Protocol of the Session on February 6, 2025

(Beifall AfD)

Ein umfangreiches Stipendienprogramm für angehende Lehrkräfte, gerade in den Mangelfächern, wäre unserer Meinung nach zielführender; denn so könnten sich Studenten ohne allzu große materielle Sorgen auf ihr umfangreiches und anspruchsvolles Studium konzentrieren.

Unsere Sorge bezüglich Ihres Antrags gilt besonders auch deshalb, weil in ihm explizit von einem Bachelorstudium die Rede ist. Diese potenziellen Bachelorstudenten hätten in Zukunft weder ausreichend Zeit gehabt, zunächst ihre eigenen Fächer gründlich zu studieren, noch hätten sie auch nur im Ansatz genug Möglichkeiten wahrnehmen können, ausreichend pädagogisch geschult zu werden.

(Beifall AfD)

Wir erleben doch jetzt schon mitunter, dass sich fertig studierte Lehrer im Referendariat überfordert fühlen. Wie soll das erst aussehen, wenn nun vermehrt Studenten an unseren Schulen unterrichten? Womöglich würden sie dann noch eher vom Schulalltag abgeschreckt als herangeführt werden, wie Sie es in Ihrem Antrag schreiben bzw. erhoffen.

Ein etwas anderes und, wie ich meine, durchaus diskutables Konzept wäre es, wenn man in einem Pilotprojekt zunächst einmal ein duales Masterstudium für das Lehramt, insbesondere in Mangelfächern, einführte. Dann wäre zumindest die fachwissenschaftliche Ausbildung mit einem Bachelorabschluss sichergestellt. Dann könnte man in einem anschließenden Masterstudiengang auch mehr Praxiserfahrung als bisher einbauen.

Zum Schluss. Evaluation hört sich immer schick an. Genau solche Masterstudiengänge, wie eben beschrieben, werden aber seit dem Wintersemester 2024/25 zum Beispiel in

Baden-Württemberg angeboten. Das könnte man während einer Ausschussreise nächstes Jahr unter die Lupe nehmen.

Insofern lehnen wir den Antrag in der derzeitigen Form ab. Wir haben heute in einer Woche aber schon wieder eine Ausschusssitzung. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Anhaltender Beifall AfD)

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erteile ich dem Abgeordneten May das Wort.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, werte Kolleginnen und Kollegen! Die Situation auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt ist sehr angespannt. Sie ist auch nicht erst seit gestern sehr angespannt. Wir müssen aber feststellen, dass sich die Situation immer weiter verschärft. In der Folge können Stellen an Schulen nicht mit qualifizierten Lehrkräften oder auch gar nicht besetzt werden. Die Landesregierung hat auf unsere Kleine Anfrage hin erklärt, dass zum Stichtag über 1.100 Stellen gar nicht besetzt waren, womit sich die Zahl der unbesetzten Stellen im Vergleich zur letzten Anfrage unserer Fraktion noch einmal deutlich gesteigert hat.

Diese unbesetzten Stellen haben Folgen für die Belastung, für die Situation an den Schulen vor Ort. Sie machen das System Schule insgesamt fragiler, sodass Betreuung und Bildung unzuverlässiger werden. Dazu passt auch eine Meldung der Deutschen Presseagentur vom 29. Januar 2025, die aus einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zitiert. Ich zitiere:

„Etwa 60 % gaben demnach an, von kurzfristigen Schließungen von Schulen oder Kindertagesstätten betroffen gewesen zu sein.“

Das war also eine Umfrage unter Eltern. Das zeigt ganz deutlich, wie groß die Herausforderung ist und wie wichtig es ist, dass wir alle Möglichkeiten nutzen, um das Problem anzugehen. Daher, glaube ich, war das heute eine gute Initiative der Freien Demokraten.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Moritz Promny (Freie Demokraten))

Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Zahl, die wir herausgefunden haben, nur einen Teil des Problems darstellt, weil die 1.100 unbesetzten Stellen so zustande kommen, dass die Stellen, die wir insgesamt ins System bringen, auch mit Vertretungskräften besetzt werden, dass Stellen auch kapitalisiert werden. Was am Ende übrig bleibt, ist dann tatsächlich nur die Spitze des Eisberges. Daher zeigt das, dass wir alle Anstrengungen unternehmen müssen, um unseren Fachkräftebedarf an den Schulen zu decken.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und verein- zelt Freie Demokraten)

Jetzt ist mir bei der Wortmeldung von der Regierungsbank zugerufen worden, ich solle mehr loben.

