Protocol of the Session on May 9, 2018

Deshalb lässt sich Heterogenität nicht einfach erklären, auch nicht durch den Verweis auf einen bestehenden oder aber nicht gegebenen Migrationshintergrund. Heterogenität heißt bei spielsweise in den Grundschulen in Klasse 1, dass Kinder, die schon lesen können, in derselben Klasse sitzen wie Kinder, die noch nicht einmal einen Stift halten können. Da eine Ge meinsamkeit zu entwickeln ist für Lehrerinnen und Lehrer ei ne große Herausforderung, bei der wir sie besser unterstützen müssen.

Die Heterogenität in den Realschulen war schon immer sehr, sehr groß. Deshalb war es überfällig, dass wir darauf reagie ren, indem in unterschiedlichen Gruppen individuelle Förde rung erfolgen kann. Auch da gilt: Wir bauen im Endausbau auf 20 Poolstunden aus; Kollege Röhm hat es erwähnt. Das ist das, was Realschuleltern, der Realschulverband, die Real schullehrerinnen und -lehrer als richtig empfinden. Wir stär ken, um genau auf diese Heterogenität im Sinne von indivi dueller Unterstützung, im Sinne von Gruppenunterstützung

und im Sinne von Leistungsorientierung tatsächlich optimal reagieren zu können.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Deshalb ist es richtig, dass wir damit erreichen, dass die Re alschulen weiterhin eine tragende Säule unseres Schulsystems bleiben. Deshalb gibt es ein klares Bekenntnis dieser Regie rung zu den Realschulen im Land.

Frau Boser, Sie haben es angesprochen: Dass wir das Konzept kontinuierlich begleiten und bewerten, uns auch zutrauen, zu korrigieren, um es auf dieser Basis noch besser zu machen – unter Einbindung der Schulen, der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern –, das ist richtig; das ist auch notwendig, und das werden wir auch tun.

So habe ich beispielsweise bei den Poolstunden – das Thema Poolstunden wurde angesprochen; bei denen ist ja vom Grund satz her vorgesehen, sie direkt in die Schulen und in die Ver teilung der Staatlichen Schulämter zu geben – festgelegt, dass wir auch im zweiten Jahr die Poolstunden komplett an die Schulen geben. Denn wir haben Vertrauen, dass die Schulen damit einen optimalen Umgang finden.

Wir werden dann gemeinsam bewerten müssen, wie wir in Zukunft damit umgehen. Wir sind lernfähig auf der Basis des Gesprächs und dessen, was man uns rät. Wir haben ein gutes Konzept. Aber nichts ist so gut, dass es nicht noch besser wer den kann. Das werden wir uns entsprechend anschauen. Des halb: ein klares Bekenntnis zu den Realschulen im Land und noch einmal vielen Dank an alle, die dieses Konzept mitge tragen haben. Es war überfällig, und es ist genau der richtige Weg.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen und der CDU sowie Abge ordneten der FDP/DVP)

Herr Abg. Kleinböck, bit te, für die SPD-Fraktion.

Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen, liebe Kollegen! Kollege Balzer, das Thema Homo genität, die Mär von der Homogenität – das muss ich Ihnen nicht noch einmal erzählen – haben wir hier schon oft genug diskutiert. Das gilt auch ein Stück weit für den Kollegen Timm Kern – leider –, der ja auch kein Freund der Binnendifferen zierung ist. Wir haben das aber in unserer Ausbildung auch nicht so gelernt. Ich habe allerdings mittlerweile vielfach ge sehen, wie gut das funktioniert.

Kollegin Boser und Kollege Röhm, ob Sie da wirklich im Ge spräch mit den Realschulen sind? Leichte Zweifel habe ich an dieser Stelle schon.

In einem gebe ich Ihnen, Frau Ministerin, recht: Die Stärkung der Realschulen und die Auseinandersetzung mit diesem The ma waren überfällig. Deshalb haben wir das auch in der letz ten Legislaturperiode aufgegriffen. Gelegentlich wird uns ja vorgeworfen, wir hätten zu viel gemacht. Dass wir das nicht gleich zu Beginn machen konnten, war einfach der großen An zahl von Aufgaben, die wir vorgefunden haben, geschuldet.

(Lachen des Abg. Dr. Friedrich Bullinger FDP/DVP)

Wann wurde das Realschulreferat abgeschafft? Diese Frage sollten wir vielleicht noch einmal klären. Denn ich weiß schon, dass unter Schwarz-Gelb, vor 2011, die Realschulen eigentlich nichts hatten. Insofern muss man jetzt nicht anfan gen, so zu tun, als ob das prima Zustände gewesen wären.

(Beifall bei der SPD)

Frau Ministerin, Sie haben gesagt, Sie hätten nicht den Ein druck, dass ich oder wir vonseiten der SPD im Gespräch mit den Realschulen wären, und Sie fragten sich, mit wem wir da gesprochen haben. Ich kann Ihnen einmal ein paar Punkte be nennen, die uns in den Gesprächen immer wieder vorgetragen werden. Einen Teil können Sie aber auch in unserem Wahl programm von 2016 nachlesen.

