klar ist aber auch – und das ist, finde ich, wichtig, es geht um neue Lehrerstellen –, dass das ein strukturelles Problem ist, dass das Rahmenbedingungen sind. Gute Bildung braucht sehr profunde Fachkenntnisse und darf nicht verkennen, dass das Mithalten der sich rasant entwickelnden digitalen Welt an unseren Schulen auch noch offensteht. Dazu habe ich hier heute noch gar nichts gehört. Die bildungspolitischen Herausforderungen werden immer vielfältiger, KI und digitale Fähigkeiten werden in der Schule gefragt. Hierfür brauchen wir qualifiziertes Lehrerpersonal und kein Stückwerk. Das ist das, was wir, glaube ich, hier noch viel zu wenig besprechen.
Dann muss das Gap ausgebildeter Lehrer für MINT-Fächer geschlossen werden. Wir wissen doch alle und besprechen es immer wieder – und leider hat sich daran noch nicht so richtig viel geändert, es ist etwas besser geworden, aber noch nicht genug –, dass wir hier in Mathematik und in
den Naturwissenschaften noch nicht da sind, wo wir eigentlich in einer Großstadt wie Hamburg sein könnten. Wir können uns doch nicht damit abfinden, dass wir hier immer nur im Mittelfeld mitspielen. Wir müssen doch ganz nach oben, das ist es doch, worum es uns allen hier gehen sollte.
Also, Herr Rabe, ich bitte Sie, sorgen Sie für nachhaltige Lösungen statt kurzfristiger Problembekämpfung. Ganz ehrlich, ich finde, das sollte nach zwölf Jahren Schulbehörde dann auch mal drin sein. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte mich vorab bei den Lehrer:innen, Sozialarbeiter:innen und Schulpsycholog:innen bedanken für die tolle Arbeit, die sie trotz schwieriger Arbeitsbedingungen machen. Ich weiß nicht, ob es Zufall oder immer nur dann ist, wenn ich mit meiner Rede dran bin, dass die AfD wieder auf dem Rücken der Geflüchteten und Migranten Rassismus schürt. Das Problem sind nicht die Geflüchteten, nicht die Migranten. Das Problem ist, dass wir ein miserables Schulsystem haben.
Sie können nicht vorhersehen, dass Menschen flüchten und, nachdem sie ihre Länder verlassen haben, hierherkommen, sondern wir müssen bildungspolitisch und auch menschlich darauf reagieren. Aber dass Sie auf dem Rücken der Geflüchteten in dieser Bürgerschaft ständig Rassismus schüren, ist schon beschämend und menschenverachtend.
Ich finde, Sie müssten einmal die Geschichte von Deutschland reflektieren, mal mit Ihren Großeltern darüber sprechen, was Flucht und Migration für sie, damals waren sie zum Teil vielleicht noch Kinder, die dann im Ausland zur Schule gehen mussten, bedeuteten, als sie während des Krieges aus Deutschland geflohen sind. Es ist schon eine Schande, dass Sie auf dem Rücken dieser Menschen, die Hilfe brauchen, hier jedes Thema missbrauchen. Dafür müssen Sie sich als Mensch und als Partei schämen.
krise und den Krieg immer mehr gesellschaftliche Probleme haben. Diese Probleme spiegeln sich auch in den Schulen wider. Wir haben in den Schulen nicht nur wenige Lehrer:innen, sondern auch wenige Schulsozialarbeiter:innen und wenige Schulpsycholog:innen. Besonders in von Armut betroffenen Stadtteilen sieht man diese Situation noch deutlicher. Ich komme selbst aus Billstedt, dem Bezirk Mitte. Man muss nicht Bildungspolitiker sein, um darüber zu reden und zu reflektieren. Gucken Sie mal auf die Internetseiten der Schulen, wie viel Unterrichtsausfall stattfindet. Der findet nicht statt, weil die Lehrer dort nicht unterrichten wollen, sondern weil da zu wenige Lehrer sind und weil man diese Lücken, wenn dann auch noch Lehrer krank werden, nicht füllen kann, weil es wenige Vertretungen gibt. Es reicht nicht, dass man nur sagt, man wolle Digitalisierung, man wolle dies oder jenes, sondern es muss sich grundlegend etwas verändern.
Wir reden immer darüber, was die skandinavischen Länder besser machen. Gucken Sie doch mal nach drüben. Ich bin von Beruf Handwerker. Sie können kein Haus ohne Fundament bauen. Sie müssen die Bildung als Fundament der Gesellschaft nehmen. Wenn Sie wollen, dass die demokratische Gesellschaft auch in frühkindlicher Bildung, Schule, Studium eine Zukunft hat, muss das ausreichend finanziert werden, damit unsere Kinder bei weiterführendem Lebenslauf nicht scheitern, sondern erfolgreiche Menschen werden. Immer wieder ist die Rede von der Schuldenbremse; wir haben kein Geld, um in dieses oder jenes zu investieren.
