Jedenfalls denke ich, daß die S-Bahn vielleicht schon ein bißchen weiter ist als die Bürgerschaft. Herr Polle sprach davon, daß wir der S-Bahn-Gesellschaft die Chance geben sollten, etwas zu verändern. Der Aufsichtsrat der S-Bahn GmbH hat vor eineinhalb Wochen beschlossen, daß die Geschäftsführung jetzt dafür sorgen soll, daß die 1. Klasse abgeschafft wird. Sie soll entsprechende Gespräche, sie soll entsprechende Verhandlungen führen. Insofern ist dort schon jemand tätig geworden. Ich kann es nur begrüßen, daß sich die Bürgerschaft jetzt auch dazu bereit findet, das zu unterstützen.
Was wir aber nicht vergessen wollen, ist der letzte Satz in Ihrem Antrag. Es geht auch um die Schnellbusse, um die Buslinien. Sie schreiben in Ihrem Antrag, daß man bei der Neuordnung auch die Integration über das vorhandene normale Busnetz suchen soll. Ich hoffe, daß damit nicht gemeint ist, daß die schnellen Busverbindungen wegfallen sollen, sondern daß das Buskonzept, das uns immer noch nicht vorliegt, so aussehen wird, daß wir weiterhin gute Busverbindungen, bessere Busverbindungen haben, die den Zehn-Minuten-Takt, Fünf-Minuten-Takt regelmäßig einhalten. Insofern können wir Ihrem Antrag natürlich zustimmen, hoffen aber, daß die S-Bahn GmbH ihre Geschwindigkeit beibehält und nicht als letzte ankommt, sondern wesentlich schneller dafür sorgt, daß wir bald keine 1. Klasse mehr haben.
(Wolfgang Beuß CDU: Der fährt mit dem Fahrrad! – Dr.Roland Salchow CDU:Ist das der Kollege im Ba- demantel?)
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Nachdem nun von allen drei Rednerinnen und Rednern die klassenlose Gesellschaft wenigstens für die S-Bahn gefordert worden ist und nachdem es auch so aussieht, als ob die S-Bahn selbst vorhat, die 1. Klasse abzuschaffen, werde ich mir erlauben, der 1. Klasse dieser S-Bahn einige Gedenkminuten zu widmen.
Ich halte diese Entscheidung, die Sie heute treffen wollen, zwar für zwangsläufig, aber deswegen nicht für richtig. Niemand von Ihnen beklagt es, daß es beim Bäcker verschieden teure Brote gibt, niemand von Ihnen beklagt es, daß Sie in Deutschland mittlerweile so guten Käse kaufen können wie in Frankreich, aber niemand von Ihnen will den Einheitskäse.
(Heiterkeit bei der GAL und der SPD – Dr. Holger Christier SPD: Zweitklassigen Camenbert mochte ich noch nie!)
Die Hamburger S-Bahn hat ihre 1. Klasse in der Tat soweit gebracht, daß die Abschaffung der 1. Klasse naheliegend ist. Man hätte aber mit kaufmännischen Erwägungen anders entscheiden können.Man hätte die 1.Klasse zu einem attraktiven Standort im Wettbewerb machen können. Man hätte dafür sorgen können, daß es dort gemütlich ist,
daß es dort bessere Sitzplätze als in der 2.Klasse gibt, daß es dort besseres Licht gibt, daß es dort nach wie vor die Hutablage gibt,
daß es ordentliche Kleiderhaken gibt. Nichts davon gibt es mehr. Das alles hat es früher gegeben, und das hat die S-Bahn selbst abgeschafft. Ich halte das, auch von der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs her, für eine falsche Entwicklung.Wir werden vielleicht eines Tages darüber nachdenken, wie wir es schaffen können, die S-Bahn, die U-Bahn und die Busse wieder besser, komfortabler und schöner zu machen. So wird es dabei bleiben, daß der minimale Standard, den uns die S-Bahn beim Sitzen heute bietet, nämlich praktisch kein Polster mehr, sondern nur noch ein dünnes Stück Stoff auf einem Metallsitz, der Standard des Hamburger öffentlichen Personennahverkehrs sein wird. Das ist nicht richtig, sondern eine schlechte Entwicklung.
