Ich möchte etwas zu dem Antrag sagen, den wir gestellt haben, der von einem Antrag der CDU-Fraktion sozusagen begleitet worden ist. Ich teile mir meinen Beitrag mit dem Kollegen Arno Gottschalk, weil wir in unserem Antrag ja zwei Gesichtspunkte benennen: nämlich den Teil der beruflichen Bildung und zum anderen den Teil der akademischen Bildung. Ich glaube, es ist wichtig, zu beiden Teilen etwas zu sagen.
Passende Fachkräfte zu finden, das ist Konsens, ist zentrale Aufgabe für die Unternehmen. Es ist aber auch zentrale eigene Aufgabe, ich glaube, das muss man gelegentlich auch noch einmal betonen. Ausbilden, Qualifizieren, gute Arbeitsbedingungen, Aufstiegsmöglichkeiten, das sind Parameter, entlang derer Menschen sich in einem enger werdenden Arbeitsmarkt für Betriebe heutzutage entscheiden. Die Frage der Entlohnung spielt dabei auch eine zentrale Rolle. Das sind Hausaufgaben, die die Unternehmen machen müssen.
Gute Fachkräfte in einer Region zu haben, zu bekommen ist mittlerweile aber auch ein wichtiges Argument für die Ansiedlung von Unternehmen in den Regionen. Bekomme ich die Leute, die ich für mein Geschäft brauche und zu welchen Bedingungen? Hier ist die Schnittstelle zu dem, was wir öffentlich als politische Aufgabe machen müssen. Wir haben diese Erfahrung, dass Unternehmen ihre Ansiedlungsentscheidung auch danach ausrichten, wo sie, wie sie Leute bekommen. In Bremen haben wir diese Erfahrung in letzter Zeit häufiger gemacht: Wenn Betriebe aus dem IT-Sektor wie zum Beispiel Lenze hier in Bremen expandieren, dann auch deswegen, weil sie hier die Bedingungen vorfinden, die nötigen Fachkräfte, die guten Kontakte in Hochschulen, in Institute und Universitäten hinein, weil sie den Zugang zu den entsprechenden Netzwerken finden, weil sie rekrutieren können.
Wir haben diesen Antrag auf den Weg gebracht, weil es positive Erfahrungen gibt, positive Dinge, die wir in den letzten Jahren bewegt haben, gerade auch im Bereich der Bildungspolitik, –
aber weil es weiteren Bedarf gibt und weil wir die Instrumente, die wir haben, gerade in der Verknüpfung von Wirtschaftspolitik, von Wirtschaftsförderpolitik, von Hochschulpolitik und Bildungspolitik miteinander weiter schärfen müssen.
Die bildungspolitischen Anstrengungen, die wir zentral auf die schulische Grundbildung gerichtet haben, waren nötig, und das wird auch weiterhin nötig sein. Das ist elementar. Deshalb ist das, was im Antrag der CDU-Fraktion dazu steht, auch ein gewisser Selbstläufer. Aber wir dürfen darüber hinaus natürlich als Standortfaktor das Thema berufliche Bildung, akademische Bildung für berufliche Tätigkeit nicht vernachlässigen. Dazu, wie gesagt, wird Arno Gottschalk gleich noch etwas sagen.
Die Innovationsstrategie der Stadt und des Landes ist erfolgreich. Wir sehen das an zentralen Beispielen im Bereich der Luft- und Raumfahrt, DLR-Institute in Bremen und Bremerhaven, EcoMaT. Das wird eine Ausstrahlung auf Betriebe haben. Das wird vielleicht auch ein bisschen zu dem, was Robert Bücking hier angesprochen hat: Schwarmfunktion haben, nämlich wissenschaftliche Intelligenz nach Bremen zu ziehen, Betriebe nach Bremen zu ziehen.
