Protocol of the Session on July 4, 2007

- Ja, ja. Zwischen der Waffel auf der einen Seite und der Waffel am Kopp gibt es schon noch einen gewissen Zusammenhang.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Sie sagen, wir sollten hier nur über Themen reden, für die wir verantwortlich sind. Wenn es um Kernkraftwerke in der näheren Nachbarschaft zu Hamburg geht, dann ist die Hamburgische Bürgerschaft verantwortlich, diese Fragen entsprechend zu diskutieren.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Wenn der Wirtschaftssenator sagt, eigentlich sind es nicht wir, sondern sie müssen nach Kiel fahren, dann muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, dass der Erste Bürgermeister zu dieser Debatte schweigt und an anderer Stelle für eine Verlängerung der Laufzeiten ist. Wir werden die Frage Brunsbüttel in der nächsten Legislaturperiode auf der Tagesordnung haben. Herr Bürgermeister, sagen Sie dem Parlament und der hamburgischen Bevölkerung, ob Sie für eine Abschaltung von Brunsbüttel in 2009 sind - ja oder nein - und ob Sie sich dafür bei Ihren Parteifreundinnen und Parteifreunden einsetzen und möglicherweise auch bei der ehemaligen Chefin der hamburgischen Senatskanzlei.

(Ingo Egloff SPD: Ja, genau! Was sagt sie denn nun dazu?)

Ja, dazu haben Sie jetzt Gelegenheit. Sie haben sich in diesem Zusammenhang für ein Konzert von Al Gore eingesetzt. Ich würde Ihnen dann aber empfehlen, Herr Bürgermeister, Ihren Al Gore richtig zu lesen, der warnt mittlerweile vor Kernkraft. - Danke.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Das Wort bekommt Herr Maaß.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte darauf bestehen, dass wir hier und heute über das Thema Sicherheit sprechen, Herr Kruse. Es ist eine existenzielle Bedrohung unserer Stadt, wenn Störfälle in diesem Ausmaß vor den Türen Hamburgs stattfinden. Dann können Sie nicht anfangen, hier über andere Dinge zu debattieren, sondern lassen Sie uns darüber sprechen, dass diese Atomkraftwerke die Sicherheit Hamburgs bedrohen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Es ist klar, dass Ihnen dazu nichts einfällt und auch Vattenfall außer Beschwichtigen nichts Ernsthaftes dazu beiträgt. Das absurdeste Argument, das Vattenfall in den letzten Tagen vorgebracht hat, muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Gerade diese Unfälle hätten gezeigt, wie sicher die Atomkraftwerke seien, denn das funktionierende Sicherheitssystem habe bewiesen, dass nichts passiert. Sind wir also umso sicherer, je mehr Unfälle auftreten, die dann aber zum Glück nicht zum GAU führen und verhindert werden?

Wer so argumentiert, der verkauft die Leute schlicht für dumm.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Wir müssen auch die Debatte über Versorgungssicherheit führen, Herr Uldall. Ich habe vorhin kurz damit angefangen. Wenn es in einem Atomkraftwerk wie in Brunsbüttel oder in Krümmel, in Forsmark oder in Ringhals, wo wir haarscharf an einem GAU vorbeigekommen sind, wirklich einen GAU gegeben hätte, dann gehört nicht viel dazu, zu prophezeien, dass wir in Europa eine Debatte über die sofortige Beendigung der Nutzung der Atomkraft hätten. Ich bin mir sicher, dass viele Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssten, weil auch die Letzten verstanden hätten, dass diese Atomkraftwerke nicht dauerhaft sicher betrieben werden können. Das würde aber bedeuten, dass wir dann, wenn wir über einen weiteren Unfall einen erzwungenen Ausstieg hätten, wirklich in eine Energiekrise hineinrutschen. Deswegen wollen wir den geregelten Ausstieg, damit wir nicht von den Ereignissen überrollt werden, sondern einen Übergang erreichen, den unsere Volkswirtschaft überlebt. Deswegen ist das, was Sie hier mit der Verlängerung der Laufzeiten betreiben, volkswirtschaftlich ein Vabanquespiel, Herr Kruse und Herr Uldall.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Ich muss noch etwas zum Klimaschutz sagen, zur These, ohne Atomkraftwerke würden wir die Klimaschutzziele nicht schaffen. Zunächst meine Frage an die CDU und den Ersten Bürgermeister: Von welchen Klimaschutzzielen reden Sie eigentlich? Sie haben es bis heute nicht geschafft, für Hamburg ein Klimaschutzziel vorzulegen. Das ist die Wahrheit. Legen Sie erst einmal ein Klimaschutzziel vor, bevor Sie behaupten, wir würden es verfehlen, wenn wir die Atomkraftwerke nicht weiter betreiben lassen.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Zum Zweiten halten Sie sich schlicht an Ihre Bundeskanzlerin. Frau Merkel hat gestern nach dem Energiegipfel klipp und klar gesagt, es ginge auch ohne Atomkraftwerke, um die Klimaschutzziele für die Bundesrepublik Deutschland minus 40 Prozent bis 2020 erreichen zu können. Herr Kruse hat gesagt, gut, dann würden volkswirtschaftlich viereinhalb Milliarden Euro Kosten entstehen. Sie müssen aber auch den volkswirtschaftlichen Nutzen dagegen rechnen, den Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt haben wird, dass wir in erneuerbaren Energien Weltmeister sind und durch den Umstieg in erneuerbare Energien noch weiter vorangebracht werden können. Dieser volkswirtschaftliche Nutzen zahlt sich in Hamburg in Form von mehreren 1000 Arbeitsplätzen aus, die wir in Hamburg in den Bereichen Wind- und Solarenergie und Biomasse bereits geschaffen haben. Über diesen Nutzen müssen wir sprechen.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Herr Engels sagte, 3 Prozent Energieeffizienzsteigerung pro Jahr seien illusorisch, die seien nicht zu schaffen.

