Protocol of the Session on September 26, 2001

Als erste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Krusche.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Senator Lemke, das ist so immer die allgemeine Zeit, wo uns allen ein wenig Bewegung gut täte, und so, wie es uns hier nach so vielen Sitzungen geht, geht ––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.

es ja den meisten Schülerinnen und Schülern, denn das Sitzen ist leider nach wie vor die Hauptbeschäftigung in der Schulzeit eines jeden Schulkindes. Meine Damen und Herren, Bündnis 90/Die Grünen hat eine Große Anfrage zum Schulsport eingereicht, um auf ein Problem aufmerksam zu machen bei der gegenwärtigen Debatte um eine gute Schule der Zukunft,

(Abg. B ü r g e r [CDU]: Geben Sie doch einmal ein paar Anregungen!)

ja, auf etwas hinzuweisen, auf ein Thema hinzuweisen, das unserer Meinung nach ja ein wenig ins Abseits zu geraten droht. Ich bin sehr erfreut, dass der Dringlichkeitsantrag, den wir aus den Antworten des Senats an die Bürgerschaft entwickelt haben, in den wesentlichen Punkten auf die Unterstützung der SPD und CDU stößt, so dass wir heute hier einen interfraktionellen Antrag einbringen, denn es ist immer besser, wenn drei Fraktionen gemeinsam ein Anliegen verfolgen, als wenn es nur die Opposition tut. Insofern wünsche ich uns allen auch einen Erfolg, der hinterher dann für alle auch sichtbar sein wird, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Meine Damen und Herren, der Schulsport ist aus Sicht vom Bündnis 90/Die Grünen ein unverzichtbarer Bestandteil der schulischen Erziehung, und zwar gerade deshalb und um so mehr, je mehr sich unsere Städte so verändern, dass Kinder und Jugendliche immer weniger Möglichkeiten und Anreize zur Bewegung haben. Die Folgen sind leider sehr deutlich, wir haben es gestern schon in einer anderen Debatte gehört, immer mehr Kinder leiden unter Bewegungsmangel. Bis zu 60 Prozent der Kinder haben Haltungsschwächen, mehr als 30 Prozent der Kinder leiden unter Übergewicht, und bis zu 25 Prozent haben Herz- und Kreislaufprobleme. Wir wissen, veränderte Lebensgewohnheiten, Fernsehkonsum ist das eine, das Sitzen vor dem Computer das andere, wie gesagt, mangelnde Freizeitmöglichkeiten in den Städten, das sind alles Gründe, die die Rolle eines qualifizierten Sportunterrichtes nochmals und deutlich unterstreichen, meine Damen und Herren. So banal es klingen mag, aber ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sagen, gerade Grundschullehrerinnen machen verstärkt die Erfahrung, dass, wenn Kinder in die Schule kommen, sie einfache Dinge wie das Balancieren, das Rückwärtslaufen, wie das Hinken auf einem Bein, wie das Bewegen auf einer schiefen Ebene, dass dies alles Fähigkeiten sind, die zunehmend verloren gehen, die also Grundschulkinder immer weniger beherrschen.

(Zuruf von der CDU)

Herr Kollege, lächerlich finde ich das eigentlich nicht, denn, ich glaube, das ist nur ein Hinweis darauf, dass hier ganz viel an Motorik, an Lebenslust, an Bewegungsfreude bei den Kindern verloren geht. Das setzt sich ja in den weiteren Schulstufen fort, wer sich als Kind nicht gern bewegt, wird es als Jugendlicher und erst recht als Erwachsener auch weniger gern tun. Ich glaube, da hat gerade die Grundschule hier eine große verantwortungsvolle Aufgabe, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen und bei der SPD)

