Protocol of the Session on February 7, 2008

keinem Fall kommt es zu einer Beeinträchtigung der Standsicherheit und der Schutzwirkung der Deiche, die zentralen Punkte. Wir wollen an dieser Stelle aber auch nicht verhehlen, dass wir Äußerungen von SPDMitgliedern mit Sorge betrachten, beispielsweise von Frau Griefahn, die in das Kompetenzteam des Bürgermeisterkandidaten Naumann aufgenommen worden ist und die sich sehr negativ zur Elbvertiefung geäußert hat.

(Jürgen Schmidt SPD: Herr Wulff war das, Herr Wulff!)

Sie machte unter anderem die Bemerkung, die Drehkreise würden für die Länge der Seeschiffe nicht ausreichen und die Seeschiffe könnten sozusagen den Elbtunnel nicht passieren. Solche Äußerungen sind in der Öffentlichkeit nicht hilfreich und ich hoffe, dass Herr Egloff dieses nachher noch einmal klarstellt. In der Vergangenheit hat die SPD immer sehr deutlich gesagt, was sie will, und dass sie an unserer Seite steht. Insofern ist es an dieser Stelle wichtig, uns noch einmal deutlich zu signalisieren, wohin die Reise geht. Die Stimmen in der SPD - ich hoffe, Herr Egloff, Sie werden mir recht geben - werden nach der Wahl verstummen und mit weiterer linker Unterstützung glaube ich nicht, dass diese Argumentation Raum greifen wird.

Ich bitte die Bürgerschaft, diesen Antrag zu beschließen. - Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Herr Egloff, Sie haben das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es hätte dieses Antrags nicht bedurft, wir werden diesem Antrag auch dieses Mal wieder zustimmen, weil er auf der Linie unserer Fraktion liegt, die sie seit vielen, vielen Jahren - eigentlich schon seit Jahrzehnten - vertritt. Die Hamburger SPD und die SPD-Bürgerschaftsfraktion haben immer zum Hamburger Hafen gestanden. Wir wissen, dass in der Region 160.000 Arbeitsplätze davon abhängen, und wir sind dafür, die Fahrrinnenanpassung durchzuführen.

(Beifall bei der SPD - Alexander-Martin Sardina CDU: Auch nach der Wahl?)

Aber natürlich ist es so, meine Damen und Herren, dass wir auf die Belange unserer Nachbarländer eingehen müssen. Da die Frage der Deichsicherheit in Niedersachsen eine große Rolle spielt, ist es richtig, dass man sich darüber mit den Kollegen in Niedersachsen auseinandersetzt und deutlich macht, dass wir ihre Sorgen ernst nehmen. Natürlich muss auch die Frage geklärt werden, wer das bezahlt. Es gibt ein Angebot vonseiten des Bundesverkehrsministeriums, die Kosten für die Deichunterhaltung in Niedersachsen zu übernehmen, wenn Niedersachsen im Gegenzug die Kosten für die Ostedeiche übernimmt. Dieses Angebot kann man im Prinzip nicht ausschlagen, weil die Oste durch das Sperrwerk ohnehin gesichert ist. Ich hatte die stille Hoffnung, dass Herr Wulff, der das während des Wahlkampfs abgelehnt hat, nach der Wahl Vernunft annimmt und sagt, wir akzeptieren das. Nun mussten wir aufgrund der Äußerungen, die Herr Wulff vor einigen Tagen in dieser Stadt gemacht hat, feststellen, dass er anscheinend von seiner Linie, gegen die Elbvertiefung zu sein, nicht ablässt.

(Antje Möller GAL: Ja, guter Mann!)

Es hat nichts genützt, dass unser Bürgermeister zu den Äußerungen von Herr Wulff, der in Niedersachsen im Wahlkampf war, geschwiegen und in dieser Frage nicht deutlich die Hamburger Interessen vertreten hat.

(Kai Voet van Vormizeele CDU: So wie Frau Grie- fahn!)

Es hätte gut getan, wenn Herr Bürgermeister von Beust Herrn Wulff trotz des Wahlkampfs gesagt hätte: Wir Hamburger brauchen diese Fahrrinnenanpassung und deswegen erwarten wir von Niedersachsen - schließlich sind auch viele niedersächsische Arbeitnehmer vom Hamburger Hafen abhängig -, dass man dieser Maßnahme zustimmt.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD - Zuruf von Diet- rich Rusche CDU)

- Ich bin überhaupt nicht unbesorgt, Herr Rusche.

Ich wünsche mir, dass der Bürgermeister zumindest jetzt klar und deutlich sagt, lieber Herr Wulff, wir sitzen in Norddeutschland in einem Boot, was die Frage der Arbeitsplätze angeht. Da kann und darf man die Zukunftsentwicklung des Hamburger Hafens nicht ausblenden vor dem Hintergrund, dass man sagt, wir haben, weil wir mit der Ausschreibung in Wilhelmshaven irgendetwas nicht richtig gemacht haben, eine Zeitverzögerung bei den Baumaßnahmen und deswegen darf der Hamburger Hafen dann auch nicht früher seine Fahrrinnenanpassung bekommen. Wenn so ein Motiv dahinter steckt, meine Damen und Herren, dann ist das nicht in Ordnung. Das ist weder im Interesse Niedersachsens noch im Interesse Hamburgs.

