Protocol of the Session on August 14, 2013

(Beifall bei der FDP, der SPD und der CDU)

Das Wort hat Herr Hackbusch.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Debatte hat vor allen Dingen eines gezeigt. Relativ ruhig, ohne viele Diffamierungen ging es auf dieser Seite des Hauses zu

(Heiterkeit bei der SPD, der CDU und der FDP – Finn-Ole Ritter FDP: Waren Sie drau- ßen, oder wie?)

vielleicht haben Sie nicht zugehört –, während ich aus den Reihen der CDU hören musste, es sei ein Verbrechen, was dort geschehe, und Ähnliches mehr. Was sind denn das für Schimpfworte?

(Finn-Ole Ritter FDP: Das hat doch keiner gesagt! – Gerhard Lein SPD: Wer hat "Ver- brechen" gesagt?)

Das wurde von der CDU gesagt, verbrochen, das werden Sie nachlesen können.

Was ist denn die Bilanz der Energiepolitik unserer bisherigen Bürgermeister von Beust, Voscherau und Runde? Es hat sich deutlich dargestellt, dass es ein kräftiger Fehler war, die HEW an Vattenfall zu verkaufen.

(Beifall bei der LINKEN und den GRĂśNEN)

Wenn das die Bilanz ist, dann müssen wir doch sagen, dass es an und für sich vernünftig ist, wenn die Netze in städtischer Hand sind. Das ist die Erfahrung unserer letzten Bürgermeister und das ist die Erfahrung von uns allen. Als Gegenargument könnten Sie vielleicht noch nennen, dass das zu teuer sei – darauf werde ich gleich noch einmal kommen –, aber dass es vernünftig ist, wenn die

(Katja Suding)

Stadt die Netze besitzt und nicht ein solches Unternehmen, das ist doch auch wichtig.

Nun kommt Ihr neues, groĂźes BĂĽndnis, was auch von der Presse gefeiert worden ist, das BĂĽndnis aus IG Chemie, Handelskammer und den verschiedenen Unternehmen, die sich in ihm zusammengeschlossen haben.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Das sind auch Menschen und BĂĽrger!)

Das sind auch Menschen, darum geht es uns gar nicht.

Das sind diejenigen, die immer fĂĽr die Atompolitik demonstriert und dafĂĽr gesorgt haben,

(Dr. Andreas Dressel SPD: Das ist die Schlacht von vorgestern!)

dass ĂĽber Jahrzehnte unverantwortliche Energiepolitik in diesem Land organisiert worden ist.

(Beifall bei der LINKEN und den GRĂśNEN)

Das Ergebnis dieser Energiepolitik ist, dass wir riesige Energieunternehmen bekommen haben, die zu den reichsten Unternehmen Deutschlands gehören: RWE, E.ON und so weiter. Woher haben sie denn ihre Gewinne, wenn nicht von uns? Und was haben sie uns hinterlassen? Einen Atom-Irrsinn, bei dem kein Mensch weiß, wie der Mist, den sie mit ihrer Politik angerichtet haben, wieder abzubauen ist.

(Beifall bei der LINKEN und den GRĂśNEN)

Und mit diesen Unternehmen wollen Sie zusammen bauen.

(Zuruf von Dietrich Wersich CDU)

Sie haben das in gewisser Weise noch mit unterstĂĽtzt, aber das ist doch das Entscheidende.

(Frank Schmitt SPD: Wann kommt denn der sachliche Teil?)

Warum, meine Damen und Herren, macht Vattenfall denn solch eine Imagekampagne fĂĽr sich und ihre Netze? Doch nicht, weil sie die Energiewende durchfĂĽhren wollen, weil sie so nett zu Hamburg sind oder weil sie vielleicht wieder eine neue Klage einreichen wollen. Es scheint sich wirtschaftlich zu lohnen, das ist das wesentliche Moment. Dementsprechend ist es auch vernĂĽnftig, wenn die Stadt Hamburg das macht, denn es scheint sich auch wirtschaftlich zu lohnen, sonst wĂĽrde diese Kampagne nicht gemacht werden.

