Protocol of the Session on October 18, 2012

Ick stoh doför, dat Platt ook jünge Lüt interesseert und as „cool“ wohrnohmt weern kunn. Meene Grootmoder schnackt ook jümmers mit mi Plattdütsch, und bi meen Frünnen kummt dat ook he nun wedder mol för. Dat ist jo irgendwo ook good, wann nicht jeder us verstoht. Avers annersiets find ick dat ook schad, as de plattdütsche Sprok hört to Bremen und de Geschicht dorto und is domit een Merkmol inne Region und an’n Ort, allerdings meest för öllere Lüt. Doher ist dat, as ick dat seih, von Bedüdung, de jüngeren Lüt mittonehmen und jem düsse Sprok wedder nohtobringen.

(Beifall)

Dat geiht nicht alleen dör besonnere Projekte, sonnern besünners in’n Alldag, to’n Biespeel in’n open Leben, in’n Straatenrohm, in de Kitas und Scholen, denn dat fördert de Interess und de Neeschier anner Sprok, und dat wedderüm unnerstütt de Geföhl för de Sprok und de Mehrsprokigkeet.

Ich denk, dat de Inrichtung von de Biroot op Platt een gode Tieken und en gode Schritt in de richtig Richten ist. Disse Biroot schall, as wi us dat förstellen, keen Utschott sien, wo se all nett tosamen setten, Koffie drinkt or sick nur um dat Erholten oder

dat Schnacken von de plattdütsche Sprok bemöht. He schall bi de eegen Mitglieders und Initiativens darop achten, dat se open all mehr in de Tosamenorbiet mit Kulturrinrichtings und Medien begeben. Wi wünscht us, dat he bunt un jung ist und de gesellschapplig aktuellen Themen opgrifft und diskuteert.

(Beifall)

Denn geiht dat in de Hauptsook dorum, gode Ideen to entwickeln und to kieken, wo man de Vörslogs angeiht, dormit Plattdütsch wedder wohrnommen ward. An’n Enn is dat ook all een Froge van de kulturellen Veelfalt, de Inklusion und ook de Fantasie. In disse Sünn ward ick versöken, mi good eentobringen, denn Platt is nicht uncool. – Veelen Dank!

(Beifall)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Rupp.

Fru Präsidentin, mine Domen un Herrn! Denn will ik dat woll noch mol probeern mit dat Platt. Wo ik wegkomme, snackt se anners Platt. Dat is in Paderborn.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: De speelt ook anners Football!)

Dat höört sik denn so an: Mutter, nimm mich vonne Zeche, ich kann dat Schwatte nich mehr sehen! Avers dat richtige Platt, wat se dor snackt, hebb ik nich lehrt, dat is en bisschen schaad. Ik denk, Kinners, de vundaag hier in Bremen opwasst, hebbt ok keen or nur en ganz poor Mööglichkeeten, Plattdüütsch to lehren un Plattdüütsch to snacken. Dat is natürlich op’n platten Land anners. Dor bruukt se keen plattdüütschen Root.

En plattdüütschen Root bruukt Bremen. Ik meen, Plattdüütsch in Bremen mutt jünger weern, also junge Lüüd mööt Mööglichkeeten hebben, Plattdüütsch to lehren un to snacken. Plattdüütsch höört an de Scholen, un Plattdüütsch-Snacken an de Scholen is, denk ik, en Problem. Wi mööt dat mööglich moken, dat dat ok an de Scholen funktioneert. Plattdüütsch mutt an’t Licht. Plattdütsch-Snacken mutt ruut ut de Kamers un Zimmer, Plattdüütsch mutt an dat Licht, dat mutt in dat Leben torüch. Ik denk, so’n Root för Plattdüütsch kann dorbi hölpen. De Froog is: Wie? Ik segg mol: Ohne Penunzen geiht do gor nix. Mol sehn, wat dat dat nächst Mool dorför gifft.

(Abg. T s c h ö p e [SPD]: Das ist egal in welcher Sprache, das ist immer das Gleiche!) ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft. Ik denk, eenmol in’t Johr hier in de Börgerschapp Plattdüütsch to snacken is ok en gode Idee, avers ik will mol seggen, wo ik en beten Plattdüütsch lehrt heff: Ik heff „Torfrock“ höört! (Heiterkeit)

„Rut mit ’n Torf, hol rin un hol rut“ oder „Rollo der Wikinger“, dat is legendär, dat mookt jümmers Spooß, un ik denk, een „Torfrock“-Konzert kunn de plattdüütsche Sprook ok no vörn bringen.

