Sehr geehrte Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich werde meine Rede jetzt nicht so halten, wie ich sie eigentlich halten wollte,
weil ich glaube, dass wir gerade an dem Punkt sind: Wir sind uns einig, wir haben ein Ziel, wir möchten sicherstellen, dass die Personalversorgung an Bremens Schulen funktioniert und wir sind uns einig darin, dass wir schon viele Anstrengungen unternommen haben. Darauf ist mein Kollege Herr Hupe schon eingegangen.
Ich könnte noch ergänzen, dass wir nicht nur im Lehrberuf Anstrengungen unternommen haben, also die Seiteneinstiegsprogramme aufgelegt haben, sondern wir haben auch Anpassungen an den fachschulischen Aus- und Weiterbildungsformaten für Erzieher:innen, Stichwort InRA, vorgenommen, wir haben ein neues Format PiA und wir haben ein Quereinsteiger:innen-Programm für Fachkräfte für Spanisch eingerichtet und so weiter und so fort.
Trotzdem wissen wir, dass das nicht reicht. Da sind wir uns einig. Das hat uns Professor Dr. Klemm noch einmal deutlich aufgezeigt und deshalb müssen wir jetzt in die Planung kommen. Um die Maßnahmen festzulegen brauchen wir aber genaue Zahlen, beziehungsweise wir haben schon Maßnahmen, die wir noch mehr verstärken müssen. Wir brauchen auch Vorschläge, wie wir die ungleiche Personalverteilung in Bremen und Bremerhaven und auch zwischen den Stadtteilen in der Stadt Bremen beheben.
Ich denke, wir brauchen jetzt die Schützenhilfe der Bundesregierung, die das als Ausbildungsoffensive angekündigt hat. Das muss jetzt relativ schnell kommen, weil die Kannibalisierung zwischen den Bundesländern, diese ganzen Abwerbungen von
Liebe FDP! Zu unserem Antrag haben meine Kolleg:innen Frau Strunge und Herr Hupe alles gesagt. Er ist gut, zielführend und Sie sollten ihn bitte unterstützen.
Ich komme jetzt zu Ihrem Antrag, liebe FDP. Sie haben da einige Punkte aufgeführt, die entweder schon laufen
oder auf die wir gar keinen Einfluss haben. Die Standards legt die Kultusministerkonferenz fest! Das ist ihr Punkt acht. An denen orientieren wir uns, damit bundesweit eine qualitativ vergleichbare Ausbildung stattfinden kann und die Mobilität der Lehrkräfte zwischen den Bundesländern gewährleistet ist. Darauf haben wir gar keinen Einfluss.
Dann gibt es den Punkt zwei, den ich auch für sehr schwierig halte. Eine einseitige Berufsorientierung ausschließlich hin zum Lehramt ist eine massive Beeinflussung der Berufswahl und weit entfernt von einer freien und individuellen Entscheidung. Die beste Werbung für den Lehrkräfteberuf ist es, wenn man geeignete Rollenvorbilder hat und die erleben die Schülerinnen und Schüler täglich. Das motiviert, diesen Beruf zu ergreifen.
Dann Ihr Punkt neun, der von besonderer Unwissenheit zeugt. Der besagt, dass man Lehramtsqualifikation aus Drittstaaten, also nicht aus der EU – – , denn Bremen differenziert bei im Ausland erworbenen Lehrkräfteberufsqualifikationen nicht zwischen EU und Drittstaaten. Auf Grundlage des bremischen Berufsqualifikationsgesetzes regelt Bremen landesspezifisch die Reglementierung des Lehramtsberufes. Auf dieser Basis wird in der Anerkennungsverordnung für ausländische Lehrkräfte die Berufsqualifikation in Bremen nicht nach dem Herkunftsland unterschieden, sondern jeder Einzelfall wird individuell durch das Staatliche Prüfungsamt geprüft.
