Protocol of the Session on June 5, 2008

(Beifall bei der FDP)

Vielen Dank, Frau Kollegin Henzler. – Für die SPD-Fraktion erteile ich Frau Meixner-Römer das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Immer wieder hat die SPD betont, dass die Lehrerausbildung besonders im Bereich des Referendariats reformiert werden muss, und bereits angekündigt, in diesem Punkt Initiative zu ergreifen. Meine Damen und Herren der FDP, insofern stoßen Sie bei uns auf offene Türen.Wir haben gestern in der Schuldebatte vonseiten der CDU gehört, dass auch sie eine Reform der Lehrerausbildung fordert. Das freut uns. Dann können wir gemeinsam diesen Schritt vollziehen.

Die Lehrergewerkschaften, die Studienseminare selbst und auch die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst haben zu dieser Novellierung des Lehrerbildungsgesetzes durchaus gute Vorschläge gemacht, die wir mit einbeziehen sollten. Ein Modell, von der GEW erarbeitet, orientiert sich an dem derzeitigen Modulsystem, legt aber andere Schwerpunkte zugrunde.Ich möchte aufgrund der Zeit jetzt nicht in Einzelheiten geraten. Aber ich hoffe, dass wir in den Ausschüssen genau diese Themen ausführlicher diskutieren können.

Ein grundlegender Umbau soll nicht geschaffen werden. Stattdessen sollen – wie gesagt –, orientiert an dem derzeitigen Modulsystem, andere Schwerpunkte gesetzt werden. Weil der FDP-Entwurf genau diese Elemente mit aufgreift, sehen wir ihn als gute Grundlage für eine Diskussion und werden ihn unvoreingenommen prüfen.

Meine Damen und Herren, schon als in der letzten Legislaturperiode die Lehrerausbildung in Richtung einer Modulform geändert wurde, brachten wir vonseiten der SPD unsere Bedenken zum Ausdruck. Wir befürchteten negative Veränderungen und eine deutliche Verschlechterung der Ausbildungssituation. Leider haben sich diese Befürchtungen bewahrheitet.

Die Modulform in der Referendarausbildung, die quasi über Nacht eingeführt worden ist, führt zu einer Anonymisierung der Ausbildung. Die jungen Referendare stehen in der Schule relativ alleingelassen, können keinen Bezug zu den Ausbildern eines Moduls bekommen,haben keine Möglichkeit einer umfänglichen Beratung oder eines Gesprächs, das über einen Unterrichtsinhalt hinausgeht.

Die Ausbildungsmodule sind momentan nicht aufeinander abgestimmt und stehen nicht in inhaltlicher Kontinuität. Die Ausbildung aus einem Guss, wie sie vonseiten der CDU vollmundig angekündigt wurde, gibt es nicht.

Die Stundenzahl des eigenverantwortlichen Unterrichts ist aufgrund der Zunahme von quantitativen und qualitativen Anforderungen zu hoch. Ein Referendar benötigt für eine Unterrichtsstunde mindestens drei Stunden an Vorbereitung, Nachbereitung und Reflexion. Hinzu kommen die Zeiten für angeleiteten Unterricht und Hospitationen.

Arbeitszeiten von 50 bis 70 Wochenarbeitsstunden sind bei unseren Referendaren keine Seltenheit. Die Modulform der Zeit belastet aber nicht nur die Referendare, sondern auch alle anderen, die an der Referendarausbildung beteiligt sind – die Mentoren, die Studienseminare, die Ausbilder.

Frau Henzler, Sie haben es angesprochen. Die zurzeit geltenden Einstellungstermine belasten die Schulen unsachgemäß und führen bei den Schulen zu Organisationsproblemen in Bezug auf die Zuweisung.

