Zu Frage eins: Der Senat legt Wert darauf, dass gute Arbeit im öffentlichen Dienst, also auch in Schulen, ausdrückliche Wertschätzung und Anerkennung erfährt. Gute Arbeit in Schulen und gute Schulen erweisen sich aber nur bedingt in den Ergebnissen von Vergleichsarbeiten. Was in einer Schule wirklich geleistet wurde, erschließt sich oft erst, wenn man die Schwere der Aufgaben am einzelnen Schulstandort einbezieht, also zum Beispiel fragt, wie sind die Lernvoraussetzungen, die Lernausgangslagen an einer Schule, und wie bemerkenswert weit hat sie ihre Schülerinnen und Schüler gebracht? Der Senat möchte auch vermeiden, dass ein eindimensionaler Begriff von guter Schule im öffentlichen Bewusstsein entsteht, der sich ausschließlich an den Leistungsergebnissen im engeren Sinne orientiert.
Beispiel gebende Praxis guter Schulen zeigt sich vielfältig, so zum Beispiel in Wettbewerbserfolgen, die immer öffentlich beachtet werden, in nachhaltigen Kooperationen mit Betrieben, in internationalen Partnerschaften oder im Schulleben und -klima. Der Senator für Bildung und Wissenschaft in Person und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Behörde würdigen die Leistungen Einzelner und die Erfolge in den Schulen in geeigneter Schul- oder Stadtteilöffentlichkeit, wo immer es sich ergibt.
Zu Frage zwei: Der eigentliche Qualitätsprozess, wie ihn der Senat über Vergleichsarbeiten sichern will, verträgt zurzeit kein öffentliches Ranking von Schulen, das auch hergestellt wird, wenn nur die Spitzen benannt werden. Die Beschädigung von Schulen in schwieriger Situation wäre eine der ungerechtfertigten Folgen. Wichtig ist es, den Schulen mit schlechten Ergebnissen Unterstützung zukommen zu lassen, die dazu führt, den Unterrichts- und damit den Lernerfolg der Schülerschaft zu sichern.
Zu Frage drei: Leistungsanreize für Schulen sieht der Senat unter anderem in seiner Praxis, über die Grundversorgung der Schulen hinausgehende Ressourcen zur Verfügung zu stellen, wenn sie Maßnahmen, Projekten, Profilen dienen sollen, die mit
klugen Konzepten unterlegt sind, die eine positive Kennzahlenentwicklung bewirkt haben oder deren Evaluation ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit erweist. Der Senat beabsichtigt, Schulen mit erwiesenermaßen erfolgreichen Programmen aus einzelnen Richtlinien zu entpflichten. Eine solche Perspektive erhöhter Eigenverantwortung erscheint dem Senat ebenfalls als geeigneter Anreiz, die Qualität einer Schule zu steigern.
Herr Senator, nach welchen Kriterien sollen Eltern und Schüler eine weiterführende Schule anwählen, außer, wenn ich Ihnen jetzt zustimme, dass es völlig richtig ist, dass die Teilnahme an schulischen Veranstaltungen sowieso stadtteil- oder bremenweit veröffentlicht wird, wenn nicht auch die entsprechenden Leistungen der Schulen veröffentlicht werden? Meinen Sie, dass dann eher die Architektur des Gebäudes oder mehr der bauliche Zustand des Gebäudes Anwahlkriterium sein sollte?
