Protocol of the Session on November 14, 2002

(Rolf Harlinghausen CDU: Das war Rotgrün vorher!)

Nein, ganz falsch. Es ist die Belastung durch den Straßenverkehr. Bei einer wachsenden Verkehrsdichte müssen wir uns vor allen Dingen angucken, wie wir dagegensteuern können, und im Bezug auf den Zustand des Straßenoberbaus interessiert uns natürlich ganz besonders der Güterverkehr. Die in dieser Frage vollkommen unverdächtige „Bild“-Zeitung hat selbst im Jahr 2000 festgestellt, dass ein einziger Lkw auf Hamburgs Straßen die Schäden von 50 000 Pkws aufwiegt. Das bedeutet, dass Sie not

(Michael Dose SPD)

wendigerweise Konzepte entwickeln müssten, wie Sie diese Verkehre umsteuern, ohne dass die Straßen kaputtgefahren werden. Und das bedeutet, dass Sie eigentlich einen Verkehrsentwicklungsplan vorlegen müssten. Das traut Ihnen aber in der Stadt niemand mehr zu. Herr Rumpf, Sie trauen sich das offenkundig selbst nicht mehr zu, sonst müssten Sie nicht so mit den Augen rollen.

(Beifall bei der GAL und der SPD – Zuruf von Horst Zwengel Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Ich finde das ja schön, dass Sie jetzt an dieser Stelle nervös und laut werden. Aber es traut Ihnen doch in der Stadt tatsächlich niemand mehr zu, dass Sie die ursprünglich einmal im Verkehrsentwicklungsplan vorgenommenen, ganz grundsätzlichen Überlegungen und die daraus folgenden nüchternen Schlussfolgerungen durch eigene Überlegungen werden ersetzen können. Denn Sie können den Verkehrszuwachs nicht wegdiskutieren. Sie weigern sich, einen Verkehrsentwicklungsplan vorzulegen, weil Sie spätestens dann merken, dass Sie mit Ihrer permanenten Wahlkampfpolemik da nicht weiterkommen.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Wenn nach über einem Jahr Regierung, Herr Winkler, gerade Sie noch von hier wieder das Wort „Drangsalierung“ und „Verkehrsschikane“ und sonst irgendetwas meinen, in den Mund nehmen zu müssen,

(Karl-Heinz Winkler Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Das hören Sie nicht gerne!)

dann ist das einfach keine Grundlage für ein vernünftiges Konzept. Ich fordere Sie auf: Legen Sie einen neuen Verkehrsentwicklungsplan vor und lassen Sie uns dann darüber reden, wie Sie die Straßen tatsächlich nachhaltig dadurch schützen, dass Sie Verkehre umlenken.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Das Wort erhält der Abgeordnete Rumpf.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst an dieser Stelle noch einmal an die letzte Legislaturperiode erinnern. Wir haben damals aus der außerparlamentarischen Opposition heraus versucht, auf den maroden Zustand der Hamburger Straßen hinzuweisen. Insbesondere der Bezirk Nord hat sich da mit der Idee, das „Schlagloch des Monats“ zu kreieren, hervorgetan. Das hat auch insbesondere in der Regionalpresse relativ guten Anklang gefunden. In der Zwischenzeit hat Bernd Reinert an dieser Stelle auf parlamentarischer Ebene durch zahlreiche Anfragen und Initiativen versucht, diesen Missstand aufzuzeigen, und es ist ihm gelungen.

(Dirk Kienscherf SPD: Mit der Wasserwaage!)

Lieber Herr Reinert, es muss für Sie wie Weihnachten und Ostern zugleich gewesen sein, endlich eine befriedigende Antwort auf Ihre Anfragen bekommen zu haben.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Nur noch einmal ganz kurz zum Vergleich. Auf Bezirksebene im Jahre 2001 instand gesetzte Straßen: 20. Im Jahre 2002: 51, jeweils ohne Harburg. In der Verantwortlichkeit der BBV im Jahre 2001: 7, im Jahre 2002 am Ende 77. Das ist das Elffache. Diese Zahlen sprechen für sich

und für den Erfolg dieser Bürgerkoalition. Da können Sie herummären, so viel Sie wollen.

Im Einzelnen, Herr Dose: Die Durchschnittsgeschwindigkeit des motorisierten Individualverkehrs sei in Hamburg besser als in anderen Städten vergleichbarer Größe. Nun finden Sie erst einmal in Deutschland eine Stadt vergleichbarer Größe.

(Michael Dose SPD: Deshalb habe ich auch Europa gesagt!)

Rechnen Sie außerdem einmal die Bezirke Bergedorf und Harburg mit ihren Landstraßen heraus, die es in anderen Städten gar nicht gibt, und dann gucken wir einmal, was an Geschwindigkeit dann in Eimsbüttel oder Nord noch übrig bleibt.