(Beifall bei der LINKEN)

Ik denk, nu hebbt wi nuch snackt, nu mööt wi wat doon! – Danke!

(Beifall)

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Garling.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! So ein Mist, jetzt stehe ich hier und habe ein Problem.

(Heiterkeit)

Eigentlich müsste ich jetzt meinen Mann hier hinstellen, der hat nämlich erst in der Grundschule Hochdeutsch gelernt. Er ist wirklich komplett mit Plattdeutsch aufgewachsen und ich selbst auf dem Dorf zuerst auch. Meine Großeltern und meine Eltern sprachen nur Platt, aber sobald wir nach Bremen gekommen waren – es ist eigentlich komisch –, war es dann vorbei mit dem Plattdeutschen. Für uns ist das wirklich sehr schade. Jetzt bin ich die Einzige, aber vielleicht schaffe ich doch noch ein paar Sätze, das müssen wir einmal abwarten.

Manche Dinge brauchen etwas Zeit, bis der erste Schritt gegangen werden kann. Mir tat es immer leid, dass das so lange gedauert hat und wir auch diese Debatte so lange vor uns hergeschoben haben. Deswegen bin ich jetzt auch wirklich sehr froh, dass wir heute diesen Beirat Platt hier in diesem Haus beschließen werden. Wir freuen uns auch darüber, dass es gelungen ist, den Beirat beim Präsidenten der Bürgerschaft anzusiedeln. Das gibt ihm für seine Arbeit das richtige Gewicht und die nötige Unabhängigkeit von den Einzelressorts. Wir sind davon überzeugt, dass das richtig ist.

(Beifall bei der SPD)

Wir geben der Umsetzung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen damit eine deutlich größere Chance. Andere Bundesländer haben dies auch schon erfolgreich umgesetzt. In Schles––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.

wig-Holstein existiert schon lange ein Landesplan für Plattdeutsch, in dem die Ziele und das bisher Erreichte definiert und überprüft werden. Ich gehe davon aus, dass auch hier in Bremen solch ein Plan avisiert wird, und ich bin auf die ersten Diskussionen in diesem Beirat gespannt. Wir bedanken uns ausdrücklich bei den Mitgliedern des runden Tisches für Bremen und Bremerhaven für das große Engagement und die Überzeugungsarbeit für den Beirat Platt, der jetzt eingerichtet wird. Vielen Dank dafür!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Es gibt viel zu tun. Ich bin sehr gespannt auf die ersten Diskussionen bezogen auf die Bereiche frühkindliche Bildung, Bildung insgesamt und auch darauf, was wir im Bereich Kultur weiter tun können. Ich kann Ihnen sagen, dass es unter den SPD-Kulturdeputierten großes Interesse an einer Mitarbeit in diesem Beirat gibt, also, ihn unsererseits zu besetzen, wird völlig unproblematisch werden.

Zum Schluss möchte ich Sie noch gern etwas fragen. Frau Neddermann brauche ich nicht fragen, weil sie mir das jetzt sofort beantworten könnte. Kennen Sie eigentlich „De Fofftig Penns“? „De Fofftig Penns“ sind eine Elektro-Hip-Hop-Band mit plattdeutschen Texten. Ich habe sie vor eineinhalb Jahren auf dem Überseefestival gesehen, und ich kann Ihnen sagen, sie sind wirklich großartig. Also, die Musik ist Geschmackssache, aber mir hat es wirklich gut gefallen. „De Fofftig Penns“ haben am Mittwoch dieser Woche auf den Plattdeutschen Kulturtagen den Heinrich-Schmidt-Barrien-Preis verliehen bekommen.

(Beifall bei der SPD, beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der LINKEN)

Es handelt sich dabei um Nordbremer Jungs. Sie rappen auf Plattdeutsch, verbinden damit aber nicht den Anspruch, Plattdeutsch zu retten. Sie wollen mit ihrer Musik nur gute Laune verbreiten und dabei Spaß haben. Ihr Elektro-Hip-Hop gefällt auch denen, die ansonsten mit plattdeutschen Texten nicht viel anfangen können. Der Erfolg dieser Band liegt jedoch vor allem in den plattdeutschen Texten, denn Sprechgesang und Plattdeutsch passen wirklich gut zusammen. Würden sie hochdeutsch singen, wären sie nur eine Band unter vielen Elektrobands.

