Protocol of the Session on November 12, 2014

Meine Damen und Herren! Ich eröff ne die 111. Sitzung des 15. Landtags von Baden-Württem berg.

(Zuruf: Helau!)

Urlaub für heute habe ich niemandem erteilt.

Krankgemeldet ist Herr Kollege Halder.

Aus dienstlichen Gründen entschuldigt hat sich Frau Staats rätin Gisela Erler.

Meine Damen und Herren Abgeordneten, liebe Mitglieder der Landesregierung, wir haben heute eine Premiere.

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Ab sofort werden unsere Plenarsitzungen im Internet zusätz lich zum bisherigen Livestream in einer barrierefreien Versi on übertragen. Das bedeutet, dass nun auch hör- und sehge schädigte Menschen die Möglichkeit haben, Debatten und Ge setzesberatungen live über das Internet mitzuverfolgen. Da mit wird der Landtag von Baden-Württemberg seinem An spruch, ein bürgernahes Parlament zu sein, noch besser ge recht. Politische Teilhabe muss für alle Menschen möglich sein. Deshalb ist dieser gleichberechtigte Zugang zu parla mentarischen Informationen unerlässlich. Ich bin dankbar, dass wir das heute so einführen können.

Wir treten in die Tagesordnung ein.

Ich rufe Punkt 1 der Tagesordnung auf:

a) Fortsetzung der Ersten Beratung des Gesetzentwurfs

der Landesregierung – Gesetz über die Feststellung des Staatshaushaltsplans von Baden-Württemberg für die Haushaltsjahre 2015/16 (Staatshaushaltsgesetz 2015/16 – StHG 2015/16) – Drucksache 15/5959

Allgemeine Aussprache

b) Erste Beratung des Gesetzentwurfs der Landesregie

rung – Haushaltsbegleitgesetz 2015/16 – Drucksache 15/5960

Meine Damen und Herren, für die Allgemeine Aussprache hat das Präsidium freie Redezeit festgelegt.

Das Wort für die CDU-Fraktion erteile ich Herrn Kollegen Hauk.

Herr Präsident, meine sehr verehr ten Damen und Herren! „Baden-Württemberg kann es bes ser“, das waren Ihre Worte, Herr Finanzminister, bei der Ein bringung des Doppelhaushalts in der vergangenen Woche; das war die Kernaussage. In der Tat: Baden-Württemberg kann es besser. Aber dazu bedarf es erst eines Regierungswechsels in zwei Jahren.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

In Ihrer Rede, Herr Minister Schmid, haben Sie das Land als führend in vielen Bereichen dargestellt. Das freut uns. Es wun dert uns aber auch gleichzeitig. Denn nach dem Regierungs antritt haben Sie noch alles verteufelt und schlechtgemacht,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Alles?)

was Sie vorgefunden haben. Jetzt frage ich Sie: Wurde dieser Vorsprung in allen von Ihnen angesprochenen Bereichen aus schließlich von Grün-Rot in den letzten drei Jahren erarbei tet? Ist die hohe Zahl von Patenten, die Sie mit Bewunderung angesprochen haben, etwa das Ergebnis Ihrer Regierungsar beit in den letzten drei Jahren?

(Zuruf von der CDU: Nein!)

Fehlanzeige, meine Damen und Herren!

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Jetzt haben Sie sich, damit Sie als Finanzminister noch einen runden Schlusspunkt setzen können, dazu aufgerafft, für das Jahr 2016 endlich die Nullneuverschuldung zu erreichen. End lich! Aber wann soll man denn die Nullneuverschuldung er reichen, wenn nicht in diesen Zeiten, in denen die Steuerein nahmen sprudeln? Doch nicht erst zum letztmöglichen Zeit punkt.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Dieter Hillebrand CDU: So ist es!)

Wir sagen Ihnen klar: Wir wollen die Nullneuverschuldung jetzt und nicht erst 2016.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Zuruf des Abg. Dr. Stefan Fulst- Blei SPD)

Meine Damen und Herren, es ist doch ein Ausdruck der Ver antwortungslosigkeit, in dieser wirtschaftlich hervorragenden

Situation jetzt wieder Schulden zu machen. Wir haben in den Jahren 2008 und 2009 die Nettonull

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Aber wie?)

bei 25 % weniger Steuereinnahmen geschafft

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Und die Infrastruktur kaputtgehen lassen!)

und damals trotzdem noch einen Pensionsfonds mit einem Vo lumen von 500 Millionen € gegründet. Es sind doch Ammen märchen, die Sie verbreitet haben, dass wir schlecht dagestan den hätten.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Baden-Württem berg kann schon früher in die Schuldentilgung einsteigen – nicht erst 2020. Die mittelfristige Finanzplanung ist viel zu wenig ambitioniert. Wir sehen es doch: Im Jahr 2013 haben es elf von 16 Ländern in Deutschland geschafft, Schulden zu rückzuzahlen. Baden-Württemberg findet sich hier in einer Reihe mit Hamburg, Bremen und dem Saarland – seitenver kehrt.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nichts gegen Ham burg!)

Wir tragen die rote Laterne. Das ist nicht der Anspruch, den ich mit Baden-Württemberg verbinde.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Dann bekommen wir von Ihnen, Herr Minister Schmid, einen Haushalt hingeworfen – so sage ich einmal – mit wenig Am bitionen, mit wenig Herzblut. Man spürt doch regelrecht – üb rigens auch an Ihrer Rede in der vergangenen Woche –, dass da nichts brennt für das Land.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wo brennt’s?)

Ihnen fehlt die Leidenschaft, Ihnen fehlt das Gespür

(Zurufe von den Grünen und der SPD)

ja, das ist so –, Ihnen fehlen die Ambitionen, und zwar nicht nur in Bezug auf die Zahlen, sondern auch auf die politische Umsetzung.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Zuruf des Abg. Dr. Stefan Fulst- Blei SPD)

Dann erzählen Sie uns die Mär von der angeblichen De ckungslücke. Wir haben in Baden-Württemberg – das muss man einmal sagen – immer noch die drittgeringste Verschul dung aller Länder in Deutschland.

(Abg. Dr. Markus Rösler GRÜNE: Ohne Pensionen!)

Damit Sie es endlich einmal kapieren, wie das mit den Pen sionen funktioniert, sage ich Ihnen: Alle Länder haben Pensi onsverpflichtungen. Bei den Pensionen ist es wie bei der Ren

te. Es handelt sich um einen Generationenvertrag: Mit den laufenden Steuereinnahmen werden die aktuellen Pensionen bezahlt, wie mit den laufenden Beiträgen die aktuellen Ren ten bezahlt werden.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sie werden sich wun dern in den nächsten zehn Jahren!)