Im Übrigen nimmt die Bürgerschaft (Landtag) von den Mitteilungen des Senats, Drucksachen 15/310 und 15/428, auf die Großen Anfragen der Fraktionen der SPD und der CDU Kenntnis.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Neue Technologie, umfassende, schnelle und weltweit vernetzte Information, Neuer Markt, Beschäftigungsmotor, Mangel an Fachkräften, Qualifizierungsoffensive, Multimedia und Greencard, dies sind die Schlagworte des Wandels in der Arbeitswelt, die uns seit langer Zeit begleiten. Je nach politischer Couleur wurde der Wandel begrüßt oder abgelehnt, die Risiken betont oder die Chancen herbeigesehnt. In Talkshows konnten wir Arbeitgeber, Gewerkschaftsvertreter, Politiker und viele andere, die als Fachleute auftraten, in Pro- und Kontradiskussionen verfolgen.
Ich will die Argumente nicht wiederholen, sondern ich will für die CDU klar machen, dass Arbeit und Ausbildung in Informations- und Technologieberufen der Schlüssel zum Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit an diesem Standort ist.
Diese Tatsache gilt es nicht nur zu akzeptieren, sondern hier gilt es auch, mit ganz konkreten Handlungen die Bausteine zusammenzufügen, die auch in
Bremen und Bremerhaven die Zukunft der Betriebe und damit die Zukunft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sichert. Das ist der Punkt, mit dem wir uns beschäftigen.
Meine Damen und Herren, die Antwort des Senats macht uns deutlich, dass konkrete Bausteine in vielen Bereichen erst noch zusammengetragen werden müssen, damit der Wandel in den unterschiedlichen Bereichen auch gestaltet wird und wir als Politik diesen positiv begleiten können.
Es beginnt bei der schlichten statistischen Erfassung des Wandels in der Arbeitswelt. Das Arbeitsamt kann unsere Fragen leider nicht beantworten, weil die Berufskennziffern des Arbeitsamtes die Systematik im Informations- und Technologiebereich nicht widerspiegeln. Da fragt sich doch jeder, warum denn das Arbeitsamt nicht einfach die Berufskennziffern ändert und Angebot und Nachfrage im Informations- und Technologiebereich statistisch so erfasst, dass aussagekräftige Zahlen vorgelegt werden können.
Die Unsicherheit der Daten setzt sich fort bei der Frage nach den unvermittelten Informatikfachkräften. 140 offene Stellen und 390 Arbeitsuchende gibt es in diesem Bereich, sagt das Arbeitsamt, und jeder praktisch denkende Mensch fragt sich doch sofort, warum denn diese 140 Stellen nicht längst besetzt sind, wenn es solch eine große Nachfrage von Arbeitsuchenden in diesem Bereich gibt. Das erklärt der Senat nach unserer Auffassung recht lapidar mit der Feststellung, dass es offensichtlich Diskrepanzen zwischen Anforderungsprofil in der realen Arbeitswelt und der Qualifikation der Arbeitsuchenden gibt. Anscheinend akzeptiert der Senat diese Diskrepanz, denn was sich ändern könnte und was sich ändern muss, das sagt uns das Arbeitsressort leider nicht, aber ich habe ja auch auf die statistische Erfassung hingewiesen, das wäre ein Baustein.
Ich fordere den Senat und die Arbeitsverwaltung auf, eine statistische Systematik einzuführen, die ein realistisches Bild der Wirklichkeit zeichnet, damit die Betriebe in Bremen und Bremerhaven und wir, die Politik, dann auch zukünftig mit sicheren Zahlen arbeiten und vor allen Dingen planen können.
Das Arbeitsamt und das Land Bremen geben erhebliche Mittel für die Qualifizierung im Informations- und Technologiebereich aus, und das wollen wir weiter tun, und das wollen wir weiterhin auch verstärken. Ich glaube, da besteht Einigkeit in diesem Hause. Gesicherte und nachvollziehbare Zahlen sind hier allerdings die Grundlage für die unterschiedlichen Programme, damit wir passgenau den Menschen ohne Arbeit zu einer zukunftsorientierten Existenz verhelfen können.