Der bauliche Zustand einer Schule ist sicherlich auch ein Kriterium, ohne Frage, aber es gibt viele Kriterien, die wir zugrunde legen müssen, und es entscheidet nicht allein eine Vergleichsarbeit über die Leistungen der Schülerschaft und die Leistungen der Lehrerschaft. Ich will das an einem Ergebnis der Evaluation der Grundschulen zu verdeutlichen versuchen. Es gibt Schulen mit absolut sehr guten Leistungen in den Vergleichsarbeiten, die Experten sagen aber, aufgrund der Zusammensetzung der Schülerschaft müssten die Leistungen erheblich besser sein, und es gibt Schulen, die in den absoluten Rankings deutlich schlechter sind, aber in benachteiligten Stadtteilen liegen, wo die Lehrerschaft es in unglaublich intensiver Arbeit geschafft hat, aus einer schwierigen Schülerschaft die besten Ergebnisse hervorzuheben. In einem Ranking, so wie Ihnen das vorschwebt, so sehe ich das jedenfalls an Ihrer Frage, kann ich nicht die Leistung einer Schule ehrlich und ernsthaft beantworten. Deshalb glaube ich, dass das Schulklima, das Schulprofil, die Leistung einzelner Lehrer, der bauliche Zustand und viele Dinge zusammenkommen, übrigens ist für mich auch die Nähe zum Wohnort ein wichtiges Kriterium. Die gesamte Aufnahme, die Beratung der Eltern in den einzelnen Schulen, das sind wichtige Kriterien, und die Eltern sind schlau genug zu erkennen, was für ihr Kind gut ist. Das hat jedenfalls die letzte Anwahl im vergangenen Schuljahr deutlich gezeigt.
nannt haben, berücksichtigt werden müssen, aber der Leistungsgedanke fehlt noch bei den Anwahlen, weil die Eltern und die Schüler gar nicht wissen und nach Ihrer Antwort gar nicht wissen sollen, wie gut eine Schule ist.
Wie können Sie denn erklären, Herr Senator, dass die Bundesländer Hessen und Sachsen etwas Entsprechendes, auch gewichtet, machen, wie auch die Pisa-Studie eine gewichtete Studie ist, wo es nach Lernerfolgen geht und nicht allein nach einem Leistungsstand, dass andere Bundesländer das machen, was Sie hier in Bremen nicht machen möchten?
Erstens kümmere ich mich um das, wofür ich Verantwortung trage, um das, was in Bremer Schulen passiert.
Was die Sachsen oder die Thüringer machen, ist sicherlich auch beachtenswert, aber das wird mich in meiner Entscheidung nicht sehr beeinflussen. Ich halte es für völlig kontraproduktiv, wenn wir jetzt morgen ins Internet stellen die Schule, die Ihnen möglicherweise sehr nahe steht, das Alte Gymnasium, und allen in Bremen sagen, schaut euch einmal diese grandiose Schule an, welche tollen Ergebnisse sie hat! Aus 30 Grundschulen kommen die Kinder aus sehr bildungsnahen Familien in diese Schule, und es ist kein Wunder, dass sie exzellente Ergebnisse in Vergleichsarbeiten erzielt.
Ist es nicht aber vielleicht nicht auch besonders hervorhebenswert, dass Schulen in benachteiligter Lage, ich sage jetzt einmal als kleines Pendant dazu das Schulzentrum in Walle an der Langen Reihe, sich unglaublich bemühen, dort Kinder mit Migrationshintergrund zum Abitur zu führen? Sind diese Leistungen dieser Schule nicht vielleicht genauso hoch zu bewerten wie die Leistungen des Alten Gymnasiums? (Beifall bei der SPD)
Beschädige ich nicht deren Ansehen in ihrer Arbeit, wenn ich sage, schaut doch einmal auf die absoluten Rankings, die hervorragenden Ergebnisse an der von mir eben zitierten Schule im Vergleich zu anderen? Das, finde ich, ist nicht gerechtfertigt, entspricht auch im Augenblick auf keinen Fall meiner Intention, denn ich muss mich um alle Kinder dieser Stadt
bemühen und darf nicht nur auf die Spitzen schauen und dort die Schulen, die in einer begünstigten Lage sind, besonders hervorheben.
Wie stellen Sie sich das dann auch vor? Wie soll ich denn die Schulen, die jetzt die Spitzenergebnisse haben, weiter öffnen, dass die Eltern diese Ergebnisse sehen und dort ihre Kinder hinhaben wollen, wie soll das dann gehen? Das ist doch überhaupt nicht machbar. Dann kann ich in wenigen Jahren viele Schulen schließen, und die Schulen jetzt mit dem guten Ranking muss ich dann öffnen und weitere Neubauten dahin setzen. Das ist aus meiner Sicht mit Sicherheit ein falscher Weg.