(Beifall bei der LINKEN und den GRĂśNEN)

Das Dramatische dieser Debatte aber, meine Damen und Herren, Herr Dressel und Herr Scholz, ist die Selbstaufgabe der SPD.

(Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Oh!)

Sie haben irgendwann versucht, uns weiszumachen, es sei ein Kompromiss, was Sie dort machen. Ihre ganze Argumentation zeigt, dass es kein Kompromiss ist, sondern dass Sie sich Vattenfall an den Hals werfen. Ich weiĂź nicht, wozu das gut sein soll.

Herr Bürgermeister, Sie benutzen Formulierungen wie die, dass die Menschen, die dort tätig sind, 24 Stunden an jedem Tag für diese Stadt arbeiten würden.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Richtig!)

Das ist genau die gleiche Wortwahl, die Vattenfall für die Imagekampagne genutzt hat. Das dürfen Sie als unabhängiger Mensch in dieser Form nicht machen.

(Dr. Andreas Dressel SPD: Was? Das ist doch lächerlich!)

Ich will Ihnen eines sagen: Es lohnt sich nicht, sich den Mächtigen an den Hals zu werfen. Alle anderen, die das sehen, finden es peinlich,

(Finn-Ole Ritter FDP: Das ist jetzt auch pein- lich!)

und derjenige, dem man sich an den Hals geworfen hat, letztendlich auch. Lassen Sie das, verändern wir die Politik. Denken wir an die klugen Sozialdemokraten, die es in Ihren Reihen gibt und die recht haben mit ihrer Kritik. – Danke.

(Beifall bei der LINKEN und den GRĂśNEN)

Das Wort hat Herr Dr. Dressel.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir müssen mit ein paar weiteren Märchen aufräumen, weil das Thema HEW noch einmal aufgekommen ist. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob der Verkauf damals klug und richtig gewesen ist.

(Norbert Hackbusch DIE LINKE: Was mei- nen Sie denn?)

Das ist eine Diskussion, die wir als SPD – und die CDU mit Abstrichen wahrscheinlich auch – an unseren Infoständen mit vielen Bürgern in dieser Stadt führen. Aber diese Schlacht ist geschlagen. Wir können das nicht zurückholen

(Christiane Schneider DIE LINKE: Andere können das!)

und jeder, der am 22. September abstimmt, sollte wissen: Mit einem Ja hole ich HEW und Hein Gas nicht zurück. Etwas anderes zu erzählen ist Volksverdummung, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD, der CDU und der FDP)

Abgesehen davon kann man sich ĂĽberlegen, ob es mit Blick auf den Atomausstieg eigentlich so intelli

(Norbert Hackbusch)

gent wäre, die HEW noch exakt in dieser Form zu haben. Dann wären wir nämlich wunderbar beschäftigt mit der Rückabwicklung von Atomkraftwerken, und das wäre dann noch teurer als die 2 Milliarden Euro.

(Beifall bei der SPD, der CDU und der FDP)

Ein weiterer Punkt ist das Thema Entgeltregulierung/Erlöse. Ich will den Versuch machen, lieber Jens, das noch einmal ganz einfach zu erklären. Es gibt Erlösobergrenzen, die in der Tat festgelegt sind, es gibt aber keine Untergrenzen. Der Bürgermeister hat es ausgeführt, ich habe es auch gesagt. Natürlich ist man in den Kommunen mit einer großen Euphorie in die Rekommunalisierung gegangen. Es lohnt sich, den "SPIEGEL ONLINE"Artikel über die Stromversorgung in Bocholt zu lesen. Da wird der Geschäftsführer gefragt:

"Ist das Stromnetz also eine Art Gelddruckmaschine?"