chen. Ich greife Ihr Ruder-Zitat gerne auf. Bildung in Bayern hat in der Tat etwas mit dem Rudern zu tun; denn alle kommen am gleichen Tag zum Rennen, aber der eine hat ein Motorboot, der andere hat ein Kanu, wieder ein anderer hat ein Schlauchboot, der nächste hat ein altes Boot, ein anderer hat nur ein Ruder mitgebracht, und der nächste kommt mit einer Nussschale. Körperlich sind alle gleich, sie haben nur unterschiedliche Ausstattungen. Wir können uns alle vorstellen, dass die Etappen für die Ruderer unterschiedlich hart sein werden, aber – manche halten das für gerecht – alle haben zum Erreichen des Ziels die gleiche Zeit. Wenn es der im alten Boot oder der mit der Nussschale nicht schafft, muss er eben einen Umweg fahren oder aussteigen. Damit will ich eines deutlich machen: In Bayern bekommt nicht jedes Kind die gleiche Chance.
Bildungserfolg wird vererbt; Bildungserfolg ist abhängig vom Geldbeutel der Eltern und vom Wohnort. Am schlimmsten trifft es Migrantenkinder. Das sind nämlich diejenigen, die in der Nussschale rudern. Sie bleiben doppelt so häufig sitzen. 6,6 % von ihnen machen Abitur, 16,5 % verlassen die Schule ohne Abschluss und Migrantenkinder finden schlechter einen Ausbildungsplatz. 1998 stammten 27,4 % der Lehrlinge der Handwerkskammer München aus Migrantenfamilien; 2005 waren es nur noch 11,9 %.
Ihr eigener Bildungsbericht – ihn haben Sie heute leider nicht zitiert – bescheinigt Ihnen doch: Ihr System ist nicht gerecht, und es ist auch nicht durchlässig. Ihre Aussagen dazu bestreite ich vehement. Die Durchlässigkeit des bayerischen Schulsystems gehört ins Reich der Märchen. Dieses Märchen wird auch nicht dadurch wahrer, dass Sie es oft genug erzählen. Dirk aus Goldbach hat es geschafft. Das finde ich gut. Ich frage Sie aber: Wie viele andere haben es noch geschafft? Darüber können Sie keine Auskunft geben. Ich habe Sie nämlich einmal schriftlich danach gefragt.
Das bayerische Bildungssystem ist durchlässig, aber nur nach unten. Frühe Bildungsentscheidungen sind kaum mehr zu revidieren. Der Rahmen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von der CSU, den Sie den bayerischen Schulen verpasst haben, passt nicht mehr. Bildung in Bayern ist ungerecht; Bildung in Bayern ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit,
weil Bildung in Bayern viele Kinder zurücklässt. Wir brauchen eine pädagogische Reform. Viele Lehrerinnen und Lehrer sind dazu bereit. Sie brauchen nur einen anderen Rahmen. Sie brauchen eine andere Schule. Wir müssen den pädagogischen Wandel mit dem demografischen Wandel verknüpfen.
Herr Minister Schneider, ich gebe Ihnen in einigen Dingen recht. Jedes Kind ist unterschiedlich; jedes hat seine Begabungen und Talente, und jedes muss diese bestmöglich einbringen. Ich will auch kein Klassendenken,
Das, was wir auf den Weg gebracht haben und der Minister in seiner Regierungserklärung hervorragend dargelegt hat, haben wir nicht irgendwo am Grünen Tisch entworfen, sondern das geht auf Erkenntnisse zurück, die wir bei zahlreichen Besuchen vor Ort und als Ergebnis von Diskussionen, denen wir uns gestellt haben und bei denen kritisch-konstruktiv Anregungen gegeben wurden, gewonnen haben. Wir haben auch Informationen von den Medien bezogen. Wenn bei einer BR-Umfrage kleinere Klassen, mehr Lehrer und mehr Ganztagsschulen gefordert wurden, dann ist etwas geschehen. Wenn Kollege Maget behauptet, es habe sich nichts verändert, dann muss ich fragen: Wo leben die Mitglieder der Opposition eigentlich?
