Mitnichten, Herr Mützelburg, um das ganz deutlich zu sagen! In dem Zusammenhang darf ich auf die Erfahrungen Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre verweisen, als auch Diplomanden
und Praktiker in die Schulen gegangen sind, weil es Mangel in naturwissenschaftlichen Bereichen gab, aber zum Teil auch bei den Sprachen. Wie Sie sich selbst erinnern werden, Herr Mützelburg – Sie waren lange genug, wir beide waren auch lange genug in der Lehrerausbildung tätig, sogar zwei Semester auch zusammen –, ist deutlich geworden, dass gerade Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre die Lehrerbesoldung sukzessive angehoben wurde, von A 9 über A 10 bis nach A 12 und dann mit der Stufenlehrerausbildung nach A 13. Das zum einen! Unterstellen Sie uns also bitte nicht, dass wir in dem Zusammenhang die Lehrerbesoldung insgesamt absenken wollen.
Ich halte aber, um das ganz deutlich zu sagen, auch den Einsatz von Praktikern, von Diplomanden im Unterricht für praktikabel. Auch Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre hat die Schule gute Erfahrungen damit gemacht. Dass es den einen oder anderen Schiffbruch auch gegeben hat, Herr Senator, ist bekannt, aber da muss man gerechterweise sagen, das erleiden wir auch mit ausgebildeten Lehrern.
Ein zweiter Punkt, Herr Mützelburg, ist die Erhöhung der Zahl der Referendare. Es ist in der Tat so, dass wir uns, der Vorschlag kam von der SPD-Fraktion, dagegen ausgesprochen haben, in einem Schnellschuss dies mitzumachen.
Nein, ich wollte das nur noch einmal richtig stellen, denn diese Unterstellung kann nicht so hingenommen werden!
Herr Mützelburg, wir waren durchaus der Auffassung, dass in dieser Richtung etwas überlegt werden muss, weil wir natürlich sehen, dass es in absehbarer Zeit und auf Mittelfrist gesehen durchaus in einigen Fächern kaum noch Lehrer geben wird. Wir haben aber gesagt, dass wir erst einen Bericht des Bildungssenators, der Bildungsbehörde haben wollen, um dann zu entscheiden, in welchen Fächern man differenziert zu einem Umdenkungsprozess kommen muss. Wir haben etwas dagegen, dass wir pauschal die Zahl der Referendare erhöhen. Wenn wir einen differenzierten Bericht aus dem Haus des Bildungssenators erhalten, meine Damen und Herren, dann werden wir darüber auch berichten!
Herr Mützelburg, Sie wissen ganz genau, wie man verfährt! In einigen Fächern werden wir in absehbarer Zeit kaum noch Lehrer bekommen, weil es die schlicht und einfach auf dem Markt in der gesamten Bundesrepublik nicht gibt. Nur um einmal den Lehrer für Informatik zu nennen, aber auch in einigen ingenieurwissenschaftlichen Bereichen wird es kaum noch Lehrer für die Berufsschule oder für die gymnasiale Oberstufe geben.
Da bin ich schon der Auffassung, wir wollen einen differenzierten Bericht aus dem Haus des Bildungssenators haben, um dann zu entscheiden, in welchen Bereichen wie verfahren werden kann, ob man dann die Referendarbezüge für einen Teil der Referendare anhebt oder nicht, ob man dann auch möglicherweise zu dem Ergebnis kommt, mittel- und langfristig müssen wir auch über die Referendarzeit, von der Ausbildung her betrachtet, nachdenken oder wie auch immer. Ich sage aber noch einmal, wir sind gegen einen Schnellschuss, und deshalb ist unser Verhalten so, wie in der letzten Deputation dargelegt. – Danke schön!
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich begrüße ausdrücklich die Initiative der Opposition, denn jede Initiative für eine verbesserte Bildungspolitik ist von mir, aus meiner Sicht, begrüßenswert, wenn sie auch dazu führt, nicht nur hier im Rahmen des Parlaments zu verbleiben, sondern wenn sie entsprechende Konsequenzen mit sich bringt. Deshalb begrüße ich ausdrücklich diese zusätzliche Initiative, auch wenn ich Herrn Rohmeyer Recht geben muss, dass wir in vielen Bereichen diese Dinge erfreulicherweise bereits in der Deputation angeschoben und entsprechende Prüfaufträge gegeben haben.
