"Das Kind im Mittelpunkt: Leistungsdruck reduzieren neue Konzepte für das Gymnasium entwickeln", das ist unser Ansatz. Das führt zu keinem Chaos, sondern steuert die notwendigen Dinge einfach nach.
Das heißt: Wir müssen die Schulzeit bis zur zehnten Klasse stabil halten und entlasten sowie die Belastung der Schülerinnen und Schüler dort deutlich herunterfahren. In der Oberstufe kann man dann, weil die Schülerinnen und Schüler älter und auch belastbarer sind, vieles in die Selbstverantwortung der Schüler geben und ihnen auch Zeitressourcen geben, wenn sie notwendig sind.
Das bedeutet: Von der fünften bis zur zehnten Klasse brauchen wir eine stabile Zeit mit Entlastung, mit einem Zurückfahren der Pflichtstundenzahlen und einem neuen pädagogischen Konzept. Wie das geht, Herr Staatsminister, haben Sie schon beim Besuch des Gymnasiums in Oettingen erfahren können. Auch der Bildungsausschuss war auf meine Anregung hin dort und hat gesehen, wie selbstgesteuertes Lernen, also eine andere Pädagogik, Schülerinnen und Schüler entlasten kann. Das ist zwar möglich, wie Sie immer sagen, aber bei 413 Gymnasien bisher kaum umgesetzt. Sie sagen: Ja, wir sind auf dem Weg zu einer Ganztagsschule im Gymnasium. - Davon kann aber wohl keine Rede sein, wenn gerade einmal 33 von 413 Gymnasien gebundene Ganztagsklassen haben. Von wegen Ganztagsschule!
Ich möchte Sie und Ihr Haus zum Schluss auffordern, noch einmal darüber nachzudenken und umgehend ein pädagogisches Konzept vorzulegen; denn wir haben keine Zeit mehr. Wir haben Schülerinnen und Schüler im System. Wir brauchen hier ganz schnell Veränderungen. Eine dieser Veränderungen und eines dieser Konzeptbestandteile muss sein, dass Sie einmal darüber nachdenken, wie man eine flexible Schulzeit ermöglichen kann. Wir plädieren dafür, diese flexible Zeit in die Oberstufe zu legen und die Mittel- und Unterstufe deutlich zu entlasten. Bisher haben wir dazu aus Ihrem Hause kaum etwas gehört. Wir können noch hoffen nach dem Prinzip: Man soll die Hoffnung nie aufgeben. - Aber offensichtlich ist da aus Ihrem Hause nicht allzu viel zu erwarten.
(Beifall bei der SPD - Franz Maget (SPD): Wenn die es nicht machen, dann machen wir es in zwei Jahren!)
Sehr geehrter Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Güll, Sie wissen, dass ich Sie wirklich schätze. Aber ich werte die Aktuelle Stunde und Ihren Beitrag heute als Schadensbegrenzung für die SPD;
denn der Kultusminister sowie die CSU und die FDP wissen genau, was sie wollen. Aber wer hat hier vor eineinhalb Wochen einen Ballon steigen lassen? Wer hat hier wirklich billigen Wahlkampf gemacht? Wer hat denn hier das G 9 als zusätzliches Angebot und damit eine Teilrückkehr zum G 9 gefordert? - Das war Ihr Kandidat. Deswegen ist es nach den verheerenden Kommentaren bayernweit nachvollziehbar, dass die SPD jetzt eine Rolle rückwärts macht und Schadensbegrenzung betreibt. Dazu herzlichen Glückwunsch!
Ich finde es gut, sehr geehrter Herr Kollege Güll, wenn der Münchner Oberbürgermeister die Bildungspolitik entdeckt.
gleich einmal um die maroden Schulgebäude in München, um die heruntergekommenen Toiletten und um die zu geringe Zahl von Räumen kümmern, die verhindern, dass in München Ganztagsangebote stärker ausgebaut werden können.
(Franz Maget (SPD): Ihr wolltet doch gar keine! Ihr wusstet ja gar nicht, was das ist! - Zuruf von der SPD: Gibt es jetzt nur noch das Thema Ude?)
