Protocol of the Session on September 22, 2022

(Zuruf René Rock (Freie Demokraten))

Ich darf feststellen: Die Polizei arbeitet erfolgreich. Jede polizeiliche Maßnahme muss dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgen. Jede staatliche Maßnahme muss entsprechend geeignet, erforderlich und auch verhältnismäßig sein.

(Zuruf Günter Rudolph (SPD))

Wenn hier der Popanz aufgebaut wird, wir würden in einem Überwachungsstaat leben, dann haben die Kollegen

schon deutlich gemacht: Wir haben in Hessen in rund 20 Städten rund 300 Kameras. Allein in Berlin – was weitaus größer ist, keine Frage – sind 22.000 Kameras unter einer rot-rot-grünen Senatsregierung installiert, von London gar nicht zu sprechen. Es ist ein Popanz, wenn Sie hier vom Überwachungsstaat sprechen, als würde Innenminister Peter Beuth selbst auf die Leiter steigen und jede Kamera aufbauen.

(Zurufe Torsten Felstehausen (DIE LINKE) und Günter Rudolph (SPD))

Sie wissen es selbst, Videoüberwachung hat verschiedenste Funktionen. Es ist kein Allheilmittel, das sage auch ich. Fachleute, von denen heute wenige gesprochen haben, wissen, dass der Einsatz von Videosicherheitstechnik ein Instrument für Sicherheitsbehörden ist, das wir stärken und auch effizient nutzen wollen.

Die Ziele sind eindeutig. Sie dienen dem Schutz der Bevölkerung vor Straftaten, der Abschreckung potenzieller Täter, der Reduzierung des Straftatenaufkommens, der Stärkung des Sicherheitsgefühls, der Unterstützung der Strafverfolgung, einer schnelleren und gezielteren Reaktion der Polizei, der Identifizierung von Tatverdächtigen und auch der Beweisführung im Ermittlungsverfahren. Die Kameras werden nicht irgendwo anmontiert, sondern sie werden an Kriminalitätsschwerpunkten installiert,

(Günter Rudolph (SPD): Falsch!)

an öffentlichen Plätzen, an Bahnhöfen, und es gibt Kriterien für die Auswahl. Es sind Kriminalitätsschwerpunkte.

(Heike Hofmann (Weiterstadt) (SPD): An Packstationen beim Lebensmittelmarkt!)

Weil Sie keine Ahnung haben.

(Lachen SPD)

Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Kriminelle, die Packstationen missbrauchen. Wann waren Sie denn zum letzten Mal bei der Polizei? Reden Sie doch einmal mit Beamten.

(Lachen SPD)

Ich erzähle Ihnen Folgendes: Die Packstationen der Deutschen Post sind beliebt auch bei kriminellen Drogendealern und Hehlern aus dem Darknet. Sie nutzen diese Packstationen.

(Unruhe)

Hören Sie mir doch einmal zu. – Das sind Fachleute, die hier sprechen. Ich darf zitieren:

(Zuruf René Rock (Freie Demokraten))

…die gelben Kästen locken neue, ungebetene Kunden an: Drogendealer …

(Unruhe)

Ein bisschen mehr Ruhe bitte, damit wir dem Redner auch zuhören können.

… die gelben Kästen locken neue, ungebetene Kunden an: Drogendealer …

hier wird eine Person genannt –

vertreiben über sie ihren Stoff, Hehler missbrauchen das System als Umschlagort. Das fand der japanische Sicherheitsanbieter … in einer Studie über den kriminellen Teil des Internets, das sogenannte Darknet, sowie über das System der Packstationen heraus.

Es ist also ein beliebter Ort des Warenaustauschs, weil beide Seiten anonym bleiben. Der Verkäufer der Ware kann anonym bleiben, und der Bezieher der Ware kann auch anonym bleiben

Wenn Sie das ignorieren, meine Damen und Herren, dann ignorieren Sie auch ein großes Sicherheitsproblem, das in Hessen existiert. Wir wollen dieses Problem bekämpfen, und dafür setzen wir jedes Instrument ein, das wir rechtlich absichern können.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe Günter Rudolph (SPD) und Elisabeth Kula (DIE LINKE))

Natürlich wägen wir ab, jede polizeiliche Maßnahme muss abgewogen werden.

