Protocol of the Session on March 14, 2018

In der jüngsten Vergangenheit haben wir immer gegen den Terror der RAF gekämpft. Dafür gibt es keine Entschuldigung, aber diese Republik stand nie in der Gefahr, dass die RAF eine Mehrheitsbasis gewinnt.

(Beifall SPD)

Heute sage ich das genauso! Wir haben hier Extreme, die zündeln. Sie stecken Fahrzeuge an, und sie nehmen in Kauf, dass Menschen dabei zu Tode kommen. Ich sage aber, in der Gesellschaft ist die Sympathie für diese Gruppen gleich null.

(Abgeordnete Vogt [DIE LINKE]: Ziemlich gering!)

Wenn ich mich allerdings in Europa umschaue, dann ist es anders. Wer ist in Europa in Frankreich und in Italien auf dem Vormarsch? Das ist der qualitative Unterschied, den wir haben. Deswegen ist es auch legitim, einen Bericht über die Rolle der Rechtsradikalen in dieser Bundesrepublik vorzulegen. – Vielen Dank!

(Beifall SPD)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Als Erstes lasse ich über den Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen mit der DrucksachenNummer 19/1438 seine Zustimmung geben

möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE, Abgeordnete Wendland [parteilos])

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen Abgeordneter Tassis [AfD])

Stimmenthaltungen?

(FDP, BIW, Abgeordneter Schäfer [LKR])

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmt dem Antrag zu.

Nun lasse ich über den Antrag der Fraktion der FDP abstimmen.

Hier ist die Überweisung an die staatliche Deputation für Inneres beantragt.

Wer dieser Überweisung seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(CDU, FDP, BIW, Abgeordneter Schäfer [LKR], Ab- geordneter Tassis [AfD])

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE, Abgeordnete Wendland [parteilos])

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt die Überweisung ab.

Nun lasse ich über den Antrag an sich abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktionen der FDP mit der Drucksachen-Nummer 19/1579 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür CDU, FDP, BIW, Abgeordneter Schäfer [LKR], Abgeordneter Tassis [AfD])

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE, Abgeordnete Wendland [parteilos])

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt den Antrag ab.

Familiennachzug ist Integration – Recht auf Familie für Geflüchtete wieder herstellen! Antrag der Fraktion DIE LINKE vom 18. September 2017 (Drucksache 19/1239)

Wir verbinden hiermit:

Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte neu regeln Antrag der Fraktion der FDP vom 23. Januar 2018 (Drucksache 19/1488)

sowie

Koalitionskompromiss zum Familiennachzug entlastet Länder und Kommunen Antrag der Fraktion der CDU vom 20. Februar 2018 (Drucksache 19/1542)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Senator Mäurer.

Die gemeinsame Beratung ist eröffnet.

Als erste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Leonidakis.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach diesem historischen Exkurs kommen wir in die Gegenwart zurück. Herr Senator Mäurer, zunächst möchte ich Ihnen für die historische und die gesellschaftliche Einordnung danken.

Beim Familiennachzug müssen wir circa zwei Jahre zurückgehen, nämlich in den August 2015. Damals haben die Grünen – in der Person von

Herrn Kretschmann – den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte ausverhandelt, allerdings als Gegenleistung für die Einstufung von drei Balkanländern als sichere Herkunftsländer. Einschränkend muss man auch sagen, dass damals 1 707 Personen subsidiär schutzberechtigt waren. Dennoch, es war ein kurzer Erfolg.

Nur sechs Monate später folgte das Asylpaket II. Die SPD hatte ihren großen Auftritt, denn sie merkte nach dem Verhandlungsende zum Asylpaket II, dass vom Familiennachzug sogar unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betroffen sind, und sie verhandelte nach. Das Ergebnis war ein Nullkommanichts. Ich glaube, man kann die Härtefallregelung nicht anders bezeichnen, denn von ihr haben im Jahr 2017 gerade einmal 73 Menschen profitiert.

Die Parteien, vielleicht mit kleinen Ausnahme der Grünen, haben aus meiner Sicht beim Familiennachzug den letzten Funken ihres Gewissens über Bord geworfen. Die CDU, die heute Morgen noch die Familie als die Säule der Gesellschaft bezeichnet hat, sieht das Recht auf Familie nicht als universelles Grundrecht an, sondern als veräußerliche Verhandlungsmasse.

(Abgeordneter Kastendiek [CDU]: Trara, trara!)

Die SPD ist eigentlich eine Partei, die die Menschenrechte hochhält, aber sie begreift offensichtlich nicht die Flüchtlingsrechten darunter. Wo bleiben die Menschenrechte, wenn Zehntausenden ein legaler Fluchtweg und damit ihr Recht auf Familieneinheit verwehrt wird?

Für die FDP, eigentlich auch die Partei der Bürger- und Menschenrechte – ich möchte an Artikel 8 der UN-Menschenrechtskonvention, in dem das Recht auf Familie festgeschrieben ist, erinnern –, gelten die Bürger- und Menschenrechte anscheinend nur eingeschränkt. Die FDP will den Familiennachzug bis 2020 auf Eis legen. Stattdessen will die FDP eine völlig absurde Härtefallregelung verankern und den Familiennachzug nur ermöglichen, wenn der Lebensunterhalt gesichert ist. Das heißt doch im Umkehrschluss: Ein Recht auf Familiennachzug nach Kassenlage. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das kann es doch nicht sein, das sind keine universellen Menschenrechte.

(Beifall DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen)

Über welches Thema reden wir eigentlich in der Sache? Der Familiennachzug ist neben den 500 Resettlementplätzen in der Bundesrepublik der einzige legale Fluchtweg. Männer, aber vor allen Dingen Frauen und Kinder, müssen ansonsten ihr Leben riskieren. Diejenigen, die es nach Deutschland geschafft haben, müssen sich um ihre Angehörigen sorgen, um ihre körperliche Unversehrtheit, um ihr Leben und um ihr Wohl. Die Integration ist nicht möglich, wenn man sich Sorgen machen muss, ob die eigenen Familienangehörigen in der Türkei überleben können oder ob sie in Griechenland in der Isolation leben können. Es ist scheinheilig und zynisch die Integration zu fordern und gleichzeitig den Menschen ihr Recht auf Familie zu verweigern.