- Sehr geehrter Herr Maget, ich bin dankbar für den Zwischenruf. Aber das ist lange her, schon Jahre, wenn Sie es mitbekommen hätten. Wir haben dazugelernt; das ist richtig.
In Bayern gibt es seit Jahren eine massive Offensive zum Ausbau der Ganztagsangebote, weil Eltern dies wollen und brauchen. Aber in München stockt der Ausbau, weil die Stadt München die Räume nicht schafft. Deswegen sollten Sie endlich dazu beitragen, dass die Ziele, die Sie hier verkünden, auch umgesetzt werden können.
Ich bedanke mich für die Aufregung; denn Sie bestätigen damit, dass es bei Ihrem Kandidaten größte Versäumnisse gibt. Deswegen verstehe ich Ihre Aufregung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, unser Ziel ist es, dass jede Schülerin und jeder Schüler entsprechend ihren und seinen Begabungen einen Weg zum bestmöglichen Abschluss bekommt. Daher ist es aller Mühe wert, zu diskutieren und sich darüber auszutauschen, wie Schule gestaltet und auch wie Schule verbessert werden kann. Unsere Maßstäbe hierbei sind Qualität und Gerechtigkeit. Sie wissen, daran richten wir unsere Bildungspolitik aus. Für uns ist ein differenziertes, qualitätsvolles öffentliches Schulsystem, so wie es in Bayern besteht, am gerechtesten. Das Gymnasium ist dessen Flaggschiff. Es hat die He
rausforderungen zweier unterschiedlicher Strukturen G 8/ G 9 - hervorragend bewältigt. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei den Schulen, den Lehrern und den Eltern ganz herzlich bedanken.
Wir sind aber froh, dass es jetzt nur noch ein Gymnasium gibt, das bayerische Gymnasium, dass es nur noch einen Lehrplan, nur noch eine Stundentafel, nur noch eine Kollegstufe bzw. die Qualifizierungsphase und ein einheitliches Abitur gibt. Das Letzte, was wir wollen, ist eine Situation, von der wir froh sind, dass sie vorbei ist, jetzt durch Strukturänderungen wieder einzuführen. Für die CSU möchte ich klarstellen: Wir wollen keine Parallelstruktur von G 8 und G 9. Schön, dass die SPD nach eineinhalb Wochen verheerender Kommentare wieder zur Vernunft gekommen ist.
Leider ist zu beobachten, dass Sie immer wieder den gleichen Fehler machen. Sie versuchen, Zeit, Energie und Ressourcen immer in Strukturveränderungen für alle zu investieren, gleich ob in Gemeinschaftsschule oder G 9, und wir versuchen, individuelle Angebote für die Schülerinnen und Schüler zu machen. Genauso ist auch die Aussage des Ministers zu verstehen.
Das G 8 ist jetzt einmal durchgelaufen, das neunjährige Gymnasium ist ausgelaufen. Insofern haben wir ein bayerisches Gymnasium. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, dies ist ein guter Zeitpunkt, Bilanz zu ziehen. Das machen wir auch intensiv. Wir haben schon einen ersten Bericht im Ausschuss entgegengenommen; die Fraktionen befassen sich mit dem Thema; wir werden eine Anhörung durchführen, und wir wissen auch, dass wir Weiterentwicklungen brauchen.
Aber man kann schon feststellen: Das achtjährige Gymnasium, das bayerische Gymnasium, hat sich bewährt. Es entspricht, nicht nur, was die Länge betrifft, jetzt dem Standard in Deutschland und Europa, sondern es hat auch eine grundlegend neue Konzeption, die sich bewährt hat: Stärkung des Grundwissens, Stärkung der Kernfächer, Stärkung der Kernkompetenzen. Es ist gut, dass bei diesem Gymnasium mit den Intensivierungsstunden ein Instrument für eine verbesserte individuelle Förderung geschaffen worden ist. Es ist gut, dass sich das Gymnasium zum Beispiel durch die P- und die W-Seminare geöffnet hat. Am achtjährigen Gymnasium hat sich der Übertritt ins Gymnasium erhöht, die Zahl derer, die zum Abitur kommen, hat sich erhöht, auf der anderen Seite ist die Zahl der Pflichtwiederholer gesunken. Insgesamt ist dies eine gute Bilanz. Das G 8 hat eine gute Substanz, auch für die Weiterentwicklung.
