Protocol of the Session on February 20, 2013

Beginnen wir aber einmal am Anfang! Im Jahr

2010 wurde das Kindergeld um 20 Euro im Rahmen des Wachstumsbeschleunigungsgesetzes erhöht. Hauptsächlich sollten aber Unternehmen entlastet werden, besonders im Hotelgewerbe. Die Erhöhung des Kindergeldes sollte dem Ganzen sozusagen einen sozialen Anstrich geben. Es gab damals harte Kritik, zum Beispiel vom Städte- und Gemeindebund oder auch von der Caritas. Dieses Geld wurde von nieman dem gefordert, und wenn es für Kinder ausgegeben werden sollte, dann doch bitte für Betreuungs- und Bildungseinrichtungen!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Da waren sich außer der Bundesregierung alle einig.

Ich kann mich auch noch gut an die Debatte zu

diesem Thema in diesem Hause erinnern. Was hat es den Familien gebracht? Wieder nichts! Die Familien, die es am dringendsten gebraucht hätten, haben von der Änderung des Kinderfreibetrags ohnehin nicht profitiert, sondern eher Besserverdienende.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Be

treuung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr in diesem Jahr werden die Länder und Kommunen auf Dauer nicht ausreichend unterstützt. Zwar gab

es Geld für Investitionen, jedoch nicht für den dau erhaften Betrieb der Einrichtung.

(Abg. Frau A h r e n s [CDU]: Mehr Um satzsteuerpunkte, vergessen Sie das nicht! Das stimmt nicht, das ist die Unwahrheit!)

Nach der Studie sind trotz erhöhter Ausgaben

für Familienpolitik im internationalen Vergleich die Effekte weitestgehend wirkungslos. Deutschland bildet zudem das Schlusslicht bei der Geburten rate und bei den Berufschancen für junge Mütter. Steuerliche Leistungen wie das Ehegattensplitting seien ziemlich unwirksam, das Kindergeld sei wenig effektiv und die beitragsfreie Mitversicherung der Ehepartner in der Krankenkasse besonders unwirk sam, sagt die Studie.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Deutschlands Programme für Eltern und Kinder,

so haben die Forscher ermittelt, halten nicht nur bes tens ausgebildete Frauen vom Arbeitsmarkt fern, sie verschärfen auch die soziale Schieflage und fördern sogar die Altersarmut von morgen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Von den verloren gegangenen Steuereinnahmen will ich hier noch gar nicht sprechen.

Die Krönung all dessen ist jedoch die sogenannte

Herdprämie, also Papa geht arbeiten, und Mama steht am Herd und bekommt dafür eine Prämie, wenn sie die Kinder nicht in eine frühkindliche Bil dungseinrichtung gibt. Das ist also eine frühkindliche Bildungsvermeidungsprämie.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Zurück in die Sechzigerjahre, und Sie nennen es dann auch noch Betreuungsgeld!

Das, meine Damen und Herren, versteht außer der

Bundesregierung wirklich niemand. Was soll man da eigentlich verstehen? Die Kommunen geben Geld dafür aus, damit die Kinder möglichst früh in eine Betreuungseinrichtung kommen, und die Bundesre gierung gibt Geld dafür aus, damit die Kinder nicht in die Kitas gehen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Familienpolitik made in Germany!

Wir kommen also nicht umhin, unsere Familien

politik an den realen Lebenslagen der Familien zu

orientieren. Moderne und sozial gerechte Famili enpolitik muss der Vielfalt der Familienformen in unserer Gesellschaft gerecht werden.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen – Abg. B e n s c h [CDU]: Dann müssten Sie ja für das Betreuungsgeld sein!)

Die traditionelle Ehe mit einem Alleinverdiener

ist nur noch ein Familienmodell unter vielen. Al leinerziehende, Patchworkfamilien und Familien ohne Trauschein sind zur gesellschaftlichen Realität geworden. Wünsche von jungen Frauen verändern sich. Es geht nicht mehr ausschließlich darum, Mutter und Hausfrau zu sein, und junge Männer können sich vorstellen, nicht nur für den Beruf leben zu wollen.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Dabei rücken deutlich die Probleme der Verein

barkeit von Beruf und Familie in den Fokus. Familien nur finanziell zu unterstützen reicht nicht mehr! Der Ausbau der Infrastruktur in qualitativ hochwertige, frühkindliche, ganztägige Betreuungseinrichtungen, die Einrichtung von eben solchen Ganztagsschulen, das ist der Schlüssel für die Bildungschancen aller Kinder!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Dabei können viele Probleme von Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit gelöst werden, und diese Erkenntnis ist nun wirklich nicht neu.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Es kann nicht sein, dass so viele Eltern, die Vollzeit

arbeiten, von den geringen Lohn für ihre Arbeit ihre Familie nicht ernähren können. Es ist dringend ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn einzu führen und ein neues gerechtes Kindergeld. Es heißt übrigens Mindestlohn und nicht Lohnuntergrenze! Dieses Wort muss man sich erst einmal ausdenken!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Das Ehegattensplitting ist genauso abzuschaffen

wie das unselige Betreuungsgeld.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Schwarz-Gelb regiert gezielt an den Bedürfnissen der Familien vorbei. Dabei muss dringend umge

steuert und viel stärker auf die frühe Förderung und die Bildung sowie eine sozialere Ausgestaltung der Familienleistungen gesetzt werden. Die Ergebnisse der Studie gehören auf den Tisch, auch wenn es schmerzhaft ist!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Soziale Gerechtigkeit darf in der Familienpolitik

kein Fremdwort sein, sondern sie muss sich daran messen lassen. – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Als nächste Rednerin hat das