Wir müssen also feststellen, dass sich das Gesetz nicht wirklich positiv bemerkbar gemacht hat. Es hat eher dazu geführt, dass eine Verdichtung des zu erlernenden Stoffes erfolgte und damit eine Zersplitterung der Ausbildung einherging. Von allen Beteiligten und Betroffenen erhält die derzeitige Praxis der Ausbildung der Referendare daher durchweg schlechte Kritiken.

Aus diesem Grund begrüßt die SPD-Landtagsfraktion die Vorschläge, die in der Gesetzesnovelle mit beinhaltet sind. Wie gesagt, wir werden sie prüfen. Besonders unterstützen wir das Ansinnen, dass der Ausbildungsschule ein höherer Stellenwert zukommen soll.

Meine Damen und Herren, schließlich ist es gerade die Zeit an der Ausbildungsschule,die die jungen angehenden Lehrerinnen und Lehrer praktisch auf ihren Beruf vorbereitet. Die Ausbildungsschule ist der Ort, wo Erfahrungen gesammelt werden,wo der Austausch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen stattfindet, wo sich die Referendare mit einbringen in Projekte und in das Leben einer Schulgemeinde – ein unglaublich wichtiges Gut.

Ausdrücklich aufgeschlossen stehen wir der Forderung nach Reduzierung der wöchentlichen Stundenzahl des eigenverantwortlichen Unterrichts gegenüber. Die SPD war immer der Meinung, dass Referendare nicht an den Schulen sind, um möglichst viele Stunden zu halten und damit den Lehrerengpass an den Schulen auszugleichen. Vielmehr haben die Referendare den Anspruch, ihre Ausbildung in qualitativ hochwertiger Form absolvieren zu können, was den Schülerinnen und Schülern und somit uns allen zugute kommt.

Frau Kollegin, ich darf Sie an die Redezeit erinnern.

Vielen Dank. – Ein kleiner Punkt fehlt uns in der FDPGesetzesnovellierung, und zwar wünschen wir uns eine stärkere Herausstellung der Mentorentätigkeit. Mentoren, die sich in die Ausbildung einbringen, müssen entlastet werden. Die Fortbildungspunkte allein genügen nicht.

Noch einen kurzen Satz zu dem gemeinsamen Dringlichen Antrag der Fraktionen der CDU, der SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP betreffend Aufstockung der Zahl der Referendarplätze.Wir begrüßen diese Initiative, senden wir doch damit ein Signal für all die jungen Menschen aus, dass uns der Lehrerberuf wichtig ist, dass wir die Entscheidung, den Lehrerberuf zu ergreifen, unterstützen und die Wartezeit,die manch ein Referendar hatte, sodass er sich drei-, viermal bewerben musste, ein Ende hat. Ich freue mich auf die Diskussion im Ausschuss. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und der Abg. Marjana Schott (DIE LINKE))

Vielen Dank, Frau Kollegin Meixner-Römer. – Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erhält Herr Wagner das Wort.

(Heike Hofmann (SPD): Erste Rede!)

Ich habe nachgeschaut. Nach meinen Unterlagen haben Sie in der 15.Wahlperiode dem Hessischen Landtag angehört. Deswegen war das die erste Rede in der 17.Wahlperiode, aber nicht die erste insgesamt.Trotzdem herzlichen Glückwunsch.

(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wir haben in der vergangenen Legislaturperiode schon oft über den Zustand der Lehrerausbildung in Hessen geredet. Die

letzte Gesetzesänderung zu diesem Bereich in der vergangenen Legislaturperiode hat leider dazu geführt, dass wir einen ziemlich chaotischen Zustand vor allem in der zweiten Phase der Lehrerausbildung in Hessen haben.