Nun hat die U-Bahn in Hamburg nichts Besseres zu bieten. Sie hat es ihr vorgemacht. Die U-Bahn hat vor Jahren entschieden, die 1. Klasse abzuschaffen. Es gab sie mal vor vielen Jahren in der U-Bahn, aber das ist längst vorbei.
Ich habe einige Verbündete. Frau Sudmann hat sich geirrt. Die älteste und fachkompetenteste Bürgerinitiative, die es in Hamburg im Verhältnis zum HVV gibt, ist die „Hamburger Fahrgastinitiative“, die seit etwa 20 Jahren eine hochkompetente Zeitschrift ist, die in unregelmäßigem Abstand veröffentlicht wird. Das sind neben mir die letzten Fans der 1. Klasse, und zwar aus denselben Gründen, wie ich sie auch vertrete, nämlich aus Gründen der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs in Hamburg.
Sie werden heute beschließen. Wenigstens sollten Sie es umgekehrt beschließen: Nicht die 1. Klasse sollte abgeschafft werden, sondern die 2. Klasse,
damit die den Komfort bekommt, der eigentlich einmal für die 1. Klasse reserviert gewesen ist. – Vielen Dank.
Wollen Sie vielleicht erst mit den Fragen anfangen, damit ich weiß, was Sie von mir wollen, und dann rede ich, oder soll ich einfach anfangen zu reden?
Ich lasse nicht die Sprüche. Ich kann nichts verstehen, wenn alle oh und ah sagen. Herr Christier, es war ja eben gar nicht langweilig.Mich hat zumindest überrascht, ein vehementes Plädoyer von der GAL für die Beibehaltung der Klassengesellschaft zu hören. Man merkt doch, welche Vorteile die Fahrkarte für die 1. Klasse hat, die wir als Bürgerschaftsabgeordnete bekommen. Herr Schmidt hat am Ende noch versucht, ein bißchen die Kurve zu kriegen, aber ich will noch einmal auf seine Bildnisse eingehen.
Wir haben noch ungefähr 15 Minuten Redezeit. Die kann ich voll ausnutzen, oder Sie können auch versuchen, mir zuzuhören.
Ich würde gerne weiterreden und etwas mehr Ruhe haben. Wenn Sie das irgendwie hinbekommen, wäre das okay.
Danke, Stunden später.Wir kommen noch einmal auf den Käse zurück, um auf das Bild von Herrn Schmidt einzugehen. Das Problem ist nicht, wer sich welchen Käse kaufen kann, das Problem ist, daß einige Leute in der Schlange vor der Käsetheke stehen, und wenn sie ankommen, ist der Käse weg. Mit anderen Worten: Während du in der 2. Klasse der S-Bahn zusammengestapelt bist, keinen Sitzplatz kriegst, ist die 1.Klasse weiter frei. Und der Standortfaktor, Herr Schmidt, ist eher ein Standfaktor für die S-Bahn 2. Klasse. Da Sie genau wie wir wissen, daß es nicht dazu kommen wird, daß der Standard der 1. Klasse auf die 2. Klasse S-Bahn ausgebaut wird, sollte das Geld, das bisher in die 1. Klasse der S-Bahn gesteckt wurde, dafür genutzt werden, den ÖPNV für alle Nutzerinnen besser zu machen und nicht nur für eine kleine Klasse.
(Beifall bei REGENBOGEN – für eine neue Linke – Antje Möller GAL: Nichts anderes hat Herr Dr. Schmidt gesagt!)
Wer möchte diese Vorlage annehmen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Diese wurde einstimmig angenommen.
Wir kommen zu den Abstimmungen über die Berichte des Eingabenausschusses, und zwar beginnend mit dem Bericht 16/3831.
Wer will zu den Eingaben 41/00, 67/00 und 87/00 den Ausschußempfehlungen folgen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Diesen wurde mit Mehrheit gefolgt.
Wer schließt sich den übrigen Ausschußempfehlungen aus dem Bericht 16/3831 an? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Dieses war einstimmig.
Es folgt der Bericht 16/3863. Wer unterstützt zu den Eingaben 795/99, 829/99, 110/00, 114/00 und 122/00 die Ausschußempfehlungen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Dieses war die Mehrheit.
Wer will die Empfehlungen zur Eingabe 112/00 beschließen? – Gegenprobe. – Enthaltungen? – Dieses war bei wenigen Enthaltungen einstimmig.