Das liegt insgesamt an der Organisation unserer gymnasialen Oberstufe. Das ist eigentlich eindeutig, und wenn Sie die Zahlen, wenn Sie die Belegungen sehen, dann haben wir im Schnitt die Kursbelegung mit 17,6. Das ist deutlich zu gering im Vergleich zu anderen Bundesländern. Hier haben wir einen Handlungsbedarf.
Ich folge auch Herrn Bürger, wenn er sagt, es geht nicht an, dass wir in allen gymnasialen Oberstufen alles anbieten müssen. Das hat natürlich auch zur Konsequenz, dass wir zum Teil an vielen Schulen Angebote machen, die nachher gar nicht zustande kommen, weil sie nur von fünf, sechs, sieben oder acht Schülern angewählt werden. Das frustriert aber die Eltern und die Schülerinnen und Schüler, die sich eine Schule ausgewählt haben, die einen Leistungskurs anbietet, der nachher nicht zustande kommt. Das ist eine Verschleuderung von vorhandenen Ressourcen.
Wir sind noch bei der Analyse! Ich bin aber auch nicht einverstanden konkret mit den Ergebnissen. Ich teile die Auffassung, dass wir in der Qualität des Unterrichts besser werden müssen. Das ist keine strukturelle Frage, Herr Bürger, sondern die Frage, wie wir konkret den Unterricht organisieren, wie die Qualität ist, ob die Mathematik immer noch an der Tafel mit einem Stück Kreide gemacht wird oder ob man sich auch vorstellen kann, dass sie, so wie wir gerade im Augenblick Mathematiklehrer an der Universität fortbilden, auch mit den neuen Medien durchgeführt wird, damit sich nicht von 20 Schülern des Leistungskurses zwölf abmelden nach 14 Tagen.
Hier geht es ausschließlich – lassen Sie mich bitte ausreden! – darum, dass wir die Qualität des Unterrichts an der gymnasialen Oberstufe verbessern. Da bin ich dankbar für alle Vorschläge, und da sind wir mitten im Diskussions- und Entscheidungsprozess, wie wir es hinbekommen, auch die Schulen zu mehr
Kooperation, Verzahnung und Miteinander zu bringen und es nicht jedem einzelnen Kurslehrer zu überlassen, seinen eigenen, sehr begrenzten Weg zu gehen. Das ist ein langwieriger Prozess.
In Vegesack, das wurde jetzt hier mehrfach angesprochen, haben sie sieben Jahre benötigt, um diesen Prozess des gemeinsamen Weges fächerübergreifend, projektbezogen umzusetzen. Wir können den Schulen aber nicht sieben Jahre Vorbereitung geben, sondern wir erwarten die Ergebnisse wesentlich schneller.
Ich brauche aber dennoch die Zustimmung der Schulen. Ich kann nicht anordnen, nun macht ihr das, nun kooperiert ihr, wo ihr zehn, 20 oder 30 Jahre nicht miteinander im Unterricht im Rahmen der gymnasialen Oberstufe kooperiert habt. Ich bin sehr darauf angewiesen, die Schulen und auch die Schüler mitzunehmen und das nicht im Widerstand zu den Schülern durchzusetzen durch eine Ver- oder Anordnung. Ich möchte es mit den Lehrer und Schülern durchsetzen.
Ich möchte im nächsten Schuljahr mit einer Begrenzung des Angebots beginnen. Die Schulen, die jahrelang Kurse angeboten haben, aber keine Kurse haben stattfinden lassen, werden in Zukunft, im nächsten Schuljahr, keine Kurse mehr anbieten. Wir werden dort eine inhaltliche Reduzierung vornehmen.
Eine Reduzierung verbindlich vornehmen, allerdings in Absprache mit den Schulen! Sie sollen selbst aufgrund ihrer Erfahrung mitentscheiden, welche Profile sie für ihre Schule schärfen. Gott sei Dank haben wir ja einige Schulen, die das sehr gut angegangen sind, aber es wird eben dazu führen, dass wir nicht mehr an allen gymnasialen Oberstufen alle Angebote, so wie Herr Bürger das gesagt hat, 43 im Grundkursbereich und Mitte 20 bei den Leistungskursen haben, das können und wollen wir uns nicht mehr erlauben.
