Das ist mitnichten so. Der Landeselternbeirat hat gemeinsam mit der Landesschülervertretung und dem Hauptpersonalrat der Lehrerinnen und Lehrer 74.000
Unterschriften gesammelt, und in der Resolution, zu der er die Unterschriften gesammelt hat, spricht er sich eindeutig gegen die Verdichtung und Verkürzung der gymnasialen Schulzeit aus. Also zitieren Sie sauber, und gehen Sie anständig mit dem Landeselternbeirat in unserem Land um.
Frau Wolff hätte es besser wissen können. Sie müsste es spätestens jetzt aus der Realität besser wissen. Was sagt aber diese Ministerin zu all diesen Entwicklungen? Da lohnt es sich, zu schauen, was die Ministerin sagt, wenn sie sich in einem Landesteil äußert, wo es für die Union noch große Zustimmungsraten gibt, nämlich in Fulda.
Ich zitiere aus einem Interview aus der „Fuldaer Zeitung“ vom 22.09.2007. Die Ministerin wurde gefragt, ob sie Änderungsbedarf am G 8 sehe. Die „Fuldaer Zeitung“ schreibt: „Dazu sieht die Ministerin gar keinen Grund, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich macht: G 8 sei ,sehr behutsam und gut eingeführt worden...’“
Jetzt kommt der Hammer und die erneute Verhöhnung der Menschen, die unter diesem G 8 leiden: „Und die Belastung durch eine gestiegene Stundenzahl – vor allem der unteren Klassen – hält sie eher für eine ,gefühlte Veränderung’.“ – Das ist keine gefühlte Veränderung, das ist wahre Realität, unter der Menschen in diesem Land leiden. Frau Ministerin, wenn Sie das nicht wahrnehmen, haben Sie Ihren Job verfehlt.
In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 4. November ist sogar noch der Stundenplan abgebildet.
Auf diesem Stundenplan ist die erhebliche Belastung abgebildet, darüber steht als Überschrift und Kommentar der Ministerin: „Nach wie vor eine richtige Entscheidung.“
Frau Wolff, wissen Sie, Fehler zu machen ist menschlich. Fehler zu machen, wenn man gewarnt wurde, ist fahrlässig. Fehler zu machen, wenn man gewarnt wurde, und dann noch nicht einmal die Größe zu haben, sie zu korrigieren, das ist unverantwortliche Politik.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Ministerin Karin Wolff: Was ist mit der Redlichkeit? – Gegenruf des Abg. Jürgen Frömmrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sie müssen über Redlichkeit reden! – Weitere Zurufe von der CDU)
Kosmetische Korrekturen, wie Sie sie jetzt für die ferne Zukunft in Aussicht gestellt haben, reichen nicht aus. Es bringt den Schülerinnen und Schülern und den Eltern, die heute unter dem G 8 leiden, nichts, wenn Sie sagen, zum Schuljahr 2009/2010 treten vielleicht Änderungen in Kraft.Da sind die Ersten schon wieder aus der Mittelstufe heraus; in der Mittelstufe haben wir das größte Problem. Diese kosmetischen Korrekturen reichen nicht.Wir brauchen grundsätzliche Änderungen.
So wenig, wie uns ein „Weiter so“ beim G 8 weiterhilft, hilft es uns aber auch nicht weiter, zu sagen, wir machen alles wieder rückgängig und gehen wieder zurück auf Los. Das bringt uns absolut nicht weiter. Es hilft vor allem den Schülerinnen und Schülern nichts.
Den Schülerinnen und Schülern, die heute im G 8 sind, würde eine einfache Rückkehr zu G 9 überhaupt nichts bringen, weil eine solche Reform natürlich nur für die Schülerinnen und Schüler greifen könnte, die ab Klasse 5 neu beginnen. Man muss sich deshalb etwas mehr Arbeit machen, als sich manche politischen Mitbewerber in diesem Haus machen, wenn man G 8 verändern will.
Wir haben eine klare Position. Wir GRÜNEN sagen: Wir wollen ein deutlich geändertes G 8, wir wollen Wahlfreiheit der Eltern zwischen einem deutlich geänderten G 8 und dem G 9. Das ist eine ganz klare Position. Diese Position wäre im nächsten Schuljahr ohne Probleme umsetzbar.
(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Kahl (SPD): Das wird doch noch problematischer! Wie soll das funktionieren? Was für eine Konzeption des Schulwesens!)
Was schlagen wir konkret vor? Wir wollen, dass im G 8 umgehend die Lehrpläne entschlackt werden.Wir wollen, dass der Unterrichtsstoff anders auf die zwölf Jahre verteilt wird und die Verdichtung nicht ausgerechnet in der Mittelstufe stattfindet, in einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche ohnehin schon vielfältige Probleme haben. Wir wollen, dass die Ganztagsangebote an den Schulen ausgeweitet werden und dass mehr Zeit für Lernen und für Förderung bleibt. Wir wollen, dass die zweite Fremdsprache wieder ab Klasse 7 beginnt, auch, damit die Durchlässigkeit zwischen Realschule und Gymnasium gewahrt bleibt.
