CDU und die AfD. Dann ist das einvernehmlich so geschehen. – Zur Sicherheit noch einmal die Gegenprobe. – Und Enthaltungen? – Da habe ich nichts übersehen. Damit ist dieses Überweisungsbegehren einstimmig angenommen.
Wir kommen nun zum Tagesordnungspunkt 77, der Drucksache 22/6762, einem Antrag der GRÜNEN und SPD-Fraktion: Fachkräfteoffensive Klimaberufe: Installierendes Handwerk für Wärmepumpen und Fotovoltaik stärken.
[Antrag der Fraktionen der GRÜNEN und der SPD: Fachkräfteoffensive Klimaberufe: Installierendes Handwerk für Wärmepumpen und Fotovoltaik stärken – Drs 22/6762 –]
Ich möchte hierzu vorab anmerken, dass dieser Tagesordnungspunkt von der GRÜNEN Fraktion als Kurzdebatte angemeldet worden ist, sodass jeder Rednerin und jedem Redner pro Debattenbeitrag jeweils zwei Minuten Redezeit zur Verfügung stehen. – Herr Müller hat als Erster das Wort für zwei Minuten.
Lieber Herr Präsident, werte Kolleginnen und Kollegen! Stellen wir uns einmal vor, Sie haben einen Handwerksbetrieb, einen Handwerksbetrieb, der in den letzten 20 Jahren Erdgasthermen verbaut hat, Sie haben vielleicht zwei, vier Angestellte und das Geschäft lief gut. Stellen wir uns weiterhin vor, dass Sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und genau wissen, dass Sie Ihr Geschäftsmodell nicht mehr lange aufrechterhalten können, zumindest nicht so, wie Sie es bisher getan haben. Was brauchen Sie? Sie brauchen Qualifizierungsangebote für Ihre Angestellten, um weiterhin Heizungsanlagen verbauen zu können, in Zukunft eben nicht mehr Erdgasthermen, sondern vielleicht Wärmepumpen oder Fernwärmeanschlüsse. 90 Prozent der Qualifikationen haben Ihre Leute dafür schon, aber Sie brauchen Qualifizierungsangebote, um beispielsweise auch in alten Bestandsgebäuden Wärmepumpen einbauen zu können. Und genau diese werden Sie finden beim Elbcampus, und wir werden diese noch weiter ausbauen.
Sie brauchen weiterhin in der Ausbildung neue junge, qualifizierte Menschen, die motiviert sind, diesen Beruf zu ergreifen. Wir wollen deshalb an Schulen verstärkt für Klimaberufe mobilisieren und die "Fridays for Future"-Generation hier auch einspannen. Wir wollen eine Werbekampagne zusammen mit dem Klimahandwerk und der Handwerkskammer machen. Und wir wollen insbesondere für die Ausbildung lernunterstützende Maßnahmen
Was brauchen Sie weiter als Handwerksbetrieb? Sie brauchen natürlich Kunden, die entsprechend beraten werden von Energieberater:innen, insbesondere eben auch in den neuen Technologien wie Wärmepumpen und Fernwärmeversorgung.
Und genau das und all diese Dinge werden wir mit dieser Fachkräfteoffensive angehen, denn Energiewende geht nicht ohne die Menschen, die sie machen, Handwerker:innen, die Fotovoltaik aufs Dach bringen und Wärmepumpen in den Keller. Und wir brauchen mehr von diesen Menschen. – Vielen Dank.
Danke schön, Herr Müller. – Für die SPD-Fraktion erteile ich der Abgeordneten Sturzenbecher das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Mein Vorredner hat die Bedeutung und die Hintergründe des vorliegenden Antrags bereits sehr gut dargestellt. Unbestritten ist, dass wir mehr Wärmepumpen und mehr Fotovoltaik für einen klimagerechten Haus- und Wohnungsbau brauchen, und dieser Antrag unterstützt mit weiteren Maßnahmen.
Aber dieser Antrag geht darüber hinaus, er reiht sich ein in eine ganze Reihe von Maßnahmen, die Hamburg für den Umbau in eine klimagerechte Zukunft unternimmt, und stellt einen weiteren Schritt in Richtung einer klimaneutralen Zukunft dar, denn eine zukunftsweisende Innovationsstrategie kann nur dann erfolgreich sein, wenn es Menschen gibt, die diese auch am Ende praktisch umsetzen können. Deshalb starten wir eine Fachkräfteoffensive für handwerkliche Klimaberufe.
Lassen Sie mich besonders zwei Punkte hervorheben, die mir besonders wichtig sind. Erstens: Der Fachkräftemangel ist bereits jetzt ein riesiges Problem für das Handwerk. Viele Gewerke sind auf Monate ausgelastet, weil es ihnen an qualifiziertem Personal fehlt. In den klimarelevanten Bereichen wie Fotovoltaik und Wärmepumpeneinbau ist dies eigentlich eine wünschenswerte Entwicklung, doch hier darf der Fachkräftemangel nicht zur Achillesferse beim Kampf gegen den Klimawandel werden. Deshalb ist es gut, dass Hamburg künftig verstärkt für Ausbildung und Jobs im Klimahandwerk wirbt. Deshalb ist es gut, dass wir zusammen mit der Schulbehörde die handwerklich-technischen Berufe wieder verstärkt in den Fokus der Berufsorientierung rücken. Und deshalb ist es gut, dass Hamburg künftig zusammen mit der Handwerkskammer und den Innungen gezielt Qualifizierungs- und
Zweitens: Ein weiterer Punkt der mir besonders wichtig ist, betrifft die Situation von Frauen im Handwerk. Im Jahr 2020 waren lediglich 18,3 Prozent der Auszubildenden im Hamburger Handwerk Frauen.
Deswegen haben wir in diesen Antrag auch noch die Förderung von Frauen im Klimahandwerk sehr stark einbezogen. Dementsprechend bitte ich um Ihre Zustimmung. – Vielen Dank.
Wertes Präsidium, meine Damen und Herren! Herr Müller, Frau Sturzenbecher, ich will mit Ihnen heute gar nicht darüber diskutieren, ob es jetzt sinnvoll ist, einen solchen Antrag auf das installierende Klimahandwerk und Fotovoltaik zu beschränken, meiner Meinung nach müsste der Antrag viel weitergehen, er müsste auch die ganzen Ingenieurswissenschaften in den Fokus nehmen. Es sind natürlich auch weitere Handwerksberufe als jetzt der klassische Heizungsbauer oder der Elektriker genannt, eigentlich betrifft das alle. Aber, wie gesagt, darüber wollen wir heute gar nicht diskutieren.
Was mich wirklich ärgert, das ist diese ungeheure, jetzt hätte ich fast gesagt, Langsamkeit, mit der Sie von der Koalition dieses Thema offensichtlich angehen. Sie haben offensichtlich immer noch gar nicht gemerkt, dass es eigentlich schon fast zwölf ist und die Handwerksbetriebe eben überhaupt keine Nachwuchskräfte finden.
Der Antrag, der diesem jetzt zugrunde liegt, ist ein CDU-Antrag gewesen, der ist aus dem August letzten Jahres
und der ist schon veraltet, denn bereits im Dezember 2020 haben wir den gleichen Antrag schon einmal eingebracht. Es sind jetzt eineinhalb Jahre vergangen, und es ist nichts passiert. Auch heute kündigen Sie nur an: Wir wollen, wir werden − das ist alles sehr blumig und alles sehr toll, und es ist bis heute nichts passiert. So kann es nicht weitergehen, und ich kann Sie nur dringend bitten, nehmen Sie das Ganze ernst und fangen Sie zumindest jetzt an, sehr massiv um Nachwuchs zu werben, sonst werden wir hier in wenigen Jahren eine Katastrophe haben. Und das betrifft dann nicht nur
Vielen Dank, Herr Grutzeck. – Als nächster Rednerin erteile ich Frau Fritzsche für DIE LINKE das Wort.
Vielen Dank, Herr Präsident. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es wird Sie nicht überraschen, dass ich sehr umfänglich Herrn Grutzeck zustimmen möchte. Auch mir geht der Antrag nicht weit genug. Wir werden nichtsdestotrotz zustimmen, weil es doch nicht falsch ist, gute Teile sozusagen schon einmal zu beschließen.
Allerdings jetzt wieder das ungeliebte Gekrittel der Opposition. Die vermeintlichen Gründe für den Fachkräftemangel würde ich bestreiten, dass es nur demografischer Wandel, Desinteresse und der Wandel zu akademischen Ausbildungen ist. Ja, wo kommt denn das her? Wenn ich jetzt einmal die Ausbildungsvergütungen angucke, die Mindestausbildungsvergütung, erstes Jahr: 585 Euro, zweites Jahr: 690 Euro, drittes Jahr: 789 Euro, viertes Jahr erspare ich mir jetzt. Bei den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik liegen wir sogar noch unter dieser Mindestausbildungsvergütung, die haben also eine Anhebung erfahren dadurch. Das ist doch der Grund. Warum gehen denn die jungen Leute nicht in die Handwerksberufe, sondern versuchen, akademische Berufe zu ergreifen? Weil sie schlicht davon nicht leben können. Und wenn man das nicht benennt und auch nicht angeht, dann wird man auch nix.