Zum Zweiten: Die Straßen seien ordentlich. Bei einem selbst von Ihrem Senator festgestellten Bedarf von 100 Millionen Euro die Straßen als „ordentlich“ zu bezeichnen – was fahren Sie für ein Auto? Einen Off-Roader?

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Drittens: Die Grundinstandsetzung haben Sie hier kritisiert. Da komme ich dann auch zu Herrn Lühmann: Das sei Geldverschwendung. Diese Grundinstandsetzung ist alles andere als eine Geldverschwendung, weil Sie nämlich in nachfolgenden Jahren Betriebsausgaben spart. Das haben Sie aber anscheinend nie begriffen. Und sie ist vor allen Dingen nachhaltiger als die Flickschusterei, die sonst betrieben wird, die vielleicht zunächst billiger ist, aber eben hohe Folgekosten hat und insbesondere bei schlechten Witterungsbedingungen auch wesentlich gefährlicher, insbesondere, wenn durch Bitumen geflickschustert wird.

Und dann, Herr Dose, natürlich gibt es durch das Sonderinvestitionsprogramm Baustellen. Warten wir das nächste Jahr einfach einmal ab,

(Barbara Duden SPD: Bis Sie kein Geld mehr haben!)

wenn die Baustellen alle fertig sind und der Verkehr sich verflüssigt, dann können wir auch sehen, wie das mit dem Vertrauen der Bevölkerung, Herr Lühmann, in diesen Senat, in dessen Verkehrspolitik ist.

Die Zerstörung der Straßen, Herr Lühmann, das haben Sie selber gesagt, erfolgt in erster Linie durch den Schwerverkehr. Dass Sie versuchen, uns das vorzuwerfen, wo Ihre rotgrüne Regierung 90 Prozent der Mittel aus der Mineralölsteuer für Nicht-Verkehr-Dinge ausgibt, ist eigentlich eine Frechheit.

(Barbara Duden SPD: Wir geben die Hundesteuer ja auch nicht immer nur für Hunde aus!)

Ja, ich weiß, dass eine Steuer nicht unbedingt zweckgebunden sein muss.

(Christian Maaß GAL: Das darf sie nicht einmal!)

Aber in dieser Größenordnung ist es nicht nur sachfremd, sondern es verspielt in wichtigen Investitionsbereichen die Zukunft dieses Landes.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Zusammenfassend lässt sich die Antwort auf die Große Anfrage bestimmt als Erfolg dieser Koalition und des neuen Senats darstellen.

(Glocke)

(Jörg Lühmann GAL)

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Von Herrn Lühmann? – Aber sicher. Das ist Ihre erste, oder?

Herr Rumpf, glauben Sie eigentlich allen Ernstes, dass Sie die Straßen schneller sanieren können, als Sie sie selbst wieder kaputtfahren lassen?

Das glaube ich nicht nur, sondern das werden wir Ihnen mit Ablauf der nächsten Legislaturperiode bewiesen haben!

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Lachen bei der SPD – Manfred Mahr GAL: Wollen Sie das als außerpar- lamentarische Opposition erreichen?)

Um es auf den Punkt zu bringen: Angesichts des Bedarfs, den Sie uns hier in Hamburg hinterlassen haben, war dieses Sonderinvestitionsprogramm in der Tat nur ein Anfang. Aber wir werden es zu Ende bringen. – Danke schön.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Alsdann erhält Senator Uldall das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich kann Ihnen zunächst die erfreuliche Nachricht überbringen, dass morgen Senator Mettbach, den ich hier heute Abend vertrete, die Reha-Klinik verlassen wird und seine Arbeit in der Behörde in der nächsten Woche wieder aufnehmen wird.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Werner Dobritz SPD: Er hätte sie auch schon heute verlassen können!)

Nun, meine Damen und Herren, ich glaube, wir alle wünschen Senator Mettbach weiterhin eine gute Genesung.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP – Vereinzelter Beifall bei der SPD und der GAL)

Ich kann die Reden von den beiden Kollegen Lühmann und Dose eigentlich nicht so richtig nachvollziehen, denn die beklagten, dass wir jetzt Dinge angreifen, die sie eigentlich, wie Sie dargestellt haben, Herr Dose, immer schon gewollt hätten. Bekennen Sie sich bitte zu Ihren politischen Schwerpunkten! Sie hatten andere politische Schwerpunkte und diese Schwerpunkte hießen eben nicht, dass der Straßenverkehr unbedingt flüssiger gemacht werden sollte, sondern ihr Ziel war eine Behinderung des Straßenverkehrs, um auf diese Art und Weise den Verkehrsfluss in Hamburg zu stoppen, meine Damen und Herren.