Wir haben auch gefordert, dass die schulischen Möglichkeiten für einen strukturierten Unterricht, der in den Nachmittag hineingeht, verbessert werden. Aber auch hierzu muss ich ganz deutlich sagen:Wenn Sie durch Hessen fahren, werden Sie feststellen, dass sich an den Schulen sehr viel tut.Viele Schulen sind bereits dabei, Mensen einzurichten, ein Mittagessen anzubieten sowie den Unterricht anders zu strukturieren. Die CDU-Fraktion hat diesen Antrag leider im Ausschuss abgelehnt. Das bedauern wir sehr, denn er ging in die richtige Richtung. Die Ministerin hat gesagt, sie wolle das, was wir angeregt haben, in einer Arbeitsgruppe erarbeiten sowie umsetzen.
Zwischen dem letzten und dem heutigen Plenum haben wir einige Wahlkampfveranstaltungen gehabt. Die Eltern haben sich insbesondere während der Podiumsdiskussion in Frankfurt massiv gegen das G 8 gewehrt sowie dessen Umsetzung beklagt.
Man muss die Sorgen der Eltern ernst nehmen. Wir sind sehr dieser Meinung, doch sage ich hierzu auch: Diese Sorgen muss man richtig bewerten, und man darf sie nicht schüren. Da die Überschrift über dem Antrag der SPD lautet: „G 8 macht Kinder krank“, muss man sich nicht darüber wundern, dass Eltern in Sorge geraten, sich aufregen und unruhig werden.
Ich habe bereits gestern gesagt,dass es nicht viel bringt,zu sagen: Das Gymnasium ist der einzige Weg zum Abitur; und das Abitur ist für Kinder der einzig erstrebenswerte Bildungsabschluss.
Es ist auch falsch, zu sagen, dass jemand, der in die Hauptschule geht, nichts wert sei und in diesem Leben sowie auf dem beruflichen Markt keine Chance habe.
Sagen Sie nicht „Ah“,denn genau das wird gesagt.Dann brauche ich mich auch nicht zu wundern, dass es seitens der Eltern einen „Run“ auf das Gymnasium gibt – wohl wissend, dass ihre Kinder dort das G 8 erwartet und dass es dort sehr anstrengend ist.
Der Landeselternbeirat ist dieser Meinung,und Frau Geis hat während der Podiumsdiskussion gesagt, dass sie keinen Weg zurück sehe. Man könne nicht alles komplett zurückdrehen, doch müsse man schnellstmöglich Veränderungen herbeiführen.
Ich sage ganz klipp und klar, dass es leistungsstarke Kinder gibt. Das haben die Turboklassen der Gymnasien gezeigt. Denn es war unproblematisch, diese Kinder in zwölf Jahren zum Abitur zu führen. Da die Kinder unterschiedlich leistungsstark sind, wollen die Eltern eine Alternative. Sie wollen eine Alternative zum G 8, und die muss man ihnen in möglichst großer Vielfalt und mit zahlreichen Angeboten bieten.
Insgesamt 14 kooperative Gesamtschulen haben den Antrag gestellt, in integrierte Gesamtschulen umgewandelt zu werden. Zehn Anträge sind genehmigt worden, vier nicht. Da muss man sich fragen, warum das so gewesen ist. Denn wenn es integrierte Systeme gibt, die genügend Zulauf bzw. Schülerzahlen haben, wie wir dies von der Herderschule gehört haben,dann muss man dies genehmigen, und zwar möglichst schnell.
Das Gleiche gilt z. B. für die Schule in Edertal, denn diese hat ebenfalls genügend große Schülerzahlen. Dort gibt es im gesamten Kreis keine Alternative zum G 8. Daher hätte man diese Alternative sehr viel schneller genehmigen können.
(Demonstrativer Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Frömmrich (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN): Das liegt an der Ideologie von Frau Wolff!)
Ich weiß nicht, ob man dies als Ideologie bezeichnen kann. – Als das G 8 eingeführt wurde, habe ich hinter diesem Podium stehend davor gewarnt und gefragt: Liebe Abgeordneten der CDU, wisst ihr, was ihr da tut? Ihr stärkt damit die integrierten Gesamtschulen, die ihr eigentlich nicht mögt.
Das Einzige, was damals nicht gemacht worden ist und was wir heute erneut fordern, ist die Stärkung – –
Natürlich ist der Zulauf bei den integrierten Gesamtschulen aufgrund einer Alternative zum G 8 entstanden, aber selbstverständlich.
Lieber Herr Weinmeister, es gibt auch Gymnasialschüler, die neun Jahre bis zum Abitur brauchen. Diese sind ebenso gute Abiturienten und Studenten. Daher brauchen wir eine Alternative zum verkürzten Gymnasialzweig: einen neunjährigen Gymnasialzweig.
Es gibt noch etwas, was Sie bisher nicht gemacht haben, was man aber heute noch immer machen könnte, sodass ich nicht verstehe, warum dies abgelehnt wird. Warum sagt man den kooperativen Gesamtschulen nicht: „Wir überlassen es der Schule vor Ort“? Denn es hat etwas mit Eigenverantwortung zu tun, ob sie einen achtjährigen oder neunjährigen Gang zum Gymnasium anbietet.