Schulsport ist ja nur ein Mittel, um allgemein überhaupt Voraussetzungen für Lernen, für Auffassungsgabe zu schaffen. Ich sagte es schon, wenn man nur herumsitzt, das macht nicht fit. Senator Lemke hat sich so geäußert, er hat gesagt, Bewegung ist gesund und fördert das Lernen. Das unterstützen wir vom Bündnis 90/Die Grünen, Herr Senator! Das ist die richtige Auffassung, aber dafür müssen wir einiges an unseren Schulen ändern, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Wenn man sich jetzt die Antwort des Senats auf unsere Große Anfrage genauer anschaut, dann wird eines sehr deutlich: Es liegt vieles im Argen. Laut Stundentafel sollen in allen allgemein bildenden Schulen alle Schüler drei Stunden Sport haben in der Woche. Leider steht dies nur auf dem Papier! Tatsächlich werden 2000 Sportstunden nicht unterrichtet und 2200 Sportstunden fachfremd unterrichtet, das heißt, schon daran sieht man an diesen großen Zahlen, dass das Fach Sport im Schulbereich droht, ins Abseits zu geraten. Ich sagte es schon: Es gibt vielfältige Ursachen! Es gibt einmal die Ursache, dass der Anteil an qualifiziert ausgebildeten Sportlehrerinnen und Sportlehrern vor allen Dingen immer mehr abnimmt, die Sportkolleginnen und -kollegen werden immer älter. Ich habe eine Zahlentabelle vom Zentralelternbeirat gefunden, da gab es überhaupt nur zwei Schulen, ich weiß jetzt nicht genau, ob es sich nur auf Bremen oder auch auf Bremerhaven bezogen hat, die Sportkollegen unter 45 Jahren hatten. Ich habe aber auch Schulen gefunden, wo es Kollegen gab, deren Sportkollegen 57 Jahre und älter sind. Das ist ein Problem, meine Damen und Herren, und ich glaube, dass hier ganz drastisch gegengesteuert werden muss. Die Schulen brauchen wie in allen anderen Fächern auch, aber gerade doch auch für einen qualifizierten Sportunterricht, der auch den Kindern Spaß machen soll, junge und gut ausgebildete Sportlehrerinnen und Sportlehrer, meine Damen und Herren. Es ist ein Problem, viele Eltern sind bisher der Meinung, dass es wichtiger sei, dass Fächer wie

Deutsch, Mathematik, Englisch, also die so genannten Haupt- oder Kernfächer, von Kürzungen oder Stundenausfällen verschont bleiben sollen. Ich glaube, dass das falsch ist, dass hier ein Umdenkungsprozess einsetzen muss, und daher begrüßen wir es ausdrücklich, dass der runde Tisch Schulsport unter aktiver Unterstützung des Zentralelternbeirates sich hier für eine Verbesserung des Schulsports einsetzt, und zwar genauso wie dies der Landessportbund tut, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Frau L i n n e r t [Bündnis 90/Die Grünen]: Das soll auch Spaß machen!)

Das habe ich gesagt, Spaß, klar!

In unserem Antrag zur Großen Anfrage fordert Bündnis 90/Die Grünen den Senat auf, und da schließen sich die anderen Fraktionen an, sicherzustellen, dass die in den Stundentafeln vorgesehenen Wochenstunden auch tatsächlich erteilt werden, und das heißt drei Sportstunden – und keine weniger – jede Woche. Vor allem in der Grundschule wollen wir, dass jedes Kind ab der zweiten Klasse auch tatsächlich drei Sportstunden hat und dass die nicht in Konkurrenz zu solchen Fächern wie Kunst und Musik, die genauso wichtig sind, stehen, sondern drei Stunden sollen es für Grundschüler auf jeden Fall sein.

Wir fordern weiterhin den Senat auf, umgehend ausreichend Sportlehrerinnen und Sportlehrer einzustellen, und hier liegt, wie ich schon sagte, die Betonung vor allen Dingen auf den Lehrerinnen, sie fehlen vor allen Dingen sehr stark in der Sekundarstufe I. Hier geht es gerade darum, auch für Mädchen, so in der Pubertät, siebte, achte Klasse, die Möglichkeit zu schaffen, geschlechtsgetrennten Sportunterricht wahrnehmen zu können. Dies geht aber nur, wenn es an jeder Schule mindestens eine qualifizierte Sportlehrerin gibt, und dafür sind wir, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Ein anderes Problem, das der dringenden Lösung bedarf, ist der Zustand vieler Sporthallen, von denen etliche stark sanierungsbedürftig sind. Hier steht in unserem Antrag, dass wir dafür sind, dass alle sanierungsbedürftigen Hallen in den nächsten drei Jahren saniert werden. Die Koalition möchte das etwas großzügiger handhaben, sie möchte das in einem Zeitrahmen von acht Jahren. Wichtig ist uns hier vor allen Dingen, dass etwas passiert, dass Turnhallen, auch auf die Ausstattung mit modernen Geräten ausgerichtet für Trendsportarten, modernisiert werden und dass das eben einfach Hallen sind, in denen Kinder Lust haben, sich auszutoben und eben nicht völlig sanierungsbedürftige kaputte Räume vorfinden.

