Protocol of the Session on September 24, 2014

Sie sollten mit den Menschen sprechen, denn es ist sehr realitätsfern, was Sie gerade erzählt haben. Das hat doch nichts mit der Realität zu tun, mit dem, was die Menschen hier alltäglich erleben. Hören Sie doch auf damit.

(Beifall bei der LINKEN)

(Kazim Abaci)

Sie sprechen von der Beschulung. Nach drei Monaten müssen die Kinder beschult werden. Das passiert hier aber nicht, weil der Transfer nicht stattfindet.

(Gabi Dobusch SPD: Nein, das hat eine Ver- änderung gegeben!)

Nein, Sie werden in den Unterkünften unterrichtet, das ist doch wohl ein Unterschied.

Die Menschen sind bis zu zehn Monate in der Unterbringung, weil sie keinen Platz in der Folgeunterbringung bekommen. Das bedeutet auch am Beispiel der Schnackenburgallee, dass sie keine Anbindung zur Infrastruktur haben und somit auch keine reguläre Schule besuchen können. Das können Sie doch nicht verschweigen, so ist es doch. Sprechen Sie mit den Familien, sie beschweren sich darüber, dass die Kinder nicht zur Schule gehen dürfen.

(Gabi Dobusch SPD: Vielleicht ist es zu lan- ge her, dass Sie da waren!)

Nein, ich bin fast jede Woche dort. Ich würde Ihnen auch einmal empfehlen, mit den Menschen zu sprechen und sich zu informieren, wie es wirklich dort ausschaut.

(Wolfgang Rose SPD: Seien Sie nicht so selbstgerecht!)

Wenn Sie schon Ihre Rede damit beginnen, dass Kinder traumatisiert wurden aufgrund…

(Wolfgang Rose SPD: Das ist kein Gerede!)

Sie müssen mir nicht erzählen, ob das Gerede ist oder nicht, da kann ich Ihnen mal etwas erzählen.

(Beifall bei der LINKEN)

Wenn Sie sagen, dass die Kinder traumatisiert seien, dann frage ich mich, warum es in der Schnackenburgallee einmal die Woche zwei Stunden lang eine Traumasprechstunde – das wurde mir vor Ort so mitgeteilt – für über 1000 Menschen gibt.

(Arno Münster SPD: Ich denke, Sie waren da!)

Herr Abaci, Sie wissen ganz genau, dass gerade aus dem Irak, aus Shingal, Menschen gekommen sind, die schwer traumatisiert sind und die immer noch darauf warten, psychologische Betreuung und Traumasprechstunden zu bekommen. Sie können doch nicht leugnen, dass es dort an Personal fehlt. Sie sagen immer, Sie möchten, Sie wollen.

(Kazim Abaci SPD: Wir tun es auch!)

Von wegen, wir tun es auch. Tun Sie es wirklich. Die Stadt hat immer wieder Geld für ganz andere Geschichten, aber wenn es darauf ankommt, Menschen in Zelten unterzubringen…

(Ksenija Bekeris SPD: Sie sind unver- schämt, Frau Özdemir!)

Nein, ich bin nicht unverschämt. Unter dem Diktat der Schuldenbremse argumentieren Sie doch ständig damit.

Die Schuldenbremse wird Ihnen jedoch bei den Flüchtlingszahlen nichts mehr nützen, sie wird nicht mehr halten. Im Haushaltsausschuss konnte der Senator auch nicht darauf antworten, woher er das Geld bekommen soll, wenn es darum geht, neue Flüchtlingsunterkünfte zu bauen oder eine Nachbewilligung zu bekommen.

Hören Sie doch endlich auf, sich nach vier Jahren immer noch an der Politik der CDU abzuarbeiten. Sie regieren schon seit fast vier Jahren und möchten wieder an die Regierung, aber Sie hören immer noch nicht damit auf. Schauen Sie Ihre eigene Politik an, mir reicht es wirklich. Seien Sie auch mal ein bisschen realitätsnah.

(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der SPD: Oh, oh!)