Das sind alles Reformen, Änderungen, die zum nächsten Schuljahr machbar wären. Das sind alles Änderungsvorschläge, die es im Übrigen in dieser schönen Bundesrepublik bereits gibt, nur eben nicht in Hessen.
Weil Herr Kollege Weinmeister die Landesvorsitzende des Elternbeirats zitiert hat, dass sie nicht für eine komplette Rücknahme des G 8 sei, will ich das Zitat der Vollständigkeit halber fortsetzen. Die Vorsitzende des Landeselternbeirats wurde in diesem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ auch gefragt, was sie von unserem zweiten großen Vorschlag halte, nämlich der Wahlfreiheit der Eltern zwischen einem geänderten G 8 und dem G 9. Dazu sagt die Vorsitzende des Landeselternbeirats: „Diese Idee hat Charme.“ – Dann sollten wir sie vielleicht durchführen.
Das wären Veränderungen, die sofort machbar wären: ein geändertes G 8 und die Wahlfreiheit zwischen einem geänderten G 8 und G 9. Frau Ministerin, ich weiß gar nicht, was gegen irgendeinen dieser Punkte spricht. Was spricht dagegen, die Lehrpläne schleunigst zu entschlacken, statt sie in den Kommissionen auf die lange Bank zu schieben?
Was spricht denn eigentlich dagegen, den Unterrichtsstoff schon zum nächsten Schuljahr anders zu verteilen? Was spricht denn eigentlich dagegen, den Schulen die Möglichkeit zu geben, vernünftige Ganztagsangebote zu machen? Was spricht denn eigentlich dagegen, die zweite Fremdsprache wieder ab Klasse 7 beginnen zu lassen, wie es andere Bundesländer machen? Was spricht eigentlich dagegen, außer dass Sie sich in Ihrem ideologischen Eifer einmal mehr verrannt haben?
Frau Ministerin, was spricht dagegen, den Eltern Wahlfreiheit zwischen einem geänderten G 8 und dem G 9 zu geben, wie uns das andere Bundesländer bereits vormachen? In Hamburg wird es gerade eingeführt. Die Schulsenatorin in Hamburg ist Ihnen keine Unbekannte, es ist eine frühere Mitarbeiterin von Ihnen, Frau Dinges-Dierig.In Hamburg wird genau das gerade eingeführt,ein G 8 am Gymnasium und parallel ein G 9 in einer Stadtteilschule.
Nur die hessische CDU ist wieder meilenweit hinter den bildungspolitischen Debatten ihrer eigenen Bundespartei her.
Meine Damen und Herren, noch ein Wort zu den Sozialdemokraten,weil sie uns auch so freundlich angesprochen haben. Wir sind sehr zuversichtlich, wenn wir am 27. Januar einen Wählerauftrag bekommen, auch mit Herrn Domisch das, was ich hier gerade vorgetragen habe, verwirklichen zu können.
Selbst euer Schattenminister hat gesagt, die komplette Abkehr vom G 8 und eine Umstellung auf G 9 entspreche nicht dem internationalen Standard.Wir können uns eine Zusammenarbeit mit Herrn Domisch sehr gut vorstellen. Wir glauben, dass wir uns auf das, was ich hier gerade als Position der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vorgetragen habe, sehr gut und sehr schnell einigen könnten, im Interesse der Schülerinnen und Schüler und Eltern,die heute unter dem vermurksten G 8 von Frau Wolff leiden.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Für die FDPFraktion stelle ich fest: Die anderen drei Fraktionen im Hause haben gemerkt, dass bei diesem Thema Handlungsbedarf besteht.
Der Landtag fordert die Landesregierung auf, folgende Maßnahmen unverzüglich vorzunehmen, damit die Schulzeitverkürzung im gymnasialen Bildungsgang in Hessen ihre Vorteile für die Schülerinnen und Schüler entfalten kann.
Dazu steht die FDP nach wie vor.Wir halten den verkürzten Weg zum Abitur für richtig, er hat Vorteile für alle Kinder.
Wir haben bereits im letzten Plenum sehr deutlich gefordert, dass die Lehrpläne entschlackt werden sollen. Man sollte sich sowieso einmal darauf verständigen, dass Lehrpläne deutlich mehr standardisiert werden, um den Lehrern mehr Freiheit beim Unterrichten zu lassen, damit sie sich mehr auf die Leistungsstärke ihrer Kinder einstellen können.
Wir haben auch gefordert, dass die schulischen Möglichkeiten für einen strukturierten Unterricht, der in den Nachmittag hineingeht, verbessert werden. Aber auch hierzu muss ich ganz deutlich sagen:Wenn Sie durch Hessen fahren, werden Sie feststellen, dass sich an den Schulen sehr viel tut.Viele Schulen sind bereits dabei, Mensen einzurichten, ein Mittagessen anzubieten sowie den Unterricht anders zu strukturieren. Die CDU-Fraktion hat diesen Antrag leider im Ausschuss abgelehnt. Das bedauern wir sehr, denn er ging in die richtige Richtung. Die Ministerin hat gesagt, sie wolle das, was wir angeregt haben, in einer Arbeitsgruppe erarbeiten sowie umsetzen.