Ein anderer wichtiger Punkt, den wir fordern, ist, dass gemeinsam mit dem runden Tisch Schulsport, mit Lehrerinnen und Schülerinnen, mit Lehrern und Schülern, mit dem Landesinstitut für Schule ein Maßnahmenkatalog entwickelt wird zur Steigerung der Attraktivität des Schulsports allgemein. Wir wollen, dass der Schulsport sich öffnet für Trendsportarten, wir wollen Angebote für geschlechtsgetrennten Unterricht, und wir wollen vor allen Dingen, dass sich an der Situation des Schulschwimmens etwas ändert. Meine Damen und Herren, dies ist ein Punkt, der in der Tat nun ganz im Argen liegt. Wenn ich denn höre, dass es in einem ganz normalen fünften Jahrgang in einer ganz normalen Schule in einem normalen Stadtteil ohne spezielle Probleme 30 Kinder gibt, die nicht schwimmen können, wo eine Lehrerin einer fünften Klasse versucht, dies zu ändern, indem sie Schulschwimmen für einen der fünften Jahrgänge organisiert und dies dann daran scheitert, dass das Schwimmbecken, eben das Nichtschwimmerbecken, belegt ist durch Grundschullehrerinnen, dass also in der fünften Klasse auch diese Kinder keine Chance haben, schwimmen zu lernen, dann stimmt hier irgendetwas nicht, dann liegt hier etwas im Argen! Das muss dringend geändert werden, meine Damen und Herren.

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Schulschwimmen oder, ich sage einmal, Schwimmen gehört für mich genauso zu den elementaren Dingen, die Kinder lernen müssen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Es kann nicht sein, dass Grundschulkinder die Schule verlassen, ohne richtig schwimmen gelernt zu haben. Herr Senator, ich fordere Sie dringend auf, alles in Ihrer Möglichkeit Stehende zu tun, um hier eine Veränderung herbeizuführen. Wir begrüßen im Übrigen die verstärkten Bewegungsangebote im Rahmen der verlässlichen Grundschule. Bewegte Grundschule ist ein anderes Stichwort. Dazu will ich mich jetzt nicht äußern. Insgesamt glauben wir, dass der Schulsport ein so wichtiges Fach ist, dass es sich lohnt, für alle Kinder, für alle Jugendlichen, hier die Mängel zu beseitigen, um Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport, an der Bewegung nicht früh zu vertreiben, sondern im Gegenteil, sie zu motivieren, auch nach der Schulzeit sich auch weiter aktiv zu bewegen, Mitglied in Vereinen zu werden und so gesund und fit zu bleiben. – Herzlichen Dank!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen)

Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Tittmann.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Anfrage vom Bündnis 90/Die Grünen zum Thema „Situation des

Schulsports in Bremen“ kann ich im Namen der Deutschen Volksunion auch beantworten. Sie ist gelinde gesagt katastrophal und unverantwortlich, denn solange Verantwortliche in der Schulbehörde, Schulleiter und Lehrer, der Ansicht sind, der Sport in der Schule sei nicht so wichtig, weil ja angeblich unsere Kinder am Nachmittag genug Sport in den Vereinen oder sonst wo treiben können, so lange wird sich an dieser fatalen und unverantwortlichen Situation im Schulsportbereich auch nichts ändern.

Meine Damen und Herren, diese Meinung ist nicht nur falsch, sie ist auch gegenüber unseren Schülern verantwortungslos, denn nach den neuesten Untersuchungen gehört nur noch gut die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen einem Sportverein an. Das heißt, dass nur sehr wenige Kinder und Jugendliche in der Schule mit Sport überhaupt in Berührung kommen. Hinzu kommt noch, dass durch eine innerstädtische bauliche Verunstaltung, das heißt durch eine großflächige Bebauung von freien Flächen immer weniger Spielplätze vorhanden sind. Diese wenigen noch vorhandenen Spielplätze sind zudem auch noch sehr fantasielos angelegt und stark verschmutzt. Unter solchen Voraussetzungen haben unsere Kinder keine Möglichkeiten, sich in ihrer Umwelt in der Freizeit spielerisch, sportlich und kreativ zu betätigen.

