Protocol of the Session on November 27, 2002

Sie wollen sich von der bewährten Integration verabschieden, haben aber nicht den Mut, ehrlich und offen mit den Beteiligten darüber zu sprechen. Das muss man einmal ganz deutlich sagen und da nützt es auch nichts, wenn sich Herr Drews hier hinstellt und uns fragt, was wir für die Schwachen und Schwächsten in dieser Stadt tun. Wir fragen Sie, was Sie für die Schwächsten und Schwachen in dieser Stadt tun.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Sie tun nichts, sondern weichen nur aus.

(Katrin Freund Partei Rechtsstaatlicher Offensive: Sehr komisch!)

Sie sind nicht einmal, außer einem FDP-Kollegen, den Einladungen der besorgten Eltern und Schüler gefolgt. Sie haben sich nicht einmal der Diskussion gestellt und das ist gerade in dieser wichtigen Frage schändlich.

(Wolf-Dieter Scheurell SPD: Unerhört! und Beifall bei der SPD und der GAL)

Sie wollen sich dieser Diskussion nicht stellen und weisen stattdessen auf regionale Förderzentren hin, die Sie schaffen wollen. Aber Pläne, wie die Integration in diesen Förderzentren konkret aussehen soll, nennen Sie den Eltern nicht, weil Sie keine Pläne haben.

(Beifall bei der SPD – Katrin Freund Partei Rechts- staatlicher Offensive: Sie reden bei diesem Thema immer das Gleiche, Sie versuchen, alles kaputtzu- reden!)

Das hat nichts damit zu tun, dass wir bei jedem Thema das Gleiche reden, und das hat auch nichts damit zu tun, dass wir 44 Jahre lang die Stadt regiert haben, sondern es hat etwas damit zu tun, dass Sie eine andere Schulpolitik wollen, dass Sie Ausgrenzung und nicht Miteinander wollen, Frau Freund.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Herr Drews, bleiben Sie ganz ruhig, Sie können sich nachher hier noch zappelnd aufregen, aber noch ist Ihre Zeit nicht gekommen.

Auf jeden Fall sind Sie überrascht über die massiven und berechtigten Proteste der Eltern gewesen. Frau Knipper hat entsprechend reagiert und sich entrüstet an die Schu

len gewandt nach dem Motto, diese Kritik sei völlig unangebracht. Sie hat auch darauf hingewiesen, dass sich 2003 doch gar nichts ändern würde.

(Wolfgang Drews CDU: Eben!)

Die FDP hat in der letzten Fragestunde versucht, dasselbe zu fragen.

(Wolfgang Drews CDU: Eben!)

Es wird sich in der Tat 2003 bei den integrativen Regelklassen nichts ändern, weil erst Mitte 2003 das neue Schulgesetz in Kraft treten wird und dann wird keine Zeit sein, dass sich etwas ändert.

(Wolfgang Drews CDU: Alles wird gut!)

Ab 2004 droht aber – und da hüllen Sie sich in Schweigen, denn das wissen Sie ganz genau – dem integrativen Schulsystem letztendlich das Fallbeil.

(Katrin Freund Partei Rechtsstaatlicher Offensive: Weil es etwas Besseres geben wird!)

Das müssen Sie auch einmal bekennen und dazu müssen Sie offen hier Stellung nehmen.

(Beifall bei der SPD)

Wir Sozialdemokraten haben uns in der letzten Legislaturperiode für eine Fortsetzung der integrativen Regelklassen ausgesprochen. Die Eltern sind zu Recht empört, dass Sie sich heute davon verabschieden wollen, und haben sicherlich auch nicht vergessen, dass es die Christdemokraten in der letzten Legislaturperiode waren, die gesagt haben, wir wollen weg von diesem integrativen System, wir wollen wieder hin zu Sonderschulen. Sie wollen kein Miteinander, sondern ein Gegeneinander, Sie wollen ausgrenzen, das ist Ihre Politik.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL – Manfred Silberbach Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Und wer ist gewählt worden?)

Das ist ja traurig, dass Sie gewählt worden sind.

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Wählerschelte!)

Deswegen sind sich die Eltern dessen auch bewusst. Ich will hier nicht von Wahlbetrug oder Sonstigem reden. Der Protest, den Sie heute spüren, richtet sich nicht gegen 44 Jahre Sozialdemokratie, sondern gegen Ihre heutige Politik und das sollten Sie einmal kapieren.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Aber Sie sind ignorant, Sie wollen nicht wahrhaben, dass die Eltern Ihnen nicht mehr folgen.

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Das tun sie doch!)

Wir Sozialdemokraten wollen das integrative System fortführen. Deswegen fordern wir insbesondere Sie auf, Herr Senator Lange, sich endlich der Diskussion mit den Schülern, Lehrern und Eltern zu stellen.

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Wir stellen uns vor allen Dingen der Diskussion mit den Eltern!)

Sie können gleich noch reden, bleiben Sie ganz ruhig.

Wir Sozialdemokraten sagen hier ganz deutlich: Wir wollen eine Fortführung des Systems und fordern daher erstens, dass der Senat darüber berichtet, wie viele weitere Schulen sich um die Einrichtung von IR-Klassen bemüht haben, zweitens eine Fortführung der integrativen Regelklassen über das Jahr 2003 und 2004 hinaus und

(Dirk Kienscherf SPD)

drittens eine Fortführung dieses Systems und eine Weiterentwicklung der Integration.

(Beifall bei der SPD und bei Christa Goetsch GAL)

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen, lieber Senator! Wir können Sie heute nur auffordern, Schluss mit der Verunsicherung der Eltern zu machen, Schluss mit den Plänen zu mehr Ausgrenzung und Schluss mit den Plänen zur Beendigung des Modellvorhabens zu machen.

(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Und dafür been- den Sie Ihre Hetzkampagne!)

Hetzkampagne ist nicht mein Vokabular. Bei der Hetze, die Sie in diesem Hause in den letzten Monaten betrieben haben, brauchen Sie über Hetzkampagne nicht zu sprechen.

Wir Sozialdemokraten unterstützen die Eltern, wir wollen mehr Integration, wir wollen mehr Förderung für benachteiligte Schüler und weniger Ausgrenzung. – Danke.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Ich muss Sie leider für das Wort „Hetzkampagne“ zur Ordnung rufen.

(Zuruf von Martin Woestmeyer FDP)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Weinberg.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Werter Herr Kienscherf, wer verunsichert in dieser Stadt in Bildungsfragen die Eltern? Das sind nicht wir, das sind Sie mit Ihren Kampagnen, die Sie betreiben.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Dr. Willfried Maier GAL: Kinder sind das!)

Warten Sie, Herr Dr. Maier.

Mittlerweile zeichnet sich bei Fragen, die im Bildungsbereich diskutiert werden, ein Muster ab, nämlich Behauptungen aufzustellen und an die Öffentlichkeit zu tragen, damit Eltern, Lehrer und auch Schüler zu verunsichern und sich dann hier hinzustellen und zu sagen, wir verunsicherten die Eltern und Kinder. Dieses System klappt aber nicht, Herr Kienscherf, und ich werde Ihnen auch erklären warum.

(Vereinzelter Beifall bei der CDU, der Partei Rechts- staatlicher Offensive und der FDP)

Lassen Sie mich kurz einiges für die CDU-Fraktion festhalten.