(Dr. Hans-Peter de Lorent GAL: Die anderen auch nicht! – Manfred Mahr GAL: Und quatschen auch nicht!)
Nachhaltigkeitsaudit. Es ist schon eine spannende Sache, daß Schulen – ähnlich wie in der Industrie – die Verpflichtungen eingehen, die
Nachhaltigkeit – Schüler, Lehrer und so weiter – tatsächlich einzuhalten. Das ist ein Bund/Länder-Projekt. Ich finde, das ist ein hochinteressanter Ansatz. Ich glaube, wenn Schulen nicht den Außenblick zulassen und sich von außen nicht auch einmal messen lassen, können sie sich nicht weiterentwickeln. Insofern ist eine professionelle Begleitung von Schule auch eine sehr sinnvolle Sache.
Die Ausbeute in den Schulprogrammen zur Agenda 21 ist allerdings – im Gegensatz zur Fifty-Fifty-Beteiligung – noch nicht überwältigend. Von 380 bisher durchgesehenen Schulprogrammen haben gerade mal 18 allgemeinbildende Schulen und vier berufsbildende Schulen die Frage der Nachhaltigkeit tatsächlich explizit ausgewiesen. Insofern kann man nicht sagen, daß die Schulen, die am FiftyFifty-Programm teilnehmen, per se noch nicht Agenda-21fähig oder -entwickelt sind. Dort ist noch einiges zu tun, das ist ein Prozeß. Ich bin da sehr optimistisch. Ich habe vorgestern eine Schule besucht, in der viele kleine Beispiele ineinandergriffen, von der gesunden Ernährung bis hin, daß aus dem Bistro die Gewinne wieder umgesetzt wurden in eine Photovoltaik-Anlage und das wieder in Konzepte zur Nachhaltigkeit umgesetzt wurde. Insgesamt ist alles in allem die Antwort des Senates sehr erfreulich. Ich denke, da ist Hamburg auf dem Weg. – Danke.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Agenda von Rio enthält die Verpflichtung, die Bildung auf eine nachhaltige Entwicklung auszurichten.
Nur so kann es gelingen – das ist völlig klar –, das Nachhaltigkeitskonzept in der Gesellschaft zu verankern. Daraus ergibt sich eine unbestrittene, nicht ganz neue, aber gewandelte und verstärkte Aufgabe für schulische Erziehung. Dabei gilt es, im Sinne der Agenda Umweltbildung und entwicklungspolitische Bildung mit weiteren Bereichen – Frau Goetsch hat sie genannt – zu verzahnen und zu ergänzen. Das klingt in den langen Erklärungen der verantwortlichen Gremien und übrigen Beteiligten alles etwas abgehoben und langatmig. Kongresse, Arbeitskreise, Lenkungsgruppen, Seminararbeit und Resolution sind das eine. Um im schulischen Bereich bei den Abnehmern aber Wirkung zu erzielen, bedarf es der konkreten Umsetzung.
Die Antworten auf die Große Anfrage belegen eindrucksvoll, daß die Aufgaben durch die zuständige Behörde vielfältig unterstützt werden. Das geschieht durch Verankerung in den Lehrplänen. Die jetzt zu erwartenden Bildungsund Rahmenpläne werden auch auf diesen Aspekt hin zu bewerten sein durch Einbeziehung außerschulischer Institutionen, durch das bereits erwähnte erfolgreiche FiftyFifty-Projekt, durch Wettbewerbe, Pilotvorhaben, Verankerung in Schulprogrammen, wenn auch nicht in dem gewünschten Maße, Fortbildungsangebote und das bereits erwähnte, vielleicht nur bei Lehrern bekannte segensreiche Institut Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung.
Natürlich ist die Aufzählung nicht vollständig, die in der Antwort geliefert wird. Die Behörde weiß zwar viel von dem, was in Schulen passiert und dort läuft, aber längst nicht alles, im guten wie im schlechten nicht. Ich bin überzeugt, daß es noch viel mehr gibt, als in der Antwort – vielleicht zum Glück – Erwähnung findet. So gibt es – Frau
Goetsch hat dafür Beispiele genannt und auch eigene Erfahrungen beigesteuert – vielfach Projektwochen zu Umweltthemen, Mitmachaktionen im Stadtteil, bewußte Ernährungsangebote in Schulküche, Kiosken, gesundes Frühstück und vieles mehr; viele Umweltgruppen im schulischen Bereich, wie Greenteam, Arbeitsgemeinschaften, Neigungsgruppen und vieles andere; umweltgerechte Gestaltung von Schulhöfen, Fassaden, Spielflächen und so weiter. Sehr viel, das im kleinen wirkt, Vorbild- und Beispielcharakter hat.
