Protocol of the Session on August 24, 2011

(Beifall bei der CDU)

In diesem Zusammenhang begrüßen wir ausdrücklich, dass auch die CDU Deutschlands in ihrem neuen Bildungskonzept, das wir zurzeit debattieren, eine verbindliche, einheitliche und fortlaufende Sprachstandserhebung sogar für Kinder ab drei Jahren und eine verpflichtende Sprachförderung in den Kitas und Vorschulen in das Programm aufgenommen hat.

Wir begrüßen im Übrigen ausdrücklich, dass die CDU-geführte Bundesregierung in ihrem Sprachförderprogramm für Kindergärten in sozialen Brennpunkten ein Programm aufgelegt hat, aus dem auch Hamburg erheblich profitiert. Immerhin werden in 2010 und 2011 Zuweisungen in Höhe von knapp 700 000 Euro aus diesem Programm nach Hamburg fließen.

Bei aller Zufriedenheit mit dem Erreichten jedoch sehen wir nach wie vor Handlungsbedarf, zum einen im Bereich der Kindertagesstätten und zum anderen bei den Schnittstellen zwischen Kitas und Vorschulen, zwischen Vorschulen und Grundschulen sowie von den Grundschulen zu den weiterführenden Schulen. So meinen wir, dass Handlungsbedarf in den Kindertageseinrichtungen im Hinblick auf eine weitere Qualifizierung der mit der Sprachförderung befassten pädagogischen Kräfte besteht. Letztlich müssen die Anforderungen für die Fachkräfte in den Kindertagesstätten die gleichen sein wie die für die Fachkräfte, die in den Vorschulklassen unterrichten. Auch meinen wir, dass es an der Zeit ist, an eine detaillierte Ausformulierung von Bildungsplänen für die Kindertagesstätten heranzugehen.

Für überdenkenswert halten wir auch die Tatsache, dass die Kindertagesstätten ihre Einschätzungen zur Sprachkompetenz und zur allgemeinen Entwicklung nur freiwillig über die Eltern den Grundschulen zur Verfügung stellen. Hier besteht eine Diskrepanz zu den Kindern, die in der Vorschule unterrichtet werden. Wir meinen, dass hier eine gleiche Ausgangslage geschaffen werden sollte.

Insgesamt stellt sich die Frage, ob die unterschiedliche Handhabung in den Kindertagesstätten und den Vorschulen nicht nach einer Zusammenfassung der betreffenden Kompetenzen in einer Behörde, nämlich in der Bildungsbehörde, ruft.

Nicht zufriedenstellen können im Übrigen die Angaben der Behörde, dass letztlich keine verlässlichen Zahlen dazu vorlägen, welche Sprachfördermaßnahmen Kinder, die bereits in der Vorschule der Kita ein solches Programm durchlaufen haben, dann später noch benötigen. Das Monitoring müsste aus unserer Sicht auch eine Verlaufsdarstellung enthalten.

Eine letzte Bemerkung zu der Antwort der Behörde zu Ziffer 23. Dort heißt es, dass in Klasse 4 angeblich in Hamburg nur noch 678 Kinder im Schuljahr 2010/2011 additiv sprachförderbedürftig waren. Wir halten diese Zahlen jedenfalls für überprüfenswürdig unter dem Gesichtspunkt, dass nach wie vor eine weit größere Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund ihre Schulausbildung abbricht und im Übrigen von den Lehrern in den weiterführenden Schulen nach wie vor von einem erheblichen Sprachförderbedarf berichtet wird. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Vielen Dank, Frau Prien. – Das Wort hat Frau Duden.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Da so unheimlich viele Abgeordnete ihre Sprachkompetenz bewiesen haben, will ich nicht auch noch so tun, als ob ich Sprachkompetenz zeigen sollte. Der Fokus auf die Viereinhalbjährigen ist richtig, deshalb ist die Überweisung an den Familienausschuss auch richtig. Die Mitwirkung der Eltern in dieser Frage ist ebenfalls richtig.

Wenn man sagt, es wäre ein Problem nur von Kindern mit Migrationshintergrund, dann muss man auf die Zahlen schauen. 32 Prozent der zurzeit geförderten Kinder sind einsprachig deutsch.

(Dora Heyenn DIE LINKE: Richtig!)

Man muss auch darauf achten, dass man die richtigen Kinder fördert. Auch die Beißreflexe der Opposition auf den Schulsenator sind hier fehl am Platze, die Zahlen sind noch nicht von ihm. Ich freue mich auf die Beratungen im Schulausschuss. – Danke.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der CDU)

Vielen Dank, Frau Duden. – Das Wort hat Frau von Berg.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Auch wenn die Versuchung groß ist, auch einmal Applaus von der SPD zu ernten, wenn man nur kurz spricht, werde ich trotzdem ein paar Sätze mehr verlieren. Aber ich habe nur 5.21 Minuten.

(Karin Prien)

Die Senatoren Rabe und Scheele können das ernten, was in den letzten beiden Legislaturperioden gesät wurde und was besonders in der letzten Legislaturperiode noch ordentlich gedüngt wurde. Das ist vor allen Dingen das Hamburger Sprachförderkonzept als Ganzes, es ist aber auch das TheaterSprachCamp, das hocherfolgreich ist, ebenso die Gründung des FörMig-Kompetenzzentrums sowie die Begleitung des Übergangs der Grundschulen in die weiterführenden Schulen. Das sind alles Dinge, um ein paar Schlaglichter, die Sprachförderung wirklich voranbringen in Hamburg.

Es ist schon beruhigend, dass deutlich wird, wenn man sich diese Großen Anfragen der letzten und dieser Legislaturperiode durchliest, dass Hamburg sich auf einem guten Weg befindet. Aber das sollte kein Grund zur Beruhigung sein, denn es liegt jetzt an diesem Senat, diesen Weg nicht zu verlassen und nicht das zu zertrampeln, was jetzt geerntet werden könnte.

(Beifall bei Antje Möller GAL)

Dazu gehört zum Beispiel die Fortbildungsoffensive, die in der letzten Legislaturperiode begonnen wurde, um insbesondere die neue Lernkultur zu fördern, da ein individualisierter Unterricht gut dazu angelegt ist, auch integrativ sprachlich zu fördern, damit nicht noch additiv Ressource in die Schule hineingegeben werden muss.

Mit Sorge erfüllen mich auch die Aussagen von Senator Rabe, die Lernentwicklungsgespräche wieder zu streichen. Die Lernentwicklungsgespräche muss man sich vorstellen als Eltern-Kind-Lehrer-Gespräche, das heißt, die Eltern sind mit einbezogen. Es wird immer wieder gesagt, dass Elternmitarbeit so wichtig sei, um gesamtheitlich zu fördern. Gerade diese Gespräche sollen nun wieder gestrichen werden; das finde ich sehr schade.

Mit Sorge erfüllen mich auch die Gerüchte um die regionalen Bildungskonferenzen. Die Gerüchte werden lauter, dass diese regionalen Bildungskonferenzen wieder eingestampft werden sollen. Meine große Hoffnung war, die Elternmitarbeit mit einzubeziehen, denn es wird immer wieder gesagt, dass wir die systemische Förderung brauchen im Sozialraum mit den Eltern.

(Beifall bei der GAL)

Nicht zuletzt hat der Senat natürlich auch die Aufgabe, die eben schon angesprochenen Entwicklungspotenziale im Hamburger Sprachförderkonzept zu lösen. Ich frage mich zum Beispiel, warum ich in der aktuellen Großen Anfrage in der Anlage 9 so wahnsinnig widersprüchliche und unterschiedliche Zahlen bei den weiterführenden Schulen sehe. Auch die eigentümlichen Zahlen in Klasse 10 bedürfen zumindest des Hinterfragens.

Dann ist es sehr wichtig, den vorhandenen Drehtüreffekt möglichst einzudämmen, also ein

Jahr hinein in die Förderung, im nächsten Jahr heraus und im dann folgenden Jahr wieder hinein. Es wäre dringend notwendig, eine Längsschnittstudie zur Evaluation zu machen, um zu sehen, was wirklich nachhaltig und wichtig ist, damit man Ressourcen auch gut steuern kann. Man sollte nicht mit der Gießkanne die Schulen mit Sprachförderstunden versorgen, die unter Umständen auch fremd verwendet werden.

Dann wäre ein wichtiger Punkt, der noch nicht erwähnt wurde, wie eigentlich der Schatz der Mehrsprachigkeit gehoben werden kann. Bisher wird Mehrsprachigkeit immer als Problem angesehen, nicht aber auch als eine wirklich wichtige Ressource, die Kinder mitbringen. Nicht zuletzt ist es wichtig, Best Practice zwischen den Schulen noch besser zu verkoppeln, um dann entsprechend die Ressourcen besser einzusetzen.

Ferner ist natürlich die Frage wichtig, ob jetzt integrativ besser ist oder additiv. Additiv ist eben zusätzliche Ressource. Viele Kinder sind mehrfach förderbedürftig und da frage ich mich, wie sie es noch nachmittags schaffen, diese Förderungen zu leisten und auszuhalten.

Zum Abschluss möchte ich noch einen Stein ins Wasser werden. Wir haben jetzt in Hamburg eine Viereinhalbjährigen-Untersuchung. Vor dem Hintergrund jedoch, dass die Lernentwicklung und die Sprachentwicklung vom ersten bis zum fünften Lebensjahr sehr maßgeblich voranschreiten, frage ich mich, ob viereinhalb Jahre nicht zu spät sind. Wenn die Förderung nämlich wirklich beginnt, beginnt sich das Zeitfenster schon wieder zu schließen. Darüber müsste man noch einmal nachdenken, ebenso über die Frage der Betreuungsquote. So schön es ist, dass wir 90 Prozent Betreuungsquote in den Kitas haben, aber was ist mit den restlichen 10 Prozent? Aus welchen Bereichen kommen die? Sind das Kinder, die überhaupt nicht förderbedürftig sind oder sind es tatsächlich die Kinder, die wir einfach nicht erreichen? Die auch in der Großen Anfrage auftauchen als "mehrfach nicht erschienen" zur Viereinhalbjährigen-Untersuchung.