„De Fofftig Penns“ haben Bewegung ins Plattdeutsche gebracht, pflegen einen kreativen Umgang mit der Sprache, gehen unverkrampft mit ihr um, machen die Sprache wieder zu einem Stück Alltagskultur, sagt Dr. Reinhard Goltz vom Institut für Niederdeutsche Sprache. Plattdeutsch ist hier nicht mehr folkloristisch und bodenständig, sondern frisch und modern. Es kommt damit in die Schulen und an die jungen Leute, ist der Teil der Jugendkultur, kommt so vom Land

wieder in die Stadt und erobert musikalisch den Norden.

So lautete die Begründung der Jury für die Preisvergabe: „,De Fofftig Penns’ bringt Platt ünner de jungen Lüüd un bewiest: Platt und Elektro-Hip-Hop, dat geiht allerbest tohopen. Frische Rhythmen, as se överall op de Welt begäng sünd, mixt se mit Texten. Plietsch, dwatsch, kiebig, dösig, vun allens wat, avers op jeden Fall anners. ‚De Fofftig Penns’ hebbt de plattdütsche Musik en junges Gesicht geven, dat mit gralle Ogen in de Tokunft kieken kann.“

Ich glaube, das ist wirklich ein sehr guter Beitrag zum Erhalt der niederdeutschen Sprache, und wir freuen uns jetzt alle auf die Einrichtung des Beirats. – Vielen Dank!

(Beifall)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Imhoff.

Jo, Fru Präsidentin! Nu heff ik mi eben so freut, un da heff ik ganz vergeten to seggen, dat wi usen Andrag torüchtreckt, un dat wi de Andrag ut de Kulturdeputation tostimmt. Dat harr ik eben loswerden möten. – Danke!

(Beifall bei der CDU)

Als nächste Rednerin hat das Wort Frau Staatsrätin Emigholz.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir erleben, glaube ich, in diesem Parlament ganz selten eine solch schöne Form von Einmütigkeit.

Es ist richtig, dass dieses Projekt nach langer Diskussion – auch mit den Akteuren, die diese Initiative auf den Weg gebracht haben und mit denen wir diskutiert haben – in einem Zentralbereich angebunden sein soll. Das hat eben Gründe, die nicht nur etwas mit Mitteln zu tun haben, ganz und gar nicht. Die Frage über die Kommunikation der niederdeutschen Sprache ist auch eine des Symbols, in welchem Bereich man verhaftet ist: Ist ein einzelnes Ressort zuständig, oder betreibt man dies als gesamtgesellschaftliche Aufgabe? Wir haben uns gemeinsam mit Ihnen und auch allen Vertreterinnen und Vertretern der Verbände dafür entschieden. Es freut mich sehr, dass Sie das mit so viel Rückhalt unterstützen. Ich kann Ihnen für unser Ressort zusichern – es ist ja auch die Beteiligung der die Charta unterzeichnenden Ressorts vorgesehen –, dass wir nach unseren Kräften dieses Projekt auch gern unterstützen werden.

Wenn wir alle Debatten um die Politik in den letzten Jahren so führen würden wie diese, glaube ich, könnten wir noch eine ganze Menge erreichen. Ge––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.

statten Sie mir bei allen Unterstützern und Unterstützerinnen der älteren und der jüngeren Generation – mit Freude habe ich auch den Beitrag von Frau Neddermann gehört, wenn ich das sagen darf –, zwei Abgeordneten zu danken, die für ein Symbol von Verständigung und Kulturpflege stehen an dieser Stelle, nämlich Herrn Imhoff und Herrn Senkal! Sie haben aus ganz unterschiedlichen Rollen damals dieses Projekt unterstützt. Daher ist für mich jetzt im Grunde momentan für diese Sache die Frage ob Regierung oder Opposition wirklich nicht relevant. Hier geht es um Menschen, die auf eine ausgesprochen charmante Weise gekämpft haben. Sie haben viele Unterstützerinnen und Unterstützer gefunden, Herrn Rupp, Frau Neddermann, Frau Garling in ihrer neuen Rolle, und wir alle freuen uns sehr, dass dies so ein erfolgreiches Projekt geworden ist.

(Beifall)

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Die Beratung ist geschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung.

Da die Fraktion der CDU zwischenzeitlich ihren Antrag zurückgezogen hat, lasse ich jetzt nur über den Antrag der staatlichen Deputation für Kultur abstimmen.

Wer dem Antrag der staatlichen Deputation für Kultur mit der Drucksachen-Nummer 18/497 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe!