Denn eins ist auch klar: Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist in Hamburg im Vergleich zum Krisenjahr 2020 weiter leicht gesunken. 2019, vor Ausbruch der Coronapandemie, orientierte man sich in der Debatte noch daran, wieder das Niveau der Vorjahre erreichen zu wollen. Jetzt zeigt der vorliegende Report doch ziemlich deutlich, dass es in den kommenden Jahren sehr schwer werden wird, das Niveau von 2019 überhaupt zu erreichen. Das haben wir schon öfters thematisiert, und auch das braucht ein bisschen mehr Gehirnschmalz, als sich einfach nur abzufeiern.
Die sinkende Nachfrage an Ausbildungsstellen in einzelnen Sparten und Bereichen wie zum Beispiel in der Gastronomie macht aber auch deutlich, dass sie schlicht unattraktiv in vielerlei Hinsicht sind. Und das geht bis zu dem Punkt, dass sich junge Menschen auch angesichts der hohen Inflation, der großen Preise hier überlegen müssen: Kann ich mir ein Leben in Hamburg überhaupt leisten, wenn ich diese Ausbildung beginne? Eine sichere Zukunftsplanung fällt für junge Menschen in diesen Fällen angesichts der gegebenen Umstände sehr schwer. Es sind also auch die Rahmenbedingungen, zum Beispiel schlechte Ausbildungsbedingungen und geringes Einkommen, kaum bezahlbarer Wohnraum, wie gesagt, die die Nachfrageseite von jungen Menschen insbesondere in der Krise sinken lässt. Und wir müssen konstatieren: Wenn dieser Trend in Hamburg weiter so anhält, dann müssen wir befürchten, dass ganze Ausbildungsberufe in unserer Stadt verschwinden könnten. Deswegen erfordert es wirklich dringend kluge Maßnahmen, um dem entgegenzuwirken.
Wir hatten schon im Sommer 2020 mit einem Antrag ein Unterstützungsprogramm ganz konkret für Auszubildende in der Pandemie gefordert und im vergangenen Jahr ein Modellprojekt nach dem Vorbild Berlins für ein Ausbildungshotel im Gastronomiegewerbe beantragt. Letzteres wurde zwar von den GRÜNEN gelobt, aber dann doch nicht mal an den Ausschuss überwiesen geschweige denn realisiert. Wir werden das wieder auf die Agenda setzen.
Wir begrüßen es, dass das Instrument der Berufsqualifikation ausgeweitet und um weitere Berufsbereiche erweitert wurde. Dieses Instrument ist eher geeignet, um jungen Menschen einen nachhaltigen Weg in eine feste Ausbildung zu eröffnen, und sollte unserer Ansicht nach weiter ausgebaut werden.
Der Landesausschuss für Berufsbildung appelliert an Sie, verstärkt in die Vollausbildung zu investieren, anstatt Anlernberufe anzubieten. Wir unterstützen diesen Appell und hoffen sehr, dass er konkretisiert wird. Aber mit Appellen allein werden wir den Fachkräftemangel nicht besiegen können.
Das Bundesland Bremen – zum guten Schluss – handelt derzeit und setzt mit der Einführung einer Ausbildungsumlage ein Zeichen. Wir können dem Hamburger Senat dieses Vorgehen nur dringend zum Nachahmen empfehlen, denn eine qualitativ hochwertige Ausbildung für unsere jungen Menschen erfordert entschiedenes Handeln. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kollegen! Der neue Ausbildungsbericht liegt vor, und es wurde schon mehrfach gesagt: Die Zahlen allein zu betrachten nützt nichts. Man muss es in einem Entstehungszusammenhang einbetten, und da kann man natürlich auch Corona nicht vergessen; das Wort fiel schon häufig. Dazu aber nur eins vorab: Kurzarbeit im Zusammenbruch 2020. Nicht Corona hat die Leute in die Zwangsoder in die Kurzarbeit gebracht, sondern das waren die hier beschlossenen politischen Gegenmaßnahmen. Das gilt es immer einmal wieder zu betonen.