Es gibt ja auch da Verwerfungen, die überhaupt nicht akzeptabel sind. Ich erinnere nur an den Fall in der Vahr, dass eine Schülerin den Physik- oder Chemieleistungskurs anwählt, dann feststellt, er findet nicht statt, die Schülerin versucht, an eine andere Schule mit diesem Leistungskurs zu kommen, stellt fest, dass dort kein Zugang mehr möglich ist, und das führt dann dazu, dass wir diesem jungen Menschen eine Bildungschance versagen. Das kann ich doch als Bildungssenator nicht akzeptieren, dass wir so mit unseren vorhandenen Ressourcen umgehen. Das geht nicht! Hier ist ein Handlungsbedarf dringend erforderlich, und wir werden das, so die Deputation mir in dieser Frage folgt, Herr Bürger, dann zum nächsten Schuljahr umsetzen.
Meine Damen und Herren, ich habe gesagt, wir müssen effizienter und in der Qualität besser werden, aber eines möchte ich auch ganz klarstellen: Hauptziel ist bei diesem Bildungssenator, den Sie gewählt haben, die Erhöhung des Bildungsniveaus, die Schärfung der Profile und das Erreichen, dass mehr Kinder zu einem Haupt- und Realschulabschluss und zum Abitur kommen. Das ist meine Hauptaufgabe!
Warum, meine Damen und Herren? Bei unserer Arbeitslosigkeit und bei der Tatsache, dass so viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden, weil sie nicht die notwendigen Grundlagen aus der Schule mitbekommen haben, haben wir hier ein elementares Problem. Diejenigen, die eine ordentliche Schule, eine Ausbildung hinter sich haben, haben viel mehr Möglichkeiten, auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert zu werden. Das sollte auch vom Parlament eine nachdrückliche Unterstützung erfahren, dass hier eine Erhöhung der Bildungsbeteiligung absolute Priorität hat!
Ein Wort noch zu Herrn Mützelburg! Ich muss Ihre Zahlen etwas korrigieren, Herr Mützelburg. Ich weiß nicht, vielleicht sollten Sie da nicht auf die Springer-Presse bauen, sondern vielleicht doch auf die statistischen Angaben, die Ihnen ja auch als Abgeordneter vorliegen. Diese belegen genau das Gegenteil von dem, was Sie hier behaupten. Unsere Zahlen, was die Abiturienten angeht, in relativen, nicht in absoluten Zahlen, sind in den ganzen letzten Jahren gestiegen – mir liegen die seit 1992 vor –, und wir liegen hier in Bremen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Allerdings, Herr Mützelburg, ich muss Ihnen sagen, dass das nicht nur eine Frage der Quantität ist, sondern für mich ist natürlich genauso wichtig, und ich glaube, ich spreche da auch für Sie, dass die Qualität des Abiturs natürlich dadurch nicht Schaden nehmen darf. Das ist völlig eindeutig!
Der letzte Punkt: die Organisation des Verfahrens! Wir sind nach einem Jahr so weit, dass wir jetzt mit den Schulen abschließend über das Verfahren reden wollen. Das wird in der nächsten Woche stattfinden. Es wird keine verbindliche Einführung der gesamten gymnasialen Oberstufenreform vom nächsten Jahr an geben, davor haben uns auch die Vertreter Hamburgs und Niedersachsens, die wir extra zu einem größeren Hearing eingeladen hatten, dringend gewarnt. Man kann so etwas nicht mit einem Federstrich einfach auf Anordnung durchführen.
Allerdings werden wir die ersten Schritte einleiten. Wir werden ganz konkret die Schulen auffordern, Profile zu bilden, damit auch in jedem Stadtteil die Profile, die die Schüler anwählen wollen, ak
zeptierbar sind. Es geht halt nicht, wie ich es gesagt habe, dass man sich seine Lieblingsschule aussucht und von dieser Schule erwartet, dass alles dort erfüllt werden kann.
Wir sind auf einem guten Weg zu einer vernünftigen Reform. Allerdings, und das will ich auch noch sagen, darf diese Reform nicht isoliert stehen bleiben, meine Damen und Herren, das erfahre ich nämlich auch immer wieder, wenn ich mit den Schulleitern und den Lehrerinnen und Lehrern der gymnasialen Oberstufe rede, sondern sie muss verzahnt sein mit einer generellen Schulreform.