Liebe FDP, das sind die Gründe, warum wir Ihren Antrag ablehnen. Trotzdem gibt es auch einige Punkte, in denen wir uns einig sind. Wenn Sie unserem Antrag zustimmen würden, würden wir uns freuen. – Vielen Dank!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte noch einmal ganz kurz auf die aktuellen Zahlen eingehen, weil die nie aktuell sind. Deshalb werden wir dem Antrag der SPD-Fraktion auch zustimmen, denn er ist richtig. Wir müssen endlich mit aktuellen Zahlen arbeiten, aber wir arbeiten schon seit Jahren nicht mehr, eigentlich jährlich nicht mit aktuellen Zahlen, deshalb haben wir genau das Problem, dass wir nie wissen, wie viel Räume brauchen wir, wie viel Kinder sind da.
Natürlich, wir haben doch gerade die aktuelle Schulstandortplanung im Dezember beschlossen, am 2. Dezember haben wir sie beschlossen, am 10. Dezember war schon klar, sie ist für Huchting, Tenever und Osterholz überholt. Da gibt es innerhalb von noch nicht einmal einer Woche Bedarfe, die dort noch nicht abgedeckt sind. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Mit solchen Dingen, so kann man nicht planen und nicht ausbilden und nicht qualifizieren, weil man überhaupt keine belastbaren Daten hat und da müssen wir hinkommen. Deshalb werden wir Ihrem Antrag zustimmen. Bei dem Antrag der FDP-Fraktion werden wir uns enthalten mit dem Hinweis, dass wir glauben, dass man das etwas anders aufziehen muss, nicht, weil er insgesamt von der Tendenz her falsch ist.
Ja, Frau Bredehorst, Sie sind wahrscheinlich anderer Meinung, aber wie Sie mir das erklären können, dass innerhalb von einer Woche plötzlich so viele Kinder aus dem Boden wachsen, die nicht verplant sind mit Schulräumen und auch nicht mit Lehrkräften – –. Das muss einem einfach klar sein. Ich bin sehr sicher, dieses Land wird es mit dieser Regierung niemals schaffen, einen verlässlichen Personalentwicklungsplan für Lehrkräfte, für Erzieher und Pädagogen zu entwickeln, der das Papier auch nur wert ist, weil er jedes Mal überholt sein wird.
Aus diesem Grund: Wir brauchen Daten und was wir auch brauchen, und das hat vielleicht gar nicht so viel mit Ausbildung zu tun, wir brauchen auch
einfach wieder ein Image, ein besseres Image der Berufe der Lehrer:innen und der Erzieher:innen. Dazu gehört es auch, diese anzuerkennen.
Wenn ich mir manchmal anhöre, gerade in der Coronazeit, wie über Lehrerinnen und Lehrer gesprochen wurde, wie auch Eltern die selbst sehr belastet waren, über Lehrerinnen und Lehrer gesprochen haben – –. Da muss man sich fragen, würde ich mir das antun, würde ich das wollen, dass ich mir das alles anhören muss, teilweise ungeschützt. Klar, wir sagen immer wieder, wir stellen uns vor die Lehrerinnen und Lehrer, aber wie oft steht eine Lehrerin, ein Lehrer, eine Lehrkraft allein vor der Klasse, vor einem Elternteil, vor irgendetwas und muss sich immer wieder rechtfertigen, weil jede und jeder meint, sie oder er ist die bessere Lehrkraft, weil jeder einmal in der Schule war, das ist wie beim Fußballspielen,
jeder ist der Schiedsrichter, weil er weiß, wie man gegen den Ball tritt. Von daher glaube ich, muss es auch an der Stelle soweit kommen, dass es eine Anerkennung, ein besseres Image dieser Berufe geben muss, dass es eine Wertschätzung geben muss, die sich nicht nur in Geld ausdrückt, denn, was wir auch festgestellt haben, allein durch diese Erhöhung der Gehälter ist nicht eine Lehrkraft mehr hergekommen.