Die Lehrer im Vorbereitungsdienst sind völlig überlastet. Ihre Ausbilder sind auch völlig überlastet.Die vergangene Reform hat leider nicht dazu geführt, dass die Lehrerausbildung sich tatsächlich verbessert hat. Insofern ist es gut und richtig, wenn wir heute im Hessischen Landtag über eine Reform der Reform der Lehrerausbildung reden, weil es so, wie es im Moment ist, auf gar keinen Fall bleiben darf.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Judith Pauly-Bender (SPD))

Die Zahl der Ausbildungsmodule in der zweiten Phase ist zu hoch, und der Inhalt in den Ausbildungsmodulen muss ebenfalls überprüft werden. Es bringt nichts, alles Gute dieser Welt in Modulbeschreibungen aufzunehmen, wenn es für die Ausbilder, wenn es für die Lehrer im Vorbereitungsdienst gar keine realistische Möglichkeit gibt, das tatsächlich zu bearbeiten.

Die Module sind zu viele, und die Module sind inhaltlich überfrachtet. Es wurde auch zu stark modularisiert. Wir reden nicht das Wort, von der Modularisierung wieder völlig abzuweichen. Aber es ist in der Lehrerausbildung etwas verloren gegangen, was auch sehr wichtig ist, und das ist die kontinuierliche Begleitung der angehenden Lehrerinnen und Lehrer. Das ist die Vermittlung von so etwas wie einer Lehrerpersönlichkeit, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer in diesem Bereich unterstützt werden.

Ein guter Lehrer ist eben mehr als die Summe von Modulen. Ein guter Lehrer lernt auch sehr viel dadurch, dass er auf seinem Weg zu eigenverantwortlichem Unterricht kontinuierlich begleitet wird. Auch das ist bei der letzten Reform verloren gegangen. Insofern begrüßen wir sehr, dass wir jetzt die Gelegenheit haben, mit einer Gesetzesinitiative Veränderungen vorzunehmen.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es gibt eine Reihe von Vorschlägen in diesem Bereich, teilweise sehr detailliert ausgearbeitet. Die Kollegin der SPD hat bereits auf die Vorschläge der GEW zu diesem Thema hingewiesen, zu der sich viele Fraktionen im Hessischen Landtag schon sehr positiv geäußert haben. Das wird man sehr detailliert bei den Gesetzesberatungen einbeziehen müssen. Auch der Arbeitskreis der Leiter der Studienseminare hat sehr detaillierte Vorschläge gemacht. All das werden wir in die Beratungen dieses Gesetzentwurfs einbeziehen, sodass wir möglichst rasch zu Verbesserungen kommen.

Ich will etwas zu dem gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, FDP und uns GRÜNEN sagen, der heute hier mit aufgerufen wird. Was wir als Hessischer Landtag hier heute beraten und beschließen, ist keine Kleinigkeit: Wir erhöhen die Zahl der Referendariatsplätze um immerhin 325 pro Halbjahr. Derzeit haben wir 1.175 Plätze, künftig werden es 1.500 Plätze pro Halbjahr sein.

Das ist eine gute,eine sehr wichtige Entscheidung,die dieser Hessische Landtag heute trifft. Denn wenn wir an den Schulen mehr Lehrerinnen und Lehrer wollen, wenn wir eine Verbesserung der Ausbildungslage der Lehrerinnen und Lehrer wollen, dann müssen wir dafür mehr Mittel bereitstellen. Das tut dieser Hessische Landtag heute.Wir werden es – so ist jedenfalls die Absprache zwischen den

Fraktionen – gleich heute hier im Hessischen Landtag beschließen. Das ist ein guter Tag für die Lehrerausbildung in unserem Land.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, diese Initiative fraktionsübergreifend zu formulieren und diese Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Herr Banzer, ich freue mich auch, dass wir als Hessischer Landtag damit überhaupt erst die Voraussetzung für die Pressekonferenz schaffen, zu der Sie morgen schon eingeladen haben. Sie sehen: Die Landesregierung wollte ein Helfer des Parlaments sein. Manchmal haben wir Zweifel, ob es klappt. Aber dieser Landtag ist außerordentlich konstruktiv, wenn es um die Sache geht. Machen Sie gerne morgen Ihre Pressekonferenz. Das ändert aber nichts daran: Die Voraussetzung dafür schafft dieser Hessische Landtag heute mit seinem Beschluss.