Es nützt nichts, in der Oberstufe etwas zu reformieren, wenn wir nicht gleichzeitig bereit sind, in der Mittelstufe, also in der Sekundarstufe I, der Orientierungsstufe und, das betone ich ausdrücklich, in der Grundschule erhebliche Mehranstrengungen vorzunehmen, mehr Geld auch in die Hand zu nehmen, um an der Grundschule die Basis dafür zu legen, dass es in der gymnasialen Oberstufe dann auch zu den Erfolgen kommt, die wir uns zumindest in der großen Koalition wünschen. – Danke sehr!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn hier der Eindruck entstanden ist, ich kann es zwar nicht nachvollziehen, will es aber dennoch richten, dass die Reform zur gymnasialen Oberstufe nicht an den Betroffenen vorbei geregelt werden sollte, ich glaube, das ist eine Selbstverständlichkeit auch nach dem Schulgesetz! Ich habe mich auch nicht dafür ausgesprochen, dass die Regelungen von oben den Schulen aufoktroyiert werden soll, das ist völliger Unsinn. Dass mit den Betroffenen in diesem Fall intensiv gesprochen werden muss, ist eine Selbstverständlichkeit.
Wir haben nur, und diese Bedenken äußere ich hier noch einmal, die Befürchtung, auch wenn ich mir gerade den Redebeitrag des Kollegen Ehmke noch einmal Revue passieren lasse, dass der eine oder andere Punkt, Herr Ehmke, zerredet wird. Das ist etwas, wo wir große Bedenken haben, weil dann die Reform – durchaus gute Ansätze, ich betone es noch einmal – nicht zu dem führt, was Herr Senator Lemke hier gerade formuliert hat, dass letztlich eine Qualitätssteigerung dabei herauskommt. Herr Senator, das betonen Sie bei jeder Gelegenheit. Ich bitte Sie aber, auch endlich einmal zu handeln, sich durchzusetzen und nicht nur zu reden, auch nicht nur im Parlament zu reden!
(Beifall bei der CDU – Abg. Frau H ö - v e l m a n n [SPD]: Das ist doch wirklich Quatsch, Herr Bürger!)
Wenn Sie, Herr Senator, gesagt haben, dass diese Reform GyO nicht isoliert zu sehen ist, sondern die Mittelstufe einzubeziehen ist, dann können wir das nur unterstützen, gerade auch im Hinblick auf das, was in dem Entwurf steht, dass immer noch viel Unterricht in der Mittelstufe ausfällt und Schüler vielfältige Lernschwächen aufweisen, Lernrückstände aus der Sek I mitbringen, und damit, Herr Senator, und das muss doppelt stutzig machen, sind insbesondere Gesamtschüler und Realschüler gemeint und schwache Gymnasiasten, aber auch die vielen Wiederholer in den Klassen elf. Ich darf daran erinnern: Vor einem Vierteljahr hatten wir die Sozialhilfefrage diskutiert in Verbindung mit Personen, die keinen Schulabschluss haben. Dann, meine ich, ist hier ein wirklich deutliches Betätigungsfeld zu sehen.
Ein nächster Punkt! Herr Ehmke, wenn Sie die Aussagen des Senators verfolgt haben, dann muss ich sagen, gibt es einen gewissen Widerspruch zu dem, was Sie gefordert haben, und dem, was der Senator deutlich gemacht hat. Ich will die Ziele, die formuliert sind in dem Richtlinienentwurf, allgemeine Studierfähigkeit und Berufsfähigkeit zu stärken, hier noch einmal deutlich unterstreichen.
Dies ist, das sage ich ganz eindeutig, mit der Einschränkung der individuellen Wahlfreiheit verbunden, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht, wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden, das ist so.
Wenn wir das auch mit anderen Bundesländern vergleichen – –. Ach wissen Sie, was die Universität angeht, das habe ich leider liegen lassen. Da gibt es eine Vorlage aus der Wissenschaftsdeputation, und da hat gerade die Universität auf diese Defizite hingewiesen,
auf die mangelnde Studierfähigkeit, und die beziehen sich auf die gymnasiale Oberstufe und auf die gymnasiale Mittelstufe, verehrte Frau Kollegin.
Na ja, gut, wenn Sie die Deputationsvorlagen nicht lesen, um Schlüsse daraus ziehen, dann kann ich das auch nicht ändern!