Wir werden diesem Antrag zustimmen, aber es hätte dieses Antrags nicht bedurft, um Klarheit über die SPDPosition zu bekommen. Wir haben diesen Standpunkt immer vertreten, das steht in unserem Wahlprogramm, daran ändert sich nichts.

(Beifall bei der SPD - Hans-Detlef Roock CDU: Das ist auch gut so!)

Das Wort erhält der Abgeordnete Maaß.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Jetzt hatten wir quasi drei Debatten hintereinander das Vergnügen, sehr große Beton-Koalitionen begutachten zu dürfen. Wenn es noch eines Beweises bedurft hatte, warum es einer ökologischen, einer grünen Partei in diesem Parlament bedarf, dann haben wir das eben erleben dürfen.

(Ingo Egloff SPD: Seien Sie doch froh, dass wir die Brücke aufmachen!)

Ich möchte deswegen den Schwerpunkt in meiner Rede auf die ökologische Qualität der Elbe legen, denn das ist etwas, was wir in Hamburg nicht weniger wertschätzen dürfen als unseren Hafen.

(Olaf Ohlsen CDU: Mit Wirtschaft hast du nicht viel am Hut!)

- Das hat sehr viel mit Wirtschaft am Hut, wenn man lernt, mit der Ökologie und nicht gegen die Ökologie zu wirtschaften, Herr Ohlsen. Das ist unser Prinzip. Ich hatte

gehofft, dass sich das mittlerweile auch bei Ihnen durchgesetzt hätte. Schade, dass das nicht der Fall ist.

Sie sagen in Ihrem Antrag, die ökologischen Untersuchungen zur Elbe seien in diesem Planfeststellungsverfahren weltweit einzigartig. Wir sind es durchaus gewohnt, dass Sie den Mund manchmal etwas voll nehmen, aber an diesem Punkt zeugt es schlicht von ökologischer Ahnungslosigkeit, wenn Sie mir hier ökonomische Ahnungslosigkeit vorwerfen, Herr Ohlsen. Ich möchte ein paar Zitate nennen, die der schleswig-holsteinische Umweltminister, Ihr CDU-Kollege, zu diesen Materialen, die angeblich weltweit einzigartige Qualität haben, gesagt hat:

"Aufgrund der Mängel des landschaftspflegerischen Begleitplans kann zum Kompensationsbedarf derzeit nicht Stellung genommen werden. Gegen den landschaftspflegerischen Begleitplan werden im Hinblick auf die oben angegebenen Mängel erhebliche Bedenken angemeldet. Dies betrifft das gesamte Vorgehen der Ermittlung des Eingriffs und des Kompensationsumfangs."

Ich mache dann noch weiter. Das Bundesamt für Naturschutz - also die Behörde, die sich auf Bundesebene wissenschaftlich mit Naturschutz auseinandersetzt - sagt:

"Da der Abarbeitung der Eingriffsregelung fehlerhafte und methodisch unzulässige Bewertungsgrundsätze zugrunde liegen, ist die Eingriffsausgleichsbilanzierung vollständig zu überarbeiten."

Ein anderes Zitat:

"Es zeichnet sich ab, dass die weitere Vertiefung der Elbe erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem Tideelbe haben wird, deren Ausmaß auf Basis der vorgelegten Unterlagen nicht abschließend eingeschätzt werden kann."

Sie behaupten hier allen Ernstes, die Untersuchungen zum ökologischen Eingriff in die Elbe seien weltweit einzigartig. Ich kann Ihnen höchstens zustimmen, wenn Sie damit meinen, sie seien weltweit einzigartig schlecht, Herr Ohlsen, denn das sind sie.

(Beifall bei der GAL)

Das, was die Elbe bei einer neuerlichen Elbvertiefung aushalten muss, reicht wahrlich, um zu sagen, dass es ökologisch nicht unproblematisch ist, wie Sie versuchen, es uns hier einzureden. Allein die Menge des Sediments spricht dafür, dass es sich um einen großen Eingriff handelt. Bei der letzten Elbvertiefung waren es 13 Millionen Kubikmeter, die ausgebaggert wurden, bei der nächsten Elbvertiefung soll fast die dreifache Menge des Sediments entnommen werden. Es geht nicht mehr nur darum, ein paar Spitzen zu kappen, sondern es geht um große Eingriffe in die Flussstruktur.