Zunächst möchte ich erst einmal die Mutmaßung des Senators zurückweisen, dass es hier um eine reine Klientelpolitik geht, sondern es muss vielmehr darum gehen, alle Schulen besser zu machen.
Ich darf übrigens dann nachfragen, Herr Senator, wie Sie es erreichen wollen, wenn wir einheitliche Standards einführen in Bremen, dass Sie dann Schulen haben, die diese Standards offenbar nicht erreichen. Es muss doch darum gehen, diese Schulen alle auf denselben Standard zu bringen und alle Schulen entsprechend besser zu machen. Ich frage mich, wie Sie das ohne eine entsprechende Veröffentlichung machen wollen, oder wird das in Zukunft allein nach dem Herrschaftswissen des Senators für Bildung gemacht?
Jede Schule, Herr Rohmeyer, bekommt die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten, und zwar auf die verschiedenen Schulen bezogen im Vergleich zu den Schulen der Region des Landes und auch im internationalen Kontext. Jeder Elternvertreter, jeder Bildungspolitiker, der dort in die Konferenzen geht, kann sich exakt über die Ergebnisse und den Stand der Schulen in Kenntnis setzen. Damit ist es völlig transparent für die verantwortlichen Menschen, die in der Schule arbeiten. Ein Ranking hilft uns hier nicht.
Zur Frage eins, die Sie eben vorweg gesagt haben, stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Die Standards sind gesetzt, an den Standards müssen wir uns orientieren. Es fällt aber einer Schule mit einer Schülerklientel aus bildungsnahen Familien viel leichter, dies zu erreichen, und es sagt nichts über die Güte der Leistungen der Schule aus.
Herr Senator, Sie sagten gerade, dass innerhalb der Schule diese Zahlen bekannt sind. Ich frage dann noch einmal: Wie sollen derjenige Schüler und die Eltern eines Schülers, die eine weiterführende Schule anwählen wollen, dies erfahren? Sie haben keine Chance, dies zu erfahren.
Daher frage ich Sie noch einmal: Wie soll dort der Leistungsgedanke bei den Schulanwahlen eine Rolle spielen?
Erst einmal muss ich mich jetzt ein bisschen dagegen verwahren, dass Sie hier so tun, als wenn wir uns seit Jahren nicht um die Leistungsverbesserungen an unseren Schulen kümmern würden.
Das kann ich nicht akzeptieren. Sie verfolgen uns die ganze Zeit dabei, wie wir versuchen, den Leistungsgedanken auch durch Vergleichsarbeiten, mit denen wir in allen Bereichen arbeiten, voranzutreiben. Wie Sie das jetzt anhand Ihrer Fragen in Frage stellen, kann ich kaum nachvollziehen.
Ich sage Ihnen noch einmal: Die Eltern werden von den Grundschulen exzellent beraten, wenn es darum geht, wohin wir unsere Kinder geben. Sie werden nicht nur von den Grundschulen beraten, sondern sie werden von den fortführenden Schulen auch entsprechend aufgenommen. Hier haben sie selbstverständlich die Möglichkeit zu fragen, wie sehen die Vergleichsarbeiten aus, wie ist das Ranking innerhalb der genannten Bereiche, die ich Ihnen genannt habe. Das Einzige, was wir nicht machen, ist, dass wir in der „Bild“-Zeitung oder in anderen Medien veröffentlichen, hier sind die Schulrankings. Damit nützen wir den Schülerinnen und Schülern und den Eltern nicht, sondern wir schaden den Schulen in schwierigen Lagen, denen wir aber genau helfen wollen. Das ist unsere Politik in der großen Koalition gewesen, den Schulen Unterstützung zu geben, zu besseren Leistungen zu kommen. Von diesem Weg gehen wir sicherlich auch in der Deputation für Bildung nicht ab.