Damit möchte ich meine Rede schließen. Vielleicht bekomme ich jetzt ein bisschen Applaus, denn es ist schon spät am Abend und ich habe die fünf Minuten eingehalten. – Vielen Dank.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der CDU)

Vielen Dank. Sie hatten noch genau 13 Sekunden. Es ist also wirklich nahezu eine Punktlandung. – Frau von Treuenfels, bitte.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren!

(Dr. Stefanie von Berg)

Ich hoffe, ich habe etwas mehr als 13 Sekunden, aber meine Rede wird kurz.

Gerade hat der Bildungsmonitor der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" Hamburg wieder einmal ein mäßiges Zeugnis im Bildungsvergleich der Bundesländer ausgestellt. Rang 14, Herr Senator Rabe, ist sicher kein Grund, sich zurückzulehnen.

(Dirk Kienscherf SPD: Ja, das hat er jetzt verursacht in den letzten drei Monaten, oder was?)

Aber es besteht Handlungsbedarf.

In einer Reihe von Feldern, insbesondere bei der Schulqualität, konstatiert die Studie Handlungsbedarf. In einem Punkt stehen wir allerdings in diesem insgesamt sehr kritischen Ranking gar nicht so schlecht da, nämlich auf Platz 2 unter 16 Ländern bezüglich der Leistungen zur Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Das hat seinen Grund auch darin, dass Hamburg schon lange und gut frühe Sprachförderung betreibt.

Meine Damen und Herren! Wer früh abgehängt wird, der schafft es später nur schwer, Defizite auszugleichen. Wer früh Förderung erhält, braucht später keine teure Nachqualifizierung. Frühzeitige Sprachförderung ist also das richtige Instrument, darüber sind wir uns wohl alle einig. Sie muss allerdings auch richtig gemacht werden. Die Einführung der Sprachstandserhebung im Alter von viereinhalb Jahren war ein erster richtiger Schritt. Übrigens, Frau Prien, war das unter der Verantwortung der FDP, wenn ich daran erinnern darf.

(Beifall bei Robert Bläsing FDP)

Heute sehen wir allerdings, dass wir bis zum Schulbeginn noch mehr Zeit brauchen, um vorhandene Sprachdefizite auszugleichen, da gebe ich Frau von Berg sehr recht.

Die Erfolgsquote bei der vorschulischen Förderung liegt bei 53,3 Prozent. Diese Kinder benötigen nach einem Jahr Sprachförderung in der Vorschule keine weitere Förderung, aber das ist gerade einmal die Hälfte. Wir sind der Meinung, dass diese Quote höher sein muss. Erfolge müssen außerdem messbar sein, darum stört uns die fehlende Datenerhebung in bestimmten Bereichen. Warum werden keine Daten über die unregelmäßige Teilnahme an Sprachfördermaßnahmen erhoben? Warum kann der Senat keine Auskunft darüber geben, wie viele Kinder, die in der Grundschule Sprachförderung erhalten, bereits in der Vorschule gefördert wurden? Hierzu bedarf es lediglich der Auswertung der vorhandenen Schulakten, die automatisch von der Vorschule an die Grundschulen weitergegeben werden.

Laut Senat wird die Sprachentwicklung einzelner Kinder auch nicht im Längsschnitt verfolgt. Aber

genau das ist die Information, die wir benötigen, um zu beurteilen, wie erfolgreich das Hamburger Sprachförderkonzept eigentlich ist. Wir Liberale sind daher der Meinung, dass an zwei Stellen dringend nachgebessert werden muss: Erstens ist die Erhebung ausreichender Daten zu einer Erfolgskontrolle notwendig. Dazu gehört natürlich ein Längsschnitt und nur so können Qualitätsverbesserungen vorgenommen werden. Zweitens muss die Sprachförderung schon vor der Sprachstandserhebung kontinuierlich in der Kita stattfinden. Notwendig wäre hier auch eine Stärkung der Kooperation zwischen Kita, Vorschule und Grundschule, bei der Auskünfte über durchgeführte Fördermaßnahmen nicht freiwillig, sondern unserer Meinung nach verbindlich weitergegeben werden müssten. Das könnte dann die Grundlage dafür sein, beim nächsten Bildungsmonitor noch deutlich besser abzuschneiden, nicht nur im Bereich der Integration. Daher empfehlen wir eine Überweisung an den Familienausschuss unter Mitberatung des Schulausschusses. – Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP)

Vielen Dank, Frau von Treuenfels. – Das Wort hat Frau Özdemir.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die CDU hat eine Große Anfrage gestellt, aber nun stellt sich die Frage, was sie damit bezweckt.