Bildungspolitik ist ein ganz wesentlicher Standortfaktor. Wenn wir uns bemühen, zum Beispiel die Innenstadt attraktiver zu machen, dann mache ich das aus Überzeugung, aber genauso wichtig ist es, die Stadtteile und ihre Schulen attraktiver zu machen,
damit die Menschen wieder verstärkt Bremen anwählen, weil sie der Überzeugung sind, dass sie hier gute Schulen oder Schularten für ihre Kinder finden – und das ist eine große Sorge, die wir sehr ernst zu nehmen haben –, denen sie vertrauen können. Das ist für sie ein großer Standortfaktor für ihre Wohnsitzwahl!
Ganz kurz zu den konkreten Punkten! Erstens: Ich finde es absolut richtig zu überlegen, ob wir gezielt im Bereich der Lehrerausbildung in der Universität ein Marketing machen. Das Marketing kann aber nicht so platt sein, ich denke, Herr Mützelburg und seine Kollegen haben das auch sicher so nicht gemeint, dass man jetzt bundesweit eine Plakataktion oder Internetaktion macht. Das ist alles richtig und gut, wichtiger erscheint mir aber, gezielt zu überlegen, Anreize für die Studenten zu geben, damit sie wissen, dass sie hier in Bremen eine Perspektive ha
ben. Ganz viele Studenten studieren hier in Bremen und wissen gar nicht, wo sie anschließend ihr Referendariat machen. Es gibt ein paar hundert Anmeldungen und nur 90, wie wir gehört haben, Referendariatsplätze, die wir jetzt konkret anbieten. Das steht in einem krassen Missverhältnis. Die, die hier studiert haben, möchten aber gern auch hier in das Referendariat! Noch schöner für uns Bremer, weil wir unsere Stadt lieben, ist ja, dass die, die ihr Referendariat hier sehr gut machen, natürlich auch hier bleiben möchten. Ich als Senator habe doch ein ganz großes Interesse, dass die besten Referendare dann auch hier verpflichtet werden. Wenn das aber so ist, Herr Mützelburg, dann ist es richtiger, mit denen zu verhandeln und ein Konzept auszuarbeiten, die jetzt bereit sind, hier in den Mangelfächern Informatik, Physik und Mathematik zu studieren, dass wir denen sagen, wenn ihr das anständig mit eurem Examen hinbekommt und wenn ihr auch ein Referendariat macht, geben wir euch den Platz, dann werdet ihr auch nicht im Durchschnitt 34 oder noch älter, wenn ihr euer Referendariat hier anfangt, dann sorgen wir dafür, dass ihr unmittelbar nach eurem Studium nicht noch eine Warteschleife mit entsprechender Bedienungskarriere im Steintorviertel macht, sondern dann werdet ihr hier unmittelbar anschließend euren Referendariatsplatz bekommen. Wenn ihr das Referendariat erfolgreich absolviert, werden wir euch auch einen Arbeitsplatz hier geben! Der wird so attraktiv sein, dass ihr nicht nach NRW, Schleswig-Holstein oder Hamburg abgeworben werdet.
Zweitens: Ich habe mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen, dass ich in der Deputation zweimal Vorlagen vom LIS bekam, in denen die Referendariatsplätze an der vorhandenen Kapazität der Ausbilder definiert wurden. Beim dritten Mal, Herr Mützelburg, Sie haben das ja verfolgt, haben wir das nicht mehr akzeptiert. Ich habe gesagt, jetzt wird sich ausschließlich am Bedarf orientiert: Was sagt der Bedarf in den Jahren 2002, 2003, folgende? Was benötigen wir an Fächern? Danach wird in Zukunft in Bremen im Referendariat ausgebildet. Ich denke, da sind wir absolut d’accord und auf dem richtigen Weg, dass wir dort nicht mehr nach der vorhandenen Kapazität ausbilden. Drittens: Wir brauchen an unseren Schulen in der Tat, und das ist das Hauptproblem, so schnell wie möglich junge Lehrerinnen und Lehrer, nicht erst im Schnitt als Sechsunddreißigjährige, sondern bitte früher. Wir können auch nicht länger warten, meine Damen und Herren, und deswegen begrüße ich auch ausdrücklich diese Initiative. Mir ist es völlig gleichgültig, ob sie von der CDU, den Grünen oder den Sozialdemokraten kommt.
