Sie haben in Ihrem Antrag den Bildungsaspekt sehr hervorgehoben, aber das darf natürlich nicht dazu führen, dass wir die frühkindliche Entwicklung jetzt nur noch unter dem Bildungsaspekt sehen, sondern es muss eine Bandbreite haben. Es findet so ein merkwürdiger Schluss statt: Wir brauchen mehr qualifizierte Akademiker. Dass wir sie nicht haben, daran ist die Uni schuld. Die Uni sagt, wir brauchen mehr studierfähige Studenten, daran ist die Schule schuld und die Schule sagt, wir brauchen im Grunde genommen Kinder, die lernbereit sind, aber was bekommen wir? Das können wir gar nicht mehr nachholen. So hat der Kita-Bereich, der frühkindliche Bildungsbereich, den Schwarzen Peter. Das kann es nicht sein. Wir können nicht mit der Ausweitung einer besseren Qualität der frühkindlichen Bildung die Bildungsmisere insgesamt lösen. Da muss man auch sehen, dass das miteinander zusammenhängt.
Wir dürfen auch nicht dazu übergehen zu sagen, dass jetzt grundsätzlich etwas kommen muss und alles das, was vorher war, ist nicht in Ordnung gewesen. Da tut man den Leuten Unrecht, denn natürlich ist eine effektive und fundierte Ausbildung wertvoll und effizient in den Kindertagesheimen und Kindergärten geleistet worden.
Nun ist es aber so, dass die Ausbildung im europäischen Umland - und PISA wird immer gerne damit verquickt - universitär, akademisch, ist. Warum sollte man diesen Schritt nicht auch tun, warum sollte man da nicht eine Ausweitung vornehmen, wir sind sowieso dafür. Wenn Sie von dem Personalmix sprechen, Frau Blömeke, so ist das genau das, worauf es ankommt. Damit verunsichern wir auch nicht diejenigen, die heute tätig sind, wenn sie das Gefühl haben, ich bin jetzt nichts mehr wert, weil ich nicht den akademischen Titel habe. Ich glaube, dass das auch etwas ist, über das wir uns im Ausschuss noch sehr ausführlich unterhalten sollten.
Es darf aber nicht sein - und wir haben gerade die Zusammenfassung gehabt, Frau Strasburger wird vielleicht noch darauf hinweisen, Kinderbildungshäuser, wo Kinder in Kita und Schule zusammengefasst werden -, dass die Kita-Ausbildung jetzt nur noch unter dem schulischen Primat gesehen wird.
Eine Frühpädagogik ist mehr als nur Qualifizierung für die Schule. Sie macht lebenstüchtig, sie macht physisch und psychisch stabil und das ist etwas, worauf wir zu achten haben. Natürlich sind die Anforderungen gestiegen, was Diagnose, Anamnese, Elternberatung, Erstellung von Bildungsplänen betrifft. Alles das setzt natürlich ein akademisch fundiertes Wissen voraus und das weist wieder auf den Personalmix, Professionalisierung ja, aber einseitige Nur-Akademisierung nein. Dieser vernünftige Personalmix ist richtig.
Über die Punkte 1 bis 3 Ihres Antrags werden wir uns in epischer Breite im Ausschuss auseinandersetzen.
Bessere Ausbildung bedeutet gleichzeitig natürlich auch eine Aufwertung der Leistungen. Wenn dabei eine bessere Bezahlung herauskommt, ist das außerordentlich lobenswert, aber es ist dann immer auch die Frage, ob es zu bezahlen ist.
Er hat irgendwann in den Neunzigerjahren einen Antrag auf eine Quotierung für Männer innerhalb der Frühpädagogik gestellt, das heißt, in der Grundschule und der Kita. Das ist damals leider abgelehnt worden, wir wären vielleicht schon ein bisschen weiter.
Natürlich ist eine Kampagne nicht schädlich, aber da steckt noch mehr dahinter. Nur mit einer Kampagne werden wir den Anteil nicht erhöhen. Dass er erhöht werden muss und es wichtig ist, darüber liegen sich die einschlägigen Fachleute überhaupt nicht in den Haaren. Nur, das frühzeitige Heranführen an soziale Verantwortung müssen wir mit den Jungen veranstalten, damit sie sich nachher auch für solche Berufe interessieren.
Da muss man vielleicht noch einmal in das gelobte Land der Gleichberechtigung gucken, nach Norwegen. Norwegen hat das gemacht, was man unter der großen Überschrift "Gender Managing" nennt, die Anforderungsprofile
für die Kindertagesheime und für ähnliche Bereiche verändert. Man ist nicht mehr in einer Beschreibung der Tätigkeit stehen geblieben, sondern hat Anforderungen und genaue Aufgaben formuliert. Es ist tatsächlich gelungen, den Anteil von 7 auf 20 Prozent zu erhöhen, weil man in einer anderen Art und Weise diese Tätigkeit dargestellt hat.
Zu Punkt fünf teile ich natürlich Ihren Glauben an die schnelle, effiziente Arbeit des Senats, halte das allerdings bis zum 30. Juni für etwas kurzfristig; das werden wir sicherlich nicht schaffen. Ein bisschen mehr Zeit sollte uns und auch dem Senat gelassen werden. Im Übrigen haben wir viel Arbeit im Ausschuss und ich freue mich auf die Ausschussarbeit.
Frau Präsidentin, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! Unser Antrag aus den Haushaltsberatungen "Kinder– und Familienstadt Hamburg - Frühe Bildungschancen" mit der Nummer 18/5472 scheint eine wahre Fundgrube sowohl für die Kollegen der CDU als für die der GAL zu sein, die beide einzelne Punkte in dieser Woche recyceln.
