Deshalb werde ich in den kommenden vier Jahren die Digitalisierung im Freistaat Bayern mit einer halben Milliarde Euro voranbringen.
Das sind 200 Millionen Euro mehr als bisher geplant. Neben der Infrastruktur fördern wir jetzt das Knowhow noch mehr. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, das haben wir in der Staatsregierung so vereinbart. Ich werde das gemeinsam mit Ihnen allen voranbringen. Die Devise lautet: Innovation fördern und Wachstum sichern. Deshalb stelle ich Ihnen heute zehn Punkte für die Digitalisierung Bayerns vor.
Punkt eins: Unser Ministerpräsident, Kollege Ludwig Spaenle und ich werden noch vor der Sommerpause das Zentrum Digitalisierung.Bayern in Garching eröffnen. Wir bündeln dort die Kompetenzen von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Gründern.
Mit Professor Broy haben wir eine wirklich herausragende Persönlichkeit als Gründungspräsidenten gewonnen. 20 neue Professuren und Forscherteams, verteilt über ganz Bayern, werden neue Erkenntnisse liefern. Im gesamten Land werden fünf Plattformen unsere Wirtschaft auf Schlüsselfeldern für die Digitalisierung fit machen, Ideen einspeisen, Projekte initiieren und Kooperationen mit der Wirtschaft fördern. Im Mittelstand und in den Großkonzernen werden neue Technologien erforscht und erprobt. Erste Projekte sind bereits in der Bewilligungsphase. Stellvertretend sage ich dir, lieber Markus Blume, herzlichen Dank für die wertvollen Beiträge der Fraktion. Gemeinsam haben wir diese Brücke von der Forschung zur Wirtschaft geschlagen.
Die erste Plattform soll die Industrie 4.0 mitprägen. Über das Internet oder firmeninterne Netzwerke werden Menschen, Maschinen, Produkte und ganze Unternehmen miteinander verbunden. Deshalb wird der Ablauf in der Automobilindustrie in Zukunft anders sein. Bestellung, Design, Konfiguration, Planung und Produktion eines Autos werden komplett miteinander verzahnt. Damit können individuelle Wünsche praktikabel in Serie gefertigt werden. Die Bestellungen für Einzelteile werden autonom an die Zulieferer übertragen, die benötigten Teile entsprechend hergestellt und punktgenau in den Produktionsprozess eingespeist. Das sind dynamische Wertschöpfungsketten der Industrie 4.0. Diese werden die Fabrik der Zukunft
Die zweite Plattform: Vernetzte Mobilität. Die Vernetzung zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln wird neue Möglichkeiten, aber auch Konkurrenzen schaffen. Das wird in der Tat eine Herausforderung für die Automobilbauer. Deren Weltmarken sind bei uns zu Hause. Ihre Fahrzeuge werden künftig komplett in die Kommunikationsnetze eingebettet sein. Sie werden den Verkehr effizienter machen, weil sie Staus vermeiden helfen. Wir werden zwischen München und Nürnberg mit der A 9 die Teststrecke für autonomes Fahren vor unserer Haustür haben. Ich will mit IT-Plattformen und Telekommunikationsnetzen helfen, die Lücke zwischen Theorie und serienreifer Anwendung rasch zu schließen. Wir wollen, dass auch in Zukunft die besten und intelligentesten Autos in Bayern fahren.
Plattform Digitale Gesundheit: Wir werden in der Medizintechnik gewaltige Fortschritte erleben, zum Beispiel durch die Zukunftsfabrik in Würzburg beim Süddeutschen Kunststoff-Zentrum, lieber Oliver Jörg. Mit modernsten 3-D-Scan- und 3-D-Druckverfahren werden orthopädische Prothesen zum Beispiel für Kinder entwickelt. Das spart nicht nur Kosten, es spart vor allem schmerzhaftes und aufwendiges Anpassen. Insofern kann Digitalisierung auch Leid mindern.
Wir werden die Gesundheitswirtschaft und die IT in Bayern zusammenführen. Mit dem Medical Valley in Erlangen haben wir ein international herausragendes Spitzencluster. Wir wollen, dass die Gesundheitsversorgung in Bayern in Zukunft auch wirkt.
Plattform Energie: Smart Grids sind notwendig, um erneuerbare Energiequellen einzubinden und sie effizient zu nutzen. Der Verbrauch und die Speicher müssen koordiniert werden. Ich werde das zusätzlich mit einem 10.000-Häuser-Programm unterstützen und so den Einstieg in innovative, digital gesteuerte Stromnetze beschleunigen. Wir wollen die Stromversorgung in Bayern fördern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die fünfte Plattform "IT-Sicherheit" ist mir später noch einen Extrapunkt wert.
Im Rahmen dieser Plattformen entstehen Projekte, die gerade für den Mittelstand die enormen Chancen der Digitalisierung verständlich und überhaupt erst nutzbar machen. Weitere Plattformen können noch dazukommen. Lieber Erwin Huber, als maßgeblicher Initiator der Cluster-Offensive von früher weißt du, welchen Wert die Vernetzung hat. Du hast einen unglaublichen Input für das Zentrum Digitalisierung.Bayern geliefert. Nun ist diese Initiative das größte Kooperationsprojekt in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa.