Wichtig ist, dass Sie wissen, dass wir demnächst auf Sie zukommen, um zu sagen, wir brauchen dringend neue Lehrerinnen und Lehrer, wir haben den Gürtel bei uns so eng geschnallt. Alle, die in der Deputation mitarbeiten, wissen, wie eng wir den Gürtel geschnallt haben, und wir werden ihn weiter eng schnallen. Irgendwann aber wird es Grenzen geben. Wir brauchen aber so schnell wie möglich neue Lehrerinnen und Lehrer, und das heißt, wir brauchen frisches Geld! Da werden wir auf Sie zukommen! Es nützt jetzt nichts, dass wir einen Beschluss an die Deputation weiterleiten, die Deputation wird das so zu großen Teilen übernehmen. Das heißt aber, im nächsten Jahr werden wir sagen, liebes Parlament, gib uns die notwendigen Gelder, damit wir nicht erst bis zum Jahr 2003 oder 2004 warten müssen.
Meine Damen und Herren, ich kann all diejenigen nur unterstützen, die sagen, das sind Investitionen in unsere Zukunft, damit wir zukünftig hier die Arbeitsplätze haben und zusätzliche Firmengründungen nicht in Bayern oder Baden-Württemberg vorgenommen werden, sondern in Bremen an der Universität im Technologiepark. Da sollen die Firmengründungen vollzogen werden, und da sollen die neuen Arbeitsplätze entstehen! Dafür brauchen die Firmen hier dann qualifizierte Menschen, die hier leben wollen und die hier ihre Arbeitsplätze finden sollen. Das, finde ich, muss unsere erste Aufgabe sein. Dafür müssen wir aber Geld in die Hand nehmen!
Vorletzter Punkt, Praxissemester: Herr Mützelburg hat es angesprochen, wir müssen die Lehrerausbildung weiter verbessern. Wir vernachlässigen die dritte Phase. Für diejenigen, die keine Bildungspolitiker sind, will ich das erläutern: An der Universität findet die erste Phase statt, im Referendariat die zweite, die ist in enger Kooperation mit der Universität, wenn Sie so wollen, zwischen Praxis und Theorie.
Das ist sehr gut, und ich bin mit Herrn Mützelburg der Auffassung, und wir werden das auch sehr genau prüfen, ob wir nicht wegen das Praxissemesters, das im nächsten Jahr erstmalig durchgeführt wird, die Referendariatszeit sinnvollerweise auf 18 Monate verkürzen sollten. Darüber werden wir zu diskutieren und zu entscheiden haben.
Ich bin aber der Meinung, dass es nicht akzeptabel ist, dass sich Schulen pauschal verweigern und sagen, wir nehmen diese jungen Menschen von der
Universität nicht, die hier ihre Liebe zum Lehrerberuf dadurch jetzt unterstreichen, indem sie für das Praxissemester an die Schulen kommen. Dass ihnen die Tür vor den Kopf geschlagen wird, kann ich als Bildungssenator überhaupt nicht verstehen. Zum Lehrerberuf, Herr Mützelburg, gehört die Liebe zum Kind, die Liebe zum Menschen. Das ist nicht vereinbar mit der Tatsache, dass die Lehrerinnen und Lehrer oder die Schulleiter sich verweigern. Ich weiß nicht, vielleicht ist auch die GEW dahinter, ich vermute das nur, ich kann es nicht belegen. Ich kann das nicht akzeptieren.