Denn als 2020 der Arbeitsmarkt zusammenbrach – Tausende Betriebe und Beschäftigte mussten von der Kurzarbeit Gebrauch machen –, wechselten auch viele Beschäftige aufgrund ihrer Unsicherheiten die Branche. Die damaligen Maßnahmen trafen insbesondere die Gastronomie, Tourismus, Einzelhandel. Dass dies auch langfristige Folgen für die entsprechenden Bereiche haben wird, lag damals schon auf der Hand und lässt sich eben jetzt auch an diesen ablesen. So sind die gemeldeten Ausbildungsstellen in genau diesen Bereichen eingebrochen, anscheinend anhaltend. Insofern konstatiert – ja – der aktuelle Bericht lediglich die anhaltend negative Entwicklung der vergangenen Jahre beziehungsweise offenbart eindrucksvoll den nochmals verstärkten Coronamaßnahmenrutsch nach unten.
Wir sind uns hier wohl alle einig, dass es zügig gilt, die Weichen endlich umzustellen. Nur bei der Frage der Durchführung erkenne ich zumindest vom Senat oder auch von der rot-grünen Koalition keine stringente Linie. So heißt es, man begrüße höhere Bildungsabschlüsse und eine akademische Ausbildung, will aber auch die duale Ausbildung nicht vernachlässigen. Aber, werte Kollegen, dieser Spagat ist doch offensichtlich bereits gescheitert. Die Zahlen zeigen es doch: Wer das Abitur macht, studiert. Das falsche Narrativ, warum man denn mit Abitur seine Zeit mit einer Ausbildung, in Anführungszeichen, "verschwende", dominiert hier noch immer. Hier gilt es, den Betroffenen doch auch einmal die Augen zu öffnen. Gerade als Abiturient gelangt man mit einer Ausbildung weitaus früher in Führungsverantwortung als bei einer Vielzahl der vermeintlich begehrten Studiengänge. Nach drei Jahren lässt sich eine Ausbildung abschließen. Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zum Fachwirt oder Meister sind hier genauso gegeben. Ein Studium ist danach im Übrigen noch immer möglich, selbst wenn man zuvor nur einen Abschluss Mittlerer Reife hatte.
Aber im Gegensatz zum besagten Studium werden Auszubildende deutlich früher selbstständig, können früher Familien gründen und stehen auch finanziell schneller auf eigenen Beinen. Diese Bot
schaft gilt es zu vermitteln. Leider höre und sehe ich dies allerdings nicht von allen Fraktionen des Hauses, besonders nicht von jenen mit Regierungsverantwortung. Sie beklagen einmal jährlich im Rahmen der hier stattfindenden Debatte die Lage, und dann gehen wir zur altbekannten Klientelpolitik über.
Statt dem Ausbildungsnotstand ernsthaft zu begegnen, hat die Ampelregierung im Bund beispielsweise Maßnahmen erlassen, die jetzt zum gegenteiligen Effekt führen dürften. So wird etwa die staatliche Förderung von Studenten durch die Anhebung von Altersgrenzen, Förderhöchstdauer und Bedarfssätzen noch einmal deutlich ausgebaut. Der Trend, ein Hochschulstudium einer Berufsausbildung vorzuziehen, wird also regelrecht politisch gefördert, was zu den nachlesbaren Engpässen im Ausbildungsberuf führt.
Aber auch hier haben Sie noch im Frühjahr die Infokampagne für Stipendien und BAföG allgemein bereits während der Schulzeit durchgeboxt. Mit Verlaub: Solange man das Studium selbst finanziell bequemer als die dann doch zumindest auch körperlich etwas zehrendere Ausbildung gestaltet, müssen wir uns nicht wundern, wenn die Hörsäle aus allen Nähten platzen und sich in den Berufsschulen der Staub absetzt.
Die AfD fordert im Bund – und in den Ländern schon lange –, den Hochschulzugang durch Aufnahmeprüfungen zu regulieren sowie die Ausbildung durch Förderinstrumente wie das MeisterBAföG aufzuwerten, und zwar nicht, weil wir hier – das ist mir auch wichtig zu betonen – eine Neiddebatte zwischen Studenten und Azubis betreiben wollen, sondern weil die Zahlen einfach zeigen, dass unser Fokus in den kommenden Jahren auf dem Bereich der Ausbildung und eben nicht auf dem Studium liegen kann. Man kann halt nicht auf allen Hochzeiten tanzen; MINT-Fächer klammern wir jetzt einmal aus.