Wir hatten uns eindeutig dafür ausgesprochen, dass jetzt, beim Aufbau der Poolstunden, parallel dafür gesorgt wird, dass ins besondere die Schulleitungen in den Realschulen gestärkt wer den müssen. Da ging es um die Frage: Wie wird der Beruf des Realschulrektors attraktiver? Wie machen wir das denn mit Abteilungsleitern in Realschulen? Vielleicht müssen wir auch da die Fragen, die vor Ort gestellt werden, stärker aufnehmen. Wir wissen, dass große Realschulen Anspruch auf einen Kon rektor haben. Aber vielleicht wird dieses System analog zu Vorbildern wie Bayern irgendwann ein wenig umgestellt, so dass auch die Arbeit an den Realschulen wieder etwas attrak tiver wird.

Frau Ministerin, die CDU diskutiert ganz aktuell wieder über die Wertevermittlung. Wie wäre es denn, wenn Sie endlich den Ethikunterricht auch an den Realschulen einführen und dies nicht nur vage für das Schuljahr 2019/2020 ankündigen würden?

Was ist denn mit der Informatik in den Realschulen? Im nächsten Schuljahr soll das Fach ab Klasse 7 als Wahlfach ein geführt werden. Haben Ihnen die Fachleute vor Ort nicht er klären können, dass es besser wäre, das als Wahlpflichtfach einzuführen, um das MINT-Profil an den Realschulen zu stär ken – so, wie es an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien ge plant ist?

Sind Ihnen die Probleme mit dem Fach Französisch als Wahl pflichtfach bekannt? Vielleicht müssen wir einmal darange hen, das zu evaluieren. Wenn man schon ab Klasse 6 das Wahlpflichtfach Französisch wählen muss, damit man in Klas se 7 das Fach Französisch überhaupt belegen kann, macht das wenig Sinn; es ist problematisch, diejenigen, die sprachtalen tiert sind, schon so frühzeitig auszusortieren und in Klasse 6 zu verprellen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Ich habe leider nur noch wenig Zeit, aber zwei Punkte sind mir aus Gesprächen mit den Fachleuten vor Ort noch wichtig. Ein Punkt betrifft die Schulverwaltung.

(Zurufe: Es gibt eine Frage! – Glocke der Präsiden tin)

Ich schaue gerade nach Ihrer Sprechzeit. Lassen Sie noch eine Zwischenfrage des Abg. Dr. Kern zu?

Ja, wenn Sie die Uhr anhal ten. Ich habe noch drei Sätze zu sagen. – Timm, bitte.

(Zurufe)

Sehr geehrter Herr Kolle ge Kleinböck, Sie versuchen wortreich, zu erklären, warum die SPD die Realschulen für richtig, wichtig und stärkenswert hält,...

... und erläutern, was Sie da alles wollen und was die Landesregierung tun müsste.

Erklären Sie mir doch bitte einmal, warum es, als die SPD in der letzten Legislaturperiode das Kultusministerium stellte, kein eigenes Realschulreferat mehr gab. Die SPD wollte zu sammen mit den Grünen ein Zweisäulensystem in der Schul struktur in Baden-Württemberg umsetzen: zwei Säulen, be stehend aus Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Da finde ich keine Säule Realschule. Können Sie diesen Widerspruch vielleicht aufklären?

Lieber Kollege Kern, uns wird so oft vorgeworfen, dass wir in dieser Zeit viel zu viele Punkte angegangen wären. Die Schulverwaltung auszubauen Richtung Gemeinschaftsschule war eine richtig große Aufga be.

(Zuruf des Abg. Winfried Mack CDU)

Die Gemeinschaftsschule als neue Schulart zu installieren war eine richtig große Aufgabe. Im nächsten Schritt haben wir uns den Realschulen zugewendet und sie mit Poolstunden ver sorgt, und erstmals wurde ein Realschulkonzept erstellt. Das muss man doch einfach zur Kenntnis nehmen.

Insofern haben wir in der letzten Legislaturperiode schon sehr viel getan, was auch die Stärkung der Realschulen beinhaltet hat.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Timm Kern FDP/ DVP meldet sich.)

Die Redezeit ist zu beach ten. Die Redezeit der SPD ist schon eine ganze Weile abge laufen, Herr Dr. Kern.

(Beifall des Abg. Stefan Räpple AfD – Unruhe)

Ich stehe nachher noch zur Verfügung, lieber Kollege Kern.

Genau. Danke schön.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, lassen Sie mich noch zwei Sätze sagen.

Aber bitte nur zwei, Herr Kleinböck.

(Abg. Winfried Mack CDU: Ein Satz! Wegen dir müssen wir nachsitzen!)

Ja, gut, okay. Ich beschrän ke mich auf einen Satz. – Es geht mir um die geplante Neu ordnung der Abschlussprüfung, liebe Kolleginnen und Kolle gen, die Absicht, eine mündliche Prüfung nur noch dann zu zulassen, wenn zwischen eingereichter und erzielter Note zwei Noten Differenz liegen. Das ist ja ziemlich sinnfrei. Wenn wir einmal die Realität anschauen: Da werden wir keine mündli chen Prüfungen mehr brauchen.

Ich fasse zusammen:

(Vereinzelt Heiterkeit – Unruhe)

Gerade bei der Weiterentwicklung der Realschule gibt es noch viel zu tun. Das, was ich hier gehört habe, geht an dem, was ich an den Realschulen höre, ziemlich vorbei.

(Abg. Beate Böhlen GRÜNE: Redezeit!)

Gut. Vielen Dank, Herr Abg. Kleinböck.

(Heiterkeit)

Jetzt machen wir Schluss.