Ich möchte die Medaille gern von zwei Seiten sehen. Einerseits ist es ohne Frage eine zusätzliche Belastung, aber andererseits erfahren die Schulen damit auch eine Entlastung. Die Studenten, die an die Schulen kommen, werden in Ausnahmefällen Krankheitsvertretungen machen können, sie können in der Schulorganisation, in der Aufsicht oder bei Klassenfahrten eingesetzt werden. Die Schullandheime, die dringend Anmeldungen für die Schullandfahrten brauchen, werden sich freuen, wenn dann die Studenten mit dabei sind. Man darf das also nicht immer mit einem Auge sehen, sondern muss sehr objektiv sehen, dass da etwas zu verbessern ist!
Die dritte Phase, die sich dann anschließt, ist deshalb so wichtig, weil bisher der Referendar, der das Referendariat abgeschlossen hat, eigentlich allein gelassen worden ist. Es hat keine Teamarbeit stattgefunden. Die Lehrer sind, wenn Sie so wollen, wenn sich die Tür des Klassenzimmers schließt, Einzelkämpfer. Das ist aus meiner Sicht eigentlich zu beklagen. Ich würde mir vielmehr wünschen, dass die Lehrer wesentlich häufiger kommunizieren und stärker miteinander kooperieren im Interesse der Schüler, dass sie sich auch über die verschiedenen Erfahrungen über den Schüler austauschen, damit ein Lehrer, der vielleicht ein ganz negatives Bild hat, einen Schüler auch einmal von einem anderen Kollegen positiv geschildert bekommt. Diese Teamfähigkeit wünschte ich mir absolut verstärkt.
Der letzte Punkt ist: Ich wünschte mir insgesamt, Herr Mützelburg, dass wir dies als eine gemeinsame Aufgabe verstehen, zum Beispiel auch auf der Basis der Bremer Erklärung zur Kultusministerkonferenz, die wird überall, mittlerweile auch international, sehr positiv angesehen. Ich habe sowohl in Krakau beim Europarat als auch bei einer OECDTagung, die vor wenigen Wochen hier in Bremen stattgefunden hat, bemerkt, dass diese Bremer Erklärung sehr positiv angesehen wurde, die das Ansehen unserer Lehrer deutlich stärken soll, die aber auch klar die Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer definiert und sowohl intern als auch extern eine Evaluation unterschreibt.
Es war nicht immer so, dass die Gewerkschaften freiwillig so etwas unterschrieben haben. Es ist fast historisch zu sehen, dass das gelungen ist. Es heißt
aber für mich, dass die Gesellschaft insgesamt verstehen muss, dass sie sich stärker für unsere Schulen einsetzen muss, dass sie die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer stärker unterstützen muss, und das heißt für die Schülerinnen und Schüler ein verstärktes Engagement. Wenn ich sehe, für wie viele Millionen Schäden in unseren Schulen durch Vandalismus, Graffiti und was weiß ich, was da vorkommt, entstehen, dann muss ich sagen, das geht bei den Schülerinnen und Schülern los und bei dem Wegsehen von vielen Lehrerinnen und Lehrern weiter. Ich wünschte mir ein viel stärkeres Engagement auch der Elternschaft, dass sie die Lehrerinnen und Lehrer bei den Elternversammlungen, in den Schulgremien stärker unterstützen. – Vielen Dank!
Wir haben uns hier mehrfach beraten, verehrte Kollegin, ob ein Antrag auf Überweisung eingegangen ist. Er ist hier bei uns definitiv nicht angekommen. Bitte, können Sie noch einmal formulieren, was Ihr Antrag ist?
(Abg. Frau H ö v e l m a n n [SPD]: Ent- schuldigung, dass ich das nicht ordentlich gemacht habe, Herr Präsident! Ich bean- trage Überweisung an die Deputation für Bildung!)
Es ist für den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit der Drucksachen-Nummer 15/514 die Überweisung an die staatliche Deputation für Bildung beantragt worden.
Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) überweist den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit der Drucksachen-Nummer 15/514 an die De
Meine Damen und Herren, bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, darf ich herzlich auf der Pressetribüne Herrn Henryk Wozniak, Vizedirektor der Abteilung für internationale Zusammenarbeit im Marschallamt der Woiwodschaft Pommern in Polen, begrüßen. Herzlich willkommen!