Jetzt geht es um diese Weiterentwicklung und darum, dass wir fördern und fordern wollen, aber ohne zu überfordern. Vorab möchte ich feststellen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass man das Abitur, die allgemeine Hochschulreife, natürlich nicht ohne Leistungsbereitschaft, nicht ohne Anstrengung erwerben kann. Im Sport ist das allgemeingültig. Da versteht es jeder. Aber es wäre gut, wenn auch alle Schülerinnen und Schüler am Gymnasium wissen: Ein Abitur bekommt man nicht geschenkt.
Auf der anderen Seite sehen wir, dass es Schüler gibt - nicht alle, auch nicht die Mehrheit -, die mehr Zeit brauchen. Da ist es doch sinnvoll, sich nicht um die Struktur als Ganzes, sondern um diese Schülerinnen und Schüler zu kümmern. Genau in diese Richtung gehen auch die Vorschläge des Kultusministers.
- Hören Sie einfach zu. - Erstens geht es darum, die Intensivierungsstunden, die es ja schon gibt und die viel Geld kosten, besser zu nutzen,
um Wiederholungen zu vermeiden. Zweitens. Wenn wiederholt werden muss oder wenn jemand wiederholen will, sollte dieses zusätzliche Jahr pädagogisch besser genutzt werden. In vielen Gesprächen haben wir die Rückmeldung bekommen und wissen auch selber, dass man dieses Jahr noch stärker nutzen sollte, um Schwächen abzubauen, und nicht für Dinge, die man im Jahr vorher schon gelernt und auch gut abgelegt hat. Drittens ist zu fragen, wie man für jene, die es brauchen, ein Intensivierungsjahr anbieten kann. Darüber werden wir mit den Gymnasiallehrern, mit den Direktoren und mit den Eltern in einen Dialog treten und darüber sprechen, wie wir solche Angebote entwickeln können.
Wichtig ist auch, dass die Ganztagsschule weiter ausgebaut wird. Ich bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass das seit Jahren ein großer Schwerpunkt der CSU, der FDP und der Bayerischen Staatsregierung ist und dass die Ganztagsschule auch gut angenommen wird. Es wäre gut, wenn die Kommunen die Möglichkeiten, die das Sonderprogramm "FAG plus 15" bietet, auch nutzen. Ich möchte darauf hinweisen: München hat anscheinend so viel Geld, dass dort dieses Angebot nicht genutzt wird. Das finden wir bedauerlich, weil hier der Ausbau der Ganztagsangebote stockt.
Wir werden uns auch den Lehrplan anschauen. Der Auftrag ist erteilt. Wir wollen eine Überarbeitung, die die Stärkung der Kompetenzorientierung zum Ziel hat.
Die Bildung ist und bleibt ein Investitionsschwerpunkt der CSU. Der letzte Doppelhaushalt, der aktuelle Haushalt und der Nachtragshaushalt beweisen das. Wir werden, was die Ganztagsschulen anbetrifft, zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen. Wir werden für die Verbesserung der Unterrichtsversorgung zusätzliche Mittel und Stellen zur Verfügung stellen, wir werden auch zusammen mit den Philologen und mit den Eltern neue Instrumente ausprobieren, zum Beispiel eine integrierte Lehrerreserve oder die Erhöhung der eigenverantwortlichen Budgets.
Ich glaube, dass wir damit auf einem guten Weg sind, dass die Wahlkampfparolen der letzten eineinhalb Wochen, die ich verstehe, nun der Vergangenheit angehören - Herr Güll, vielleicht können Sie einmal mit Ihrem Kandidaten reden - und dass wir das gute bayerische Gymnasium jetzt wirklich in der Sache weiterentwickeln.