Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin froh, dass wir auch heute noch einmal eine Debatte zum Thema Geburtshilfe und zum Thema Hebammen haben. Wie wir alle wissen, ist die Geburt ein zentrales Ereignis, nicht nur für den kleinen Menschen, der auf die Welt kommt, sondern auch für die Frau. Ich zitiere an dieser Stelle sehr gern unsere ehemalige Landesfrauenbeauftragte Ulrike Haufe, die immer sagte: „Eine Frau kann gebären.“ Das, finde ich, kann man auch so stehen lassen, das ist einfach eine Fähigkeit, etwas, was Frauen nun einmal können, das sie Männern voraushaben. Natürlich muss man sie dabei aber auch stärken und unterstützen, und genau das ist die Aufgabe, die Hebammen ganz wunderbar leisten.
Wichtig ist, dass wir eine qualitativ hochwertige Versorgung haben. Es wurde auch schon in der Debatte deutlich, natürlich stehen die Hebammen vor
enormen Herausforderungen und die Arbeitsbelastung nimmt weiter zu. Der Verdienst ist zum Teil nicht auskömmlich, auch das haben wir schon gehört. Daran muss auf Bundesebene weiter gearbeitet werden, damit auch die Freiberuflichkeit weiterhin eine echte Option bleibt. Der Senat hat einen Arbeitskreis Geburtshilfe eingesetzt, und die Forderungen, die die Fraktion DIE LINKE aufgreift, die Sie in Ihrem Antrag oder in Ihren beiden Anträgen aufgreifen, sind nicht neu. Gleichwohl sind sie weiter wichtig und richtig. Mehr Hebammen sind das eine Thema.
Natürlich müssen wir uns mit dem Thema Wiedereinstieg in den Beruf auseinandersetzen, wir müssen auch Anreize bieten, mehr zu arbeiten im Sinne von mehr Stunden zu arbeiten, wenn die Arbeit auch entsprechend geleistet werden kann. Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Gespräch, das ich mit Frau Schiffling zu diesem Thema hatte, bei dem es auch darum ging, wie denn Hebammen auch möglichst lange, auch in einem höheren Lebensalter noch in diesem Beruf tätig sein können. Natürlich ist es auch ein körperlich und ein mental sehr anstrengender Beruf. Wenn man dahin kommt, dass die Arbeitsbedingungen so sind, dass auch ältere Frauen – wir haben in Bremen nur Frauen als Hebammen, keine Geburtshelfer, aber die beträfe es auch –möglichst lange mit Freude in diesem Beruf arbeiten können, müssen wir dafür noch einiges tun.
Es geht um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, also nicht nur ein Mehr an Hebammen, auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, das habe ich gerade schon angerissen. Da kommt natürlich auch direkt das Thema eins-zu-eins-Betreuung auf den Tisch. Das ist, glaube ich, auch jedem und jeder sehr deutlich. Wenn eine Hebamme unter solchem Druck steht, weil sie im wahrsten Sinne von einer Gebärenden zur nächsten und noch zur nächsten springen muss und sich nicht einer Frau ausreichend widmen kann, macht es den Beruf natürlich auch nicht attraktiver. Darum ist es auch gut, dass wir hier das Bündnis für die Unterstützung der natürlichen Geburt in Bremen haben, das sich auch diesem Ziel verschrieben hat. Es ist noch ein Weg bis zu dem Ziel, das verstehe ich, aber für die Fraktion der SPD ist auch ganz deutlich, wir müssen dahin kommen, dass wir perspektivisch diese eins-zu-eins-Betreuung erreichen.
Wichtig ist natürlich auch eine bessere Bezahlung, eine höhere Bezahlung. Genau das würde die Arbeitsbedingungen attraktiver machen und hätte natürlich auch dann wieder eine Wirkung darauf, dass mehr junge Menschen in diesen Beruf gehen.