Unser Leitspruch für die kommenden Jahre lautet daher vorerst: Meister statt Master. Hören wir allesamt damit auf, fragwürdige Trends zu verstärken, und kämpfen wir für die notwendige berufsbildungspolitische Wende. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wieder ein deutlicher Rückgang bei der Zahl der Auszubildenden: Das zeigt, wir sind mittendrin im Fachkräfte- und im Azubi-Notstand. Dieser lässt sich nicht nur auf Coronanachwirkungen oder die schwierige gesamt
wirtschaftliche Lage schieben, nein – das ist anhand valider demografischer Daten seit Langem vorausgesetzt. Es ist also nicht vom Himmel gefallen, und ohne dass die Politik – und das ist natürlich jetzt nicht nur Rot-Grün, sondern in den anderen Bundesländern ist es nicht besser – wirklich wirksame Konzepte dagegen gefunden hätte.
Es ist schön, wenn wir jetzt einen runden Tisch planen – runde Tische sind immer prima –, aber das hätte man eigentlich alles viel früher machen müssen. Wenn es jetzt runde Tische gibt, dann müssen auch Ergebnisse herauskommen; sonst helfen die besten runden Tische nichts.
Am schlimmsten trifft es neben den Azubis selbst – also den Jugendlichen – Handwerk, Industrie und Handel, also genau die Bereiche, die das Rückgrat unserer Wirtschaft sind, ohne die in dieser Stadt alles zum Erliegen kommen würde. Gegenüber dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 sind die Neuabschlüsse um 16,1 Prozent zurückgegangen, im Bundesvergleich lediglich um 4,7. Das heißt doch eigentlich: Der Schluss muss sein, dass Hamburg bis jetzt viel zu wenig dafür tut, um Azubis, Handwerk und Industrie zu stärken.
Was wir brauchen, ist eine bessere und frühere Verzahnung von Schule und Unternehmen. Was wir brauchen, ist ein praxisorientierter Lernstoff wie zum Beispiel das Fach Wirtschaft, und zwar praxisorientierte Wirtschaft. Und wir müssen konkret über eine Abgabenbefreiung für Azubis im ersten Ausbildungsjahr nachdenken, um eine Ausbildung auch wieder attraktiver zu machen.
26 Prozent Abbrecherquote nach der Probezeit im Hamburger Ausbildungsprogramm sprechen eine ziemlich deutliche Sprache. Deshalb ist zumindest eine gute Seite dieses umstrittenen Bürgergeldes – finde ich jedenfalls –, dass Azubis aus Bedarfsgemeinschaften ihren Lohn nicht mehr anrechnen lassen müssen. Das heißt, da haben wir Ansporn, und da haben wir Anreiz, in einen Beruf zu starten.
Vor allem aber sind abgebrochene Ausbildungen und – das finde ich besonders wichtig – nicht ausreichende Qualifizierungen ein Problem schulischer Bildung. Schule muss junge Menschen auf die Ausbildung und das spätere Berufsleben vorbereiten. Das gelingt aber nicht, wenn man die Anforderungen in der Schule immer weiter heruntersetzt, wie es in Hamburg seit vielen Jahren praktiziert wurde. Stattdessen braucht es klare Schwerpunkte in den Bereichen Sprache, Rechtschreibung und Mathematik. Hier liegen die basalen Kompetenzen, die später in der Ausbildung vorausgesetzt werden. Nach Auskunft vieler ausbildender Unternehmen, der Handelskammer und der Handwerkskammer – da können Sie fragen, wen Sie wollen – hapert es genau daran gewaltig. Junge Menschen, die nicht in der Schule lesen, schreiben und – ja, klar, ich meine das ernst –
Noch einmal: Reine Kompetenzorientierung reicht nicht aus, um im wirklichen späteren Leben Erfolg zu haben. Wenn das Wissen fehlt, hilft auch die tollste Kompetenz nicht. Hier habe ich den Eindruck, dass unser Senator jetzt auf einem guten Weg ist, das wirklich zu ändern. Meine Unterstützung haben Sie. Ich hoffe, dass Sie das wirklich tun, dass wir da in Hamburg echt besser werden.
