Was die Humanistische Union angeht, sind wir davon überzeugt, dass Menschen, die keinem Glauben angehören, auch das Recht darauf haben, im Rundfunkrat vertreten zu sein.
Herr Präsident, leve Froens- un leve Mannslüüd! Wenn wi hier en beten över Platt snacken wüllt, oder wenn wi över Platt wat afstimmt, denn schüllt wi ok en beten op Platt snacken.
Ik heff mi so överleggt, as ik dat eerste Mal hier stahn heff, un wi hebbt över Platt snackt, un ik heff op Platt snackt, dor heff ik seggt, wer nich weet, wo he herkümmt, de weet ok nich, wo he henmutt, un dat gellt hüüt noch!
Wi kaamt mit uns Spraak ut dat Plattdüütsche. Dat is uns Traditschoon. Un wi hebbt ja vele Traditschonen. To’n Bispeel hebbt wi ja dat Schaffermahl vun 1545 oder de Ieswett, de gifft dat ok jedet Johr, vun 1829. Düsse Traditschoon, de wüllt wi all bibeholen, un de mööt wi ok bibeholen. Un uns Spraak, de wüllt un mööt wi ok bibeholen.
Wat gifft dat nich allens för Traditschonen. Ole Hüüs, de stellt wi ünner Schutz, Reetdack un Fachwark. Dor geevt wi sogor mitünner noch Geld dorto, dat wi dat erholen doot. Ole Autos, de heegt wi un pleegt wi. Scheep, de boot wi sogor na, dormit wi se noch sehn köönt, un dat gifft sogor Museumsdörper, wo de Minschen sik ankieken köönt, wie wi traditionell leevt hebbt. So, dat allens sünd uns Traditschonen. Un wat mi besünners freut, is, dat wi, all Parteien hier in düt Parlament, sik dorför insett, dat de plattdüütsche Spraak erholen blifft. Lüüd, dat is en gode Saak.
Doch so schöön dat is, wenn man doröver snacken kann, leider geiht uns plattdüütsche Spraak ja wieder trüch. Un dejenigen, de noch Platt snacken köönt, de köönt dat alleen nich schaffen. Dat steiht ja ok so in den Andrag binnen, un dat kann man ok blots ünnerstrieken, denn wi bruukt Stütt un wi bruukt Hölp vun all Sieden. Dat mutt man nich blots seggen, dat mutt een ok begriepen un dat mutt een ok leven. Dat geiht los bi de Kultur bet na den Kinnergoorn, un dat geiht vun de Politik bet na de Medien. Dat kann man ok sehn: De EU hett 1992 al faststellt, dat de Spraak utstarvt un deswegen hebbt se de Charta för Regional- oder Minnerheitenspraken opstellt. 1999 hett Düütschland dat ja övernahmen. Un dat Gode is, dat wi hier in Bremen vör en poor Johr ok en Runnen Disch maakt hebbt, wo wi versöökt, de plattdüütsche Spraak en beten Stütt to geven. Ji köönt mi glöven: Ok wenn wi klamm sünd, dat is nich eenfach, avers wi versöökt allens, dat wi uns Spraak mit allens, wat wi doon köönt, hölpt. Dat is nich jümmers eenfach. Wie hett de Kolleeg dat noch seggt? Dor höört en beten Fantasie dorto. Avers wi arbeidt dor an. Hüüt maakt wi do den eersten lütten Schritt, dat in Tokunft en Mitglied vun den Bundesraat för Nedderdüütsch in den Rundfunkraat sitten schall. So köönt wi ja sekerstellen, dat uns Plattdüütsch ok in de grote Medienlandschaft höört warrt. Wat mi ok noch freut un wat ik ok noch vertellen will, is, dat uns Bundesregerung – dor höört ji ja ok dorto –
Dat INS is dat Institut för nedderdüütsche Spraak. Dat sitt hier in Bremen un maakt gode Arbeit un för de gode Arbeit will ik mi hier ok mal bedanken.