Bereits nach der letzten Elbvertiefung hatten wir den Effekt, mit dem niemand gerechnet hat, dass nämlich die Elbe das Sediment, das wieder in die Elbe verklappt wurde, in den Hafen zurückgebracht hat. Kein Mensch hat damit gerechnet - die Untersuchungen wurden nach bestem Wissen angefertigt -, dass der Fluss so reagiert. Wenn nun noch das Dreifache des Sediments aus dem Fluss entnommen wird, spricht der erste Anschein dafür, dass erstens der ökologische Eingriff noch viel schwerwiegender ist und zweitens die Folgen noch viel schwerer

vorherzusehen sind. Deswegen kann ich die Entwarnung, die der Wirtschaftssenator und auch die CDU-Fraktion immer in die Welt hinauspusten, es sei geradezu eine ökologische Wohltat, eine ökologische Notwendigkeit, dass man die Elbe weiter ausbaggert, nicht nachvollziehen. Das können Sie mit Fakten nicht unterlegen.

(Beifall bei der GAL)

Wenn Sie dann auch noch wissen, dass wir in den Sommern der letzten Jahren regelmäßig große Sauerstoffknappheit im Hamburger Hafen gehabt haben und ein weiteres Absinken des Sauerstoffgehalts der Elbe im Sommer dazu führen wird, dass es ein großflächiges Fischsterben gibt, dann werden weitere Elbvertiefungen auf keine große Akzeptanz stoßen. Mir ist bewusst, dass das nicht die einzige Ursache ist, sondern dass wir auch den Nährstoffeintrag der Elbe im Elbeeinzugsgebiet verringern müssen. Gleichwohl wird niemand abstreiten können, dass eine weitere Vertiefung der Elbe zur Folge hat, dass die absterbenden Elemente im belebten Raum der Elbe tiefer sinken, sodass dort ein größerer Raum an nicht belichteter Fläche ist und wir deshalb eine vergrößerte Sauerstoffzehrung haben. Dieses Sauerstoffloch ist ein Problem, das wir jetzt schon haben, und ich befürchte, dass es sich noch vergrößern wird. Wenn es tatsächlich zu einem massenhaften und dauerhaften jährlichen Fischsterben kommt, wird sich auch Ihre Fraktion irgendwann fragen lassen müssen, ob das, was Sie hier machen, ökologisch noch verantwortlich ist. Dann wird endlich sichtbar, dass dieser Fluss durch eine weitere Elbvertiefung noch weiter vergewaltigt wird, so wie es bei der letzten Elbvertiefung bereits geschehen ist.

(Beifall bei der GAL)

Sie müssen mir noch einen Widerspruch erklären. Herr Senator Uldall, Sie werden vielleicht noch reden. Sie sagten, die Anmeldung des Wattenmeeres zum Weltkulturerbe würde die Elbvertiefung gefährden. Wenn nun aber die Elbvertiefung so ökologisch verträglich sein soll, wie Sie es behaupten, wie kann dann diese Elbvertiefung einer Ausweisung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe im Wege stehen? Das müssen Sie einmal erklären. Ich habe vielleicht ein bisschen einfaches Gemüt, mir geht das nicht in den Kopf.

(Beifall bei der GAL - Barbara Ahrons CDU: Gut erkannt!)

- Wir sprechen uns noch einmal bei anderer Gelegenheit.

Stichwort Deichsicherheit. Herr Egloff sagte, das sei in Niedersachsen ein wichtiges Thema. Ich sehe das ein bisschen anders. Deichsicherheit ist für Hamburg ein sehr wichtiges Thema, Herr Egloff. Darum sollten Sie sich auch einmal kümmern.

(Beifall bei der GAL - Ingo Egloff SPD: Daran denken wir ständig. Jemand, der die Flut 1962 mitbekommen hat, denkt ständig daran!)

Richtig ist, dass der Tidenhub sich nur gering verändern wird, zumindest das auflaufende Hochwasser. Wir wissen aber, dass mit dem Klimawandel die Sturmfluten gefährlicher werden, dass sie häufiger kommen und dass sie höher auflaufen. Wenn also die wenigen Zentimeter, die diese Elbvertiefung vielleicht noch bringen wird, fehlen, ist es egal, ob diese Elbvertiefung nur einen geringen zusätzlichen Einfluss hat. Dann sind es die wenigen Zen

timeter, die fehlen, und dann ist es ein existenzielles Problem, wenn die Elbvertiefung zu diesen fehlenden Zentimetern beiträgt.

Ein letztes Wort zu unseren Alternativen. Wir haben schon mehrfach darüber gesprochen, dass wir in Norddeutschland die Hafenkooperation fordern. Ich fordere Sie auf - das geht auch an die Adresse der Sozialdemokraten -, auf Ihren Bundesverkehrsminister zu hören. Der wird nämlich zitiert, er wünsche sich eine stärkere Kooperation der deutschen Seehäfen. Das ist genau das, was wir brauchen. Anstatt eines Kirchturmdenkens, dass jeder deutsche Seehafen nur nach Subventionen schreit und möglichst viel Ladung bekommen möchte, brauchen wir eine intelligente Aufteilung, ein nationales Seehafenkonzept. Dann brauchen wir auch keine neue Elbvertiefung. - Danke schön.

(Beifall bei der GAL - Ingo Egloff SPD: Unsinn!)

Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Dann kommen wir zur Abstimmung.