So wichtig diese Modell- und Pilotprojekte zur Erprobung und Sammlung von Erfahrungen auch sind, entscheidend ist nicht, daß sich die eine oder andere Schule mit einer Auszeichnung schmücken kann und Erwähnung findet, sondern wie das Beispiel in die Breite wirkt, ob und wie Erkenntnisse kommuniziert, wie Erfolge von anderen nachgemacht und angenommen werden. Hier muß besser als bislang sichergestellt werden, daß bei der Vielzahl der Erprobungsvorhaben und Angebote – die gibt es für andere schulische Bereiche in der gleichen Fülle – für potentielle Abnehmer nicht jegliche Übersicht verlorengeht. Bei allem, was bisher erfolgreich läuft, könnte manches natürlich noch besser sein. Auch Gutes läßt sich noch verbessern. Zu Recht gab es Beifall für das Fifty-Fifty-Projekt. Das ist wirklich eine große Leistung. Warum aber soll dieses Projekt bei 84 Prozent der Schulen stagnieren? Das ist gar nicht einzusehen. Es ist ressourcenschonend, CO2-mindernd, erziehend und spart insgesamt 9,1 Millionen DM. Freiwilligkeit und überzeugtes Handeln sind bestimmt gute Voraussetzungen, um auch Erfolge zu haben, aber sicher gibt es auch Möglichkeiten, das letzte Siebtel der Schulen auch noch zum Mitmachen zu bewegen.
Einen zweiten Punkt möchte ich noch abschließend nennen. Ich denke, daß es im Bereich der Mülltrennung auch Möglichkeiten zu besserem und umweltgerechterem Verhalten und zur Einsparung gibt, wenn die Schulen ihren Restmüll, das Papier und die DSD-Verpackung trennen würden. Ich glaube, das ist auch zumutbar. Die Entsorgung von Papier ist kostengünstiger, die von Leichtverpackungen gibt es sogar umsonst, weil sie durch den Grünen Punkt schon bezahlt ist.
In einem Punkt kann ich Hoffnung machen, bei dem es wohl Entlastung geben wird. Dazu müssen allerdings der Bundesumweltminister und die Bundesratsmehrheit standhaft bleiben. Stichwort: Dosenpfand, Dosenrecycling. Leere Getränkedosen werden zur Bückware, wenn sie denn überhaupt noch im Abfalleimer oder auf dem Schulhof landen, auch ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit und gute Aussichten für Schulhöfe und Stadtbild. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Frau Goetsch, das war ja eine Jubelrede, eine Huldigungsrede an die Verantwortlichen im Senat und in den Behörden. Ich kann mich daran erinnern, daß die Reden aus Ihrer Fraktion vor vier Jahren noch erheblich kritischer waren, obwohl die von Ihnen gelobten Modelle zum Teil
schon zehn, fünfzehn Jahre alt sind. Insofern ist es bemerkenswert, daß Sie hier so fröhlich die Programme bejubeln.
Meine Damen und Herren! Nichtsdestotrotz – und da besteht Einigkeit in diesem Haus – sind die Umweltprobleme, Agenda 21, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme dieser Welt ein ganz wesentlicher und wichtiger Bestandteil der Politik, nicht nur bei uns, sondern weltweit. Dementsprechend muß natürlich die Voraussetzung geschaffen werden, daß das Wissen um diese Probleme auch bei der nachwachsenden Generation verankert wird. Daher begrüßen selbstverständlich auch wir alle Bemühungen, die in diese Richtung gehen. Ohne Wissen, ohne Können können auch diese Probleme auf dieser Welt nicht gelöst werden. Daher müssen Umwelterziehung, aber darüber hinaus auch die anderen angesprochenen Probleme, Bestandteil der Schule sein, nicht nur des Unterrichts, sondern auch in einer Vielfalt von zusätzlichen Maßnahmen, Veranstaltungen und so weiter.
Allerdings – Sie haben ja das Wort Querschnittsaufgabe häufiger verwendet – muß bei aller fachübergreifenden Problematik der Probleme auch beachtet werden, daß ohne solides Kernwissen, ohne solide und fundierte Kenntnis der einzelnen Fachbereiche, insbesondere der naturwissenschaftlichen Fachbereiche, die Lösung der Probleme so ohne weiteres nicht möglich ist.