Erstens: Hamburg investiert, das wird auch gleich der Schulsenator sagen, aber es wird nicht so investiert, dass die Schulen besser unterstützt werden, bessere Rahmenbedingungen haben, sonst würden wir heute darüber nicht diskutieren. Dass er nach zwölf Jahren als Schulsenator heute bemerkt, dass wir nicht ausreichend Lehrer haben, ist schon fragwürdig. Ein Schulsenator im Amt muss doch wissen und darauf reagieren, dass es in der Schule seit Jahren einen Lehrermangel, einen Schulsozialarbeitermangel und ein Schulpsychologenproblem gibt, sodass unsere Kinder und Lehrer durch die Belastung immer öfter krank werden, immer mehr Kinder Probleme haben, vor allem in sozial benachteiligten Stadtteilen. Wir haben ausreichend Geld. Wenn es um Militär, Krieg oder Bankenrettung geht, schmeißen wir das Geld haufenweise raus, aber wenn es um die Bildung, um die Bedürfnisse der Menschen geht, haben wir Probleme. Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft. Wenn wir wollen, dass diese Gesellschaft auch in Zukunft auf sichere Beine gestellt wird, müssen wir jetzt mehr in die Schulen investieren, nicht nur im Bereich Lehrer, auch im Bereich Rahmenbedingungen, auch im Bereich Schulsozialarbeiter, auch im Bereich Schulpsychologen,
sonst sollten wir uns nicht wundern, wenn wir in zwei, drei oder vier Jahren noch einmal über die gleichen Themen diskutieren. – Vielen herzlichen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wurde jetzt mehrfach nach einer Leistungsbilanz gefragt. Ich will Sie jetzt nicht damit langweilen, aber eine Kleinigkeit sei dann doch mal gesagt: Im letzten Jahr verzeichneten Hamburgs staatliche Schulen über 21 000 fest verbeamtete oder fest angestellte gut ausgebildete Lehrkräfte. Bei meinem Amtsantritt waren es 16 000. Das heißt, dass in den letzten elf Jahren in Hamburgs Schulen sage und schreibe 5 000 zusätzliche Lehrkräfte dazugekommen sind.
Lieber Herr Yildiz, das ist eine Steigerung von rund 30 Prozent. Wir waren keineswegs untätig, sondern wir haben in einem wirklich erstaunlichen und gut gelungenen Ausmaß gehandelt; das will man hier bitte am Anfang mal festhalten.
Schon damals hieß es: Das schafft ihr niemals, da müsstet ihr ja jedes Jahr über 1 000 Lehrkräfte einstellen. In der Tat, 1 067 im Durchschnitt jedes Jahr, denn wir müssen ja auch die ersetzen, die in Pension gegangen sind. Auch das ist gelungen elf Jahre lang und nicht durch Zufall.
Denn ich sage Ihnen ganz offen, lieber Herr Wolf, Sie tun ja so, als ob das in Großstädten ganz leicht sei. Da nehme ich Sie doch gern einmal mit in die anderen Großstädte, vielleicht einmal nach Berlin, die schon seit sechs Jahren mit dem Lehrermangel kämpfen. Wir haben es bisher immer geschafft, die über 1 000 einzustellen. Das zeigt, wenn man sich Mühe gibt – und wir haben uns sehr viel Mühe gegeben –, dann geht das auch.
Wir haben trotzdem große Aufgaben vor uns, denn die Schülerzahl steigt, und das ist gut so. Denn Hamburg ist eine familienfreundliche Stadt geworden, und immer mehr Familien ziehen nach Hamburg. Sie kommen aus Eutin, sie kommen aus Dortmund, sie kommen auch aus Kabul, und ich sage ganz offen, wir sind stolz darauf, dass Menschen sagen, hier in dieser Stadt ist der richtige Ort für Familie. Hier ist der richtige Ort, um im Leben weiterzukommen. Wir wollen und werden die Familien nicht enttäuschen.
Deswegen haben wir auch ganz klar gesagt, wir wollen die Qualität beibehalten, die neuen Ganztagsangebote wollen wir beibehalten und die kleinen Klassen.
Übrigens, Frau von Treuenfels, gucken Sie noch mal nach in der Schulstatistik, die Klassen sind nicht größer geworden, sondern viel kleiner. Besonders viel kleiner übrigens im Vergleich zu einer Zeit, als ich noch nicht regiert habe. Wir wollen aber auch den kostenlosen Förder- und Nachhilfeunterricht bewahren, wir wollen die Doppelbesetzung bewahren, und dafür brauchen wir jedes Jahr durchschnittlich 900 neue Lehrkräfte, das wird nicht einfacher. Mein Kollege Nils Hansen hat darauf hingewiesen, die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand, die nächste Generation ist leider zahlenmäßig deutlich kleiner. Deswegen haben wir jetzt in vielen Bundesländern bereits einen Lehrermangel.