(Tobias Eckert (SPD): Sehr richtig, sehr richtig!)

Daher möchte ich den Kollegen Göttlicher loben, dass er eine positive Einstellung zur Eisenbahn hat. Die habe ich auch. Das fand ich an dieser Rede wirklich lobenswert.

Ansonsten hätte ich mir sehr gewünscht, dass Sie sich doch etwas tiefer mit den Vorschlägen der Freien Demokraten auseinandersetzen. Loben möchte ich den Kollegen Promny, der beim Thema Lehrkräftebildung heute einen weiteren Vorschlag auf den Weg gebracht hat. Ich hatte das bei der Lesung des Hessischen Lehrerbildungsgesetzes neben anderen möglichen Initiativen auch angeteast.

Ich möchte deswegen die guten Argumente, die vielleicht für einen Modellversuch für ein duales Studium sprechen, doch noch einmal wiederholen, um sie auch der Koalition näherzubringen. Ich glaube, so ein duales Studium könnte neue Menschen dafür gewinnen, ein Lehramtsstudium anzufangen, gerade weil eben durch den dualen Charakter eine Vergütung da wäre. Es könnte auch attraktiver sein, weil Theorie und Praxis ganz eng beieinandergeführt werden. Das könnte doch eigentlich ein starkes Argument sein.

Wenn Sie an die Vergangenheit denken, werden Sie sich erinnern, dass die Novelle des Hessischen Lehrerbildungsgesetzes in der 20. Wahlperiode genau von diesem Gedanken geleitet war. Da haben wir deswegen das Praxissemester in den Regelbetrieb überführt. Deswegen haben wir gesagt, dass wir ein Orientierungspraktikum am Anfang des Studiums machen, weil wir gesagt haben, eine Lehrkräftebildung ist dann gut, wenn sie Theorie und Praxis, Wissenschaft und schulische Praxis ganz eng miteinander verwebt. Daher ist das doch ein Argument dafür, sich an dieser Stelle dieser Idee nicht zu verschließen.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und verein- zelt Freie Demokraten)

Ich halte es für richtig, dann zu sagen: Wir machen jetzt einen Modellversuch, begleiten den eng wissenschaftlich, weil wir immer offen sein sollten, etwas schlauer zu werden. Ob die Frist, die in Punkt 6 genannt wurde, so gesetzt werden sollte oder ob man das nicht vielleicht von Anfang an, dafür aber über einen längeren Zeitraum begleitet, sollte man sich noch einmal näher anschauen.

Ich möchte gerne noch eine Ergänzung mit auf den Weg geben. Auch daran erinnert sich Kollege Lösel sicherlich aus der vergangenen Wahlperiode. Es gibt auch Ersatzschulen, die bereit wären, an dieser Stelle mitzuwirken. Dort haben wir Träger, die sogar im Bereich der tertiären Bildung tätig sind, die bereit wären, mit einer Universität an ihren Schulen einzusteigen. Wenn man sich überlegt, wie groß die Herausforderung ist, den Fachkräftebedarf an unseren Schulen zu sichern, dann müssen wir doch alle Möglichkeiten zur Gewinnung von Menschen für den Beruf der Lehrkraft nutzen. Das ist notwendig, damit unser System Schule stabiler wird, damit Eltern Zuverlässigkeit haben, damit Schülerinnen und Schüler ein stabiles Umfeld haben und damit Lehrerinnen und Lehrer entlastet werden. Dafür sollten wir alle Möglichkeiten nutzen. – Vielen Dank.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und verein- zelt Freie Demokraten)