Sonst kommen wir in Richtung eines globalen Geschwafels, aber nicht eines zielgerichteten Lernens. Aber – auch hier von mir ein Lob an den Senat – insofern ist es sehr vernünftig, daß nur 10 Prozent der Stundentafel für diese fachübergreifenden Fragen vorgesehen sind. Im übrigen muß hierzu angemerkt werden – wir reden immer von Schulfächern, so ist das nun auch nicht –, daß es erstens selbst in den harten Kernfächern der Naturwissenschaften durchaus begrüßenswerte Ansätze gibt, um einen engeren Bezug auch zu anderen Fragestellungen über das Fach hinausreichend herzustellen, und zweitens sind die allermeisten Schulfächer eigentlich keine richtigen Fächer, sondern von vornherein fachübergreifend angelegt, zum Beispiel Deutschunterricht, Gemeinschaftskundeunterricht oder Politik. Das kann überhaupt nicht allein fachspezifisch gemacht werden. Sie sind von vornherein keine Fachfächer. Insofern rennen Sie da offene Türen ein.
Zu den einzelnen Themen haben sich die Vorredner leider fast so ähnlich geäußert, wie ich mich auch zu äußern gedenke. Eine ganz prima Geschichte – darüber gibt es überhaupt keinen Zweifel und ist von uns auch immer unterstützt worden – ist dieses Fifty-Fifty-Projekt. Beklagt wird natürlich auch von unserer Seite, Herr Rocksien, daß noch nicht 100 Prozent, sondern erst 84 Prozent der Schulen daran teilnehmen.
(Christa Goetsch GAL: Dann müssen wir mehr Per- sonal haben! Ich gehe aber davon aus, daß die Entwicklung in Richtung 100 Prozent geht, und dafür gibt es durchaus gute Hin- weise. Nachdem jetzt viele Schulen diesen quälenden Pro- zeß des Schulprogramms hinter sich gebracht haben, wo viel Papier fabriziert worden ist, und endlich auch die Schulbehörde daran geht, stückweise die Bildungspläne herauszurücken, könnte in den Schulen möglicherweise (Jens Rocksien SPD)
wieder die notwendige Muße und Zeit vorliegen, die vielen, vielen Buchstabenfriedhöfe, die mittlerweile geschaffen worden sind – wir wissen ja, es sind 430 oder 431 Schulprogramme –, nun endlich auch in die Realität umzusetzen, möglicherweise auch die 18 Schulprogramme, die sich ausdrücklich dieser Thematik gewidmet haben. Daß es ein bißchen wenig ist, hat mich auch erstaunt.
Im übrigen möchte ich, was die Fifty-Fifty-Geschichte angeht, sagen, daß es sehr gut läuft. Da gibt es gar nichts. Aber mittlerweile tritt an einigen Schulen ein Gewöhnungseffekt ein, so daß immer weniger Schülerbeteiligung vorhanden ist, sondern im wesentlichen die Hausmeister zu loben sind. Es wäre zu überlegen – ich habe im Moment, das gestehe ich ein, auch noch nicht die richtige Idee;
Möglicherweise, Herr de Lorent, haben wir dadurch eine Chance, weil jetzt die Einstellung junger Lehrer angesichts der hohen Pensionierungszahlen anzulaufen beginnt und damit natürlich auch frisches Blut und vor allen Dingen frisches Hirn von den Universitäten in die Schulen hineinkommt. Da habe ich begründete Hoffnung.
Das Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung liefert in der Tat zahlreiche Möglichkeiten für die Hamburger Lehrer und vor allen Dingen natürlich auch für die Schüler, die dieses besuchen, um sich die Dinge anschaulicher zu machen. Ich wünschte mir allerdings noch eine stärkere Frequentierung. Ich war ein paarmal dort und habe nicht den Eindruck, daß die Ressourcen hundertprozentig genutzt werden.
Nicht so doll läuft das Bund/Länder-Kommissions-Programm Agenda 21. Ich finde die Beteiligung von sechs Schulen – das läuft ja seit dem Schuljahr 1999 – eigentlich ein wenig dürftig. Hier müßte noch nachgebessert werden. Gleichzeitig – vielleicht, wenn die Bildungspläne dann endlich fertig sind, und zwar alle – könnte auch die Revision der Lehrerbildung und -fortbildung so weit kommen, daß das Thema „Zukunftsfähige Entwicklung“ auch in der Lehrerbildung stärker verankert wird, auch im Wissen der unterrichtenden Kollegen.