Nun zum Modell der kooperativen Gesamtschule mit der Förderstufe. Es ging darum, länger gemeinsam zu lernen, die Kinder noch für zwei Jahre in der Förderstufe zusammen lernen zu lassen und erst dann zu entscheiden,in welchen Bildungsgang die Schüler gehen – und zwar zielgerichtet, entsprechend ihrer Abschlussprüfung. Das wäre der richtige Weg gewesen.
Es gibt kooperative Gesamtschulen, die ganz klar sagen: Nein, wir müssen verkürzen, da wir uns in einer direkten Konkurrenz zum Gymnasium befinden.Wir stärken dafür aber unseren Realschulzweig, indem wir sagen: Die Kinder, die einen guten Realschulabschluss machen, sollen in die Oberstufe wechseln.
Es gibt aber auch kooperative Gesamtschulen, die ganz klar sagen: Wir würden viel lieber wieder zu unserer Förderstufe zurückkehren und unsere Kinder in neun Jahren zum Abitur führen.
Wir müssen den Schulen diesen Weg freistellen.Dann hätten wir nach meiner Meinung auch das Alternativenproblem nicht mehr.
Wir haben in Hessen 167 Gymnasien sowie 82 integrierte Gesamtschulen. Wir haben aber 129 kooperativ arbeitende Gesamtschulen. Wenn nur die Hälfte dieser Schulen umgewandelt würde, dann gäbe es für die Eltern, die ihre Kinder nicht in acht Jahren zum Abitur führen, sondern neun Jahre lang Zeit haben wollen, ein gutes Alternativangebot.
Im Rahmen der Eigenverantwortung muss man aber auch ganz klar einen Appell an die Gymnasien richten. Ich glaube, es liegt vieles an der Umsetzung sowie daran, wie sich die Gymnasien zum Problem beim G 8 stellen.Wenn die Kinder an einem Dienstag acht Unterrichtsstunden haben – und zwar in acht verschiedenen Fächern –, um vier Uhr nach Hause gehen, wobei sie in allen acht Fächern Hausaufgaben aufbekommen haben, und am darauf folgenden Mittwoch ebenfalls acht Unterrichtsstunden – wiederum in acht verschiedenen Unterrichtsfächern – stattfinden, dann braucht man sich natürlich nicht darüber zu wundern,dass die Schüler am Mittwochmorgen absolut gestresst sind.
(Beifall bei der FDP – Mark Weinmeister (CDU): Das hat etwas mit der Eigenverantwortung der Schulen zu tun!)
Lieber Herr Weinmeister,wenn Sie mir zugehört hätten, hätten Sie gemerkt, dass ich dies eingangs gesagt habe. Ich habe gesagt, man müsse an die Eigenverantwortung der Schulen appellieren. Die Gymnasien sollten das Ganze positiv aufnehmen und versuchen, die Unterrichtsstruktur sowie die Fächer so zu legen, dass die Kinder eben nicht bis zum Abend in der Schule sitzen und darüber hinaus noch Hausaufgaben aufbekommen. Die Fachlehrer sollten sich stattdessen absprechen und vereinbaren, dass
Ich kann auch nicht verstehen, was die GRÜNEN, die immer die Eigenverantwortung großschreiben, in ihrem Antrag fordern. Sie schreiben, der Lernstoff solle woanders verdichtet werden. – Aber wo denn, bitte? In den Grundschulen? Das ist von ihnen eindeutig abgelehnt worden. In der gymnasialen Oberstufe? Sagen Sie doch ganz genau, wo der Unterrichtsstoff verdichtet werden soll.Aber das tun Sie nicht.
Nun zur Wahlfreiheit G 8/G 9. Dazu frage ich Sie:Wo soll es diese Wahlfreiheit geben? Beim Gymnasium oder bei der Gesamtschule? – Ich habe ganz klar gesagt: Wir wollen die Wahlfreiheit haben. Das Gymnasium soll in acht Jahren zum Abitur führen. Die Gesamtschulen können entweder als integrierte Gesamtschule einen neunjährigen Zweig anbieten oder als kooperative Gesamtschule wählen.
Herr Wagner, nun komme ich dazu, dass mit der zweiten Fremdsprache erst in Klasse 7 begonnen werden soll. Es gibt in diesem Land etliche Gymnasien und Gesamtschulen, die mit der zweiten Fremdsprache bereits in der 5. Klasse beginnen, weil die Lehrer sagen, die Kinder kämen, da sie zum Teil in der Grundschule zwei Jahre Englischunterricht hätten, mit Fremdsprachenkenntnissen zu ihnen; und je früher man die zweite Fremdsprache anbiete, desto besser sei das. Wenn Sie dabei bleiben, dass die zweite Fremdsprache erst in der 7. Klasse eingeführt werden soll, dann widerspricht das der Realität sowie der Eigenverantwortung.
Meine Damen und Herren, die FDP steht nach wie vor zu einer Verkürzung des gymnasialen Bildungsgangs. Wir halten es für sehr wichtig, dass leistungsstarke Schüler die Schule schon früher verlassen und Abitur machen können. – Ich fasse alles zusammen: Es war wieder einmal gut gedacht, aber schlecht gemacht.
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Das ist wieder einmal eine Diskussion, die der Wahrheitsliebe wenig dient.