Protocol of the Session on May 22, 2014

Die Ausschreibungen sind Ihnen in der Stellungnahme zu ei nem Antrag zugegangen, und in der Ausschreibung fehlt ein Wort, das Wort „Einsatzerfahrung“.

(Zurufe von der CDU: Ui!)

Dieses Wort fehlt.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Jetzt wissen wir auch, warum! – Zuruf: Aber auch ein anderes!)

Jetzt wissen wir auch, warum. Aber warum wissen wir das?

(Lachen bei der CDU)

Wir wissen es von Personen, die eine Straftat begangen ha ben, nämlich Geheimnisverrat.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Wer?)

Herr Professor Goll, Sie wissen, Ihre Amtsvorgängerin ist we gen desselben Delikts verurteilt worden: wegen Geheimnis verrats.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Wer? Wer hat hier ein Geheimnis verraten?)

Ich wäre an Ihrer Stelle sehr vorsichtig, auch noch darauf zu drängen, dass ein amtierender Innenminister aus einem Be werbungsverfahren Angaben macht, die ihn genau in diese Rolle bringen würden, in die sich Ihre eigene Amtsvorgänge rin gebracht hat, nämlich Geheimnisverrat zu begehen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das versteht nie mand! – Zuruf des Abg. Peter Hauk CDU)

Sie wissen schon, um was es geht. Kollege Michael Billen aus der CDU in Rheinland-Pfalz wurde bekanntlich ebenfalls we gen Geheimnisverrats verurteilt.

(Abg. Andreas Glück FDP/DVP: Kommen Sie wie der zurück nach Baden-Württemberg! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Was hat das mit Geheimnis zu tun?)

E-Mails, die nicht nach außen gehören, nach außen zu brin gen, ist eine Straftat,

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet wird. Insofern reden wir über die Früchte eines vergifteten Baumes.

Aber worum geht es denn? Bleiben wir bei den Fakten. Das Merkmal „Einsatzerfahrung“ ist weggeblieben. Sie unterstel len: Wer ein Merkmal herausnimmt, schneidet quasi zu. Das impliziert, dass sich der Personenkreis verkleinert. In Wirk lichkeit – –

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Genau so steht es in der E-Mail!)

Nein, das ist ein absolutes Missverständnis.

(Lachen bei der CDU)

Nein. Ich kann es Ihnen jetzt erklären.

(Lachen des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP)

Im höheren Dienst der Polizei gibt es 400 Beamte. Mit dem genannten Merkmal wären gerade einmal 40 Beamte in der Lage gewesen, sich auf diese Stelle zu bewerben. 40!

(Abg. Martin Rivoir SPD: Jetzt aber aufpassen!)

Durch die Streichung dieses Merkmals erhöht sich die Zahl der potenziellen Bewerber um 100 % auf 80 Personen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Man muss auswäh len!)

Das ist eine Ausweitung des Bewerberkreises.

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Es ist kein Zuschneiden auf etwas Spezielles, sondern ein Aus weiten auf das Doppelte. Das ist das Gegenteil dessen, was Sie implizieren.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Man kann trotz dem aussuchen!)

Mit einem bisschen guten Willen ist das für jeden ersichtlich.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Aber so steht es drin in der E-Mail!)

Wenn man es böswillig interpretiert, kann man zu der von Ih nen implizierten Unterstellung kommen. Aber dann muss man bösartig sein.

(Zuruf des Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE)

Wenn man aber bösartig ist, muss man überlegen: Es ist Ihr gutes Recht, zu versuchen, den Minister zu treffen. Sie haben aber überzogen. Denn Sie treffen jetzt den Apparat, der durch die Herausnahme dieses Merkmals versucht, ein Gerichtsur teil umzusetzen, damit dieses zweite Bewerbungsverfahren mit mehr Bewerbern gerichtsfest zum Ende gebracht wird.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Was ist daran schlimm, dass es mehr Bewerber gibt? Wo ist das Problem?)

Das ist das Gute.

(Unruhe – Glocke des Präsidenten)

Das Wort hat Herr Kollege Sakella riou.

Herr Zimmermann hat in sofern recht.

(Unruhe)

Aber dadurch, dass Sie recht haben, haben Sie die Argumen tation der Oppositionsfraktionen ad absurdum geführt. Denn Sie haben dargelegt, dass wir jetzt einen größeren Kreis ha ben. Damit ist das Verfahren gerichtsfester. Die Beamten, die Sie letztlich mit dieser Debatte in den Schmutz ziehen, haben ihre Arbeit gemacht,

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zurufe von der CDU)

sie haben sie richtig gemacht.

Über das, was Sie gesagt haben, bin ich wirklich empört.

(Zuruf des Abg. Peter Hauk CDU)

Ein ehemaliger Justizminister, der aus einer Regierung stammt, die noch nie im Leben eine Präsidentenstelle bei der Polizei ausgeschrieben hat,

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Martin Rivoir SPD: Genau! Jawohl!)

nimmt, wenn man ausschreibt und versucht, ein Gerichtsur teil umzusetzen, Worte in den Mund, die mich sprachlos zu rücklassen.

(Abg. Friedlinde Gurr-Hirsch CDU: Merken wir aber nicht!)