Protocol of the Session on February 19, 2025

Frau Kollegin, es liegt eine Meldung zu einer Zwischenbemerkung des Kollegen Jörg Baumann von der AfD-Fraktion vor. – Sie haben das Wort.

Sehr geehrte Frau Kollegin, ich habe nur eine ganz kurze Frage. Es geht um das 1,5-Grad-Ziel. Die Erwärmung soll nicht mehr als 1,5 Grad betragen. Die Frage ist, von welcher Gradzahl auszugehen ist, wenn sich das Klima nicht um 1,5 Grad steigern soll. Ganz einfach.

Bitte, Frau Kollegin.

Herr Kollege, wenn wir uns hier mit Studien beschäftigen, dann gehe ich davon aus, dass bei einem Wissenschaftler wie Herrn Hahn ein Student, der eine Arbeit abgibt, die sich auf eine einzige Studie bezieht, wissenschaftlich nicht bestehen kann.

(Zurufe von der AfD)

Ganz ehrlich, diese Zahl werden die Wissenschaftler festlegen und nicht wir Politiker.

(Lachen bei der AfD)

Danke schön. – Nächster Redner ist für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der Kollege Martin Stümpfig. Herr Kollege, Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag von der AfD verdeutlicht aufs Neue, wie wissenschaftsfeindlich diese Partei ist. Die zitierte Studie zeigt auf, dass in einem lokal sehr eng begrenzten Bereich – Frau Schorer-Dremel hat es gerade schon erwähnt – bei bestimmten Wetterlagen teilweise bodennahe Erwärmungen auftreten können; aber nur lokal sehr eng begrenzt und auch nur sehr kurzfristig. Überregional hat es keinen Einfluss.

Kolleginnen und Kollegen von der AfD, wenn Sie die Studie zu Ende lesen würden, dann hätten Sie das schon erkannt. Die fossilen Energien sind es, welche die Erdatmosphäre überhitzen, und die Windkraftanlagen tragen zur Reduzierung bei Überhitzung bei. Dieser Effekt ist der entscheidende und bei Weitem stärker. Das ist auch das Fazit der Studie. Der Antrag von der AfD ist Humbug und entbehrt jeglicher Grundlage.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Auf Basis von derart falschen Argumenten wollen Sie von der AfD alle Windräder in Deutschland abreißen, die mittlerweile ein Drittel der Stromerzeugung liefern. Sie wollen alles abreißen und uns in die Fänge von Putin treiben. Das ist eine Gefahr für unsere Energieversorgung. Das ist eine Gefahr für unser Klima, aber auch für unsere Sicherheit und für unsere Demokratie. Wir sagen ganz klar Nein.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Es sind die fossilen Energien, die unser Klima überhitzen. Das sind Kohle, Öl und Gas, und aus diesen Energieträgern müssen wir aussteigen, und zwar so schnell wie möglich. Mich freut es sehr, dass wir mittlerweile aufgrund dessen, was die Bundesregierung mit Robert Habeck geleistet hat, auf einem sehr guten Weg sind, dass wir einen starken Ausbau erneuerbarer Energien haben, dass die dreckigen Technologien immer weniger auf den Markt kommen.

Mich freut es sehr, dass morgen, Donnerstag, um 23:59 Uhr das letzte Kohlekraftwerk in Bayern vom Netz geht.

(Zuruf von der AfD: Zolling ist das modernste Kohlekraftwerk in Europa!)

Das Kraftwerk Zolling wird abgeschaltet, und das ist ein Riesenerfolg für die Energiewende.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Das Kraftwerk Zolling hat eineinhalb Millionen Tonnen CO2 pro Jahr produziert. Jedes Jahr! Jetzt brauchen wir es nicht mehr.

(Widerspruch bei der AfD)

Das Kraftwerk Zolling ist viel zu unflexibel. Bis dieses Kraftwerk hochfährt, wird es gar nicht mehr gebraucht.

(Widerspruch bei der AfD)

Wir brauchen hochflexible Kraftwerke, wie zum Beispiel Batterien- oder Gas- und Wasserstoffkraftwerke, weil es nur noch darum geht, die Lücken von Sonne und Wind zu schließen. Das sind die Träger unserer Energieversorgung der Zukunft. Die Kohlekraftwerke sind dafür zu unflexibel, Atomkraftwerke erst recht. Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien.