Wir haben kleinere Klassen, wir haben mehr Lehrer und wir haben mehr Ganztagsschulen. Herr Kollege Maget, bitte vermeiden Sie eines: Sie diskriminieren mit Ihren Aussagen – das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern nur eine Bitte, die sich einzig auf die gebundenen Ganztagsschulen beziehen soll – alle offenen Ganztagsformen, die die Menschen vor Ort haben wollten. Gerade diese Angebote sind von vielen Schulen gewollt.
Bitte nehmen Sie zur Kenntnis: Wir haben beim G 8 eine Nachjustierung vorgenommen, die gut angenommen wird. Wir haben die Stärkung der Hauptschule nicht nur auf den Weg gebracht, sondern auch mit Substanz gefüllt. Wir haben – hören Sie doch einmal zu, Herr Kollege Pfaffmann – mehr Verwaltungsangestellte eingestellt. Auch bei der Jugendsozialarbeit haben wir eine Beschleunigung hinsichtlich der Verbesserungen erreicht, die vorher nicht angedacht war.
Wenn Frau Kollegin Tolle Migration als wichtiges Problemfeld anführt, dann ist das richtig. Aber die Sprachförderung sowie die weiteren Angebote haben das Ziel, Verbesserungen zu erreichen. Das bitte ich doch im Interesse der Redlichkeit der Auseinandersetzung, die vielleicht ein paar Monate vor der Wahl von der Opposition als nicht mehr so notwendig angesehen wird, anzuerkennen.
An Ihrer Seite wurde kein Dankeschön an den Minister dafür ausgesprochen, dass ein zweites Institut für die Ausbildung von Förderlehrern im Süden Bayerns eingerichtet worden ist. Dazu habe ich von Ihnen kein Wort gehört. Auch zu den Verbesserungen bei den Mobilen Reserven, um Unterrichtsausfall zu vermeiden – kein Wort von der Opposition. Auch bezüglich der Tatsache, dass eine Beschleunigung der Verbesserung auf den Feldern eingetreten ist, die Sie immer wieder angesprochen haben, Herr Maget – ein kleines Wort des Dankes wäre schon angebracht gewesen. Wir können aber auch so hervorragend leben.
Frau Kollegin Tolle, ein kleiner Widerspruch zu Ihren Aussagen: Wir haben in Bayern – genauso wie in anderen Ländern – unterschiedliche Talente und deswegen müssen diese unterschiedlichen Talente auch unterschiedlich gefördert werden. Wenn ich mich mit der Frage beschäftige, wie diese Vorgabe am Besten umgesetzt wird, dann be
Wir haben dann allerdings vonseiten der Opposition – wie schon fast erwartet – etwas erlebt, das wir als biblischen Befund, aus dem Gedächtnis heraus, bei Jesaja in Kapitel 6, Vers 8 folgende, als Verstockungsbefehl – –
Verstockungsbefehl, Herr Kollege. Bitte nehmen sie irgendwann einmal die Bibel zur Hand, dann können Sie das nachlesen.
Der Verstockungsbefehl bezieht sich darauf, dass eine wahre Botschaft vermittelt wird, aber die Menschen einfach nicht hören können oder nicht hören wollen. Diese Menschen sitzen heute hier, und zwar von mir aus gesehen links bei der Opposition. Ich werde diesen von mir hergestellten Bezug auch belegen. Herr Kollege Maget, Sie wären bestens beraten, wenn Sie jetzt nicht telefonieren, sondern zuhören würden. Sie haben gesagt, Sie wären draußen im Lande gewesen. Nach dem, was Sie von sich gegeben haben, bin ich aber sehr im Zweifel darüber, welches Land Sie meinen. Meinen Sie die Vereinigten Staaten von Amerika und den dortigen Wahlkampf oder die Situation hier im Freistaat Bayern? Von Letzterer haben Sie keine Ahnung.
