Oh, das hat mit Qualität sehr viel zu tun, verehrte Frau Kollegin! Was in dieser Diskussion immer vergessen wird, ist, wie wichtig die Arbeit in der Grundschule ist. Das Fundament des Lernens und die Grundlage für das weitere Lernen werden in der Grundschule gelegt. Die vier Jahre Unterrichtszeit in der Grundschule umfassen in Bremen 88 Stunden, in Thüringen 100 Stunden, in Bayern 104 Stunden. Wenn ich diese Zahlen vergleiche, meine Damen und Herren, stelle ich selbstkritisch fest, dass wir uns hier in den nächsten Jahren mit Sicherheit mehr werden leisten müssen. Allerdings füge ich auch hinzu, dass wir das im Moment finanziell nicht darstellen können.
(Abg. Z a c h a u [Bündnis 90/Die Grünen]: Ach, Herr Bürger, stehen Sie doch einmal zu einer Aussage!)
Wenn auch heute einige Probleme von der Debatte „Computer in den Schulen“ überlagert werden, meine Damen und Herren, besteht immer noch die wichtigste Aufgabe der Grundschule darin, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen, denn diese Grundfertigkeiten werden auch im Zeitalter des Computers immer noch dringend erforderlich sein.
Ihrer Kritik, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität von Schule in Bremen kaum erkennbar sind, Herr Zachau, vermag ich nicht zu folgen. Ich darf an die Programme zur Erneuerung der Schulbücher und der naturwissenschaftlichen Sammlungen, jährlich immerhin 1,5 Millionen DM, erinnern und an die 20 Millionen DM, die wir für die Anschaffung von Computern bereitgestellt haben mit entsprechender Ausbildung für die Lehrer, das haben wir bei den letzten Haushaltsberatungen deutlich gemacht. Wir werden auch den Unterrichtsausfall weiter reduzieren. Auch ist es ein Merkmal von Qualität von Schule, meine ich, wenn wir diese jährlich mit 24 Millionen DM sanieren.
Berücksichtigt man die Notlagesituation Bremens, sind das ganz beachtliche Summen zur Qualitätsverbesserung von Schule. Dazu zähle ich auch die Einführung der flächendeckenden verlässlichen Grundschule und den Erhalt der vollen Halbtagsschule in abgespeckter Form in sozial benachteiligten Gebieten. Herr Zachau, die Wiedereinführung der vollen Halbtagsschule zu diesem Zeitpunkt zu fordern ist wirklich sehr unseriös, meine Damen und
In den letzten Jahren ist an den Grundschulen ein vielfältiges Fremdsprachenangebot in anwendungsorientierter, spielerischer Form eingeführt worden. Auf dem Weg will diese Koalition fortfahren. Deshalb haben wir auch gesagt: Die Begegnung mit Fremdsprachen soll so früh wie möglich beginnen. Dazu erwarten wir demnächst auch einmal Ihre Vorschläge, Herr Senator.
Das ressortübergreifende Entwurfspapier mit dem Titel „Konzep zur Integration von Zuwanderern und Zuwanderinnen im Land Bremen“ zeigt Handlungsfelder und Schwerpunkte für den Bildungsbereich auf, um die Bildungschancen der Kinder der Zugewanderten zu verbessern. Eigentlich, meine Damen und Herren von den Grünen, müssten Sie in der Berliner Koalition auch einmal einen solchen Antrag gestellt haben, um dies aufzuarbeiten. Ich finde, das ist primär eine Aufgabe des Bundes und weniger der Länder, aber da kommt von Ihnen in Berlin nichts in dieser Hinsicht.
(Beifall bei der CDU — Abg. Frau L i n - n e r t [Bündnis 90/Die Grünen]: Wollen Sie die Kulturhoheit der Länder in Frage stellen?)
Bei dem Aspekt des weiteren Ausbaus integrativer Schulangebote, Frau Linnert, hören Sie gut zu, sind wir grundsätzlich anderer Meinung und sehr zurückhaltend. Wir sind vom integrativen Bildungsansatz nicht überzeugt, wenn auch die letzten Untersuchungen, Frau Hövelmann, hören Sie zu, und lesen Sie das nach, in zwei Bundesländern erneut deutlich gemacht haben, dass die integrativen Gesamtschulen den Fachanforderungen nicht gerecht werden. Sie hängen zum Teil den Schülerinnen und Schülern des gegliederten Schulwesens zwei bis drei Jahre hinterher.
Ja, dann müssen Sie das einmal richtig lesen! Auch wenn beim Sozialverhalten nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt worden sind, tragen wir dennoch der Tatsache Rechnung, dass Eltern ihre Kinder zur Gesamtschule in Bremen schicken wollen. Die Gesamtschulen bleiben finanziell abgesichert. Wir wollen die Standorte beibehalten, sind aber auch nicht unbedingt für eine Ausweitung derselben. Das haben wir bereits am Dienstag gesagt, Herr Zachau.