Zum Schluss: Die Zahlen des Ausbildungsreports sind – ich glaube, das ist uns allen klar – relativ alarmierend. Deshalb gilt es jetzt wirklich, alles zu mobilisieren, was man mobilisieren kann, damit wir vielleicht im nächsten Jahr einen Ausbildungsreport vor uns haben, der ohne Beschönigungen, ohne Ausreden, ohne alles auskommt, wo wir sagen: Hey, wir haben jetzt eine richtige Ausbildungsoffensive gestartet, wir haben das Problem angepackt.
Unsere Stadt und unsere Jugendlichen haben es verdient. Deswegen bitte ich Sie darum, hier wirklich zu handeln. – Vielen Dank.
Wer also möchte dem Überweisungsbegehren der Fraktionen der SPD und GRÜNEN folgen und die Unterrichtung aus Drucksache 22/9961 an den Schulausschuss überweisen? – Das sind alle Fraktionen. Ich mache trotzdem einmal die Gegenprobe. – Und Enthaltungen? – Niemand zu sehen. Dementsprechend ist das Überweisungsbegehren einstimmig angenommen.
Wir kommen zum nächsten Tagesordnungspunkt. Wir machen weiter mit Punkt 51, Antrag der CDUFraktion, Drucksache 22/9986: Gesundes und qualitativ hochwertiges Schulessen garantieren – Caterer fair entlohnen.
[Antrag der CDU-Fraktion: Gesundes und qualitativ hochwertiges Schulessen garantieren – Caterer fair entlohnen – Drs 22/9986 –]
Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine Damen und Herren! Die Lebenshaltungskosten sind in den vergangenen Monaten explodiert. Wir alle erleben es täglich, wenn wir unsere Einkäufe erledigen. Noch vor wenigen Monaten haben wir 80 Euro für einen Wochenendeinkauf
bezahlt. Inzwischen reichen 100 Euro fast nicht mehr aus – keine Überraschung; die Inflation war vorhersehbar.
Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflationsrate im Oktober bei 10,4 Prozent, der Preisanstieg für Nahrungsmittel sogar bei 20,3 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Die Ursachen für die Preiserhöhungen sind bekannt: der Krieg in der Ukraine und die Energiekrise. Dadurch haben sich die Preise für Lebensmittel- und Energieprodukte im Jahresverlauf sukzessive erhöht, und ein Ende ist nicht richtig absehbar.
Das Thema gesundes und qualitativ hochwertiges Schulessen ist wichtig, denn es muss auch produzierbar, wirtschaftlich produzierbar sein. Die schulischen Caterer sind in der Zwickmühle. Sie erleben die enormen Preissteigerungen der letzten Monate für Lebensmittel- und Energiekosten mit Sorge. Hinzu kommt der Mindestlohn, der zu bezahlen ist. Unter diesen Bedingungen ist für 4,15 Euro kein gutes Mittagessen zu finanzieren.
Die Caterer fordern daher schon seit Längerem einen Krisenausgleich – absolut verständlich und nachvollziehbar, denke ich. Alles andere würde zulasten der Qualität gehen, und wer könnte das verantworten? Ich denke, wir sind uns hier im Hause alle einig: Alle Kinder unserer Stadt verdienen ein abwechslungsreiches und gesundes Essen aus frischen Zutaten.
Auf der anderen Seite stehen die Familien. Die Verteuerung der Lebensmittel belastet wie so häufig diese besonders. Je mehr Personen in einem Haushalt leben, desto stärker machen sich die Preissteigerungen bemerkbar. Viele Familien kommen ohnehin schon denkbar knapp mit ihrem Monatseinkommen über die Runden. Sie fragen sich, wie sie die steigenden Energiekosten schultern und künftig ihre Einkäufe bezahlen sollen. Sie sind durch fast drei Jahre Pandemie – verbunden mit Kita und Schulschließungen, Homeschooling und in manchen Fällen sogar mit dem Verlust des Jobs – müde.
Die betroffenen Menschen blicken mit großer Sorge in die Zukunft. Sie haben keine Kraft mehr. Diesen Familien wollen Sie jetzt allen Ernstes zumuten, dass das Schulessen für Ihre Kinder immer teurer und teurer wird? Diesen Familien wollen Sie erzählen, dass nach einer Preissteigerung von 3,50 Euro auf 4,15 Euro erneut die Preise erhöht werden müssen? Und das für Familien, die jetzt schon am Limit sind, die jetzt schon bei den Lebenshaltungskosten sparen müssen und deshalb