Herr Kollege, es liegt eine Meldung zu einer Zwischenbemerkung vor. – Das Wort hat der Abgeordnete Jörg Baumann von der AfD-Fraktion.

Herr Kollege, auch an Sie die ganz einfache Frage: Von welcher Gradzahl ist auszugehen, wenn sich das Klima nicht um 1,5 Grad erwärmen soll? Geben Sie einfach nur die Gradzahl an. Sie wollen die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen. Sagen Sie jetzt einfach nur die Gradzahl, von der ausgegangen wird.

Ich habe es verstanden. Sie können gerne einmal in die Statistiken blicken. In Bayern haben wir aktuell eine Durchschnittstemperatur von 10,27 Grad. Das kann ich Ihnen sogar bis auf die zweite Kommastelle sagen. Wir hatten vor 100 Jahren noch eine Durchschnittstemperatur von 7,5 Grad in Bayern. Wenn Sie es ausrechnen, sehen Sie, dass wir in Bayern jetzt schon bei 2,8 Grad Erwärmung liegen. Die 1,5 Grad werden anhand einer weltweiten Durchschnittstemperatur bemessen.

Wenn Sie ein bisschen wissenschaftliches Verständnis hätten, könnten Sie sehen, dass zur weltweiten Durchschnittstemperatur einfach 1,5 Grad dazugezählt werden. Wir in Bayern haben diesen Wert schon überschritten. Das können Sie einmal dem Vizeministerpräsidenten Aiwanger erklären. Er hat im Wirtschaftsausschuss gesagt: Die ganzen Prophezeiungen der Klimawissenschaftler sind doch gar nicht eingetreten. – Mit ihm haben wir wirklich einen Klimawandelleugner.

(Beifall bei den GRÜNEN – Lachen bei der AfD)

Ich bin heute noch davon geschockt, was Wirtschaftsminister Aiwanger im Ausschuss gesagt hat.

Herzlichen Dank. – Nächste Rednerin ist die Kollegen Marina Jakob für die Fraktion der FREIEN WÄHLER. Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Vizepräsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe AfD, Sie fordern in Ihrem Antrag, dass die Staatsregierung eine Studie in Auftrag geben soll, um die Folgen des katastrophalen Windkraftausbaus auf Bodentemperatur und auf lokale Strömungssysteme zu ermitteln. Sie begründen das mit einem über sechs Jahre alten Artikel in der Zeitschrift "Joule". Was steht in dem Artikel? – Ich sage es Ihnen, weil Sie anscheinend nicht verstanden haben, was darin steht. Ich werde es Ihnen auf Deutsch sagen, weil es vielleicht an Ihrem Englisch liegt.

Die Autoren Miller und Keith gehen von folgendem Szenario aus: Der gesamte Strombedarf in den USA würde vollständig mit Windenergie gedeckt werden. Betrachtet wurden damals die Temperaturen von bestehenden Windparks in Texas und in Iowa in Bodennähe. Wir reden von riesigen Windfarmen, von mehreren Hundert Windrädern auf einer Fläche in Texas. Unter dem Link, den Sie in Ihrem Antrag angegeben haben – herzlichen Dank dafür –, schreiben die Autoren des Beitrags eine ganze Reihe von Gründen, warum dieses Ergebnis nicht eins zu eins auf andere Regionen, wie hier in Deutschland, übertragbar ist.

(Zuruf von der AfD: Darum wollen wir ja die Studie!)

Zum Wichtigsten: Die Autoren schreiben in der Studie ganz klar: Windenergie führt der Atmosphäre nicht mehr Wärme zu. Ich wiederhole es: Windenergie führt der Atmosphäre nicht mehr Wärme zu. Das ist auch logisch; denn was passiert bei einem sich drehenden Windrad? – Durch die vom Windrad verursachten Turbulenzen kann kalte Luft vom Boden aufsteigen und sich oben mit der wärmeren Luftschicht durchmischen. Dadurch kann die wärmere Luft in die untere Schicht, und die Temperaturen steigen etwas an. Oben wird es etwas kühler. Es ist lediglich eine kleine Umverteilung der Luftschichten. Dieser Effekt, wie Sie ihn angesprochen haben, Herr Prof. Hahn, tritt fast nur nachts ein, weil es dort am Boden wärmer ist.