Ich wiederhole das noch einmal, weil Sie es so gern hören. Wir haben sieben Gesamtschulen in der Stadtgemeinde, aber nur sechs durchgängige Gymnasien, da gibt es noch einen Nachholbedarf.
Denken Sie doch einmal über die Qualität von Schule nach! Das hat etwas mit der Qualität von Schule zu tun.
Ich habe es am Dienstag schon fast aufgegeben, Sie geistig etwas anzuregen. Herr Zachau, es ist unredlich, weil es Ihnen gerade jetzt in den Kram passt, die privaten Gymnasien einzurechnen und einzubeziehen. Wenn es aber um die Bestandssicherung der Privatschulen geht, einschließlich der finanziellen Bestandssicherung, dann gehen Sie auf Tauchstation, dann hört man von Ihnen wenig oder gar nichts. Ich finde das nicht ganz redlich.
Sie haben davon gesprochen, dass alle Begabungsreserven ausgeschöpft und die Stadtteilschulen ausgebaut werden sollen. Meine Damen und Herren, wir haben doch am Dienstag gerade die Debatte um die Ausweitung der Klassenfrequenz in Gesamtschulen geführt. Das ist doch ein Ausbau,
(Widerspruch beim Bündnis 90/Die Grünen — Abg. Z a c h a u [Bündnis 90/Die Grü- nen]: Das ist dann auch die Qualitätsver- besserung!)
Was aber in Ihrer Argumentation, in Ihrem Antrag auch völlig fehlt, wenn Sie schon davon reden, alle Begabungsreserven auszuschöpfen, ist der Punkt, wie das mit dem Ausbau der Gymnasien ist. Da ist in Ihrem Antrag Fehlanzeige. Diesen Punkt, meine Damen und Herren, vermisse ich.
Im Vergleich zu den Bremer Grünen sind da Ihre Kolleginnen und Kollegen in Nordrhein-Westfalen schon viel weiter. Sie wollen die „schulische Kreidezeit“, so heißt es in einem Presseartikel in der „Frankfurter Rundschau“ vom 4. November 1999, verlassen. Sie setzen fortan auf das Leistungsprinzip. Ich darf mit Genehmigung des Präsidenten zitieren:
„Die nordrhein-westfälischen Grünen haben einen scharfen Kurswechsel in der Schulpolitik eingeschlagen. Ihr Minister Michael Vesper kündigte an, dass die Partei alle ideologisch geprägten De
batten der Vergangenheit hinter sich lassen werde. Der Kampf gegen die Gymnasien soll eingestellt, die Gesamtschulen sollen nicht mehr hochgelobt werden. Wer Leistung will, muss Lernen fördern.“ Vesper begründete die neue Schulpolitik seiner Partei mit einem „Zuwachs an Einsicht und Erkenntnissen“.
(Abg. Frau H ö v e l m a n n [SPD]: Zy- nisch war das, Herr Bürger! — Zuruf des Abg. Z a c h a u [Bündnis 90/Die Grünen])
Herr Zachau, die nordrhein-westfälischen Grünen haben sogar noch hinzugefügt, dass sie nichtleistungsfähige Schulen schließen wollen! Denken Sie einmal darüber nach!
Wenn Sie eine enge Verknüpfung, wie in Ihrem Antrag gefordert, von Grundschule und Orientierungsstufe und eine konzeptionelle Verzahnung von Sekundarstufe I und Sekundarstufe II einfordern — das wird im Übrigen seit Bestehen der Schulzentren, seit Anfang der siebziger Jahre, ständig eingefordert, ständig angemahnt —, machen Sie deutlich, dass die Stufenschule nicht funktioniert. Es gibt zu viele Brüche!
Das ist auch bei Ihrer Anhörung zur Orientierungsstufe deutlich geworden. Herr Mützelburg hat ein eklatantes Beispiel gebracht, wie es mit der Zusammensetzung nach der Grundschule ist, wie es mit der Zusammensetzung in den neuen siebten Klassen ist. Das macht doch ganz deutlich die Brüche in den Stufenschulen aus, und von diesen Brüchen gibt es zu viele in der Stufenschule.
Ich will nicht bestreiten, Herr Zachau, dass eine konzeptionelle Verzahnung erforderlich ist, Sie kurieren jedoch an Symptomen und fordern enorm viel Arbeitskraft von Lehrern dafür ein. Wir würden gern eindeutige Schlüsse ziehen. Vier Jahre Grundschulzeit, und mit der fünften Klasse beginnt dann der weiterführende Bereich, und ich füge deutlich hinzu, dass es mehr durchgängige Systeme geben muss. Daraus machen wir überhaupt kein Hehl.