Wir haben eine Vielzahl von Ansiedlungen im Bereich wissensorientierter Dienstleistungen, wir haben positive Akzente im Strukturwandel gesetzt. Man kann das übrigens immer sehr schön nachlesen in den regelmäßigen Pressemitteilungen, wenn der Bürgermeister oder der Senator durch die Betriebe ziehen. Starke Wirtschaft, starke Betriebe, das sind gute Beispiele, die dort auch für die Öffentlichkeit vorgezeigt werden, Stellen, an denen sich Bremen verändert, an denen Neues nach Bremen kommt, und wir wollen, dass das so weitergeht.
Was ist die Herausforderung? Wirtschaftsförderpolitik muss nicht nur Flächen anbieten können, Infrastruktur bereitstellen, bei Finanzierung hilfreich sein, sondern auch den Zugang zu Fachkräften mit
organisieren können. Das kann die Wirtschaftsförderung nicht allein, völlig unstrittig, aber sie wird hier auch Funktionen haben. Rekrutierung bleibt Sache der Unternehmen, aber Netzwerke zwischen öffentlicher Bildung und privater Wirtschaft zu schaffen und zu unterstützen kann und muss gemeinschaftliche Aufgabe von Wirtschaftsförderung sein, von Bildungs- und Wissenschaftspolitik, von Kammern, und das wollen wir auch noch stärker in den Fokus der Fachkräftestrategie geführt haben.
Ich will einen letzten Fokus noch einmal auf das Thema berufliche Bildung legen. Die berufliche Bildung, die duale Ausbildung ist Stütze unserer Fachkräfteangebote in den Bereichen Logistik, Industrie, Handwerk Sie wird aber oft unter Wert gesehen, und zwar nicht in der Politik, sondern in der Gesellschaft.
Sie muss aufgewertet werden. Deswegen sind Entscheidungen, die nach meiner Auffassung in der nächsten Haushaltsperiode getroffen werden müssen, Schwerpunkte von Investitionen im Bereich der beruflichen Bildung zu setzen, –
Thema Campus, BWK-Gelände und ähnliches, völlig richtig. Das muss sein. Wir müssen so etwas werden wie eine Hochburg der Qualität in der beruflichen Bildung. In der Menge sind wir dort schon gut.
Die berufliche Bildung ist ein gleichwertiges Bildungsangebot. Sie ermöglicht den Einstieg in ein Berufsleben, in ein selbstständiges Leben. Es muss in der Gesellschaft viel deutlicher werden, dass das ein gleichwertiger Bildungsweg ist, der der akademischen Bildung in keinem Falle nachsteht. Unser gemeinsamer Schritt, Aufstiegsfortbildungen zu finanzieren, den wir in der vorletzten Bürgerschaft gemacht haben, ist ja geradezu ein richtiger Schritt, um das auch noch einmal öffentlich zu dokumentieren und die öffentliche Unterstützung dafür zu demonstrieren.
Ich will an der Stelle nur eine aktuelle Anmerkung machen: Ich bezweifle, dass die gegenwärtig von der Bundesbildungsministerin favorisierte Umbenennung der dualen Ausbildung in den „Berufsbachelor“ in irgendeiner Weise dazu beiträgt, unser
Unser System der dualen Berufsausbildung wird gegenwärtig in vielen Teilen der Welt nachgefragt. Man holt sich Rat aus Deutschland, wie man das machen kann, diese Verbindung von Praxis und Theorie. Jetzt zu sagen: Nein, daraus müssen wir einen Bachelor machen, damit ich auch in meinen Briefkopf schreiben kann, ich bin Bachelor in Heizungs- und Sanitärtechnik – ich glaube, das sind sprachliche Tricks.
Die werden die Überzeugung für berufliche Bildung, die wir in der Gesellschaft brauchen, nicht stärken.