(Widerspruch bei der AfD)

Das betrifft nur die kleinen Flächen und nur den unmittelbaren Umkreis. Einer der beiden Autoren, Lee Miller, betont übrigens selbst in der Zeitschrift "Physics Today" im August 2020: Es geht beim Effekt der Windräder lediglich um das Durchmischen von Luftschichten. Dieser Mechanismus sei vollkommen unabhängig von den Mechanismen des Klimawandels. Dass es im direkten Umkreis von Windrädern in Bodennähe etwas wärmer ist, ist im Übrigen wirklich ein alter Hut, und das macht man sich in manchen Gegenden – wie Sie schon gesagt haben – beim Weinanbau und bei Obstplantagen zunutze. Auch ich kann hier ein Bild hochhalten, wie das aussieht.

(Die Rednerin hält ein Bild hoch)

Um Weinreben vor Frost zu schützen, werden in Kanada bereits seit den späten 1990er-Jahren Windräder eingesetzt. Das kanadische Landwirtschaftsministerium berichtet bereits 2010, dass zu diesem Zweck in Ontario fast 500 Windmaschinen betrieben wurden.

(Tanja Schorer-Dremel (CSU): Windmaschinen oder Windräder?)

In Westaustralien kommen Windräder beim Avocado-Anbau als Frostschutz zum Einsatz.

Zusammenfassend kann man also sagen: Auf das globale Klima haben Windräder überhaupt keinen Einfluss, und der kleinteilige, lokale Effekt ist seit Jahrzehnten bestens bekannt und wird in der Landwirtschaft auch genutzt. Eine Studie seitens der Staatsregierung ist deswegen absolut nicht notwendig. Sie verschwendet nur unnötig Steuergeld, und deswegen lehnen wir den Antrag ab.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN, der CSU und den GRÜNEN)

Herzlichen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin ist die Kollegin Anna Rasehorn für die SPD-Fraktion.

Sehr geehrtes Präsidium, liebe Kolleg:innen der demokratischen Fraktionen! Uns liegt heute wieder einmal ein Antrag vor, der eine Studie zu den angeblich negativen Klimaeffekten der Windkraft fordert. Allein in der Begründung wird schnell klar: Hier geht es nicht um Wissenschaft, und hier geht es auch nicht um ernsthafte Forschung. Es geht allein darum, Zweifel zu säen. Dabei ist die Faktenlage klar. Schon eine kurze Google- oder Faktenchecker-Anfrage seitens der Antragsteller:innen hätte klargemacht: Es gibt bereits zahlreiche Untersuchungen zu dem Thema. Meine Vorredner:innen haben es gesagt: Das MaxPlanck-Institut, der Deutsche Wetterdienst, die Universität Leipzig – alle stellen

klar: Es gibt keinerlei Beweise, dass Windräder das Wetter oder das Klima wesentlich beeinflussen.

Besonders peinlich ist: Die AfD führt eine Studie aus den USA von 2018 an. Auch darauf sind die Vorredner:innen schon eingegangen. Selbst die Autoren sagen in der Studie selber, dass Windenergie langfristig umweltfreundlicher ist als fossile Brennstoffe. Die Studie selbst wurde schon 2018 von vielen Expert:innen kritisiert und infrage gestellt. Ich zitiere Prof. Mark Z. Jacobson von der Stanford-University, der diese Studie als zu hundert Prozent falsch bezeichnet. Das hat auch eine Studie 2020 aus Tschechien noch einmal verdeutlicht.

Noch deutlicher wird es bei dem angeblichen Einfluss auf Windströmungen. Der renommierte Forscher Dr. PD Axel Kleidon hat im Jahr 2023 gezeigt: Selbst bei einem massiven Ausbau der Windkraft auf 200 Gigawatt – das war das vereinbarte Ziel von uns – bis 2050 wären nur 2,4 % der durch Reibung verlorenen Windenergie durch die Windkraftanlagen beeinflusst. Das ist ein zu vernachlässigender Wert. Es gibt also keinerlei signifikanten Einfluss auf das Wetter oder gar das Klima. Auch das werfen Sie ganz gerne einmal durcheinander.

Kurz gesagt: Der Antrag fordert eine Untersuchung, für die es schon längst Forschungsgelder gibt. Dafür sollen wir unsere Steuergelder hergeben. Das Problem der Antragsteller:innen ist nicht, dass es keine Erkenntnisse gibt,

(Gülseren Demirel (GRÜNE): Ja!)

sondern dass ihnen die Ergebnisse einfach nicht passen.

(Beifall bei den GRÜNEN)