Das allein ist es nicht, die Leute wollen Anerkennung, sie wollen ein Work-Life-Balance haben, die auch eine ist und nicht nur immer wieder in irgendwelchen Beschreibungen für Personalentwicklung steht, sondern eine die es auch wert ist, damit planen zu können. Das ist, glaube ich, – –, wenn wir da hinkommen: Eine ordentliche Ausbildung, eine hohe Wertschätzung und ein Arbeitsplatz, der wirklich ein schöner Arbeitsplatz ist.
Sehen Sie sich doch manche Klassen, Klassenzimmer, in Bremen und Bremerhaven an, sehen Sie sich die Lehrerzimmer an, sehen Sie sich manchmal die Toiletten für die Lehrkräfte an. Wir diskutierten hier über irgendwelche diversen neuen wie auch immer gestalteten Toiletten. Viele Lehrer und Lehrerinnen im Land Bremen würden sich freuen, diese Diskussion überhaupt einmal führen zu dürfen. Das ist doch das Problem, das wir haben und da hilft es auch nicht, dass man für Mobilität zwischen den Bundesländern sorgt. Unter den Umständen, wenn jemand weg kann aus Bremen – –.
Wenn jemand weg kann aus Bremen und bessere Arbeitsbedingungen vorfindet, glaube ich, werden wir ihn auch mit viel Geld nicht halten, das müssen wir uns klarmachen. Wir können viel daran tun, mit Geld, mit besonderen Ausbildungen, aber wir müssen auch andere Rahmenbedingungen schaffen, bessere Rahmenbedingungen für Lehrer und Lehrerinnen und Erzieher:innen in Bremen und Bremerhaven, damit die gern hierbleiben, damit sie auch woanders für diesen Standort Werbung machen.
Wie gesagt, da können wir noch so viel Geld anbieten, aber wir müssen jetzt vor allem auch Herzblut hineinstecken, wir müssen das Ganze ernst nehmen, wir brauchen belastbare Zahlen, sonst brauchen wir überhaupt nicht anfangen. Dann kann es – –. Bis 2028 ist, glaube ich, es ein bisschen kurz gesprungen, das Konzept müsste vielleicht etwas längerfristig sein. 2028, ganz ehrlich, Sie haben es von 2016 bis jetzt nicht geschafft. Jetzt haben wir 2022. Bis 2028, ich habe da so meine Zweifel, ob das klappt, aber wie gesagt, die Richtung muss sein, wir müssen gemeinsam am gleichen Strang ziehen.
Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass es eine bessere Stimmung gibt für diesen Beruf, dass es in diesen Bereichen insgesamt eine bessere Ausbildung gibt und dort auch eine Qualifikation stattfindet, die die Qualität und die Unterrichtsqualität an unseren Schulen wieder verbessert und unsere Schülerinnen und Schüler wieder nach vorn bringen. – Vielen Dank!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleg:innen! Liebe Frau Averwerser, ich glaube, wenn man ein so schwarzes Bild von den Bremer Schulen malt, dann hilft man überhaupt nicht dabei,
besten Freunde, bis vor Kurzem noch Sonderpädagoge in Niedersachsen, ist ganz bewusst nach Bremen gewechselt. Ganz bewusst sogar so, dass er dort seine Verbeamtung aufgegeben hat, um hier noch einmal neu zu starten, damit es schneller geht, weil er hier in Bremen Bedingungen vorfindet, die er woanders so nicht hat.
Er kann in multiprofessionellen Teams arbeiten, wir sind in der Digitalisierung weiter, und das ist attraktiv für Lehrkräfte, die etwas bewegen wollen, die an Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung interessiert sind.
Wir sprechen gerade ganz viel über Lehrkräfte, und das liegt an dem FDP-Antrag, der auf Lehrkräfte fokussiert. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, zu sagen, dass sich unser Antrag, unser Koalitionsantrag, explizit nicht nur auf Lehrkräfte bezieht, sondern auf alle pädagogischen Professionen an Schulen, und zwar auch die Sozialarbeit, die Sozialpädagogik, die Erzieherinnen, Heilerziehungspflege und Assistenzkräfte ganz bewusst mitdenkt. Auch in diesen Bereichen gibt es einen Fachkräftemangel und auch diese Personen brauchen wir an den Schulen.