Wir haben schon oft über das Thema gesprochen, ich verstehe nicht, warum der CDU-Antrag zum Beispiel abgelehnt wurde, dann eine ganze Weile nichts passiert und dann jetzt dieser kleine – Entschuldigung – Antrag kommt. Ich verstehe auch nicht, warum der Handwerker:innenhof, der städtische Handwerker:innenhof der LINKEN Ablehnung fand, obwohl auch das zum Beispiel ein hilfreicher Ansatz wäre.
Es gibt Ansätze, die durchaus geeignet wären, die man hier auch hätte aufnehmen können, zum Beispiel, gezielte Anreize für Unternehmen, mehr auszubilden, ähnlich wie die Brücke in Ausbildung, die wir doch schon haben, könnte man mitdenken oder eben einen Fortbildungs- und Ausbildungszuschuss oder ein gemeinsames Projekt mit der Bundesagentur für Arbeit, um zum Beispiel gezielt dort
Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kollegen! Zur Behebung des Fachkräftemangels im Bereich der Klimaberufe soll diesen eine hohe Priorität zukommen. Aber tut das denn not? Schauen wir in die jährliche Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit – Gott sei Dank gibt es die –, dort wird der Fachkräftemangel mittels verschiedener Indikatoren mit einem Grenzwert angegeben, je höher, je schlimmer. Berufe im Tiefbau sind dort Spitzenreiter mit einem Wert von 3,0. Berufe im Bereich Klempnerei, Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik, eine Supergruppe, in der sich vier verschiedene Felder befinden, sehen mit 2,8 tatsächlich auch nicht so rosig aus. Aber ebenfalls mit 2,8 Berufe in der Steuerberatung, Rohrleitungsbau, Altenpflege oder Brunnenbau. Gehen wir weiter, 2,7, auch nicht viel besser, Bauelektrik, Kanal-, Tunnelbau, Gesundheits- und Krankenpflege. Gut, da muss man doch fairerweise sagen, für diese haben Sie zumindest geklatscht.
In den vergangenen zwei Jahren haben wir keinen so auf eine Berufsgruppe fokussierten anderen Antrag von Ihnen gesehen. Warum? Warum fangen Sie nicht zuerst mit dem höchsten Bedarf beispielsweise an, also hier in dem Fall der Tiefbau? Oder legen Sie von mir aus ein Gesamtpaket vor für alles über einem Wert von 2,5. Antwort: Weil Sie sich eben nicht besagte Engpassanalyse zur Hand nehmen und diese wertfrei abarbeiten, wie es eine Regierung für alle Hamburger tun sollte, sondern weil Sie sich lediglich Ihre ideologischen Interessen herauspicken.
Der Fachkräftemangel im Bereich Klempnerei, Sanitär und Heizung ist − ich habe bis 2013 zurückgesehen − katastrophal. Hierzu hat man von Ihnen weder etwas gehört noch gesehen. Kaum wurde vor wenigen Jahren der Nischenbereich der Klimatechnik in diese Gruppe aufgenommen, interessieren Sie sich plötzlich dafür.
Ihr vorgegaukeltes Interesse am Handwerk nimmt Ihnen keiner ab. Ihr Ansatz ist in seiner Priorisierung nachweislich falsch. Der Bedarf nach einem Klimatechniker ist lediglich künstlich erzeugt durch Ihre energetischen Zwangsverordnungen. Kümmern Sie sich um den tatsächlichen Bedarf der Bevölkerung im Bereich Klempnerei, Sanitär und Heizung, danach können wir uns gern über Ihre künstlich erzeugten Branchen unterhalten. – Vielen Dank.
Ich frage Sie, wer den Antrag der GRÜNEN und SPD-Fraktion annehmen möchte. – Das sind die GRÜNEN und die SPD und die CDU und die Linksfraktion. Wer stimmt dagegen? – Das ist die AfD-Fraktion. Enthaltungen sehe ich keine. Dann ist der Antrag mit großer Mehrheit so beschlossen worden.