Wenn Sie von Schulstrukturen reden, Herr Kollege Maget, dann stellt man sich die Frage, wovon Sie eigentlich reden: Meinen Sie bei der Einheitsschule die Gesamtschule, meinen Sie bei der Regionalschule die Einheitsschule oder die Gesamtschule, meinen Sie bei der Regionalschule die Situation, dass alle Schularten unter einem Dach sind, oder meinen Sie, wenn Sie von dreigliedrig sprechen, das mehrgliedrige Schulsystem in Bayern? Das ist die erste Frage, aber ich komme noch zu den Einzelheiten.
Bei Frau Kollegin Tolle war das Ganze etwas sachlicher, in Teilbereichen fundierter, aber in den Folgerungen diametral völlig falsch. Hier ist etwas auf Scheinfundamenten gebaut und auch darauf werde ich noch eingehen. Wenn Sie Zweifel an all den Dingen haben, über die wir hier im Landtag debattieren, dann bitte ich Sie, wenn Sie hier bei der Regierungserklärung nicht zugehört haben, doch einmal nachzulesen und die Fakten zur Kenntnis zu nehmen, wonach Leistungsstudien belegen, dass wir in Bayern auf einem sehr hohen Leistungsstand sind, das Beste zum Wohl unserer Kinder leisten und entsprechend die Rahmenbedingungen zimmern. Wenn die Jugendarbeitslosigkeit in Bayern unter 3% liegt, während sie in anderen Ländern weit höher ist, dann ist das eine Tatsache, die auch die Opposition nicht wegreden kann.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, wenn Sie sich die Resultate der aktuellen Meinungsforschung ansehen – im Internet findet man dazu vieles –, dann erkennen Sie: Die Lösungskompetenz bei der Bildung liegt mit überwältigender Mehrheit bei der CSU.
Die Regionalschule, die Sie als Einheitsschule propagieren, bedeutet Ungerechtigkeit und in gewisser Weise Zentralismus.
Ich stelle fest: Mit der Einführung der Regionalschule würde eine erfolgreiche Schulart, nämlich die Realschule, zerstört. Außerdem würde damit die berufsqualifizierende Wirkung der Hauptschule insgesamt behindert. Herr Kollege Maget, Sie haben gesagt, wir würden die Hauptschulen im Stich lassen und sie zusperren. Das ist lächerlich. Wir machen die Hauptschule leistungsfähig.
Die zwei Jahrgangsstufen der Teilhauptschulen waren nicht mehr zukunftsfähig. Nach der Stärkung der Hauptschule verfügt diese Schulart über eine gute Struktur. Ich sage Ihnen: Wir wollen unsere Schulstandorte weiterhin erhalten, sowohl bei den Grundschulen als auch bei den weiterführenden Schulen. Das geschieht nach dem Motto: Kurze Beine, kurze Wege.
Herr Kollege Pfaffmann, wir betreiben keine Volksverdummung. Sie können das gerne versuchen. Sie werden dafür die Quittung vom bayerischen Volk bekommen.
Wir haben viel erreicht. Der Weg stimmt. Sie behaupten, es wäre nichts geschehen. Ich empfehle Ihnen deshalb, sich den Nachtragshaushalt anzusehen. Achten Sie dabei nicht nur auf die 2245 zusätzlichen Stellen, mit denen unter anderem die Stärkung der Hauptschulen vorangetrieben wird. Frau Kollegin Tolle, wir haben keine vergessenen Kinder. Genau das Gegenteil ist der Fall.
Wir haben die Wartelisten weitgehend abgeräumt. Unser Ministerpräsident hat mit Blick auf die nächsten Jahre weitere 1000 zusätzliche Lehrer netto pro Jahr zur Verbesserung der Situation zugesagt. Verehrte Kolleginnen
komme ich eine ganze Reihe harter Fakten – nicht ideologisch, sondern wissenschaftlich exakt, nachlesbar und belegt. Beispiel: Fend-Studie. Wir haben das mehrfach angesprochen. Der große Gesamtschulbekenner Helmut Fend – von mir hoch geschätzt, ich habe seine Werke mit großem Gewinn für mich persönlich gelesen, wenn es um die Theorie der Schule gegangen ist und all die anderen Dinge, die er wissenschaftlich exakt erforscht hat – sagt, er sei noch nie so enttäuscht gewesen wie jetzt, wenn er die Ergebnisse seiner Studie in Hessen bekannt geben muss. Dort kam eine Langzeitstudie zu dem Resultat, dass das gegliederte Schulwesen der Einheitsschule weit überlegen ist, und zwar nicht nur bei der Leistung, sondern auch hinsichtlich der Minderung sozialer Disparitäten. Das hat wie eine Bombe eingeschlagen.