Ausbildung ist das eine, meine Damen und Herren, Qualifizierung für den Wandel in der Arbeitswelt das andere. Diese Elemente stehen gleichberechtigt zueinander. Wir handeln hier also nicht alternativ, sondern additiv. Qualifizierungsmaßnahmen sind bereits für rund 300 Arbeitsuchende in Bremen und Bremerhaven angelaufen, und besonders erfreulich ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der bereits in diesem Jahr beendeten Maßnahme ohne Probleme den Weg in den ersten Arbeitsmarkt gefunden haben.
Die Koalition hat in der Arbeitsmarktpolitik einen deutlichen Schwerpunkt in der Qualifizierung im Bereich der neuen Medien gesetzt. Hierzu haben sich die Arbeitsgemeinschaften Multimedia in Bremen und Bremerhaven gegründet, und diese leisten ganz hervorragende Arbeit. Dafür unseren Dank als CDU!
In den Bereich dieser Arbeit gehört auch die Einführung eines gesicherten Qualitätsmanagements bei den Trägern, und da können wir auf wirkliche Erfolge verweisen. Die Qualitätssicherungssysteme und deren externe Überprüfung sind auf Drängen der CDU-Fraktion eingeführt, und wir danken allen Trägern, die diesen Weg hochkreativ mitgegangen sind und diesen auch umsetzen.
Wenn wir, meine Damen und Herren, mit einer breit gefächerten Qualifizierungsoffensive im Informations- und Technologiebereich antreten, und das tun wir, und das werden wir auch weiterhin tun, brauchen wir passgenaue und hochwertige Qualifizierung, die sich am Markt orientiert. Darauf werden wir als CDU-Fraktion weiterhin ganz deutlich unseren Schwerpunkt legen, denn dies ist ein Baustein, auf den wir nicht verzichten können.
Meine Damen und Herren, bei der Bezifferung des Bedarfs an Fachkräften im Informations- und Technologiebereich gibt das Arbeitsressort dann wieder für meine Begriffe etwas unzureichende Schätzungen kund. Das Ressort hat auch sofort die angeblich „Schuldigen“ zur Hand, es sollen die Betriebe sein, die bei der Ermittlung der Bedarfe nicht sofort und zeitnah reagiert haben. Meine Damen und Herren, bei den Ungenauigkeiten der Ermittlung von Zahlen und der damit natürlichen Ungenauigkeit bei der Vermittlung, unter der die Betriebe und die Arbeitsuchenden gleichermaßen zu leiden haben, muss man sich nun wirklich nicht wundern, wenn die Betriebe ihre eigenen Wege suchen und auch finden.
Es ist für die CDU-Fraktion gut vorstellbar, wie den Arbeitsuchenden immer wieder neue Vermittlungsvorschläge des Arbeitsamtes gemacht werden, die leider nicht in eine Einstellung im Betrieb münden, weil das Profil nicht passt, wie der Senat in seiner Antwort ja selbst deutlich ausgedrückt hat. Das ist Frust pur für die Arbeitsuchenden, und das heißt
Verärgerung bei den Betrieben. Hier sind der Senator für Arbeit, gemeinsam natürlich mit den Kammern, und das Arbeitsamt gefordert, zu verbesserten Formen der Zusammenarbeit zu finden.
Ich erinnere, meine Damen und Herren, daran, im Mai hat das Arbeitsressort gemeinsam mit der Handelskammer und dem Arbeitsamt 31 Betriebe aus der Informations- und Technologiebranche eingeladen, um die Arbeitsuchenden mit den freien Stellen zusammenzubringen. Keiner der 31 Betriebsvertreter ist der Einladung gefolgt, und das Arbeitsressort beschwerte sich dann darüber öffentlich in den Medien. Von der in dieser Anfrage deutlich genannten Diskrepanz zwischen freier Stelle und Arbeitsuchenden war in der Presse kein Wort zu lesen. Gerade auch zu den Fragen, wie man zukünftig die Zusammenarbeit verbessern könnte, wie man offen auch kritische Fragestellungen miteinander diskutieren kann, war kein Wort zu finden.
Hier ist ein ganz wichtiger Baustein für den Wandel, meine Damen und Herren, und der heißt für die CDU-Fraktion: Offenheit und Vertrauen schaffen. Die in dieser Antwort zu findenden Schuldzuweisungen des Arbeitsressorts an die Betriebe leisten hierzu leider keinen Beitrag.