Noch ein Wort zur Qualitätsverbesserung und Leistungssteigerung von Schule, Herr Senator! Die Stärkung des Leistungsbewusstsein, und die Förderung nachhaltiger Lernkulturen müssen im Mittelpunkt künftiger Schularbeit stehen. Das haben Sie betont, ich will das noch einmal unterstreichen. Es ist aber notwendig, möglichst exakte Kriterien für die Qualitätssicherung zu formulieren und zu entwickeln. Darauf sind Sie jetzt gar nicht eingegangen. Sie reden darüber, dass das notwendig ist, aber die konkreten Forderungen, auch dafür Ausführungsbestimmungen zu formulieren, fehlen, und ich schließe daraus, dass Sie nicht darauf eingegangen sind, dass Sie das auch gar nicht vorhaben. Das bleibt Makulatur zu großen Teile, fürchten wir.
Herr Mützelburg, was die Oberstufenstandorte angeht: Ich habe mich gar nicht dagegen ausgesprochen, an der einen oder anderen Gesamtschule auch eine Oberstufe anzuhängen, wobei ich persönlich große Bedenken hege nach wie vor, daraus mache ich auch keinen Hehl. Ich habe das deutlich gemacht an den Schülerzahlen, die in den gymnasialen Oberstufen vorhanden sind, und wenn ich die Reform angehe für die gymnasiale Oberstufe, für die ProfilOberstufe, dann brauche ich eine bestimmte Gesamtbreite pro Jahrgang, und die liegt bei 90 bis 150 Schülern. Wenn ich das zugrunde lege, muss ich feststellen, dann haben wir zwei bis drei Oberstufen zu viel, wenn es eine Mehrheit dafür gibt, an der einen oder anderen Gesamtschule eine Oberstufe anzufügen, dann muss man ehrlicherweise sagen, wo an welchen Stellen andere geschlossen werden sollen, denn eine Ausweitung ohne Schließung ist nicht möglich. Dann tritt das wieder ein, was der Senator betont hat, was ich betont habe, dass hohe Personalkosten anfallen, die wir uns alle nicht mehr leisten können.
Nein, da ist nicht alles gesagt! Herr Kollege Ehmke, Sie müssen einmal, das klingt jetzt überheblich, wenn ich sage, aber ich sage es trotzdem, Sie sollten sich trotzdem einmal die Vorlagen aus der Bildungsbehörde, die Rundverfügung auch geben lassen.
(Abg. Frau H ö v e l m a n n [SPD]: Die haben wir alle, die hat er auch! – Zuruf von der CDU: Man muss die auch lesen!)
Da gibt es eine vom 9. Mai 2000, aus der geht hervor, wenn Sie das dann aufmerksam sich zu Gemüte führen, Herr Kollege Ehmke, inwieweit schon Absprachen bei den Grundkursen und Leistungskursen, wenn es Parallelkurse gibt, getroffen wer
den, und in der Region auch, und das geht, wenn Sie das aufmerksam lesen, auch schon in Richtung Zentralabitur, noch nicht zentral von der Behörde formuliert, aber hier gibt es Ansätze. Wenn 30, 40, 50 Prozent gemeinsame Aufgabenstellungen formuliert werden sollen und in 2001 formuliert werden, dann, meine ich, sind wir auf dem Wege zum Zentralabitur, nur der letzte Schritt fehlt noch, und dazu werden wir Sie noch einmal auffordern.
Für 2002, steht auch in der Vorlage vom Mai 2000, für Deutsch, ich zitiere nur einen Satz: „Außerdem soll damit die gemeinsame Aufgabenstellung geregelt werden.“ Für Englisch sollen die Bedingungen formuliert werden für eine gemeinsame Aufgabenstellung, war schon beabsichtigt für 2000. Mathematik und Biologie sollen im Grundkurs gemeinsame Aufgaben im Umfang von etwa zwei Dritteln in jedem der beiden Aufgabenvorschläge enthalten sein.
Meine Damen und Herren, das ist der Ansatz zum Zentralabitur. Wir finden das richtig, wir unterstützen das, Herr Senator, wir können nur sagen, fahren Sie auf dem Weg dieser Verfügung fort!
Ein Letztes! Wenn immer wieder gesagt wird, auch das haben Sie in einem „Buten un binnen“-Interview formuliert, Herr Senator, dass das Zentralabitur alle über einen Kamm schert. Mitnichten! Es macht nur deutlich, Herr Senator, dass Sie nie nach Baden-Württemberg geschaut haben,