Frau Koop sprach die Bildungshäuser an, Punkt D. 7., und die GAL heute die Reform der Frühpädagogik mit Punkt D. 8. Der Antrag, verehrte Kolleginnen und Kollegen, enthält noch sieben weitere Punkte zum Thema Rechtsansprüche, Beitragsfreiheit, Umsetzung von Bildungsempfehlungen, Pflegesatz der Kinder mit sozialem pädagogischem Bedarf und zur systematischen Kooperation von Schule und Jugendhilfe. Ich bin einmal gespannt, wer von Ihnen beiden die sieben Punkte zuerst wieder aufnimmt.
Verehrte Kollegen! Es würde viel Papier sparen, einzelne Ziffern von Anträgen anzunehmen oder zumindest an die Ausschüsse zu überweisen. Dann kann man dort die Unterschiede im Detail diskutieren, Frau Koop.
Frau Blömeke hat es schon angesprochen. Wir haben eine erfreuliche Entwicklung, was die Lehrer angeht. Die
Hochschule in der Saarlandstraße beginnt ab dem Wintersemester 2007/2008 mit einem Bachelor-MasterStudiengang zur Bildung und Erziehung mit zwei Studienschwerpunkten Frühpädagogik und Management von Bildungseinrichtungen. Frau Koop, das wird in der Folge auch zu einer Diskussion über die Entlohnung von solcher Art ausgebildeten Menschen, hoffentlich Männern und Frauen, führen. Was uns aber weiterhin fehlt - darüber sollten wir auch in den Ausschüssen diskutieren - ist, wie wir die Fortbildung für die jetzigen Erzieherinnen und Erzieher verbessern. Unser Vorschlag im eben genannten Antrag war, darüber nachzudenken, ob man das Institut für Lehrerfortbildung zu einem Institut für Erzieher und Lehrerfortbildung ausbaut. Die Ressourcen sind da und das würde auch der gemeinsamen Arbeit im Sinne von Multiprofessionalität gut tun.
Zusätzlich zur Lehre, die jetzt an den Start geht und bei der wir, genau wie die GAL, der Auffassung sind, dass ein Teil der Ausbildung von Frühpädagoginnen und Lehrerinnen zukünftig gemeinsam sein sollte, fehlt eine entsprechende Forschungsinfrastruktur, welche die empirische Wende in der Frühpädagogik stützt und befördert. Dies sollte auch ein Punkt sein.
Dann kommen wir zu dem, Frau Blömeke, was mich an Ihrer Presseerklärung ein wenig gestört hat. In der Presseerklärung heißt es, dass Sie sich vorstellen können, pro Kita-Gruppe jeweils eine an der Hochschule qualifizierte Fachkraft zum Einsatz zu bringen. Die GAL spricht davon, pro Kita-Gruppe eine an der Hochschule qualifizierte Kraft zum Einsatz zu bringen, die gemeinsam mit herkömmlich ausgebildetem Personal die Gruppen leitet. Frau Blömeke, von dieser Art von Zwischenhierarchie zwischen Kita-Leitung, Gruppenleitung und sonstigen Mitarbeitern halten wir nichts. Es wäre falsch, so etwas zu tun, übrigens ähnlich falsch, wie wir es beim Allgemeinen Sozialen Dienst mit der Taskforce halten. So etwas sollte in die Kitas nicht Einzug halten. Es kommt auf die Fort– und Ausbildung aller Mitarbeiterinnen an.
Ziel ist dabei auch, das von Ihnen angesprochene berufsbegleitende Studium in der Hinsicht zu nutzen. Auch ich habe gestern mit Interesse vernommen, dass Frau Dinges-Dierig Andeutungen in puncto Verbesserungen von Qualität von Aus- und Fortbildung macht. Daher ist es gut, dass dieser Antrag - seit langer Zeit mal wieder ein Antrag - in die entsprechenden Ausschüsse überwiesen wird und wir gemeinsam sehen können, was in der Frage geht.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich möchte nur noch ein paar Bemerkungen zu dieser Debatte loswerden. Wir sind hier nicht beim Hase- und Igel-Spiel, um zu sehen, wer als erstes und als schnellstes am Ziel war, um einen solchen Antrag zu stellen. Aber, Frau Dr. Hilgers, Sie können sich darauf verlassen, dass die GAL eine eigenständig denkende Fraktion ist.
Wir brauchen keinen SPD-Antrag zum Abschreiben. Man erhält Anregungen im Austausch mit anderen Bundesländern, bei denen das System der Frühpädagogikstudien hervorragend funktioniert. Man erhält auch Anregungen aus der Bundespolitik. Wie es bei der CDU und den Bildungshäusern ist, weiß ich nicht. Was die Erzieherausbildung allerdings angeht, ist es das.
Ich komme nochmals auf den Beitrag von Frau Dr. Hilgers zurück. Die Zwischenhierarchie ist so nicht gemeint. Das ist natürlich ganz richtig. Wir haben in der Schule durchaus sehr gut funktionierende Beispiele, bei denen Pädagogen mit Sozialpädagogen zusammenarbeiten. Ein Beispiel sind die Integrationsklassen. Dort gibt es dann nach einer gewissen Zeit auch keine Hierarchieprobleme mehr, sondern ein Team, wie es sein sollte.
Eine Meldung, okay. - Herr Heinemann, jetzt haben Sie mich mit Ihrer Meldung doch etwas durcheinander gebracht.
Herr Heinemann, Sie hören wahrscheinlich das Stichwort Schule und dann melden Sie sich gleich, egal, was es auch immer ist.
Vielleicht lassen Sie mich noch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, denn ich fand es ganz wichtig, was Frau Koop gerade ausgeführt hat.