Protocol of the Session on May 21, 2014

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Das Interesse der Öffentlichkeit an Transparenz in der Drittmittelforschung halte ich nicht nur für berechtigt, sondern für ausgesprochen wichtig. Es ist ein Gebot unserer demokratischen Verfassung. Die Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft kann nur mit Transparenz mehr Geltung bekommen.

Jetzt wird es Sie wahrscheinlich nicht sehr überraschen, dass ich den vorgelegten Koalitionsantrag für absolut zielführend halte, weil er auch über die reine Information der Öffentlichkeit und die Erweiterung der Öffentlichkeitspflicht nach Paragraf 75 Bremisches Hochschulgesetz, BremHG, hinausgeht. Es wird neben der Darlegung der Veröffentlichung von Drittmittelverträgen auch der Punkt der Sensibilisierung der Studierenden für Forschung und ethische Probleme angesprochen, das halte ich für sehr wichtig. Es muss uns ein zentrales Anliegen sein, dass sich unser akademischer Nachwuchs mit den Folgen und Problemen der Forschung immer auseinandersetzen muss. Insofern bin ich sehr dankbar, dass auch dieser Aspekt in den Antrag aufgenommen wurde.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Meine Damen und Herren, wir haben einen stetig steigenden Anteil drittmittelfinanzierter Forschung an unseren staatlichen Hochschulen. Das ist in erster Linie eine erfreuliche Entwicklung, weil es auch ein Beleg für Akzeptanz und Leistungsfähigkeit unserer Hochschulen und Forschungsinstitute ist. Hier gilt den Universitäten, den Hochschulen und den Forschungseinrichtungen unser besonderer Dank, weil sie all das für uns realisieren.

Ein Teil der Drittmittelforschung an unseren Hochschulen ist unternehmensfinanziert, ein im Übrigen kleiner Teil, das ist völlig richtig. Neben den großen Chancen, die hier eröffnet werden, können damit aber

auch Risiken verbunden sein, Risiken, die die Freiheit der Wissenschaft bedrohen. Einseitige Abhängigkeiten und Einflussnahmen Dritter auf Forschungsgegenstände und -ergebnisse oder auch nur der Anschein davon in der Öffentlichkeit müssen verhindert werden, auch im Interesse der Hochschulen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Dazu bedarf es entsprechender Vorsorge zum Schutz der Freiheit der Wissenschaft und Forschung gemäß unserem Grundgesetz, Transparenz ist dazu das Mittel der Wahl.

Es wird im Fall einer gesetzlichen Regelung jedoch genau zu prüfen und abzuwägen sein, wo die Grenzen der Transparenzregelung verlaufen müssen. In den Kerngehalt gesetzlich geschützter Positionen Beteiligter dürfen und wollen wir nicht eingreifen. Ich bin an dieser Stelle mit unserer Informationsfreiheitsbeauftragten einer Meinung, die gesagt hat, von der Veröffentlichungspflicht darf nur zurückgetreten werden, soweit und solange gesetzlich geschützte Interessen durch die Bekanntgabe beeinträchtigt werden. An dieser Stelle muss aber auch zwingend ihre Grenze liegen, das ist zum Beispiel bei beabsichtigten Patentanmeldungen zumindest vorübergehend der Fall. Das kann urheberrechtlich geschützte oder sonstige gesetzlich geschützte Belange Dritter ebenso betreffen.

Unser geltendes Hochschulrecht ist an dieser Stelle jedenfalls zu schärfen, aber mit Augenmaß innerhalb des rechtlich Möglichen und Angemessenen. Die bereits bestehende Veröffentlichungspflicht im BremHG muss in angemessener Abwägung der Rechtspositionen der Forschung, der Drittmittelgebenden und der Öffentlichkeit durch die oben angesprochene Regelung für mehr Datentransparenz ergänzt werden, das haben in der Tat auch die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt.

Die Einschätzung der LINKEN aber, dass es immer wieder auch Forschungsprojekte für Militär und Rüstung und zahlreiche Verstöße gegen die Zivilklausel gegeben hat, muss ich an der Stelle ausdrücklich zurückweisen.

(Beifall bei der SPD)

Das Bild, das hier entsteht, als wären die Universität Bremen und auch die Hochschulen einzig und allein der Rüstungsforschung verpflichtet, stimmt so nicht!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Es ist aber deutlich geworden, dass wir hier klarere und deutlichere Grenzen ziehen müssen und für mehr Transparenz zu sorgen haben, denn es ist völlig richtig, hier sind Informationen nicht so offenge

legt worden, wie es hätte sein müssen. Hierfür benötigen wir ein größeres Problembewusstsein und eine höhere Sensibilität.

Hinsichtlich der konstruktiven Vorschläge in dem Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen sind wir bereits in Gesprächen mit den staatlichen Hochschulen. Die Diskussion zeigt allerdings, dass sie sehr problembewusst sind und dass sie sich auch den entsprechenden Transparenzregelungen stellen wollen.

Ich lasse zurzeit im Einzelnen prüfen, welche Regelungen mit welchem Rechtscharakter sinnvoll und angemessen sind. Dabei werden die Hochschulen selbstverständlich in den Diskussionsprozess einbezogen. Ich werde dazu in naher Zukunft einen Vorschlag unterbreiten, auch im Hinblick auf das Gesetzgebungsverfahren zum dritten Hochschulreformgesetz.

Damit werden wir dem wichtigen Anliegen, mehr Transparenz über die Drittmittelforschung unserer Hochschulen nach innen und nach außen zu schaffen, Rechnung tragen. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Als Erstes lasse ich über den Antrag der Fraktion DIE LINKE abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktion DIE LINKE mit der Drucksachen-Nummer 18/1233 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür DIE LINKE)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU und BIW)

Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt den Antrag ab.

Jetzt lasse ich über den Antrag der Fraktion der CDU abstimmen.

Wer dem Antrag der Fraktion der CDU mit der Drucksachen-Nummer 18/1254 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür CDU und BIW)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE)

Stimmenthaltungen? Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) lehnt den Antrag ab. Nun lasse ich über den Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und der SPD abstimmen. Wer dem Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/ Die Grünen und der SPD mit der Drucksachen-Nummer 18/1290 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

(Dafür SPD, Bündnis 90/Die Grünen und DIE LINKE)

Ich bitte um die Gegenprobe!

(Dagegen CDU und BIW)

Stimmenthaltungen? Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) stimmt dem Antrag zu. Meine Damen und Herren, wir treten jetzt in eine Mittagspause ein. Ich unterbreche die Sitzung bis 14.45 Uhr.

(Unterbrechung der Sitzung 13.12 Uhr)

Vizepräsident Ravens eröffnet die Sitzung wieder um 14.45 Uhr.

Meine Damen und Herren, die unterbrochene Sitzung der Bürgerschaft (Land- tag) ist wieder eröffnet. Auf der Besuchertribüne begrüße ich recht herzlich Auszubildende der Gesundheits- und Krankenpflege der Bremer Krankenpflegeschule sowie eine Besuchergruppe der Schülervertretung der Gesamtschule West.

Herzlich willkommen!

(Beifall)

Transatlantisches Freihandelsabkommen

Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und der SPD vom 15. Mai 2014 (Drucksache 18/1395)

Dazu als Vertreter des Senats Herr Staatsrat Dr. Heseler.

Die Beratung ist eröffnet.

Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete Dr. Kuhn, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.