Punkt zwei: Bildung. Wir brauchen eine Kette digitaler Ausbildung. Ich schlage deshalb einen "Masterplan Digitale Bildung" vor. Die Lebens- und die Arbeitswelt wird sich fundamental verändern. Deshalb sage ich: Digitale Endgeräte dürfen künftig in der Schule nicht nur im Informatikunterricht eine Rolle spielen. Wir brauchen die Digitalisierung als Kulturtechnik und Querschnittsaufgabe. Lieber Ludwig Spaenle, ich weiß, du ebnest hier den Weg. Jedes Kind sollte im Besitz eines Medienführerscheins sein. Jedes Kind sollte in der Schule eine digitale Lernumgebung vorfinden. In den Schulen muss es heißen: Raus aus der Kreidezeit – ran an die Whiteboards und die Tablets.
Aber es geht noch um mehr: Programmiersprachen sind heute genauso wichtig wie Fremdsprachen. Das zeigen auch die neuen attraktiven Berufsbilder, die einen Top-Wirtschaftsstandort wie Bayern ausmachen: Big-Data-Analyst, Content-Manager oder Webdesigner. Die berufliche Bildung und die Universitäten müssen sich daran anpassen. Daneben müssen wir die Einstellung zum Unternehmertum ändern und verbessern. Das ist eine Haltungsfrage.
Meine Damen und Herren, damit komme ich zum dritten Punkt: Bayern soll sich zum Top-Gründerland in Deutschland entwickeln. Im IT-Bereich sollen bis zum Jahr 2020 1.000 neue Gründungen zusätzlich zu den technologieorientierten Gründern entstehen. Wir brauchen diese Dynamik. Deshalb optimieren wir die Bedingungen für Start-ups konsequent und Schritt für Schritt. Für die Finanzierung haben wir eine neue Fondsgeneration in der Startphase und einen Wachstumsfonds aufgelegt. Damit lässt sich Beteiligungskapital bis zu einer halben Milliarde Euro für High-TechGründer in Bayern mobilisieren. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist deutschlandweit ein einzigartiger Schub für die Gründerfinanzierung. Wir erwarten, dass der Bund endlich die vereinbarte Wachstumsfinanzierung steuerrechtlich unterstützt.
Wir bauen das "werk1.Bayern" in München zu einem Gründerzentrum für Internet und digitale Medien aus. Wir kümmern uns um bezahlbare Büroräume. Wir stellen moderne Labors. Außerdem bilden wir Netzwerke. Es ist eine Blaupause; denn wir werden in die Fläche gehen. Mein Ziel ist ein Zentrum für digitale Gründer in jedem Regierungsbezirk von vergleichbarem Format. Interessierte Standorte in ganz Bayern sollen sich bewerben. Das gilt auch für die schon bestehenden Gründerzentren. Wir werden in digitale Gründerzentren in ganz Bayern investieren.
Punkt vier: Ein erfolgreiches digitales Ökosystem in Bayern muss international vernetzt und international sichtbar sein. Deshalb sorgen wir dafür, dass Bayern in den weltweiten Partnerländern bei Delegationsreisen, auf Messen und mit Auslandsrepräsentanzen einen starken Auftritt hat.
Digitale Gründer müssen ihren Blick schon frühzeitig auf die globalen Märkte ausrichten, um dauerhaft erfolgreich sein zu können. Wir wollen ihnen den Zugang zu Kooperationen mit Wissenschaft und Wirtschaft in anderen digitalen Leitregionen der Welt verschaffen. Wir werden zudem über Invest in Bavaria die Sichtbarkeit Bayerns als führender Standort in der Digitalwirtschaft erhöhen und weitere digitale Unternehmen zum Beispiel über Businessmatchings anwerben. Dabei bringen wir unsere Flaggschiffe mit Gründern aus der ganzen Welt zusammen. Mein Ziel ist es, nicht nur besser zu sein als Berlin. Ich will in derselben Liga wie Tel Aviv und London spielen. Das ist mein Ziel.
Punkt fünf: Um nicht von der technischen Entwicklung abgehängt zu werden, braucht jeder Betrieb in Bayern eine digitale Strategie. Ich werde mit meinem Haus die Entwicklung bei den KMU und Start-ups anschieben. Wir werden einen einfachen und unbürokratischen Digitalbonus einführen, der für alle Bereiche der Digitalisierung, einschließlich der Software, eingesetzt werden kann. Damit unterstützen wir die Unternehmen dabei, Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle zu untersuchen und neu aufzusetzen.
Wir werden IT-Sicherheit auf dem neuesten Stand einführen. Damit werden wir den Anwendern im produzierenden Gewerbe, im Handwerk, im Handel und im Dienstleistungsbereich zur Seite stehen. Der Digitalbonus ist ein Anreiz, um in die Zukunft zu investieren. Ich sage Ihnen: Das gibt es nur in Bayern.