Leve Tohörers, wi mööt noch veel maken, avers dat Gesetz vun hüüt, dat is en lütten Schritt dorhen. De Politik, wi, versöökt allens, wat geiht. Doch jede Enzelne mutt dat ok leven wüllen. Ik much jo um en Saak beden: Gaht na en Speeldeel, höört jo de plattdüütschen Stücken dor an. Wi ji Plattdüütsch noch snacken köönt, snackt mit jo Frünnen, mit jo Verwandten, mit jo Kinner, mi jo Öllern, mit wokeen ok jümmers, avers snackt Platt!
Un wenn ji noch mehr Lust hebbt, denn köönt jo ok in en Kursus gahn un dat ok villicht mal lehren. Also, ik wörr mi freuen. Laat uns plattdüütsche Spraak nich utstarven. Wi wüllt hier in’t Parlament dat Beste dor to doon. – Velen Dank!
(Abg. Frau Grotheer [SPD]: Jetzt auf Türkisch! – Zuruf: Jetzt liegt die Latte aber hoch! – Heiterkeit)
Sehr geehrter Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Imhoff, das macht das Standing für mich nicht einfach. Den ersten Teil Ihres Beitrages habe ich fast gar nicht verstanden. Den zweiten Teil Ihres Beitrages habe ich zum Teil besser verstanden. Ich bin ein bisschen mit der plattdeutschen Sprache groß geworden, da ich in der Vorklasse eine Klassenlehrerin hatte, die mehr Platt als Hochdeutsch gesprochen hat. Insofern ist das eine oder andere in Erinnerung geblieben. Das Gehör habe ich, aber das Sprechen fällt mir doch nicht leicht.
Uns alle verbindet – das wusste ich in der Vorbereitung nicht –, dass wir alle tagtäglich mehrere Wörter Platt verwenden. Jemand, der einen Hund hat und seinen Hund „Hund“ nennt, müsste daran erinnert werden, dass das aus dem Plattdeutschen kommt, ebenso Fisch, Lachen und so weiter. Ich beschränke mich aber trotzdem darauf, meinen Debattenbeitrag auf Hochdeutsch zu führen, weil das, glaube ich, der Mehrheit hier im Hause her etwas bekannter ist und man wahrscheinlich dem Inhalt besser folgen kann.
Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, das ist jetzt nicht die Tabelle der ersten Fußballbundesliga, sondern das sind die Bundesländer, in denen Platt gesprochen wird. Auch gibt es in Paraguay eine mennonitische Kolonie, die sich auf Platt unterhalten soll. Es gibt ebenso in den USA und in Kanada Menschen, die sich auf Platt unterhalten.
Plattdeutsch, also Niederdeutsch, ist eine von 200 Sprachen, die in Europa gesprochen werden. Das ist gut, und das wollen wir erhalten und fördern. Im Oktober 2015 hat die Bremische Bürgerschaft in erster Lesung das Gesetz zur Stärkung der Regionalsprache Niederdeutsch beschlossen und zur weiteren Beratung an den Ausschuss für Wissenschaft, Medien, Datenschutz und Informationsfreiheit überwiesen. Der Ausschuss hat übereinstimmend den Gesetzesantrag auf Hochdeutsch beraten. Mit dem Antrag zur Änderung des Bremischen Landesmediengesetzes sowie des Radio-Bremen-Gesetzes wollen wir unserer Verpflichtung aus der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen nachkommen, um die Regionalsprache Niederdeutsch zu wahren und zu fördern.
Im Vierten Bericht der Bundesrepublik Deutschland gemäß der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen wurde kritisiert, dass insbeson
dere das Niederdeutsche in Fernsehsendungen nicht häufig genug vorkommt. Dem kommen wir endlich nach und regeln es per Gesetz, damit das in seinem Bestand bedrohte Plattdeutsche, das Niederdeutsche, nicht mehr der bisherigen Gefahr ausgesetzt ist. Jetzt muss es mit konkreten Projekten und langfristigen Strategien darum gehen, die plattdeutsche Sprache weiter zu stärken und zu fördern. Dazu gehört auch, die kulturelle Vielfalt, die mit Plattdeutsch verbunden ist, mit der Produktion und Verbreitung von audiovisuellen Werken auf Platt, also auf Niederdeutsch, zu ermutigen und zu fördern. Hier hat Radio Bremen dann auch eine Handhabe, das finden wir gut.