Nächste Rednerin ist die Abgeordnete Heidt-Sommer von der SPD. Bitte schön.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Beste Bildung und Chancengleichheit sind unser Anspruch an unsere hessischen Schulen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir gut ausgebildete Lehrkräfte. Die Ausbildung von Lehrkräften ist auch und gerade aufgrund des bestehenden Lehrkräftemangels besonders wichtig. Wir brauchen innovative Herangehensweisen, die dazu führen, dass wir möglichst schnell qualifizierte Menschen in die Schulen bringen.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

Die Wege für den Quereinstieg sind vielfältig und wurden durch unsere Koalition verbessert. Erst kürzlich haben wir das gezeigt und beschlossen, den Quereinstieg anzubieten für sogenannte Ein-Fach-Lehrkräfte, die schon sehr bald den Weg in unsere Schulen finden.

(Tobias Eckert (SPD): Gute Idee!)

Das ist dringend notwendige Personalgewinnung unter Beibehaltung der hohen Qualitätsstandards, die wir zu Recht an unsere Lehrkräfte stellen.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

Wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Für uns steht aber auch fest: Wir werden weitere Maßnahmen ergreifen und so die Situation an unseren Schulen verbessern. Wir brauchen vor allem gut ausgebildete Lehrkräfte mit zwei Staatsexamen. Diese bilden den Grundbestand unserer Lehrerzimmer. Eine großartige Ergänzung und aufgrund des Lehrkräftemangels dringend notwendig sind gut ausgebildete Quereinsteiger, sozusagen Lehrkräfte auf dem zweiten Bildungsweg.

Meine Damen und Herren, ein Bachelor- und Masterstudiengang allein überzeugt keinen einzigen Menschen, Lehrkraft werden zu wollen. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission hat in ihrem Gutachten deshalb bezweifelt, ob ein duales Studium Personen ansprechen würde, die sich bisher von den hohen Anforderungen des Lehramtsstudiums abgeschreckt gefühlt haben. Ich möchte die Co-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zitieren:

„Die Einführung des dualen Studiums kostet sehr viel Kraft und Geld, ohne dass ein Mehrwert belegt ist.“

Meine Damen und Herren, wir haben uns in unserer Koalition darauf geeinigt, die Grundstruktur der Lehrkräfteausbildung beizubehalten. Wir haben uns in unserem Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die hohe Qualität der beiden Phasen der Ausbildung der Lehrkräfte weiterhin zu garantieren.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

Ein wichtiger Punkt ist – daran arbeiten wir zusammen mit dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur –, den Fokus auf die Studienbedingungen im Lehramtsstudium zu legen, um Studierende im Studium zu halten und zu ermöglichen, dass möglichst viele Studierende ihr Studium erfolgreich abschließen.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

Ich möchte an dieser Stelle betonen: Das wichtige Thema Lehrkräfteausbildung taugt nicht für politischen Aktionismus.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

In unserem Koalitionsvertrag haben wir uns darauf geeinigt, dass wir die Studiendauer insbesondere für Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte überprüfen. Wir haben uns darauf geeinigt, angehende Lehrkräfte auf die veränderte Aufgabenstellung in den Schulen vorzubereiten.

Die Arbeit der multiprofessionellen Teams und die gestiegenen Erziehungsaufgaben werden im Studium abgebildet, um unsere Lehrkräfte bestmöglich vorzubereiten.

Meine Damen und Herren, wir müssen unsere Lehrkräfteausbildung keineswegs komplett umschmeißen. Der Antrag der FDP beschreibt nicht im Ansatz, was warum durch die vorgestellte Ideensammlung besser werden soll.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

Wir als Landesregierung werden die gute Qualität in der Lehrkräftebildung weiter halten. Wir werden an den Stellen für Verbesserungen sorgen, wo diese notwendig sind. – Vielen Dank.

(Beifall SPD und vereinzelt CDU)

Für die Landesregierung spricht Herr Kultusminister Schwarz.