Meine Damen und Herren, für die CDU-Fraktion möchte ich hervorheben, dass per 31. Dezember 1999 insgesamt 300 Jugendliche in Informations- und Technologieberufen in den Betrieben in Bremen und Bremerhaven ausgebildet worden sind. Das ist eine ganz hervorragende Zahl, denn es ist Platz eins bei dem kammerstatistischen Vergleich im Bundesgebiet. Ich glaube, hier kann man den Betrieben in Bremen und Bremerhaven ein großes Kompliment aussprechen, was ich an dieser Stelle sehr, sehr gern tue.
Auch wenn leider 21 Bewerber im Jahr 1999 unversorgt geblieben sind, machen diese Zahlen doch deutlich, dass das duale Ausbildungssystem in Bremen und auch in Bremerhaven funktioniert und die Betriebe ihrer Ausbildungsverpflichtung im Informations- und Technologiebereich nachkommen.
Dies alles vor dem Hintergrund, das finden wir auch in der Antwort des Senats, meine Damen und Herren, dass es bislang nur eine sehr geringe Zahl von Betrieben gibt, die über die personelle Ausbildungsinfrastruktur im Informations- und Technologiebereich in Bremen, wie auch in Bremerhaven, verfügen!
der örtlichen Wirtschaft die Berufsfachschule Informatik entwickelt. Das ist eine beispielhafte Initiative, die die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse in diesem Jahr bereits auf 30 gesteigert hat. Besonders erfreulich ist es, dass 90 Prozent der Absolventen dieser Schule einen Ausbildungsplatz in ihrem Informations- und Technologieberuf gefunden haben. Das verstehen wir als CDU-Fraktion unter einem positiven Baustein für den Wandel, vor dem wir alle stehen.
Beim Arbeitsamt in Bremerhaven werden naturgemäß auch kaum noch Ausbildungsstellen im Informations- und Technologiebereich gemeldet, die Betriebe wenden sich nämlich direkt an die Berufsfachschule Informatik. Dies will ich noch einmal betonen, weil sonst die gelieferten Zahlen zu Missverständnissen führen könnten.
Meine Damen und Herren, für Bremen gibt es eine erfreulich ausgeglichene Bilanz zwischen Angebot und Nachfrage bei der Ausbildung in Informationsund Technologieberufen für das jetzt begonnene Ausbildungsjahr. 188 gemeldete Ausbildungsplätze zu 194 Bewerbern, das ist eine Punktlandung. Sie sehen, meine Damen und Herren, in diesem Bereich müssen wir uns in diesem Jahr jedenfalls keine Sorgenfalten anlachen.
Ich beende hiermit erst einmal die erste Runde in meinem Vortrag, meine Damen und Herren, und gehe dann im zweiten Teil auf die schulischen Realitäten und die dort erforderlichen Bausteine ein. — Ich danke vorerst für Ihre Aufmerksamkeit!
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mit dieser Rede möchte ich einfach erreichen, dass ich ins Rathaus eingeladen werde. Bevor ich begründe, warum es sich lohnt, mich ins Rathaus einzuladen, möchte ich Ihnen sechs Thesen vorstellen.
Die Große Anfrage der beiden Koalitionsfraktionen und die Antwort des Senats zeigen erstens deutlich, alle reden von Informations- und Technologieberufen, nur alle verstehen etwas anderes darunter. In der Antwort wird deutlich, dass der eine nicht richtig antworten kann, weil er den Beruf anders definiert. Somit ist das Zahlenmaterial auch ungenau, was Frau Dreyer richtig bemerkt hat. Es fehlt eine genaue Definition von den einzelnen Berufsfeldern, und diese wird immer schwieriger, weil die Arbeitsteilung gerade in den Medienberufen sich immer weiter auseinander entwickelt. Es handelt sich so––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
Zur Frage zwei! Die Ausbildungsbedarfe und Qualifizierungsbedarfe der Firmen wurden gar nicht gemeldet oder konnten nicht ermittelt werden. Das ist doch erstaunlich! Warum können Betriebe das nicht machen? Ich halte das für einen Indikator dafür, dass dieser Begriff „IT“ eigentlich ein Kaugummibegriff ist, den man erst noch einmal vernünftig definieren müsste, ehe man ihn abfragt.