Doch vieles ist möglich, ich sagte es am Anfang, wenn wir uns anstrengen. Denn, gute Nachrichten, jedes Jahr bewerben sich an der Hamburger Universität rund 2 000 junge Menschen für ein Lehramtsstudium. Übrigens zeigt das auch, dass entgegen vieler Unkenrufe der Beruf nach wie vor sehr attraktiv ist und viele junge Menschen hier ihr Glück suchen. Das sollte eigentlich reichen, um 900 am Ende jedes Jahres einstellen zu können. Deswegen haben wir gehandelt, übrigens schon vor Jahren. Damals haben wir die Zahl der Referendariatsplätze so erhöht, dass wir nicht im Jahr 500, sondern jedes Jahr 810 Referendare ausbilden können. Wir werden jetzt noch einmal eine Schippe drauflegen: 900 Referendare sind das Ziel jedes Jahr, und im nächsten Jahr werden wir die entsprechende Platzzahl aufgebaut haben. Das ist der erste Schritt, den wir gehen.
Der Zweite: Wir werden uns auch im Studium die verschiedenen Parameter genau angucken. Denn tatsächlich ist es so, dass im Moment jedes Jahr 500 bis 600 junge Menschen dort ein Masterexamen machen, und das wollen wir steigern. Der erste Schritt ist, und da gibt es heute einen, wie ich finde, hervorragenden Antrag, der auch durch die Universität und insbesondere durch das Wirken der Wissenschaftsbehörde auf den Weg gebracht worden ist: Wir werden dafür sorgen, dass alle Studienplätze wirklich besetzt werden, der NC wird verändert, teilweise abgeschafft. Erstmals wird es auch die Möglichkeit geben, dass Lehrerinnen und Lehrer sich mehrfach auf verschiedene Fächerkombinationen bewerben. Das wird dazu führen, dass wir die Zahl der Studienplätze füllen, die wir zur Verfügung gestellt haben. Der nächste Schritt muss aber kommen, und der ist zum Glück im Antrag auch angesprochen.
Wir wollen die Zahl der Studienplätze erhöhen, die Gespräche laufen, und ich bin sehr, sehr zuversichtlich, weil wir sowohl in der Universität als auch
in dem betroffenen Bereich der Universität eine große Aufmerksamkeit und ein großes Entgegenkommen gesehen haben. Die wollen mitmachen, hier weht ein, wie ich finde, besonderer, vielleicht ein neuer Geist, und ich bin sehr froh, dass meine Amtskollegin Katharina Fegebank und ich bei diesen Gesprächen weit vorankommen. Das sind die ersten Schritte, die wir auf den Weg bringen, damit wir auch künftig genügend Lehrerinnen und Lehrer finden.
Natürlich werden wir aber auch darüber reden, dass Menschen, die kein gradliniges Studium geschafft haben, trotzdem die Möglichkeit bekommen, Lehrerinnen und Lehrer zu werden. Seiteneinstieg ist nichts an sich Furchtbares, denn dann müsste man, glaube ich, in 15 anderen Bundesländern jetzt schon die absolute Bildungskatastrophe spüren. Da geht vieles, wir werden uns auf den Weg machen und das ermöglichen. Das gilt übrigens auch für den Bereich der vielen anderen Berufe. Wir dürfen nicht so tun, als ob an Schulen nur Lehrkräfte tätig sind.
Das ist nicht so, und das ist auch gut so, denn es gibt viele Berufe, die dort eine wichtige Bedeutung haben: Erzieherinnen und Erzieher, Sozialpädagogen, Therapeuten, Schulbegleitung und viele andere kluge Menschen sind dort tätig. Auch hier sorgen wir für Nachwuchs. Wir haben im Moment im Nachmittagsangebot der Grundschulen viele, viele Menschen beschäftigt, die bei einem Träger angestellt sind, aber den Nachmittag organisieren und die Kinder gut betreuen. Ihnen wollen wir die Chance geben, auch am Vormittag tätig zu sein. Schade, dass Hamburg, anders als mehrfach vermutet wird, hier mal wieder Spitzenreiter und der Erste ist. Denn im Moment stehen uns einige Bundesgesetze im Weg, und mehrere Anläufe im Bundesrat, diese Gesetze zu ändern, sind daran gescheitert, dass die meisten Länder sagen: "Wieso, wozu braucht man das denn?", weil sie noch nicht den Charme dieser Lösung erkannt haben. Wir arbeiten aber daran, wir wollen den Erziehern, die zurzeit nur am Nachmittag tätig sein können, den Vormittag eröffnen; auch das gehört zu unseren Lösungsvorschlägen.