Ich glaube auch nicht, dass es die Lösung ist, zu sagen, wir erhöhen einfach die Kapazitäten an den Universitäten und schaffen den NC ab. Dann haben wir in ein paar Jahren 1 000 Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer mehr und die Lehrkräfte in den MINT-Fächern fehlen uns trotzdem, weil da eine Abschaffung des NCs, den es teilweise gar nicht mehr gibt, nicht dazu führt, dass dann automatisch von überall geeignete Lehrkräfte herkommen.
Ich glaube, dass wir viel zielgerichteter schauen müssen. Dafür brauchen wir diese Bedarfsplanung, und da müssen wir weiter diskutieren, weil es völlig utopisch ist – das klang bei Frau Averwerser gerade ein bisschen heraus –, dass wir jetzt eine Planung machen und das Problem dann gelöst ist. Die Studie von Professor Dr. Klemm geht bis 2030. Wir haben in allen Bundesländern das Problem.
Heute war im Medienecho zu lesen – ich glaube, aus dem Tagesspiegel war es ein Artikel –, dass der Bedarf in Berlin bei 2 000 Lehrkräften im Jahr liegt und sie es gerade mal schaffen, 900 im Jahr an der Universität auszubilden. Berlin führt jetzt die Ver
beamtung für Lehrkräfte aus anderen Bundesländern ein, um sich dort in der Konkurrenzsituation besserzustellen.
Das können natürlich alle machen und wir können dann versuchen, Lehrkräften noch mehr zu zahlen, um im Vergleich zu anderen Bundesländern besser dazustehen, und andere Erleichterungen machen, die aber in eine Kannibalisierung münden – Frau Bredehorst hat es angesprochen –, die nicht zielführend ist. Wir müssen vielmehr sehen, was wir hier machen können, wie wir hier in der Situation mit Maßnahmen, mit zielgerichteten Maßnahmen darauf reagieren können.
Ich möchte jetzt auf Punkte eingehen, die in beiden Anträgen vorkommen. Zum Beispiel nennt die FDP-Fraktion die Studierenden, die bereits jetzt in Schulen aktiv sind und dort Lücken, die es gibt, stopfen. Ich sehe es gar nicht so negativ, wie ich das in dem Antrag der FDP-Fraktion lese, sondern ich glaube, dass der Punkt, den wir in unserem Antrag aufgenommen haben, zu schauen, wo in den Stadtteilen ein Lehrkräftemangel ist – wenn wir jetzt hier nur auf Bremen sehen, wo wir die Studierenden in den Schulen haben –, dort dazu führt, dass diese Schulen eine Erleichterung in der Situation merken.
Also, wenn ich in den Schulen – –. Ich bin ganz viel in Schulen in den Randstadtteilen unterwegs, da sagen mir die Schulleiter: Es ist hervorragend, dass wir die Studierenden hier haben, sie lernen uns kennen, wir lernen sie kennen, sie machen hier oft das Referendariat. Sie landen an einer Schule, die sie sich vielleicht sonst gar nicht vorgestellt hätten. Die Situation, wie sie noch vor einigen Jahren war, hat sich schon deutlich entspannt, weil es gerade diese Schulen schaffen, über die Studierenden dann später auch Lehrkräfte zu finden.
Es sind noch zwei Punkte, die ich jetzt – ich habe noch eine Minute – kurz ansprechen will. Das eine ist das geforderte vereinfachte Anforderungsprofil für Lehramtsfächer. Ich glaube, es ist ein ganz falscher Weg, wenn wir jetzt die Anforderungen, die wir an Lehrkräfte haben, übrigens dann auch entgegen den Vorgaben der Standards der KMK absenken, um mehr Lehrkräfte zu finden. Das Ziel muss Qualität sein, dafür haben wir ein IQHB gegründet,