Eine gute Innovationsstrategie Bremen und Bremerhaven geht nur gemeinsam mit einer guten Fachkräftestrategie. Das wollen wir mit unserem Antrag noch einmal untermauern. Unser Antrag konkretisiert die abzuarbeitenden Aufgaben, ohne die im Antrag von CDU, FDP bereits vollzogenen, beschlossenen, abgearbeiteten Ziele zu wiederholen und ohne im Allgemeinen zu verbleiben. Wir wollen, dass unser Antrag in die kommende Senatsstrategie zur Fachkräftesicherung einfließt. Die wird uns ja noch in dieser Legislaturperiode erreichen und die werden wir gemeinsam diskutieren. In diesem Sinne bitten wir um Zustimmung zu unserem Antrag und um Ablehnung des CDU-Antrags. – Herzlichen Dank!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Der War for Talents, also der Kampf um die besten Fachkräfte, dominiert ja heute schon den Alltag in ganz vielen Unternehmen. Vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen haben es zunehmend schwerer, angesichts der demografischen Entwicklung qualifizierte Fachkräfte für sich zu begeistern. Es gibt zu wenig Personen, die sich für Bremen begeistern lassen. Das können und wollen wir ändern.
Nun hat Bremen ja einiges zu bieten: Hochschulen, Universität Bremen, auch unsere private Universität, die Jacobs University Bremen, sorgt weit über die Landesgrenzen hinaus für einen exzellenten Ruf. Unsere Berufsschullandschaft kann sich auch sehen lassen. Wir haben also sozusagen die Kaderschmieden direkt vor der Haustür. Jetzt müssen wir im Grunde nur noch dafür sorgen, dass die Absolventen am Standort Bremen und Bremerhaven auch gern Wurzeln schlagen und bleiben.
Bei den jungen und häufig auch exzellent ausgebildeten Personen der sogenannten Y- und Z-Generation zählen nicht mehr Geld und Macht zu den ersten Wahlkriterien bei der Wahl von Berufs- und Lebensmittelpunkt. Ich erlebe das derzeit bei meinen eigenen Kindern und Schwiegerkindern. Sie wollen ein berufliches Umfeld, das Selbstverwirklichung, berufliche Entwicklung, sinnstiftende Arbeit, Rahmenbedingungen für eine gute WorkLife-Balance bietet, natürlich auch Rahmenbedingungen, dass Väter und Mütter gleichzeitig berufstätig sein können. Das sind heute die entscheidenden Attraktivitätsforderungen.
Dazu gehören auch weitere weiche Faktoren wie ausreichend bezahlbarer Wohnraum, natürlich in attraktiver Lage, Carsharing-Angebote, eine lebendige Stadt mit Flair, in der man gern lebt, gern ausgeht, in der man gern seine Kinder zur Schule schickt. Wir glauben, hier ist noch Luft nach oben. Zu diesen Themen muss der Blick der Wirtschaftsförderung auch nach Bremerhaven gehen. Die dortige Hochschule wächst, ist im Grunde ein Leuchtturm der Innovation und auch in puncto Transfer von Erforschung und Wirtschaft.
Ich weiß nicht, ob Sie es mitbekommen, ich bin immer ganz fasziniert, wenn ich in Bremerhaven bin. Ich bin immer fast ein bisschen elektrisiert. Das Wachstum der sogenannten weichen Faktoren muss aber unbedingt Schritt halten, wenn wir die Fachkräfte, die wir dort ausbilden, tatsächlich in Bremerhaven halten möchten. Das ist uns im Dialog und im Gespräch mit den Bremerhavener Wirtschaftsfachleuten in unserer Veranstaltung – diese war vor drei Monaten und hieß von Fischtown to Techtown – ganz deutlich geworden, dass das eine sehr wichtige Voraussetzung ist.
Meine Damen und Herren, unsere schulische Bildungssituation ist aktuell für beide Städte ein mehr als kritischer Faktor. Es darf in Zukunft einfach nicht mehr vorkommen, dass sich Menschen gegen
Hier eine Besserung herbeizuführen, ist nach Meinung von uns Freien Demokraten kein Kann, sondern ein unumgängliches Muss.