Eine letzte Anmerkung zu den zahlreichen Anlagen, insbesondere zu den Turn- und Sporthallenbauten und Schulbauten insgesamt. Wir begrüßen ausdrücklich, daß es dort jetzt technische Richtlinien und Hilfestellungen gibt. Allerdings hat mich eine Richtlinie doch etwas belustigt, nämlich, daß es aus energieeffizienten Gründen darauf ankäme, ein günstiges Oberflächenvolumenverhältnis zu erzielen. Das bedeutet im Klartext – das wissen Sie auch, wir sind ja Kollegen –, daß wir die Schulgebäude demnächst in Kugelform errichten müssen, aber deswegen habe ich auch die Einschränkung verstanden, daß es außerdem noch auf Funktionalität und Architektur ankäme.
Meine Damen und Herren! Ich möchte mit dem Schluß einen kleinen Beitrag dazu leisten, daß Sie morgen ausgeschlafen am Hauptbahnhof sind. – Schönen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es mag sein, daß das Thema der nachhaltigen Entwicklung nicht mehr die gleiche Aufmerksamkeit genießt wie noch vor einigen Jahren. Ganz besonders zu denken gegeben hat mir heute ein Erlebnis, als eine wirklich gebildete, junge Frau bekannt hat, daß sie keine Ahnung habe, was der Begriff überhaupt besage.
In Hamburgs Schulen ist das allerdings deutlich anders, da ist es nämlich schon sehr lange ein Thema. Es war schon ein Thema, bevor der Begriff „Nachhaltigkeit“ überhaupt in den deutschen Sprachgebrauch Einzug gehalten hat, bevor der zugrunde liegende Begriff Sustainability überhaupt gefunden worden war. Zu diesem Zeitpunkt haben nämlich schon engagierte Kolleginnen und Kollegen mit Umwelterziehung begonnen. Ozon-Loch und El Niño waren bis dahin nicht festgestellt, und das hier mehrmals freundlich erwähnte ZSU hat sich damals in den Anfängen noch damit beschäftigt, die berühmte mongolische Wüstenrennmaus und sehr kompliziert zu ziehende Salzwasserwürmer auszuleihen.
Frau Goetsch, Sie haben schon gesagt, daß aus kleinen Anfängen bis heute eine ganze Menge geworden ist, aber eines unterscheidet uns: Sie haben das Zentrum besucht, ich habe es gegründet.
An Hamburgs Schulen haben die Themen der Agenda 21 und des Lernens für eine zukunftsfähige Entwicklung hohe Konjunktur. Der Schutz der natürlichen Umwelt ist in vielen Fächern, Projekten und Aufgabengebieten Gegenstand. Aber Erziehung zur Verantwortung kann sich nicht auf Wissensvermittlung beschränken, sondern fordert immer auch Einüben von Verhaltensweisen durch eigenes Handeln. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer und die gesamte Schulgemeinschaft sollten einbezogen werden. Umwelterziehung, Gesundheitsförderung, interkulturelle Erziehung und Verkehrserziehung sind verankerte Bildungsziele im Schulgesetz. Sie spiegeln sich in der Gestaltung des Unterrichts und des Schullebens auf eindrucksvolle Weise wider. Die Resonanz, die Bereitschaft und das Engagement, mit denen das Lernen für eine zukünftige Entwicklung an Hamburgs Schulen aufgegriffen und betrieben wird, ist groß.
Die Vielzahl und die Vielschichtigkeit der Maßnahmen und Wettbewerbsteilnahmen, der Konzepte und Projekte zu diesem Thema können sich wirklich sehen lassen. Die Schulen finden zum einen Unterstützung beim Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung, das seine Palette gegenüber dem Zustand aus den eben geschilderten Anfangszeiten sehr deutlich verbreitert hat, und zum anderen bei Institutionen wie der Beratungsstelle für Geographie und Globales Lernen, aber auch dem Naturwissenschaftlich-technischen Zentrum Mümmelmannsberg.
Lassen Sie mich zwei Projekte hervorheben. Ein echter Renner ist das Fifty-Fifty-Projekt, das hier schon in allen Aspekten dargestellt worden ist. Es ist deswegen so vorbildlich, weil es Erziehung zu Umweltbewußtsein und Verhaltensänderungen und die Möglichkeiten zu eigenem Handeln in vorbildlicher Weise miteinander vereinbart.