Ein Aspekt noch: Die Verteilung von schwangeren Frauen, von Gebärenden ist natürlich auch ein Thema und darum ist ja gerade so etwas wie eine Hebammenvermittlungsstelle ein Baustein, der hier zur Verbesserung beitragen kann. In Bremerhaven wird es 20 zusätzliche Plätze in der Hebammenschule geben, damit wir keine Lücke in der Ausbildung haben. Das ist, glaube ich, eine ganz wichtige Botschaft, die hat uns ja auch noch im vergangenen Jahr erreicht. Wir erhöhen auch weiter die Ausbildungskapazitäten, auch das ist wichtig.
Etwas ist mir in dem einen Antrag der Fraktion DIE LINKE ein Stück weit zu kurz gekommen. Darin geht es auch noch einmal um das Thema Kreißsäle. Wir haben im Klinikum Bremen-Mitte, das wir nun neu bauen, genau das gemacht. Wir haben dieser Situation Rechnung getragen, und es werden dort drei zusätzliche Kreißsäle und ein OP gebaut, um Kaiserschnitte, wenn sie nötig sind, durchzuführen.
Ich komme zum Schluss. Sie sehen, das Thema lässt uns nicht los. Das ist auch gut so. Wir werden ebenfalls, weil jetzt auch die getrennte Abstimmung gefordert wurde, der Ziffer 1 des Antrags zu den Hebammenzentren zustimmen. – Ich bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das Thema, haben wir ausreichend Hebammen für all die Aufgaben, von denen wir eigentlich wünschen, dass Hebammen sie erfüllen, beschäftigt uns nun schon mehrere Jahre. Es ist einer der vielen Berufe im Gesundheitssektor, in denen wir einen Fachkräftemangel haben, was deutlich wird, wenn es zu Kreißsaalschließungen kommt, wie am letzten Wochenende. Das aber auch schon aus den Gesprächen deutlich wird, die man mit den Hebammen und ihren Verbänden führt, welche Arbeitsbelastung auf die Damen zukommt. Da muss man dann
sehen, was wir uns als Gesellschaft einerseits wünschen und was auch eine Qualität von Versorgung von Müttern, werdenden Müttern oder Wöchnerinnen ist, die wir uns eigentlich nur wünschen können und um die wir von allen anderen Ländern beneidet werden. Diese Qualität gilt es aber auch zu erhalten, und das geht nur mit ausreichendem Fachpersonal. Da müssen wir entscheidend aktiv werden.
Bevor ich dazu komme, will ich noch einmal deutlich machen, was wir eigentlich erwarten. Wir erwarten eine gute Vor- und Nachbetreuung der Wöchnerinnen, dass sie begleitet werden. Das heißt aber auch, sie müssen Menschen finden, die das tun wollen und können. Das heißt, wir müssen dort schauen, dass es Hebammen gibt, die das tun. Insofern ist eine Vermittlungsstelle genau das Richtige. Deswegen freuen wir uns, dass sie eingerichtet wird. Auch da hätten wir uns gewünscht, dass es etwas schneller geht, aber besser jetzt als nie. Insofern sind wir sehr froh, dass diese Vermittlungsstelle eingerichtet wird und nicht nur eine Internetplattform ist, sondern dass dort auch Menschen sein sollen, die ansprechbar sind und helfen und beraten können, damit die Schwangeren dort ihre Hilfe, ihre Begleitung finden.
Diese Begleitung können sie natürlich nur finden, wenn es auch ausreichend Hebammen gibt, an die vermittelt werden kann. Insofern soll man auf eine Plattform nicht alle Hoffnung setzen, sondern es braucht dann auch Menschen, die diese Arbeit tun können. Dafür müssen wir dann auch sorgen, dass wir diese Fachkräfte haben, gewinnen und wieder gewinnen.