Wie Sie ja wissen, ist für die verantwortlichen Bildungspolitiker der Altparteien das Fach Schulsport das Fach, das am schnellsten unverantwortlich drastisch gekürzt wird. Ganz schlechte Beispiele und Vorreiter sind hier Bayern, Hamburg, Hessen und das Saarland. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Bremen auch bald in diesem negativen Bereich einen traurigen Spitzenplatz einnehmen wird, denn das Bundesland Bremen hat ja in fast allen Bereichen, sei es bei Arbeitslosigkeit, Kriminalität, innerer Sicherheit, Verschwendung, Verschuldung, Abwanderung, Steuern und so weiter, einen traurigen negativen Spitzenplatz.

Wegen dieser sehr schlechten Situation im Schulsportbereich fordert seit Jahren der Deutsche Sportbund, der Sportlehrerverband und der Sportausschuss des Deutschen Bundestages, dass sich endlich die Kultusministerkonferenz zusammensetzt und sich mit dieser dramatischen Situation im Schulsport beschäftigt. Wie es allgemein bekannt ist, hält es die oberste Bildungsinstanz unseres Landes aus zeitlichen Gründen nicht für nötig oder ist dazu nicht in der Lage, wahrscheinlich, weil ihr das wichtige Thema Sport zu unwichtig ist, an einem Schulsportgipfel teilzunehmen. Mir ist jedenfalls darüber nichts bekannt, dass ein Schulsportgipfel unter Beteiligung maßgeblicher Bremer Bildungspolitiker stattgefunden hat. Diesen Vorgang bezeichnet sogar der Präsident des Deutschen Sportbundes als unglaublich und skandalös. Diese klare Aussage des Deutschen Sportbundes kann ich im Namen der Deutschen Volksunion uneingeschränkt unterstützen. Ebenso

kann ich mich den Sofortmaßnahmen des runden Tisches Schulsport voll und ganz anschließen.

(Abg. Frau L i n n e r t [Bündnis 90/Die Grünen]: Deutscher runder Tisch!)

Darum fordert auch die Deutsche Volksunion: Dem großen Stundenausfall in allen Schulstufen und -arten muss erstens vordringlich abgeholfen werden. Zweitens: Die in den vergangenen Schuljahren nur unzureichend begonnenen Einstellungen von Sportlehrkräften müssen unverzüglich intensiviert werden, um die bereits reichlich vorhandenen Lücken in den Schulen zu schließen. Drittens: Besonders im Primarbereich sind in größerer Zahl Einstellungen vorzunehmen, da die Zahl der über Fünfzigjährigen hier noch höher ist als in den übrigen Schulbereichen. Hinzu kommt, dass der Sportunterricht in der Primarstufe nach wie vor bis zu 70 Prozent fachfremd erteilt wird. Viertens: Im Sekundarbereich I ist vorrangig die Einstellung von fachlich qualifizierten Sportlehrern und -lehrerinnen vorzunehmen.

(Abg. Frau L i n n e r t [Bündnis 90/Die Grünen]: Deutsche natürlich!)

Ich fordere Sie hiermit in aller Deutlichkeit auf, diese dringend notwendigen Sofortmaßnahmen schnellstens effektiv umzusetzen, denn für eine solche sofortige Umsetzung solcher Sofortmaßnahmen scheinen ja genügend Lehrkräfte vorhanden zu sein. Wir konnten uns ja hier im Land Bremen im Landtag am 21. Juni 2001 anlässlich einer Demonstration „Bleiberecht für alle“ persönlich davon überzeugen, dass am Vormittag Lehrer mit Schülern und sogar Kindern hier demonstriert haben. Diese Lehrer müssen ja sehr viel Zeit haben, und ich weiß gar nicht, ob das überhaupt rechtens ist. Bei solchen Machenschaften linker Lehrer ist es jedenfalls kein Wunder, dass so viele Schulstunden ausfallen. Das passiert alles auf Kosten unserer Kinder, und das ist unerträglich.