(Günter Rudolph (SPD): Falsch!)

Im Gesetz steht doch jetzt schon drin, dass abgewogen werden muss, ob es geeignete Orte sind, und dass die Orte auch gekennzeichnet werden müssen. Jede Maßnahme wird auch jetzt schon alle zwei Jahre dahin gehend überprüft, ob die Voraussetzungen für ihren Betrieb auch weiterhin vorliegen. Dieser Satz gilt doch nach wie vor. Von daher machen Sie hier eine Nummer, die dieser Sache wirklich nicht dienlich ist.

Unsere Polizei hat doch Folgendes verdient: Sie braucht einen Instrumentenkoffer, um erfolgreich zu arbeiten.

(Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn (Freie Demokraten): Rechtsstaatlich!)

Natürlich rechtsstaatlich. Wollen Sie sagen, dass unsere Polizei nicht rechtsstaatlich arbeitet?

(Heike Hofmann (Weiterstadt) (SPD): Was haben die Anzuhörenden gesagt?)

Die Polizei ist erfolgreich, und wir wollen dieses Gesetz auch entsprechend anpassen und modernisieren. Wir brauchen einen modernen Handlungsrahmen für unsere Polizei.

Deswegen sage ich zum Abschluss: Wir wollen keine grenzenlose Videoüberwachung in Hessen, keine Frage. Wir wollen auf jeden Fall mehr Sicherheit in Hessen. Wir wollen eines gewährleisten, nämlich, dass die Menschen in Hessen wie bisher in Freiheit und Sicherheit leben können. Dafür trägt die CDU Verantwortung, und dieser Innenminister macht seinen Job gut. – Besten Dank.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Abg. Bauer. – Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat jetzt die Abg. Goldbach das Wort.

(Torsten Felstehausen (DIE LINKE): Da bin ich mal gespannt!)

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Zur Aktuellen Stunde der SPD möchte ich drei Dinge ansprechen. Erstens. Worum geht es? Zweitens den Verfahrensstand und drittens die politische Einordnung.

Erstens. Worum geht es? Die Regierungsfraktionen haben umfangreiche Änderungen zu den hessischen Sicherheitsgesetzen eingebracht. Im hessischen Polizeigesetz, im HSOG, über das wir heute sprechen, haben wir 32 Änderungen eingebracht. Eine davon ist eine eigenständige Rechtsgrundlage für die Videoüberwachung an besonderen Gefahrenpunkten.

Zweitens zum Verfahrensstand. Wir hatten im Plenum die erste Lesung, und wir haben eine Anhörung beschlossen und durchgeführt. Es war ganz klar: Wir hören Sachverständige, weil wir ihre Expertise brauchen, und wir nehmen auch ihre Anregungen auf.

Ich möchte jetzt einmal, um auch das klarzustellen, Prof. Dr. Roßnagel zitieren, seine ersten Sätze in der Anhörung zu dem gesamten Gesetzespaket aus dem Protokoll der öffentlichen Anhörung:

Die Novellen des HSOG und des HVSG

das ist das Hessische Verfassungsschutzgesetz –

sind grundsätzlich zu begrüßen. Sie setzen viele notwendige Klarstellungen und Einschränkungen um, die das Bundesverfassungsgericht gefordert hat oder die sich aus verfassungsrechtlichen Vorgaben ergeben. Sie berücksichtigen auch Vorschläge, die wir in der Vergangenheit gemacht haben.

Also die hessische Datenschutzbehörde.

So weit die allgemeine positive Vorbemerkung.

(Zuruf Torsten Felstehausen (DIE LINKE))

Zu der Videoüberwachung haben die Anzuhörenden Kritik geäußert. Diese Kritik nehmen wir sehr ernst.