Damit Sie das verstehen: Es ist in erster Linie eine Bewußtseinsschärfung bei den Autofahrern. Ihre Aktion findet aber an einem Freitag statt.
Freitag ist bekanntlich der letzte durchgehende Arbeitstag der Woche. Über 90 Prozent der Hamburger sind Arbeitnehmer. Wenn Sie an diesem Tag Aktionen durchführen – Ihre sind nicht die einzigen;auch zahlreiche Schulen führen
noch Veranstaltungen durch –, dann sorgt dies für zusätzliche Staus und Verärgerungen bei den Autofahrern.Sie erzeugen damit alles andere als Bewußtseinsschärfung.
Dies ist, Herr Schmidt, der grundsätzliche Konstruktionsfehler Ihres autofreien Tages, nämlich die Wahl des letzten vollen Werktags in der Woche. Sie verärgern und provozieren damit die Autofahrer und sorgen dafür, daß dies kein autofreier, sondern ein ideologischer Kampftag gegen das Auto und die Autofahrer wird. Das ist das Problem.
Es kommt doch darauf an, daß gerade den Menschen, die das Auto benutzen, die Herzen und das Bewußtsein für Probleme geöffnet werden, die das Auto natürlich bereitet. Sie erzeugen mit dem Freitag genau das Gegenteil.
Herr Abgeordneter! Sie werfen uns ideologische Verblendung vor, daß wir den autofreien Tag an einem Freitag durchführen. Können Sie mir dann erklären, warum sich fast alle christlich-demokratisch regierten süddeutschen Großstädte am Freitag daran beteiligen?
Ein Kind, das am Vormittag sein Bewußtsein durch eine Veranstaltung geschärft hat, kommt am Abend nach Hause und erzählt seinen Eltern: Stellt euch vor, wir haben eine tolle Veranstaltung erlebt, und der Unterricht fiel sogar aus. Die Eltern ärgern sich darüber, daß die Lehrer nicht viel gearbeitet haben; aber das ist ein Nebenaspekt. Die Eltern kommen genervt von der Arbeit nach Hause, nachdem sie im Stau gestanden haben, und erleben dann ihr fröhliches Kind.Gleichzeitig sind sie noch vom letzten Gang zur Tankstelle und damit über Ihre Ökosteuer genervt.
(Lachen und Oh-Rufe bei der SPD und der GAL – Dr. Holger Christier SPD: Meinen Sie das wirklich ernst?)
Was geht aus Ihrer Sicht in einem solchen Kind vor? Haben Sie bei dem Kind das Bewußtsein geschärft? Das Kind
ist total verunsichert und irregeführt. Allein dieser Aspekt zeigt, daß sich daraus erhebliche Probleme – auch pädagogischer Art – ergeben.
Im übrigen hinterlassen Veranstaltungen, bei denen die Kinder keinen Unterricht haben, bei mir immer einen faden pädagogischen Beigeschmack. Ich habe schon die Schulkinder vor Augen, die Wimpel in der Hand tragen und vom Unterricht befreit werden.
Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt: Die Kinder gehen auf die Straße zu den Veranstaltungen. Sie wollen das Bewußtsein schärfen, fordern Opfer von anderen, bringen selbst aber keine Opfer, denn sie sind keine Autofahrer.
Dies halte ich unter pädagogischen Gesichtspunkten für ein erhebliches Problem. Das ist bei sehr vielen Gruppen so.
Herr Schmidt, und jetzt komme ich zu Ihrer Ideologie. Hier zelebrieren viele Veranstalter auch ihre Ökoideologie. Das ist ebenfalls ein Problem, weil sie selbst häufig nicht die Betroffenen sind.
Ich bin nicht dagegen, daß das Bewußtsein geschärft wird. Aber ich stelle Ihnen auch die Frage: Warum haben Sie nicht ernsthaft erörtert, einen Sonn- oder Feiertag dafür zu nehmen?
Hier hätte man – hierzu möchte ich auf mein vorgenanntes Beispiel der Familien hinweisen – eine Gemeinsamkeit der Autofahrer und der Nichtautofahrer erreichen können. Mit herabgesetzten Preisen oder einem Nulltarif vom HVV hätten die Menschen die bauliche Schönheit unserer Stadt, ihre Parks, Wälder, Gewässer und Sehenswürdigkeit im Hafen mit dem öffentlichen Nahverkehr, mit dem Rad oder zu Fuß, aber eben nicht mit dem Auto
betrachten können.Dann wären beide Gruppen bewußt gemeinsam für einen autofreien Tag eingetreten. Aber was machen Sie? Ohne nachzudenken, wird ein Freitag genommen, die Autofahrer müssen provoziert und geärgert werden. Das ist exakt der falsche Weg.
Sie haben sich als Mentor für den übermorgigen autofreien Tag hergegeben. In der Überschrift des „Hamburger Abendblatts“ steht am 16. September:
In diesem Zusammenhang – hierüber werden Sie eventuell auch an der falschen Stelle klatschen – bezeichnete Herr Porschke die CDU-Kampagne gegen die Ökosteuer als