Protocol of the Session on February 4, 2010

Sie haben glatt das Thema Elektromobilität unterschlagen, das in diesem Haushalt deutlich ausgewiesen ist, und die Initiativen des Wirtschaftsministeriums zusammen mit dem Wissenschaftsministerium, jeweils rund 30 Millionen € für neuere Technologien und wirtschaftsnahe Forschung. Das ist Ihrer Kenntnisnahme offensichtlich entgangen.

(Abg. Dr. Rainer Prewo SPD: Zu wenig!)

Man kann natürlich immer sagen: zu wenig. Das ist klar.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Zu wenig und zu spät, wie immer!)

Das ist ein relativ billiges Argument. Auf der einen Seite sagen Sie immer, das sei zu wenig,

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Und zu spät!)

und auf der anderen Seite prangern Sie uns als Schuldenmacher an. Das ist die Logik, die Sie in diesem Haus entwickeln.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Die haben überhaupt keine Logik!)

In diesem Haushalt wird – als klassisches Element der Mittelstandsförderung – eine Menge für den Bereich der beruflichen Bildung getan. Das kam weder bei Ihnen noch bei Frau Sitzmann vor. Das, was wir für die überbetrieblichen Bildungszentren ausgeben, nämlich 3 Millionen € in diesem Jahr, 2,5 Millionen € im nächsten Jahr, ist Ihrer Aufmerksamkeit völlig entgangen, ebenso die Förderung im Bereich Grundsatzfragen für Mittelstand und Handwerk mit 5,7 Millionen € bzw. 4,9 Millionen €. Das alles spielt bei Ihnen offensichtlich ebenso wenig eine Rolle wie die Übernahmeprogramme für Lehrlinge aus insolventen Betrieben. Ich hätte mir ein Wort dazu gewünscht, was Sie von dieser Initiative halten. Das muss doch in Ihrem Selbstverständnis als soziale Partei durchaus Anerkennung finden.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Man muss die Unter- nehmen vor der Insolvenz retten und nicht die Lehr- linge übernehmen! – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Auszubildende sind denen doch egal!)

Offensichtlich spielt das für Sie keine wesentliche Rolle.

Schließlich arbeiten Sie sich an den Innovationsgutscheinen ab. Meine Damen und Herren, unbestreitbar ist es so, dass die anderen Bundesländer nach anfänglicher Skepsis in BadenWürttemberg auf der Matte stehen und sich das Instrument der Innovationsgutscheine anschauen. Der Nächste, der es übernimmt, ist der Bund.

Nun betrachten Sie es rein fiskalisch und sagen: „In diesem Haushalt ist nicht mehr so viel vorgesehen wie im letzten.“ Das hat einen ganz einfachen Grund: weil wir dieses Volumen nicht brauchen. Wir stellen Mittel so weit zur Verfügung, wie sie von der Wirtschaft nachgefragt werden. Das ist ein nachfrageorientiertes Instrument. Von Ihrer ökonomischen Denkweise her sollten Sie nachfrageorientierte Instrumente nicht so denunzieren, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Hagen Kluck FDP/ DVP: Wofür braucht Herr Prewo einen Innovations- gutschein?)

Letztes Stichwort: Energie. Da haben wir wieder einmal einen typisch unterstellerschen Auftritt erlebt.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Ich habe nur Herrn Teufel zitiert!)

Da geht der Begriff „Kernenergie“ durch den Raum, und sofort steigt die Schaumbildung vor seinem Mund, wenn er nur an Kernenergie denkt,

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Der Vortrag war absolut sachlich!)

weil jetzt natürlich auch die Laufzeitverlängerung weiter in die Nähe rückt.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Da rückt gar nichts in die Nähe! Das ist ja lächerlich!)

Die rückt sehr wohl in die Nähe, Kollege Schmiedel. Das werden Sie sehen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Da sieht man, wie weit Sie drin sind! Keine Ahnung!)

Eine andere Möglichkeit wird es auch nicht geben, wenn Sie einerseits Ihr Mantra des Klimaschutzes aufrechterhalten wollen und andererseits keine neuen Kohlekraftwerke bauen wollen.

Herr Kollege Untersteller, ich empfehle Ihnen dringend die Lektüre dieses Energieprogramms. Darin steht nirgends, was den Anteil regenerativer Energien betrifft: „Wir dürfen nicht mehr als 20 % im Jahr 2020 erreichen.“ Wir wollen vielmehr mindestens 20 % erreichen. Die Zahlen, die Sie genannt haben, sind richtig.

(Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: 0,2 Prozentpunk te!)

Wir sind momentan bei knapp 15 % und werden in absehbarer Zeit schon 17 % erreichen. Das heißt, wir werden höchstwahrscheinlich 20 % deutlich überschreiten.

(Abg. Dr. Reinhard Löffler CDU: So ist es!)

Sie werden nicht erleben, dass die CDU-Fraktion in diesem Haus, meine Fraktion oder der Wirtschaftsminister sagt: „Oh Gott, oh Gott. Das wird zu viel. Wir müssen jetzt bremsen.“

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Dann ist er nicht mehr Wirtschaftsminister!)

Vielmehr schaffen wir die Voraussetzungen für einen möglichst hohen Anteil an regenerativen Energien in Baden-Würt temberg.

(Unruhe)

Natürlich müssen wir uns die Frage stellen: Wie finanzieren wir den Ausbau und die Erforschung der erneuerbaren Energien? Dabei wären Sie gut beraten, den Weg mitzugehen, der in unserer Koalitionsvereinbarung steht und den auch der Bund gehen will, nämlich die Erträge aus den Laufzeitverlängerungen mindestens zur Hälfte abzuschöpfen,

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Es gibt keine Laufzeit- verlängerung! Was träumen Sie denn da?)

damit diese Mittel in den Ausbau der regenerativen Energien fließen können. Ansonsten werden Sie das Ziel, über das in diesem Haus offensichtlich Konsens besteht,

(Zuruf des Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE)

nämlich irgendwann 100 % des Energiebedarfs in BadenWürttemberg regenerativ zu decken, nicht erreichen können. Über dieses Ziel besteht überhaupt kein Dissens in diesem Haus. Die Frage ist nur, wann und auf welchem Weg dies geschieht.

(Beifall bei der FDP/DVP – Glocke der Präsiden- tin)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Untersteller?

Bitte schön.

Herr Kollege Rülke, ist Ihnen bekannt, …

(Vereinzelt Heiterkeit – Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: Er hat doch noch gar nicht gefragt!)

… dass es gelungen ist, den Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor in Deutschland in den letzten zehn Jahren von 4,3 % auf 17 % hochzutreiben, sprich zu vervierfachen, ohne dass da irgendwelche staatlichen Gelder hineingeflossen sind, sondern allein über das EEG?

(Lachen bei Abgeordneten der CDU und der FDP/ DVP)

Ohne staatliche Gelder gemäß dem EEG? Also Herr Untersteller!

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: 8 Milliarden € von der Allgemeinheit! – Weitere Zurufe)

Allein über das EEG.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

Ist Ihnen bekannt, dass es, wenn wir dieses Instrument für die nächsten Jahre weiter beibehalten werden,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das EEG ist gut, sehr gut sogar, aber es kostet Geld: 8 Milliarden €!)