Ein weiterer Punkt, der angesprochen ist, ist das quartiernahe Zentrum für die Hebammenversorgung. Das ist genau richtig, denn wenn wir sehen, wo es überall Bedarfe gibt, ist deutlich, dass wir unterversorgte Stadtteile haben. In der Vorlage dazu heißt es ganz deutlich: Unterversorgung betrifft insbesondere die Stadtteile Burglesum, Blumenthal, Osterholz, Vahr, Hemelingen, Huchting, Teile Obervielands, wir können uns denken, dass es die sozial schwächeren Ortsteile Kattenturm und Kattenesch, Gröpelingen, Altstadt, Bahnhofsvorstadt, und Woltmershausen betrifft.
Da gibt es dann natürlich nicht nur die Unterversorgung, sondern auch einen höheren Betreuungsbedarf, denn das sind die sozial schwachen Stadtteile in Bremen, die wir kennen. Für Bremerhaven liegt jetzt keine Aussage vor, aber auch dort kann ich mir vorstellen, dass es in Lehe besondere Bedarfe gibt und solche Quartierszentren dann am Ende auch dort gut wären.
Sie bieten, Frau Schlichting hat das in der Deputation ausgeführt, für Hebammen als Angestellte eine Verbesserung, da sie natürlich Vertretungsmöglichkeiten schaffen und trotzdem eigenständiges Arbeiten ermöglichen. Was ich bei Hebammen kennengelernt habe ist, dass viele von ihnen freiberuflich arbeiten wollen, aber warum? Nicht weil sie die Bürokratie wollen, nicht weil sie die Versicherungsprämien wollen, für die sie dann schwierige Nachweise führen müssen, wie sie arbeiten, wie sie sich fortbilden und die im Nachhinein auch nur teilweise erstattet wird. Nein, sie wollen das machen, weil sie eigenverantwortlich eine verantwortungsvolle Tätigkeit ausführen wollen.
Wenn wir ihnen mit solchen Zentren diesen Rahmen bieten können, ist das genau richtig, um dort wieder mehr Frauen dazuzugewinnen, in so einem Rahmen tätig zu werden und vielleicht nicht immer nur die Arbeit im Kreißsaal zu machen. Wir brauchen auch Hebammen für viele dieser anderen Tätigkeiten bis hin zu den Hebammen, die wir dann als Familienhebammen einsetzen, die in Wirklichkeit zwar so heißen, aber heute häufig Krankenschwestern und andere sozial geschulte Personen sind, weil Hebammen dafür nicht mehr zur Verfügung stehen. Insofern ist an dieser Stelle viel zu tun und wir müssen sehen, dass der Druck auf Bremen größer wird.
Es ist angesprochen worden, die gemeinsame Krankenhausplanung mit Niedersachsen ist an dieser Stelle gescheitert. Es gibt sie nicht. Niedersachsen tut, was es will, und das führt dazu, dass wir hier am Ende die Probleme haben und lösen müssen und der Druck noch einmal größer wird. Ich habe eine Glocke gehört, das heißt, ich werde gleich noch etwas zur Fachkräftegewinnung sagen. – Herzlichen Dank!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin in einer Zeit sozialisiert worden, in der der Kampf um die reproduktiven Rechte für Frauen eine wirklich hohe Rolle gespielt hat. Die Auseinandersetzungen darum umfassen die gesamten Fragen um schwanger werden, nicht schwanger werden, die Geburt und alles, was damit zusammenhängt. Ich habe in Krankenhäusern entsprechende Erfahrungen gemacht, aber auch persönlich, durch die Tatsache, dass es in Bremen vor 20 Jahren eine sehr gute Versorgung gegeben hat und ich unter den Bedingungen eine Hausgeburt hatte. Ich muss sagen, ich hätte mir nicht träumen lassen, dass wir 20 Jahre später in einem solchen Engpass leben.