Wir werden die Antworten, meine Damen und Herren, zu unserer Großen Anfrage, auf Anregung der CDU formuliert, zum Komplex Mathematik, Naturwissenschaften, Technik in Schule und Hochschule genauestens auswerten. Da die SPD inzwischen hier auch Handlungsbedarf sieht, bin ich hoffnungsfroh, dass wir den Unterricht in diesen Bereichen verbessern werden. Dazu gehören auch neue Lehrpläne, unter anderem, um auch die Computer als
Bei unserem letzten Gespräch mit Teilnehmern und Siegern von „Jugend forscht“ ist der Ruf nach einer „Jugend forscht“-Keimzelle laut geworden, einem technisch-naturwissenschaftlichen Freizeitheim, das einen Erfinderclub organisieren könnte. Ich finde diese Idee hervorragend, meine Damen und Herren, vielleicht können wir, Frau Hövelmann und Herr Senator Lemke, in diese Richtung gemeinsam etwas bewegen. Ich finde das eine ganz erfreuliche und hervorragende Idee.
Auch wenn sich bei den Grünen Aufgeschlossenheit gegenüber bestimmten bildungspolitischen Themen, wo auch Handlungsbedarf besteht, zeigt, annehmen, Herr Zachau, das hat Herr Brumma bereits deutlich gemacht, werden wir Ihren Antrag nicht, weil bei bestimmten Punkten eben ein bildungspolitischer Duktus deutlich wird, dem wir nicht folgen wollen.
Substantiell, muss ich deutlich sagen, Herr Zachau, enthält Ihr Antrag auch nichts Neues bis auf einige Punkte, das ist aus unseren beiden Ausführungen auch deutlich geworden, die die Koalition aufgegriffen hat und die sich auch in der Umsetzung befinden, andere werden wir zeitnah aufnehmen. Wir werden kontinuierlich im Rahmen des finanziell Darstellbaren die Schulqualität weiter verbessern. Aber, meine Damen und Herren von den Grünen, einen Fünfjahresplan brauchen wir dafür nun wahrlich nicht.
Der große Wurf grüner Bildungspolitik, Herr Zachau, ist der vorliegende Antrag nicht. Aber ich füge hinzu: Es war schön, noch einmal über einige Punkte geredet zu haben. — Danke schön!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir vier kurze Bemerkungen zur Diskussion! Erstens: Herr Zachau, es ist eigentlich relativ logisch, dass es in einer OECD-Untersuchung Unterschiede in den finanziellen Aufwendungen gibt. Wenn man den zeitlichen Aufwand, also die Wochenstundenzahl an den deutschen Schulen, die Sie ja auch addiert haben, unterschiedlich nach Ländern berücksichtigt, wie von Herrn Bürger vorgetragen, dann ist eigentlich ziemlich klar, dass diejenigen Industriestaaten oder vergleichbaren Nationen mit Ganztagsschulen im Bereich der Grundschulen deutlich mehr Geld ausgeben, als dies zum Beispiel an den Bremer Schulen der Fall ist, die in der
ersten und zweiten Schulklasse ja ausschließlich 20 und in der dritten und vierten Klasse 24 Unterrichtsstunden anbieten.
Von daher ist das also nicht von vornherein eine Missachtung oder eine deutliche Schlechterstellung, sondern es ist bewusst von den Verantwortlichen gesagt: In der ersten und zweiten Klasse wollen wir den Schülerinnen und Schülern zunächst einmal nur 20 Unterrichtsstunden anbieten, man kann auch sagen, zumuten. Ob das so richtig ist, gehört auf den Prüfstand. Aber da, und das haben alle anderen Redner bereits ausgeführt, sind wir durch die Einführung der verlässlichen Grundschule auf einem absolut vernünftigen und guten Weg.
Ich habe mir heute gerade von meinen Behördenmitarbeitern vorstellen lassen, wie die Planungen im Augenblick laufen. Ich kann Ihnen sagen, ich glaube, wir werden im Herbst, wenn wir das kritisch verfolgen, sehr angenehm von der positiven Vielfalt überrascht sein, die immer deutlicher werdende Zusammenarbeit zwischen den Trägern und den Schulen. Das, muss ich sagen, habe ich heute sehr positiv so zur Kenntnis genommen, und es stimmt mich positiv, dass wir auf dem von Herrn Zachau oder von den Grünen geforderten Weg zu einer Einrichtung der Grundschule als Lern- und Lebensraum sind.
Ich sage das bewusst, weil es eben heißt, wir werden den Kindern nicht ausschließlich Unterricht zumuten. Das kann man bei Erst- und Zweitklässlern noch nicht, dass sie von morgens acht Uhr bis 14 oder 15 Uhr nur unterrichtet werden. Das will ich unseren Kindern auch bewusst nicht zumuten, sondern wir wollen hier jetzt den Kindern von acht bis 13 Uhr die verlässliche Grundschule anbieten, vielleicht in Zukunft auch nicht mehr auf ganz freiwilliger Basis, wie wir jetzt im ersten Schritt angefangen haben, sondern vielleicht demnächst, nach einer sinnvollen Evaluierung, auch verbindlich.
Ich gestehe ein, bei einer besseren Haushaltslage werden wir dann auch vielleicht qualitativ noch strengere Maßnahmen anordnen oder durchführen, was die Qualifikation der Betreuer angeht. Das ist ja ein Punkt, der im Augenblick sehr heftig umstritten ist, obwohl sich auch diese Frage mittlerweile durch die Praxis geglättet hat.