Die bayerischen Handwerkskammern haben die Herausforderung erkannt. Sie stellen gerade die Ausbildungsordnungen auf den Prüfstand. Das ist in der Tat der richtige Weg, um die digitale Innovation in die berufliche Bildung hineinzutragen. Wir werden im Rahmen unserer Initiative "Handwerk digital" gemeinsam mit Handwerkskammern und Forschungsinstituten das Potenzial der Digitalisierung in den verschiedenen Branchen identifizieren und Pilotprojekte am Markt erproben. Wir wollen, dass unser Handwerk auch in Zukunft meisterhaft ist.
Für den mittelständischen Einzelhandel starten wir das Modellprojekt "Digitale Einkaufsstadt Bayern". In ausgewählten Städten werden wir den mittelständischen Einzelhandel an die Erfordernisse des E-Commerce-Zeitalters heranführen und dabei neue Wege ausprobieren, die auch auf andere Städte übertragen werden können.
Für unseren Tourismus setzen wir bereits jetzt auf moderne Informationsangebote für Marketingzwecke oder Onlinebuchungen. Lieber Klaus Holetschek und lieber Klaus Stöttner, darauf bauen wir auf. Wir werden Best-Practice-Beispiele im digitalen Marketing mit einem neuen Preis ehren und den Tourismuszielen einen Leitfaden an die Hand geben, um das digitale Marketing vor Ort voranzubringen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sehen, wir werden die gesamte Wirtschaft Bayerns auf die Digitalisierung ausrichten. Es geht um die Wirtschaft 4.0. Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft wird uns mit ihrem Zukunftsrat dabei hervorragend begleiten. Mir ist es wichtig, dass kleine und mittelständische Unternehmen digitale Dienste nutzen und davon profitieren. Ich will einen kraftvollen Impuls für den Einstieg des bayerischen Mittelstandes in das digitale Zeitalter geben.
Sechstens: Daran anschließend werde ich die Technologieförderprogramme des Freistaats umbauen. Derzeit fördern wir Einzeltechnologien. Die Digitalisierung verändert aber die Grenzen der Branchen und der Geschäftsmodelle. Oft finden die Innovationen an den Schnittstellen statt. Deshalb kommen unsere Förderprogramme auf den Prüfstand. Wir werden die Förderung der Digitalisierung und ihrer Konsequenzen in den Mittelpunkt stellen. Wir werden verstärkt integrative und innovative Systemlösungen und damit mehr Demonstrationsvorhaben und mehr Marktnähe fördern. Wir werden unsere Zielgruppe erreichen: die
kleinen und die mittelständischen Unternehmen in ganz Bayern. Und wir werden unser Ziel, sie für die Digitalisierung fit zu machen, erreichen.
Punkt sieben: Die Schlaglöcher auf den Datenautobahnen müssen weg. Wir packen es an und investieren 1,5 Milliarden Euro. Das ist dreimal so viel wie im ganzen Rest Deutschlands.
Die Wirtschaft wird aber bald noch schnellere Geschwindigkeiten brauchen. Länder wie Japan, Südkorea und Taiwan sind schon heute mit riesigen Geschwindigkeiten über Glasfaseranschlüsse unterwegs. In der digitalen Welt sind natürlich die Telekommunikationsnetze die Lebensadern der Wirtschaft. Deshalb geht die Staatsregierung bei dieser wichtigsten Infrastrukturaufgabe zu Recht mit Riesenschritten voran. Das ist eine riesige Leistung.
Punkt acht: Daten müssen sicher sein. Ansonsten kann der Schaden in der Tat gigantisch werden, etwa wenn es um Fehler oder gar Manipulationen bei den digitalen Steuerungen unserer Grundversorgung geht. Die Internetkriminalität hat die deutsche Wirtschaft in nur zwei Jahren 54 Milliarden Euro gekostet. 54 Milliarden!
Der BIHK hat die IT-Sicherheit richtigerweise ganz oben auf die Agenda gesetzt. Ich sehe darin eine riesige Chance, unsere großen Stärken in der Sicherheitstechnologie überhaupt auszuspielen und mit der IT, mit neuen Geschäftsmodellen und hochwertigen Arbeitsplätzen zu verknüpfen. Wir beraten deshalb auch die Unternehmen mit Experten bei der Gefahrenabwehr. Deshalb hat mein Haus auch die Entwicklung eines Werkzeugkastens unterstützt: Zwölf Schritte zum Bau eines Schutzwalls für die digitale Welt! Damit nicht genug, ich will die Entwicklung geeigneter Instrumente über das "Zentrum Digitalisierung.Bayern" weiter vorantreiben.
Wie ich vorhin schon gesagt habe, ist die IT-Sicherheit eine der fünf zentralen Plattformen. In diesem Rahmen werden wir das Fraunhofer-Institut zu einem Sicherheitskompetenzzentrum von nationaler und europäischer Bedeutung gemeinsam mit der bayerischen Wirtschaft ausbauen. Wir sind beim Cloud Computing und bei der IKT führend. Diesen Kompetenzvorsprung wollen wir ausbauen. Bayern soll IT-Sicherheitsstandort Nummer eins in Deutschland sein.