Es war sehr gut aufgestellt. Es gab das Krankenhaus Bremen-Nord mit entsprechender Aufstellung, es gab Hebammen und auch Frauenärztinnen und Frauenärzte, die genau aus dieser Zeit heraus sozialisiert worden sind und gesagt haben: Genau das müssen wir im Grunde genommen bewahren und es gab Frauengesundheitszentren und Ähnliches. Es gibt ein spezifisches Frauenwissen, so nenne ich es einmal, auch im Gesundheitsbereich, das wir unbedingt in seiner Wertigkeit schätzen müssen. Die Bedeutung von Hebammen spielt in dem Zusammenhang eine außerordentlich große Rolle.
Mein Kollege Herr Dr. Buhlert hat es gerade angesprochen. Natürlich brauchen wir die Hebammen im freiberuflichen Zusammenhang auch deshalb, weil sie in den Krankenhäusern nicht in der Hierarchie der Ärzteschaft arbeiten müssen. Auch das habe ich am eigenen Leib erfahren, wie negativ sich das auswirkt. Deshalb finde ich auch hebammengeführte Kreißsäle so wichtig, in Bremen haben wir immer noch keinen. Ich habe hier in Jahr 2011angefangen, auch da war dies schon in der Debatte.
Ja, in Bremerhaven, das ist richtig. Schön und gut, im Lande Bremen. Aber ich meine, für eine Stadt muss es doch erlaubt sein, dass es solche Kreißsäle geben und nicht nur seit Jahren darüber gesprochen wird. Das ist doch nicht zu fassen, dass es nicht möglich geworden ist. Ich finde die Idee eines
Hebammenzentrums auch so wichtig, gerade diese Wohnortnähe. Ich wundere mich allerdings, dass der Punkt zwei, bei dem wir sagen, Bremerhaven braucht so etwas auch, hier keinen Zuspruch erfährt. Das finde ich eigentlich erstaunlich, denn dort ist ja der Engpass der gleiche.
Auch da gibt es sehr schwierige, ich sage einmal, Kommunikationsprobleme zwischen den in Kliniken tätigen und den freiberuflichen Hebammen. Das heißt also, wir müssen das natürlich in beiden Städten im Auge behalten.
Man darf sich nicht darauf ausruhen, dass es dort einen hebammengeführten Kreißsaal gibt. Es sind überall zu wenige, und es ist nicht attraktiv. Das hat auch damit zu tun, dass die Bezahlung nicht entsprechend ist. Es hat aber damit zu tun, dass die Bedeutung und die Wertigkeit nicht so gesehen werden, wie es vonnöten ist. Das heißt, wir müssen investieren.
So ein hebammengeführter Kreißsaal kostet Geld. Ich habe es vorhin schon einmal angesprochen, das ist jetzt keine Goldene Gans im klinischen Betrieb. Na und? Schwanger sein und Kinder bekommen ist ja auch kein Kostenfaktor, es ist auch keine Krankheit. Deswegen finde ich, dass wir im Lande darstellen müssen, dass es auch für Frauen attraktiv ist und diese sagen: Bremen ist für mich immer noch ein phantastisch attraktiv aufgestellter Geburtsort. Das ist etwas, was ich als Aushängeschild sehr wichtig finde, und ich wünschte, dass wir genau dieses Niveau wieder erreichen.
durch die Redebeiträge deutlich, zu wenig Hebammen, gestiegene Betreuungs- und Informationsbedarfe seitens der Eltern, eine zunehmende Arbeitsverdichtung und zusätzlicher Stress für die vorhandenen Hebammen, die kaum mehr Zeit haben, eine angemessene Pause zu nehmen, um dabei nicht die Betreuung der werdenden Mütter aus den Augen zu verlieren. Deswegen gilt an dieser Stelle erstens, den Hebammen Dank auszusprechen, da sie täglich pflichtbewusst und unter hohen persönlichen Anstrengungen ihre Arbeit verrichten. Zweitens glaube ich, es wurde auch deutlich, dass die Nöte und Sorgen in der Politik auch parteiübergreifend angekommen sind und wir gemeinsam daran arbeiten, die Situation zu verbessern.