Ich bin auch der CDU-Fraktion sehr dankbar dafür, dass sie ein Finanzierungsinstrument akzeptiert hat, das Sie bisher streitig gestellt haben. Als SPD und GRÜNE gesagt haben, wir können unser Gesetz zur Abschaffung der Studiengebühren durch Umwidmung von Haushaltstiteln finanzieren, da wurde – noch gestern – dazu gesagt, das bewege sich am Rande der Verfassungswidrigkeit, das sei nicht seriös. Ich stelle fest: Heute greift die CDU gemeinsam mit uns zu dem gleichen Finanzierungsinstrument.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das heißt, im Hessischen Landtag bewegt sich etwas. Heute können wir wirklich eine spürbare Verbesserung der Lehrerausbildung auf den Weg bringen. Das ist gut so. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank,Herr Kollege Wagner.– Für die Fraktion der CDU erteile ich Herrn Dr. Herr das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst entlasten und besser für den praktischen Unterricht ausbilden – das ist es, was uns verbindet. Ich stelle fest, der Unterschied zwischen den Fraktionen ist gar nicht so groß. Das ist mir allerdings auch schon bewusst geworden,als ich im letzten Jahr an zwei Fachpodiumsdiskussionen teilgenommen habe. Auch dort waren die Unterschiede nicht sehr groß. Frau Kollegin Henzler, die Richtung stimmt also.

Es wird Änderungen geben. Über die Details ist noch zu reden. Es sind zu viele Module, die zu wenig aufeinander abgestimmt sind.Es gibt zu viel Theorie und zu wenig Praxis.

Frau Kollegin Meixner-Römer, die Modularisierung aber wollten im Prinzip alle haben. Das will ich auch jetzt noch einmal sagen. Insofern bin ich Ihnen, Herr Wagner, dankbar, dass Sie eben nochmals darauf hingewiesen haben, dass das im Prinzip nicht abgeschafft werden soll.

Wenn ich eben sagte „im Detail“,dann fängt das schon bei den Einstellungsterminen an. Sie sprachen von der Einteilung: drei Monate Einführungsphase, drei Monate Prüfungszeit und dazwischen 18 Monate – so bin ich einmal

ausgebildet worden. Insofern gefällt mir das recht gut, denn das gab es schon einmal.

Aber wir müssten etwas an den Einstellungsterminen ändern. Dabei geht es um die Frage, wo die Leerzeiten sind. Das ist entweder die Wartezeit nach dem Studium oder die Zeit nach der Ausbildung und vor der endgültigen Einstellung. Für eines müssen wir uns entscheiden, das ist noch abzuklären. Er muss aber geändert werden, wenn wir die andere Ausformung haben wollen.

Die Reduzierung des eigenverantwortlichen Unterrichts auf zehn Stunden ist natürlich gut.Aber das wird in einer Verordnung geregelt und ist eigentlich gegenwärtig schon Wirklichkeit. In der Verordnung steht nämlich: zehn bis zwölf Stunden. Zehn Stunden können also auch jetzt schon der Fall sein. Habe ich ein Mangelfach, werde ich wahrscheinlich mit zwölf Stunden eingesetzt; habe ich Deutsch und Sozialkunde, dann werde ich wahrscheinlich jetzt schon nur mit zehn Stunden herauskommen. Das ist also ein bisschen Etikettenschwindel, aber sei es drum – die Richtung ist in Ordnung.

Die Reduzierung der Module auf zehn ist in Ordnung,von mir aus könnten es neun sein. Die Reduzierung ist das Kernstück. Vor allen Dingen würde ich den Studienseminaren zwei zur eigenen Ausformung geben. Das sollten wir auf jeden Fall tun.

Bei den Referendaren kommen eigentlich nicht Pflichtund Wahlmodule an, sondern bewertete und nicht bewertete. Das ist Fakt, danach wird unterschieden. Das ist also das Entscheidende.