Herr Dr. Dressel von der SPD-Fraktion hat das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Vielleicht versuchen wir zum Schluss ein bisschen Sachlichkeit, denn wir stehen alle gemeinsam vor dieser Herausforderung. Das möchte ich einfach noch einmal sagen. Und wenn wir uns im Prinzip einig darüber sind – das habe ich zumindest wahrgenommen von der einen bis zur anderen Seite –, dass Zeltunterbringung im Winter unwürdig ist für diese Stadt, dann müssen wir doch jetzt gemeinsam alles dafür tun, dass das dann auch passiert und dass das abgestellt werden kann mit den zusätzlichen Unterkünften.

(Beifall bei der SPD – Dietrich Wersich CDU: Das ist ein selbstgeschaffenes Problem! Wer hat die Zelte denn aufgebaut?)

Es ist kein selbstgeschaffenes Problem, darauf haben auch Herr Scheele und unsere anderen Redner hingewiesen.

Die CDU regiert doch noch in einigen anderen Bundesländern, und in einigen regieren wir auch zusammen.

(Olaf Ohlsen CDU: Lass die Spitzen!)

Das ist keine Spitze, sondern eine Beschreibung der Situation.

(Zurufe von der CDU)

Man merkt ein bisschen, dass sich die CDU in Hamburg ein wenig von der Regierungserfahrung wegbewegt hat.

Wenn Sie sich einmal die Regierungskollegen in den anderen Ländern anschauen, in denen Sie

(Cansu Özdemir)

mitregieren, dann sehen Sie, wie die genau wie Hamburg Schwierigkeiten haben, mit dieser Situation zurechtzukommen. Natürlich ist das in einer Metropolregion noch einmal etwas anderes als auf dem platten Land. Erkundigen Sie sich einmal, was die für Anstrengungen unternehmen. Dann sehen Sie, dass es genau das ist, was Herr Scheele gesagt hat, Hamburg ist nämlich trotz dieser schwierigen Situation und der Anspannung im Vergleich gut aufgestellt, und diesen Weg werden wir gemeinsam weitergehen in dieser Stadt.

(Beifall bei der SPD – Dietrich Wersich CDU: Wer wendet denn SOG an?)

In anderen Bundesländern ist teilweise über Schließung von Erstaufnahmeeinrichtungen temporär nachgedacht worden. Haben Sie das hier irgendwann einmal gehört? Nein.

(Dietrich Wersich CDU: Ich glaube, Sie ha- ben sich gar nicht erkundigt!)

Wir haben uns dieser Situation immer gestellt, auch wenn plötzlich übers Wochenende über 100 Flüchtlinge in Harburg vor der Tür standen. Das ist doch die Situation, mit der wir zurechtkommen müssen, es ist alles schwierig und eine große Anspannung. Wir nehmen die von Ihnen teilweise genannten Probleme auch als solche wahr, wir stellen uns ihnen. Um diese Situation zu entspannen, ist es wichtig, dass wir die Zeltunterkünfte schleunigst einstellen, und zwar nicht erst im Frühjahr; das war auch der Hinweis von Frau Bekeris eben. Wir müssen jetzt einen Gang zulegen, damit das klappt. Zeltunterbringung im Winter bis hin zum Frühjahr kann es nicht sein. Deshalb muss es jetzt funktionieren, und es wird klappen, wir werden es zusammen schaffen.

Ich fände es gut, wenn wir ein bisschen einiger diese Diskussion in der Stadt führen. Das sind wir dieser gemeinschaftlichen Herausforderung schuldig. – Vielen Dank.

(Lang anhaltender Beifall bei der SPD)

Ich sehe zu diesem Thema keine weiteren Wortmeldungen mehr.

Dann kommen wir zum zweiten Thema, beantragt von der CDU-Fraktion:

Zunehmende Vermüllung, Vandalismus und Trinkgelage: Hilferufe aus St. Georg, vom Jungfernstieg und aus anderen Stadtteilen nicht ignorieren

Herr Warnholz hat das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Bereits mehrfach hat sich der Innensenator für die Einhaltung

von Recht und Gesetz ausgesprochen und sich als Bewahrer der Inneren Sicherheit der Stadt verkauft. Bislang glaube ich aber, dass er nur Innensenator ist. Ein wahres Konzept für die Aufrechterhaltung der Inneren Sicherheit in unserer Stadt hat er nämlich nicht.

(Beifall bei der CDU)

In den vergangenen Jahren haben sich längst befriedete Gebiete…

(Glocke)