Deshalb verstehe ich, dass die Opposition völlig verzweifelt sein muss. Ich habe von Ihnen nur Ausführungen in Bezug auf die Vergangenheit gehört. Nehmen wir die Lehmann-Studie, auch LIFE-Studie genannt, aus Berlin. Der Berliner Senat hat diese in Auftrag gegeben und dann sollte sie unter Verschluss gehalten werden, weil auch durch diese Studie eindeutig belegt wurde, dass die Einheitsschule in Bezug auf die Kinder und die Lebenschancen der Kinder versagt.
Der Herr Minister hat Sie mehrfach darauf hingewiesen – ich mache es gern noch einmal, auch wenn ich fast fürchte, dass es nicht hilft, man muss sich aber immer wieder intensiv bemühen –: Lesen Sie einmal bei der Pisa-Studie 2003 das Kapitel 9.2 und die folgenden.
Für denjenigen, der die Daten nicht versteht, sind sie in diesem Abschnitt im Klartext erläutert. Dort steht eindeutig, dass die bayerische Bildung gut und gerecht ist. Wenn Sie auch das nicht glauben und weiter in die Ferne gehen wollen, sage ich Ihnen: Bei einer Dialogveranstaltung der CSU war Professor Dr. Neumann von der Universität Lüneburg anwesend. Er hat das gegliederte Bildungswesen wissenschaftlich exakt mit der Einheitsschule verglichen. Das Resultat war für die Einheitsschule vernichtend. Er hat ein klares Bekenntnis zur gegliederten Bildung abgegeben.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition! Die Regionalschule, wie sie von der SPD und von Verbänden gefordert wird, ist schon rein logisch keine Lösung; denn die Kinder bleiben die gleichen, egal wie die Schule heißt, an der sie sind. Wir haben etwa 1050 Hauptschulen und 330 Realschulen. Wenn ich diese Schulen in einen Topf werfe, erhalte ich rund 1400 Standorte. Wie aber wird dort das Niveau sein? Wie werden die Schulwege aussehen? Werden das Kleinschulen oder Zwergschulen? Wer wird diese Schulen betreuen? Würden wir eine Anpassung der Qualität nach unten vornehmen, würden wir die Schüler heillos unterfordern. Das wäre eine Versündigung an den Talenten der Kinder, die eine gerechte Bildung brauchen.
gilt es zu nutzen. Die Opposition dagegen ist Weltmeister im Schlechtreden der Hauptschule und des G 8. Sie ignoriert beständig die erfolgreiche Nachjustierung. Ein Oppositionspolitiker hat sogar, völlig ahnungslos, behauptet, am G 8 würden Intensivierungsstunden gestrichen. Tatsächlich haben die Schulen 28 Budgetstunden und rechnerisch 14 Intensivierungsstunden, die hälftig erteilt werden.
Diese 28 Stunden verbleiben bei den Schulen. Sie befinden sich offenbar in einem riesengroßen Tal der Ahnungslosigkeit. Deshalb kann ich es verstehen, warum Sie kein Wort zu den Lehrplänen oder zu den Profilierungsmöglichkeiten, die die Schulen haben, gesagt haben. Sie haben auch nichts zur zielgerichteten Gestaltung der Oberstufe und kein Wort des Dankes zu dem Angebot für Hochbegabte gesagt. Herr Kollege Maget, hier sind wahrlich keine Kürzungen vorhanden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Einladung meiner Fraktion zur Mitarbeit an Sie besteht nach wie vor. Bisher habe ich dazu leider wenig gehört.