Herr Senator Lemke, darum möchte ich Sie dringend bitten und Ihnen raten, dass solche Lehrer zum Wohl unserer Kinder auch im Schulsport eingesetzt werden, damit eben nicht so viel Schulsportstunden ausfallen, denn es dürfte wohl auch im Sinne unseres Bildungssenators sein, obwohl ich mir da gar nicht einmal so sicher bin, dass solche Lehrer ihre kostbare Zeit nicht damit verschwenden, Kinder und Jugendliche – wobei die meisten Jugendlichen ja gar nicht wussten, was sie da machten, worum es überhaupt ging – unverantwortlich für irgendwelche Demonstrationen schäbig zu missbrauchen und unsere Kinder linksfaschistisch ideologisch zu verblenden, meine Damen und Herren! Das ist jedenfalls nicht im Sinne der Eltern, und dafür werden solche Lehrer auch nicht bezahlt. Die Deutsche Volksunion jedenfalls wird solche skandalösen Missstände niemals dulden und hinnehmen.

Meine Damen und Herren, ich stimme dem Dringlichkeitsantrag mit der Drucksachen-Nummer 15/830 uneingeschränkt zu. – Ich bedanke mich!

Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Hövelmann.

Meine Nachbarin tröstet mich in solchen Fällen immer mit dem netten Ausspruch: „Kannst nichts machen, Frau Hövelmann!“

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Es stimmt, an unseren Schulen wird viel zu wenig Sport unterrichtet. Es fallen zu viele Stunden aus. Frau Krusche hatte schon darauf hingewiesen, von zirka 10 000 Sportstunden werden 2000 nicht erteilt. Die SPD-Fraktion ist damit überhaupt nicht zufrieden, und wir treten hier heute an, das zu ändern.

(Beifall bei der SPD)

Wir anerkennen aber auch, meine Damen und Herren, die deutlichen Bemühungen des Bildungssenators, hier ganz zügig zu handeln. Ich darf Sie mit einigen Zahlen sicher erfreuen. Während 1999 von 350 Referendaren nur 40 die Fakultas für Sport hatten, haben im Jahr 2001 – und jetzt würde ich sagen, man höre und staune – von 400 eingestellten Referendaren schon 90 die Fakultas. Das heißt, dass ein Ende in Sicht ist. Deshalb trifft das Lob, dass hier schnell gehandelt worden ist, auch zu, und wir können es auch belegen.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, gestern haben wir hier über den Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen diskutiert. Es ist klar, die sportliche Betätigung ist nicht nur ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheitserziehung und zur körperlichen Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern. Regelmäßiger Sport, ob nun allein, zu zweit oder im Team, fördert auch die geistige Fitness.

(Beifall bei der SPD)

Bei mir auch übrigens! Ein gesunder Geist wohnt eben lieber in einem gesunden Körper. Das wünschen wir uns auch für jedes Kind und für jeden Jugendlichen. Zusätzlich vermittelt Sport Spaß und Freude. Man lernt im Wettkampf im besten Sinne des Wortes die Höhen und Tiefen kennen und damit umzugehen. Man lernt, auch einmal zu verlieren, und man lernt, dass es sich lohnt, sich ganz engagiert einzubringen und dann auch die Früchte zu ernten. Ein sportlicher Jugendlicher ist eher fair, teamfähig, zuverlässig, pünktlich et cetera, alles Primärtugenden für das Leben. Sport ist gut für den ganzen Menschen. Er verhilft zu Lebensfreude und Selbstbewusstsein, fördert die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten.

Meine Damen und Herren, Sie hören, ich halte ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, und ich meine das sehr ernst, nicht nur, weil ich auch Sportdeputierte bin, dass wir den Sport stärken,

(Beifall bei der SPD)

und bedanke mich für die Unterstützung meiner Fraktion.

(Abg. R o h m e y e r [CDU]: Wir warten auf die Leidenschaft!)

Mir ist bewusst, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht ganz so sind. Zu viele Jugendliche halten sich vom Sport fern, und das hat Ursachen. Es hat auch die Ursache, dass sie Angst haben zu versagen. Ich komme gleich noch darauf zu sprechen.

(Zuruf der Abg. Frau L i n n e r t [Bünd- nis 90/Die Grünen])