Besondere Hilfestellungen bei der Produktion von Medien erfolgen vermutlich weiterhin auf Hochdeutsch, sicherlich auch vereinzelt auf Platt. Platt braucht die Unterstützung durch die Landes- und Medienpolitik. Dem wollen wir mit dem Gesetz gerecht werden.
Es gibt aber noch viel zu tun, liebe Kolleginnen und Kollegen, um die niederdeutsche Sprache zu erhalten und zu verbreiten. An vier Grundschulen in Bremen und in Bremerhaven steht das Niederdeutsche auf dem Stundenplan. Mein Kollege Senkal macht gerade eine fünf daraus. Das freut mich umso mehr, ich korrigiere das: An fünf Grundschulen in Bremen und Bremerhaven wird Platt unterrichtet. Es ist im Stundenplan enthalten. Das ist ein richtiger, wichtiger Schritt. Wir wünschen uns, dass das in Zukunft weiter ausgebaut wird. Ich persönlich sehe da noch viel Spielraum.
Jetzt kommen wir zu einer kleinen Rivalität. Das Ohnsorg-Theater in Hamburg hat den Film „Soul Kitchen“ auf Platt auf die Bühne gebracht. Es hat damit über 4 000 Kinder und Jugendliche erreicht und sie beglückt. Das ist klasse, das finde ich super! Ich kann mir vorstellen, dass das sicherlich auch ein Modellprojekt für das eine oder andere Theater im Lande Bremen sein kann und vielleicht sogar Anreiz sein sollte, etwas Ähnliches zu probieren. Das würde der Sprache in der Tat helfen.
Bei meinen Recherchen bin ich darauf gestoßen, dass in Hamburg weniger Menschen Plattdeutsch sprechen, dort aber gefühlt mehr für den Erhalt dieser Sprache getan wird. Die Asklepios-Klinik in Hamburg weist auf ihren Buttons darauf hin, dass in dem Krankenhaus auch Platt gesprochen und verstanden wird. Das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit, in der einen oder anderen Klinik in Bremen, vielleicht in einer Abteilung, so etwas einzuführen. Mich würde es freuen. Bei aller Rivalität zwischen Werder und dem HSV sollten wir unbedingt nachholen und uns hier nicht so schnell geschlagen geben.
Eines haben wir auch noch zu bieten, dann komme ich zum Schluss: Wir haben nämlich die erfolgreichste deutsche Plattdeutschband, sie kommt aus Bremen, „De fofftig Penns“. Ich sehe schon, die ersten werden gleich ihre Smartphones zur Hand nehmen, YouTube
öffnen und den Namen eingeben. Da rate ich Ihnen einfach, auch einmal die Kommentare unter den Videoclips zu lesen. Es ist wirklich total begeistert, was die Leute nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa darunter schreiben. Das zeigt eigentlich, was für ein Gehör die jungen Leute haben, dass solche jungen Leute nicht nur auf Platt rappen, dass nicht nur der Sound herüberkommt, sondern auch die Sprache. Vielleicht gibt es irgendwann einmal sogar den ersten „Tatort“ aus Bremen oder die „Sportschau“ auf Platt. Wer weiß, wohin die Reise geht? Ich wünsche dem Beirat Platt und allen Beteiligten viel Erfolg und bedanke mich!
Leever Präsident, leeve Damens und Herren! Vondaag spreekt wi över platt in Radio und Feernsehn. Wi vun de FDP wullt dat hebben, un dorwegen sünd wi vör den Andraag, der hier to Debatte steiht. Wi wullt mehr Platt hebben, un wi schöölt dat ok proten. Darföör ward wi us einsetzen, weil us dat an Hart liggt. – Herzlichen Dank!