Wenn wir in ein Berufsschulzentrum gehen und wir finden Relikte wie alte Spülkasten auf den Toiletten oder Overheadprojektor oder Tapeten, die von der Wand hängen, dann wirft das erst einmal ein irritierendes Bild auf die berufliche Bildung. Ehrlich gesagt, mir hat es leidgetan für die Lehrerinnen und Lehrer und für die Schüler, die in dieser Schule sind, denn sie haben dort eigentlich eine gute Arbeit geleistet. Bloß so können wir junge Menschen nicht für eine Ausbildung begeistern und ihnen glaubhaft machen, dass eine Ausbildung genauso wertvoll ist wie ein Studium und dass ein Meister genauso wertvoll ist wie ein Master.
Mehr Wertschätzung der dualen Ausbildung führt dazu, dass sich wieder mehr junge Menschen für die Ausbildung entscheiden und dass wertvolle Fachkräfte für die Unternehmen rekrutiert werden. Das brauchen wir
und nicht noch einen Studiengang Haar- und Bartwissenschaften, damit wir morgen auch noch studierte Friseure haben. Wir glauben, dass mit unserem gemeinsamen Antrag die Verzahnung von Wirtschaft, Berufsschule, Unternehmen ein Stück besser gemacht werden kann und wir die Chancen erhöhen, Fachkräfte für unsere Städte Bremen und Bremerhaven zu gewinnen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich vertrete heute den Kollegen Kastendiek, der sich überraschend krank melden musste. Ich möchte gleichwohl im Namen der Fraktion der CDU zum Antrag der Koalition, aber natürlich auch zu unserem eigenen Antrag kurz Stellung nehmen.
In der Analyse sind wir uns, glaube ich, noch einig. Wir haben Fachkräfteengpässe überall in Deutschland, aber besonders auch im Land Bremen. Im Land Bremen übrigens nach Auskunft der Arbeitsagentur insbesondere in den Bereichen Metallbau und Schweißtechnik, Mechatronik und Automatisierungstechnik, bei der Fahrzeug-, Luft-, Raumfahrt- und Schiffbautechnik, bei Schutz- und Sicherheitsberufen, im Tiefbau, bei Fahrzeug- und Triebwagenführern, was der ein oder andere von uns auch anlässlich krankheitsbedingter Ausfälle bei Nahverkehrsunternehmen in den letzten Wochen zu spüren bekommen hat, sowie in einigen Berufsfeldern der Gesundheits- und Krankenpflege. Überall dort haben wir nicht genug Menschen, die bereit sind, diese teilweise anspruchsvollen Berufe zu erlernen und später auszuüben.
Tun wir, tut der Senat das Notwendige, um den Fachkräftebedarf in diesen und anderen Mangelberufen auszugleichen? Man könnte aus dem Umstand, dass die eigene Koalition es für notwendig erachtet, einen Antrag einzubringen, um den Senat aufzufordern, dem Parlament eine entsprechende Strategie vorzulegen, schließen: Das, was der Senat bisher gemacht hat, reicht vermutlich selbst der Koalition nicht. So viel will ich auf jeden Fall sagen: Für die Fraktion der CDU ist das, was Sie Strategie des Senats nennen, völlig unzureichend, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Es fängt schon damit an, dass man erst einmal ein bisschen suchen muss, was denn eigentlich dieses Strategiepapier des Senats sein soll. Wenn man es dann findet, dann findet man auch nicht das, was im Antrag der Koalition genannt ist, nämlich eine Strategie des Senats, sondern man findet, ich zitiere, einen „Bericht zur Umsetzung einer Strategie des Senats zur langfristigen Sicherung des Fachkräfteangebots“. Das ist ein Beitrag zum „Strukturkonzept Land Bremen 2020“.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt also bisher gar kein entsprechendes Papier zur Strategie des Senats. Selbst, wenn man dieses Papier vielleicht als Grundlage nehmen wollte – das übrigens im Jahr 2015 unmittelbar vor der Bürgerschaftswahl das Licht der interessierten und geneigten Öffentlichkeit erblickt hat, genauso wie jetzt das neue Papier des Senats auch wieder unmittelbar vor der Bürgerschaftswahl die Öffentlichkeit erreichen soll –, was findet man in diesem bisherigen Papier eigentlich als konkrete Maßnahmen des Senats?