(Hartmut Engels CDU: Habe ich nicht gesagt!)

- Aber Sie haben gesagt, es ist sehr anspruchsvoll.

Ich kann entgegenhalten: Die Bundeskanzlerin hält es für möglich, das zu schaffen, und ich kann mich dem, was Ihre Bundeskanzlerin sagt, ausdrücklich anschließen.

Gucken wir zu unserem nördlichen Nachbarn, nach Dänemark. Die Energieproduktivität liegt dort um 22 Prozent höher als in Deutschland. Mit anderen Worten: Man ist uns dort um sechs Jahre voraus. Sie können mir nicht erzählen, dass wir es in Hamburg nicht schaffen können, was unsere Nachbarn in Dänemark erreicht haben, ohne dass dieses Land, wie Sie den Teufel immer an die Wand malen, deindustrialisiert wurde.

(Beifall bei der GAL und bei Michael Neumann und Thomas Böwer, beide SPD)

Wenn Sie jetzt eine Debatte um die Verlängerung von Laufzeiten führen, dann sorgen Sie dafür, dass Sie gerade im Bereich von Investitionen in erneuerbare Energien Investitionsunsicherheit schaffen. Es ist absehbar, dass eine Verlängerung der Laufzeiten - das ist das letzte Argument - der Atomkraftwerke dazu führen wird, dass sich die Wettbewerbsbedingungen für erneuerbare Energien und für Energieeffizienz erkennbar verschlechtern werden, weil die Zertifikatspreise für den Ausstoß von CO2 weiter in den Keller gehen werden.

(Glocke)

Das ist gegen den Klimaschutz und deswegen ist Atomausstieg auch richtiger Klimaschutz. - Danke schön.

(Beifall bei der GAL und vereinzelt bei der SPD)

Das Wort bekommt Herr Dr. Stehr.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Maaß, Sie haben gesagt, wir wollten hier über Sicherheit reden. Das will ich gern tun.

Lassen Sie uns sine ira et studio gucken, wie die Fakten gelaufen sind. Ich fange mit Brunsbüttel an.

Wir hatten in der Schaltung der Anlage einen Kurzschluss außerhalb jeglichen radioaktiven Bereichs. Es gab ein Abfangen auf Eigenbedarf, es gab eine thermische Abkühlung und es wurde ein Schutzsignal ausgelöst, das die Turbine weggeschaltet hat. Das war alles.

Es hat dann im Wesentlichen völlig unabhängig davon einen undichten Flansch an einer Hydraulikleitung gegeben, aus dem ein paar Tropfen Öl auf eine andere heiße Leitung getropft sind, und das hat geschmort.

(Antje Möller GAL: Das kann mal passieren!)

- Das kann mal passieren, genauso ist es.

(Heiterkeit bei der SPD und der GAL)

Daraus machen Sie ein Drama.

(Zurufe von der SPD und der GAL)

Das war die Vokabel: Brand in der Anlage.

Und nun zu Krümmel. Sie haben in den Medien die Fotos gesehen, der Trafo hat gebrannt, die Ursachen kenne ich auch nicht.

(Zurufe von der SPD und der GAL)

Die Anlage wird den Strom nicht los, die Turbinenschutzschaltung schaltet die Turbine ab und die Turbinenabschaltung löst automatisch eine Reaktorsicherheitsabschaltung aus. Das ist so, das muss so sein. Damit werden automatisch die Hauptkühlmittelpumpen abgeschaltet, die Notstromdiesel werden gestartet und die Anlage wird auf das Reservenetz umgeschaltet. Das ist gut so.

Von den drei Hauptkühlwasserpumpen wird eine wieder zugeschaltet, weil die Anlage gar keine Leistung hat. Soweit ist bis auf den Brand alles im grünen Bereich.

(Zurufe von der SDP und der GAL)

Nun schaltet sich die Hauptkühlwasserpumpe nach einiger Zeit wieder ab. Das war so nicht vorgesehen.

(Heiterkeit bei der SPD und der GAL)

Die Ursachen kenne ich nicht, ich will darüber nicht spekulieren. Das wird untersucht. Die Reservepumpen laufen an und die Betriebsmannschaft öffnet sicherheitshalber zwei Ventile, um den Druck abzusenken. Das war nicht nötig, aber sie wollte auf Nummer Sicher gehen, weil man bei niedrigem Druck mehr Möglichkeiten hat als bei hohem Druck. Das ist die ganze Geschichte. Was lernen wir daraus?