Herr Präsident, verehrte Abgeordnete! Sie haben hier gewandt und vielsprachig diese Gesetzesvorhaben beraten, zwei Vorschläge, die Ihnen der Senat unterbreitet hat, und einen Entwurf, der aus der Mitte dieses Hauses gekommen ist.
Das, was wir heute hier beschließen wollen, ist das Ausführungsgesetz zum ZDF-Staatsvertrag. Verschiedene Redner haben es deutlich gemacht, es ist für uns sehr wichtig, dass wir für Bremen den angestrebten Sitz im Bereich Wissenschaft und Forschung sichern konnten. Wir haben dazu einen Entsendevorschlag gemacht, der den strengen Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts entspricht und uns gleichzeitig die Möglichkeit verschafft, dass wir in diesem für Bremen so wichtigen und zukunftsträchtigen Bereich Wissenschaft und Forschung auch medienpolitisch und medial Ausstrahlung erreichen können.
Das zweite, noch intensiv zu diskutierende Vorhaben ist die Veränderung des Radio-Bremen-Gesetzes. Ich will hier sehr deutlich sagen, weil es dazu doch die eine oder andere zweifelnde oder kritische Anmerkung gegeben hat, die zweifellos in der weiteren par
lamentarischen Beratung noch eine Rolle spielen wird, dass wir uns sehr streng an die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts gehalten haben. Wenn es so ist, dass dort auch mit anderen Ländern zusammengearbeitet wird, dann halte ich es für klug, dass unter Berücksichtigung vor allem der Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts natürlich an wesentlichen Stellen auch vergleichbare Regelungen gefunden werden. Das ist nur selbstverständlich.
Entscheidend ist aber, glaube ich, dass wir Ihnen mit diesem Gesetzentwurf keine Übernahme eins zu eins empfehlen, sondern insbesondere auch darauf achten, dass die Funktionsfähigkeit und Unabhängigkeit von Rundfunk- und Verwaltungsrat jeweils gewahrt ist. Gerade mit der Anforderung an den Verwaltungsrat wollen wir dem entsprechen, was heute gefordert ist, nämlich dass wirtschaftliche und rechtliche Kompetenzen vorhanden sind und sich gleichzeitig auch die Kompetenzen im Bereich der digitalen Medien und sozialen Netzwerke im Verwaltungsrat finden.
Ich bin übrigens zu der Überzeugung gekommen und wäre sehr überrascht, wenn es am Ende anders sein sollte, dass die jetzigen Mitglieder des Verwaltungsrats durchaus diesen Kriterien entsprechen und es keinerlei Ausgrenzung oder Ähnliches für einzelne Personen dort gibt. Wir haben jetzt schon eine kompetente Besetzung, die wir aber erweitern wollen. Niemand soll dort verhindert werden.
Sie werden das im entsprechenden Ausschuss beraten, und ich habe der Debatte erfreut entnommen, dass Sie die Vertretung von Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen im Rundfunkrat wollen und unterstützen und das Parlament ebenso die Nutzung neuer Medien und sozialer Netzwerke unterstützt. Ich will darauf hinweisen, dass wir zur Frage der Integration von Flüchtlingen eine Verpflichtung für ein entsprechendes Programmangebot aufgenommen haben. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Bereich für Menschen mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus werden aber eben auch die Antidiskriminierungsvorschriften eine Rolle spielen.
Ich finde richtig, dass der Senat sich entschieden hat, den Staatsvertrag, den wir mit der alevitischen Glaubensgemeinschaft geschlossen haben, auch mit Leben zu füllen und den Vorschlag zu machen, dass die alevitische Gemeinschaft aufgenommen wird. Ich sehe auch mit einer gewissen Freude der Debatte entgegen, wie sich weitere Organisationen beziehungsweise welche Mischung von Organisationen sich am Ende im Rundfunkrat wieder finden sollen. Ich will nur darauf hinweisen, dass man für die weiteren Vorschläge dabei im Auge haben muss, dass die Gremien nicht zu stark vergrößert und erweitert werden, auch das ist hier angesprochen worden. Insofern werden wir heute eine parlamentarische Beratung einleiten, die diesem Vorhaben sehr guttut.